Corona

  • Zum Teil mit Drosten: Das ist aber auch gar keine Erwartungshaltung, die man ihm überstülpen sollte. Was macht er denn? Er berichtet aus undüber seinen Fachbereich und sobald es themenüberschneidend wird wiegelt er ab und sagt oft und sehr deutlich "nicht sein Kompetenzbereich". Selbst zu den Themen Epidemiologie und Impfstoffentwicklung hält er sich öffentlich offensiv raus. An den Punkten, wo man weiß, dass er damit halt auch nichts zu tun hat, will man ja auch eigentlich keine öffentlichen Ratschläge oder Erklärungsversuche hören oder?

    Lange Zeit hätte ich das unterschrieben, aber die Äußerungen im Guardian und auch bereits davor in einem der ersten Podcasts nach den Lockerungen gingen dann schon deutlich in den sozialwissenschaftlichen Bereich hinein (und zwar komplett ohne sich da auch nur irgendwie eine von außen kommende Expertise eingeholt zu haben). Indem er hier eben die Politik quasi abmildernd aus der Verantwortung zog und mehr und mehr darauf abstellte, dass die Menschen, die Deutschen sich jetzt problematischer verhalten "könnten", dann "werden". Und da griff für mich genau das, was Du auch sagst: "An den Punkten, wo man weiß, dass er damit halt auch nichts zu tun hat, will man ja auch eigentlich keine öffentlichen Ratschläge oder Erklärungsversuche hören oder?" Ganz genau.

  • Sehr lesenswerter Kommentar (mal wieder Spiegel Online, externer Kommentator)


    "In schön" formuliert, das, was Zackzack und ich schrieben.


    (oder Zackzack ?)

    Der Mann ist auch Betriebswirt - nur so zur Information. Dem Kommentar merkt man jedenfalls den neoliberalen Background an.

  • Das kann ich so 100% teilen.


    Ja, ich will auch raus, und ja, ich verstehe jeden, der da Strohhälme sucht, um das in Frage zu stellen.


    Aber wie Bronco schon sagte (und ich das auch durch Vaddern kenne) - das ist verdammt gefährlich, wenn man sich da aus egoistischen Gründen drüber hinwegsetzen möchte finde ich (nur ich persönlich, muss jeder selbst wissen) das einfach falsch.

    • Offizieller Beitrag

    Da äußert man einmal eine andere Meinung - schon beginnt hier die Hexenjagd und alle hauen auf einen ein!!

    ;)



    Oh, liebe Ärzte, hört auf zu denken und vor allem subversiv.
    Dazu habt ihr jetzt einfach nicht das Recht.

    Welche Ärzte?
    Und wer hat gesagt, dass Ärzte (oder überhaupt irgendjemand) jetzt nicht das Recht hätten zu denken?

    Oder bezieht sich Dein Beitrag auf was anderes?



    Jetzt musst Du für Dich selbst entscheiden,...

    Raten meinst Du. :)
    Na klar kann ich entscheiden. Aber es geht doch schon mit dem "nach meiner Ansicht" los.

    Das ist gut und richtig - aber eben auch schon nur eine Annahme.
    Klar: Muss man wohl so machen, Und mache ich ja auch. Aber am Ende steht: Ich weiß, was ich nicht weiß.
    Das macht es für mich schwierig.

    Und wenn ich mich dafür entschieden habe, welche Zahl die "richtige" ist - was fange ich dann damit an? Wenn diese Zahl relevant ist, welche Zahl ist dann die, die es zu erreichen gilt?


    Das sagt doch nun wirklich (fast) jeder.

    Ja. Aber nicht alle. Und warum soll zum Beispiel Wodarg falsch liegen? Ich meine - ich denke schon, dass er das tut. Immerhin sagen ja die meisten anderen was anderes.

    Und wenn Du mangelhafte Kommunikation anführst, wegen derer manch eine/r Verschwörungstheorien anheim fällt... da frage ich mich ja immer, wieso man wegen fehlender Informationen an etwas glaubt, worüber es noch weniger Informationen gibt. Geben muss.

    ich war eben einkaufen. Mit Maske (und das ist wirklich blöd mit Brille). An der Kassenschlange rempelte mich einer von hinten an, den Einkaufwagen hinter sich herziehend. Meinen Einwand ob des zu geringen Abstandes konterte er mit "Nun mach Dir mal nicht ins Hemd! Ist eh alles Verarsche!".
    Welche Informationen wurden dem nicht richtig kommuniziert?


    Ich finde hier verkürzt Du etwas. Das setzt ein Bild voraus, in dem Menschen die Fähigkeit komplett verloren haben unterschiedliche Argumente und Ergebnisse abzuwägen und sich ein Bild zu machen.

    Nein, das haben sie natürlich nicht. Und es ist auch absolut richtig - und bei mir zu kurz dargestellt - dass die Handlungen und Folgerungen aus dem, was die WissenschaftlerInnen sagen, natürlich hinterfragt werden sollen, müssen.

    Wissenschaftliche Erkenntnisse jedoch abzuwägen und zu bewerten... das fällt zumindest mir schwer. Und ich stelle daher die Behauptung auf, dass das bei anderen nicht anders sein dürfte.


    Stephans Weltsicht haut eben mal so Kant in die Mülltonne...

    Nein. s.o.


    Ich habe auch Sorge, dass die Wirtschaft den Bach runtergeht und dass die sog. Kollateralschäden immens sind. Und es sehe auch, dass es langsam Zeit wurde/wird, dass neben Virologen auch Soziologen etc. an der Diskussion beteiligt sind.
    Aber ich habe ehrlich gesagt mehr Sorge vor italienischen Bildern.

    Und ich habe Verständnis dafür, dass es mal-so-mal-so-Entscheidungen gibt. Try and error. Das ist die Realität.

    Ich möchte nicht tauschen!


  • Ich fasse nur kurz zusammen, was ich hier schon häufiger geschrieben habe. Die komische Reproduktionszahl ist Kappes.

    Sinnvoll stattdessen ist es die Neuinfektionen der letzten 7 Tage jeweils mit den jeweils 7 Tage davon liegenden Tagen zu vergleichen. Montags ist beispielsweise generell schon seit Wochen immer der tiefste Tag der Woche (außer dem Osterdienstags"montag").

    ...

    Einleitend möchte ich kurz zu bedenken geben, was hier wohl los wäre, wenn einer der "üblichen Verdächtigen" von der "anderen" Seite geschrieben hätte, dass ein "von Experten" erhobener und für zentral wichtig erklärter Parameter "Kappes" sei. Das Virologen-Diplom wäre da wohl das Mindeste gewesen...

    ....


    ok, dann formuliere ich es etwas um:

    Die Reproduktionzahl als Futter für die Medien und ihre Kunden zu nehmen, ist sehr unglücklich.

    Hast Du hier im Faden meine diversen Erklärungen dazu gelesen?

    Die Methode der Ermittlung der Reproduktionszahl führt dazu, daß sie im Laufe einer Woche schwankt. Geht sie runter jubelt die Presse "oh, alles ist toll". Geht sie dann wieder hoch "oh je, oh je, Katastrophe". So ist das mit wunderbarer Regelmäßigkeit. Sie hat für die Virologen sicherlich (bei einer Betrachtung eines 7tägigen Mittels) ihren Sinn, ist aber für eine tägliche Betrachtung in der Presse (meinetwegen auch nur in meinen Augen) Kappes.

    Schau Dir einfach mal die Schwankungen der Reproduktionszahl an, insbesondere in den ersten Aprilwochen.

    Edith sacht, daß das auch für die tägliche Zahl der Neuinfektionen gilt. Die sieht für die letzten 2 Tage z.B. "toll" aus und wird wie jede Woche am Donnerstag/Freitag wieder deutlich steigen. "Oh je, Katastrophe". Man kann aber nächsten Donnerstag nicht mit dem Wert von gestern vergleichen, sondern muß ihn mit dem letzten Donnerstag vergleichen! Macht aber in der Presse keiner.

    4 Mal editiert, zuletzt von 96Weizen ()

  • Oh, liebe Ärzte, hört auf zu denken und vor allem subversiv.
    Dazu habt ihr jetzt einfach nicht das Recht.

    Welche Ärzte?
    Und wer hat gesagt, dass Ärzte (oder überhaupt irgendjemand) jetzt nicht das Recht hätten zu denken?

    Oder bezieht sich Dein Beitrag auf was anderes?

    Bezieht sich auf stscherers blankes Verderben, bzw. seinen Kommentar dazu.

  • Stephan535


    Irgendwann mußt Du halt selbst für Dich entscheiden... ;)


    Aber wenn Du die 3 Parameter


    - Neuinfektionen pro Tag

    - Kapazitäten der Gesundheitsämter und

    - Zeit zwischen Infektion und Erkennen


    als gegeben ansiehst (wäre jetzt die Linie von Karl Lauterbach, die er abgesichert sieht durch die überwiegende Zahl der Virologen und der Helmholtz-Studie) dann gibt es halt zwei Extreme:


    - die von mir als konservativ bezeichnete: die höchste Infektionsrate mit der geringsten Kapazität der Gesundheitsämter und der längsten Zeit


    oder


    - die von Herrn Laschet und Herrn Lindner mit geringster Infektionsrate mit der höchsten Kapazität der Gesundheitsämter und der kürzesten Zeit.


    Die von Dir nicht gewollten italienischen Verhältnisse verhinderst Du am wirksamsten mit der ersten Annahme, die meisten Lockerungen kannst Du am schnellsten umsetzen mit der zweiten Annahme.


    Es ist sehr einfach zu merken, dass ich die erste Annahme vertrete. ;)


    blue valentine

    Manche meiner Beiträge enthalten Spuren von Ironie... ;) hier vor Ort werden sehr viele Praxen von fleißigen Helfern mit "Schutzausrüstung" in Form von selbstgenähten Masken versorgt, weil es weiterhin nicht genügend Schutzausrüstung gibt.


    PS: Zur Reproduktionszahl: tatsächlich ist die in den USA derzeit negativ und war in Südkorea tageweise positiv: 33.000 Neuinfektionen mit 35.000 Neuinfektionen an den Vortagen ergeben eine negative Reproduktionszahl, 10 Infektionen zu 7 Infektionen eine positive. Aber selbst das berühmte Milchmädchen kann auf dem Bierdeckel ausrechnen, was wohl für den jeweiligen Staat die bessere Lösung ist.

  • Die Bedeutung der Reproduktionszahl ist sowieso eckt ganz anderes als das was das RKI ermittelt, besser: schätzt.


    Das RKI bildet eine Relation aus der Gesamtzahl (gemeldeter) Neuinfektionen an verschiedenen Tagen. Eigentlich findet man die Reproduktionszahl aber über die Verfolgung von Einzelfällen: Wie viele Personen hat ein Kranker angesteckt? Das ist ja auch das erklärte Ziel in die Einzelverfolgung zu kommen. Aus meiner Sicht läuft man diesbezüglich bei Corona aber in ein systematisches Problem: Die Dunkelziffer und damit die Ansteckung ohne Symptome ist sehr hoch. Daher kann man sich nicht sicher sein bzw. es ist sogar eher unwahrscheinlich, dass sich der Neuinfizierte nun ausgerechnet beim Untersuchten angesteckt hat.


    Insofern ist ggf. der beste Indikator für die Entwicklung der neuen Infektionen (solange man die Testkriterien nicht grundlegend ändert) der ANTEIL positiver Tests.

  • PS: Zur Reproduktionszahl: tatsächlich ist die in den USA derzeit negativ und war in Südkorea tageweise positiv: 33.000 Neuinfektionen mit 35.000 Neuinfektionen an den Vortagen ergeben eine negative Reproduktionszahl, 10 Infektionen zu 7 Infektionen eine positive. Aber selbst das berühmte Milchmädchen kann auf dem Bierdeckel ausrechnen, was wohl für den jeweiligen Staat die bessere Lösung ist.

    Ah ja, wenn ich 33.000 durch 35.000 teile, kommt eine negative Zahl raus.


    Da wundert es einen dann doch nicht, dass die offiziellen Stellen den schlampigen Umgang mit den eigenen Zahlen nicht auf viel breiterer Basis um die Ohren gehauen bekommen.

  • PS: Zur Reproduktionszahl: tatsächlich ist die in den USA derzeit negativ

    Wie viele Patienten macht den so ein Infizierter in den USA gerade gesund?

    sasa + musketeer54 + Käptn Frühstück

    Ich bitte ausdrücklich um Entschuldigung, es kommt eine Zahl unter 1 heraus, im zweiten Beispiel eine Zahl über 1 heraus, dies wollte ich sagen. Es ging mir um die Abnahme bzw. Zunahme der Gesamtinfektionen.

  • https://www.nzz.ch/schweiz/sch…tcid=smsh&mktcval=Twitter


    Da es bundesweit immernoch keine wirkliche Diskussion über Kinder <10 gibt, die über die Annahme, eh alles Virenschleudern, bloß zuhause bleiben, hinausgeht (mit wenigen Ausnahmen, wie Bundesfamilienministerin Giffey, die zunehmend aber bislang recht erfolglos Druck in der Debatte macht), finde ich das Interview mit diesem Schweizer Infektiologen, auch gerade aus persönlicher Betroffenheit und absehbar ungeklärter Lage (besonders in Niedersachsen) mehr als spannend.


    Kernaussagen: Zwar keine validen Daten, aber weltweite Einschätzung aus Einzelbeobachtungen, dass (junge) Kinder sich nicht gegenseitig anstecken, wohl aufgrund "Rezeptoren, an die das Virus andockt, bei Kindern weniger oft vorkommen als bei Erwachsenen", "Bei allem gilt: Kind mit Kind ist nicht das Problem in dieser Epidemie."


    In Hannover nunmehr in der 7. Woche die Kindergärten dicht. Perspektive weiterhin auf August weggeschoben und leider in Deutschland weiterhin nicht eine Studie dazu, die erste wird jetzt erst in Baden Württemberg angestoßen und finanziert.

  • @96weizen


    Ich hatte Deine Begründungen gelesen und finde sie ja auch einleuchtend, aber darum ging es mir nun ja gerade auch nicht (also um die Frage, ob das für mich stimmig ist).


    Stattdessen denken sich die relative Fixierung auf die R-Zahl ja nun weder ich noch irgendwelche "Querulanten" aus und übertreiben ihre Wichtigkeit innerhalb der Kommunikation, sondern das RKI, Drosten etc. führen die ja nun selbst beständig an. Und da bleibt die Frage "Warum?" umso mehr. Weil man selbst die (Nicht-)Bedeutung besser versteht als diese Experten? Oder ist deren Kommunikationsstrategie derart suboptimal, dass sie ständig Zahlen anführen, von denen sie selbst wissen, dass sie gar keine Bedeutung haben? Oder was soll das dann?


    Und die kleine "Spitze" zu Beginn sollte eher allgemeineren Charakter haben.

  • n Hannover nunmehr in der 7. Woche die Kindergärten dicht. Perspektive weiterhin auf August weggeschoben und leider in Deutschland weiterhin nicht eine Studie dazu, die erste wird jetzt erst in Baden Württemberg angestoßen und finanziert.

    DAS ist eine der Baustellen, die viel zu wenig diskutiert werden.

  • PS: Zur Reproduktionszahl: tatsächlich ist die in den USA derzeit negativ

    Wie viele Patienten macht denn so ein Infizierter in den USA gerade gesund?

    Lach nicht! Negative Kapitalzinsen und negative Ölpreise hätten wir früher doch auch für Blödsinn gehalten, oder? ;)

  • Der Mann hat vor 20 Jahren mal ein VWA-Studium abgeschlossen, danach Geschichte, Politik, Publizistik studiert und anschließend - also seit knapp 15 Jahren - nahezu ausschließlich zu NS-Vergangenheit, Holocaust und Kirchengeschichte publiziert.


    @Tobi-Wan 96


    Ich teile da nicht alles, aber einiges ist doch sehr schön pointiert, z. B.:


    "Besser wäre es von "Rückkehr" oder "Wiedereinsetzung" zu sprechen und nicht von "Lockerungen", die den Menschen von oben herab gewährt werden, aber nur wenn sie sich entsprechend verhalten.