Corona

  • Nachdem ich am Mittwoch fünf Minuten der Pressekonferenz der Bundesregierung (von der zweiten Grade, parallel zu der laufenden Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder) und zwei Minuten Kretschmann bei Lanz gesehen habe, weiss ich, wie breit, wissenschaftlich, zahlen- und evidenzbasiert die Diskussion war. Exakt NULL.


    Mein Fokus sind ja die Zahlen. Es gibt genau eine Zahl und die kommt von Drosten. Die Zahl der Kontakte um 75 % zu reduzieren. Und die passt zu keiner anderen wesentlichen Zahl (und ebenso wenig zu seinem eigenen Geschwätz von gestern).

  • Zum Thema Online-Konferenzen in der Schule.


    Ich habe das der Lehrerin meines Sohnes im Frühjahr auch vorgeschlagen. Die Antwort war, dass es vom Kultusministerium untersagt ist, wenn nicht alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben, sprich von der Schule zur Verfügung gestellte Hardware.

  • wenn nicht alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben, sprich von der Schule zur Verfügung gestellte Hardware.

    Die Aussage ist nicht ganz richtig: Es muss "nur" sichergestellt sein, dass alle an den Konferenzen teilnehmen können. Gleiche Voraussetzungen bei der Hardware müssen nicht gegeben sein. Mindestens bei den Schulen, die IServ nutzen, genügt dafür ein Smartphone mit Internetverbindung. Bei mir, auf meiner heile-Welt-Schule, waren diese Voraussetzungen bei einem Anteil im Promille-Bereich nicht erfüllt. In den "Nahkampfgebietschulen" wird das aber sicherlich anders ausgesehen haben.


  • Wenn ein Kleinbetrieb letztes Jahr November bei 100.000 Euro Umsatz 10.000 Euro Gewinn erwirtschaftet hat bekommt er in diesem November nun 75.000 Euro Soforthilfe? :grübel:

    Mal abgesehen davon, dass du sehr optimistische Vorstellungen von Umsätzen von Kleinbetrieben hast — wie wäre deine Rechnung bei einem Unternehmen, dass ausgerechnet im November 2019 100.000€ Verlust gemacht hat, weil es sich einen neuen Kleinunternehmen-Firmenporsche gekauft hat? Sollen die 75.000€ zahlen?

    Wegen einer Investition macht man keinen Verlust, die diese aktiviert und abgeschrieben wird.

  • Viel schlimmer ist es für diejenigen, die in 2019 kräftig investiert haben, um dann in 2020 die Umsätze (und hoffentlich auch die Gewinne) zu steigern. Die stehen jetzt richtig doof da.


    Man hätte einen Durchschnitt ermitteln können, der eine ganze "Saison", die es in der Gastronomie geben kann, abbildet.

  • Das Fixkosten erstattet werden müssen ist klar. Aber die Kosten für frische Ware entfallen doch komplett - in einem guten Restaurant fallen die doch ins Gewicht.

    Eine mir gut bekannte Gaststätte hat 2020 einen Umsatzrückgang von ~50% zu verzeichnen. Die mir ebenfalls gut bekannte Inhaberin hätte jetzt andere Ansichten, was wie ins Gewicht fällt.

    Da sind wir uns einig: 2020 ist der Anteile der Betriebsausgaben anteilig höher, da geringer Umsatz.
    Aber es wegen werden ja die Zahlen des Vorjahres genommen. Und ich hatte zusätzlich von Fixkosten gesprochen, Scholz hat Tilgung und Krankenversicherung explizit. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich einfach nicht gut in Rechnen bin (und gleich arbeiten muss). Ich denke an ein Mittelding zwischen Umsatz und Gewinn - was dann fallweise zu prüfen wäre.


    Beispiel von mir (ich bin von Corona nicht betroffen): Letzten November habe ich Subnehmern ein paar Tausend Euro Honorar gezahlt. Dies Jahr brauchte ich keine Fledermaus-Experten und habe kaum auch sonst kaum Fremdleistungen. Durch die zugekauften Kollegen schwanken meine Umsätze jährlich stark - meine Gewinne sind dagegen ziemlich stabil bzw. steigen jährlich etwas (mal sehen, wie lange der Staat noch Geld für Straßenbau und Artenschutz hat ...)
    Wenn man nur auf den Umsatz schaut, müsste ich ich bei Erstattung der Umsätze trotzdem jetzt 7000 € on the top zu meinen normalen monatlichen Erlösen bekommen. Weil ich ja 2022 wieder Fledermäuse brauche

  • Egal wie, aber wenn man einer ganzen Branche für einen Monat die Türen versiegelt muss etwas mehr Gehirnschmalz investiert werden, als sich eine Kennziffer auszusuchen und dann vollumfänglich darauf abzustellen.


    Es gibt in der Bankenwelt eine ganze Reihe von Kennziffern (sog. Covenants), die erhoben werden, um Kredite abzusichern bzw. die Kreditnehmer "im Auge" zu behalten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in der finalen Verordnung plump auf den Umsatz im November 2019 geschaut wird.

  • Zum Thema Online-Konferenzen in der Schule.


    Ich habe das der Lehrerin meines Sohnes im Frühjahr auch vorgeschlagen. Die Antwort war, dass es vom Kultusministerium untersagt ist, wenn nicht alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben, sprich von der Schule zur Verfügung gestellte Hardware.

    Beim erwähnten Grundschul-Test kam auch raus, dass 5 Kinder kein Gerät hätten und zumindest eines kein eigenes Zimmer.
    Aber auch das ärgert mich so - Deutschland ist furchtbar ungerecht.

    Das wird nicht besser, wenn dann ein Teil der Schüler zuhause gefördert wird und es dem anderen noch schlechter geht.

    Ich denke, wir haben eine Krise ... Kann man dann nicht mal im Interesse aller in dieser Klasse 5 Notebooks kaufen?


    Sonst wird doch auch nicht aufs Geld geschaut (Open House, die App scheint mir für 60 Mio auch recht teuer)

  • Musuri: Ich habe hier und da schon beschrieben, dass die bisherigen Finanzhilfen für die Gastronomie eigentlich Finanzhilfen für Hauseigentümer, Versicherungen und Leasingunternehmen waren. Ich habe wenig Neigung, hier noch weiter rumzuflennen oder irgendwas zu verteidigen.


    Nur soviel: Für eine Neiddebatte gibt es wahrlich bessere Adressen als die Gastronomie/Veranstaltungsbranche.

  • Es gibt in der Bankenwelt eine ganze Reihe von Kennziffern (sog. Covenants), die erhoben werden, um Kredite abzusichern bzw. die Kreditnehmer "im Auge" zu behalten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass in der finalen Verordnung plump auf den Umsatz im November 2019 geschaut wird.

    Ich leider schon - plump und einfach können sie. Scheiß aufs Gemeinwohl. Aber ich hoffe, du hast recht.

    Sowohl im Gesundsheitswesen als auch bei Finanzen würde ich mir jetzt externen Sachverstand wünschen

  • Käptn Frühstück
    Hier führt m. W. niemand eine Neiddebatte. Auch wenn du das Porsche-Beispiel gebracht hast
    Dann fordere halt ein Mindesteinkommen, hätte ich nichts gegen einzuwenden


    Hier sind sich viele einig, dass die Gastro-Schließung das falsche Mittel ist. Mir geht es darum, dass für die - laut RKI - richtigen Mittel (z. B. Luftfilter für Schulen) noch Geld da ist. Und nach Corona für die Entwicklung von Reserve-Antibiotika, Klimaschutz etc. Das möchtest du doch bestimmt auch.

    Weder Umsatz noch Gewinn sind alleine das richtige Parameter - darauf können wir uns hoffentlich einigen.

  • Du hast die Hilfen für die Gastronomie mit Investitionen für Luftfilter aufrechnen wollen. Was ist das, wenn kein Neid?


    Was Parameter angeht, fange ich dann doch mal das Flennen an: die mir bekannte Inhaberin einer Gaststätte scheißt auf Parameter. Wenn sie mit Kotzen fertig ist, weil man ihr holterdipolter den Laden schließt, füllt sie KUG-Formulare aus, damit Angestellte ihr Geld bekommen, kümmert sich darum, ob ihre Minijobber klarkommen, überlegt, was sie mit überschüssiger Ware macht, wie sie einen Außer-Haus-Verkauf regelt, und kuckt dann in den Spiegel, um nachzusehen, ob noch Zahnfleisch da ist, auf dem sie den November über gehen kann.

  • Vergiss es. Ich wollte eine angemessene Bezugsgröße und Fairness.


    Obwohl ich von Luftfiltern in Schulen selbst überhaupt nichts habe. - Aber in bestimmten Suppenküchen Kundin bin bzw. war und auch Gastro & Kultur eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen.
    Sorry, dass ich die Empfehlungen des RKI für sinnvoller halte, als das was gerade passiert

  • Du hast die Hilfen für die Gastronomie mit Investitionen für Luftfilter aufrechnen wollen. Was ist das, wenn kein Neid?

    Dann ist das, was das RKi für sinnvoll hält oder eben nicht. RKI sagt, Gastro & Kultur kann offen bleiben. Aber es braucht dringend Lösungen für Schulen und öffentlichen Verkehr.


    PS Das dass RKI bei Corona keine Rolle spielt wusste ich nicht. Danke für die Aufklärung!


    Dann hoff mal, dass wirklich an Umsatz und nicht Gewinn gedacht wurde. Umgekehrt würdest du mir sicher zustimmen. Zumal ich für einen Mittelweg und schlau plädiert habe ...

    2 Mal editiert, zuletzt von Musuri ()

  • Man hätte einen Durchschnitt ermitteln können, der eine ganze "Saison", die es in der Gastronomie geben kann, abbildet.

    Genau das fordern ja auch viele Künstler, die zum Beispiel ja oft sehr saisonal Geld verdienen. Plakativ sei Helge Schneider genannt, der in einem offenen Breif an Olaf Scholz konstatiert hat, dass er im November 2019 (quasi) keine Umsätze hatte, im Restjahr allerdings schon.

  • Man hätte einen Durchschnitt ermitteln können, der eine ganze "Saison", die es in der Gastronomie geben kann, abbildet.

    Genau das fordern ja auch viele Künstler, die zum Beispiel ja oft sehr saisonal Geld verdienen. Plakativ sei Helge Schneider genannt, der in einem offenen Breif an Olaf Scholz konstatiert hat, dass er im November 2019 (quasi) keine Umsätze hatte, im Restjahr allerdings schon.

    Nun, das ist ja auch keine Quantenphysik.