Russlands Angriff auf die Ukraine

  • "Nach Angaben der Verwaltung der ukrainischen Stadt Mariupol" also nein? Ich finde das sehr wichtig, Diskussionen auf faktischer Ebene zu fĂŒhren oder ansonsten abzuwarten, bis eine faktische Ebene seriös hergestellt werden konnte. Und genau das lese ich hier, es blieb bisher(!) bei der "lt. DPA nach Angaben der Stadtverwaltung", das ist schwierig, wie vieles was gerade passiert.

  • Das ist ĂŒberhaupt nicht wichtig, weil stscherer das gar nicht in Frage stellt, sondern unter der Annahme rechtfertigt, dass es stattfindet.


    Im ĂŒbrigen: WHO: In drei Wochen 43 Angriffe auf medizinische Einrichtungen:



    Quelle: npr.org, englisch.


    EDIT: Hier ein Interview mit zwei Ärzten von Physicians for Human Rights, Original englisch. Auszug:


    Zitat

    Physicians for Human Rights hat 601 gezielte Angriffe auf 350 medizinische Einrichtungen in Syrien seit 2011 dokumentiert. Warum werden medizinische Einrichtungen angegriffen?


    Heisler: Es ist eine verheerend wirksame Kriegswaffe, denn es gibt nur wenige bessere Möglichkeiten, die Bevölkerung zu terrorisieren, ihren Willen zu brechen und die Moral zu senken, als durch Angriffe auf die Gesundheitsversorgung. In einem Artikel in The Lancet wurde diese Strategie als "die Bewaffnung des Gesundheitswesens" bezeichnet.


    Al-Nahhas: Wenn ein Land Einrichtungen des Gesundheitswesens angreift, sendet es die Botschaft aus, dass es keine Grenzen fĂŒr sein Handeln gibt. Dies zielt auf Menschen, die sich nicht selbst verteidigen können und die keine Bedrohung darstellen können, weil sie Patienten sind. Auf diese Weise wird die Widerstandskraft der Menschen gebrochen. Ins Krankenhaus zu gehen wird gefĂ€hrlich, dort Hilfe zu holen bedeutet, sein Leben zu riskieren.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Gut wenn faktenbasierte Diskussion fĂŒr dich nicht wichtig ist, gerade in einem medial mit allen Mitteln befeuerten Krieg in dem die Wahrheit ein extrem schwieriges journalistisches Puzzle ist, klinke ich mich hier wieder aus. DafĂŒr reicht mir dann auch Twitter.

  • stscherer hat unabhĂ€ngig davon, ob es schon passiert ist oder nicht, vorweggenommen, was er ĂŒber eine solche Deportation denkt. Daher kommt es gar nicht darauf an, ob es schon passiert ist oder nicht. Es geht hier um seine Sicht der Dinge.

  • WDJ_Lasse: HĂ€? Es fragt doch auch niemand hier, ob Lakritzes Aussagen faktisch sind. Darum geht es nicht.


    Fakt ist, dass Russland systematisch Krieg gegen die Zivilbevölkerung fĂŒhrt und stscherer Elemente davon als humanitĂ€r rechtfertigt.


    EDIT: Das macht nichtmal der Kreml, nehme ich mal an. Der leugnet das, weil er weiß, dass das Kriegsverbrechen sind.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • WĂ€hrenddessen begrĂŒĂŸt mich Twitter heute morgen mit diesem Tweet an erster Stelle:


    Zitat

    Ich bin sicher, dass ich bald sterben werde. Es ist nur eine Frage von ein paar Tagen. In dieser Stadt wartet jeder stÀndig auf den Tod. Ich möchte nur, dass er nicht zu beÀngstigend ist. - Zeugnis einer Frau in #Mariupol


    Original englisch.


    EDIT: Dieselbe Userin:


    Zitat

    Das Dorf, in dem ich die meiste Zeit meines Lebens gelebt habe, trÀgt jetzt den Zusatz "Massaker". Was zur Hölle.

  • Ich empfinde das von mir wahrgenommene da als sehr ambivalent. Einerseits die sehr heftigen LuftanschlĂ€ge, wahllos auf alles (wo sich angeblich MilitĂ€r hinter Zivilbevölkerung versteckt), andererseits eine vorhergegangene Zwangsverpflichtung Bewaffnung der (mĂ€nnlichen) Zivilbevölkerung, dann wieder andererseits Berichte von jungen russischen Wehrpflichtigen, die noch vor ein paar Tagen dachten sie wĂ€ren nur auf Übung und gar keine Motivation auf Krieg gegen Ukrainer haben, andererseits wieder Berichte von Greultaten eroberter Dörfer, wieder andererseits Berichte von Korridoren und 10.000den ĂŒber diese Korridore erfolgreich geflĂŒchtete Mariupoler, andererseits wieder Berichte ĂŒber die Unmöglichkeit aus dieser Stadt zu entkommen. Wer hindert wen daran aus Mariupol rauszukommen, wo hört zwangsweise Evakuierung auf, wo fĂ€ngt Deportation an(heftigstes Wort einfach, ich hoffe einfach auch, dass es in der RealitĂ€t gerade gar nicht angebracht ist)? Wie gesagt, ich sehe Eure Diskussionsgrundlage ĂŒberhaupt nicht, weshalb ihr euch hier so in die Haare kriegt.

  • Wie gesagt, ich sehe Eure Diskussionsgrundlage ĂŒberhaupt nicht, weshalb ihr euch hier so in die Haare kriegt.

    Wurde doch jetzt zweimal (fĂŒr mich nachvollziehbar) erklĂ€rt: Weil die EinschĂ€tzung dessen unabhĂ€ngig davon ist, ob das nun tatsĂ€chlich stattgefunden hat oder nicht. Sonst mĂŒsste man annehmen, dass stscherer seine EinschĂ€tzung Ă€ndern wĂŒrde, wenn sich die Deportationen als tatsĂ€chlich oder nicht tatsĂ€chlich herausstellen wĂŒrden.

  • Nochmal in Antwort auf Lasse: Das sind zwei verschiedene Dinge:


    1. stscherer bezeichnet Kriegsverbrechen als "humanitĂ€r", unabhĂ€ngig davon, dass sie nicht verifiziert sind. Dies wiederholt, ĂŒbrigens.


    2. Russland fĂŒhrt gezielt Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Das ist in der Ukraine offensichtlich und unumstritten (außer von Russland selber), es ist das, was Russland in Syrien und in Tschetchenien gemacht hat, und von daher nicht neu. DafĂŒr habe ich oben die WHO und npr angefĂŒhrt, noch weiter oben die NYT-Recherche, nachdem Russland in Syrien 4 KrankenhĂ€user innerhalb von 12 Stunden bombardiert hat, die kurz davor in eine UNO-Schutzliste eingetragen wurden. Man könnte sehr viel mehr raussuchen, aber das ist einfach nicht zu leugenen.


    Dass von Russland praktisch keine funktionierenden Evakuationsmöglichkeiten fĂŒr Mariupol eingerichtet wurden, dĂŒrfte auch als bestĂ€tigt gelten.


    Im ĂŒbrigen ist Chernihiv zunehmend in einer Ă€hnlichen Lage wie Mariupol, ebenso hat Ă€hnliches westlich von Kiew stattgefunden und in Kharkiv sehen die VerhĂ€lntnisse fĂŒr die Zivilbevölkerung auch zunehmend katastrophal aus.

  • Alleine der Gedanke, Deportationen von Zivilisten sei ein humanitĂ€rer Akt, ist Irrsinn.

    Selbst wenn die Deportierten nicht in die berĂŒchtigten Lager verbracht werden und dort verrecken, wenn sie also ĂŒberleben, sind das keine lebenserhaltenden Gesten.


    Was stscherer meint, ist dass die deportierten Menschen aber nicht zwingend sterben, was sie in der umschlossenen und beschossenen Stadt wohl tun werden. :(

  • Der Einzige, der hier komplett durch ist (und dies schon seit ziemlich langer Zeit) bist Du... hier im Thema potenziert es sich allerdings noch einmal.


    1. Zivile Ziele zu bombardieren ist ein Kriegsverbrechen.

    2. Menschen aus einer killing zone abzutransportieren ist erst einmal kein Kriegsverbrechen.

    3. Ein solcher Transport kann zu einem Kriegsverbrechen werden.

    4. Menschen zu vergewaltigen ist ein Kriegsverbrechen.


    Bisher habe ich die Aussage von beiden Seiten, dass Menschen abtransportiert worden sind und sich damit nicht mehr in einem Bereich befinden, der potentiell tödlich ist.


    Nach der russischen Seite handelt es sich dabei um eine Evakuierung, insgesamt sollen 300.000 Menschen (davon 60.000 Kinder) aus der Ukraine nach Russland "geflohen" sein. ÜberprĂŒfen kann das bisher niemand, weder die Zahl der "aufgenommenen FlĂŒchtlinge" noch den "Evakuierungscharakter" der Aktion in Mariupol.


    Nach der ukrainischen Seite war es eine Deportation. Auch das kann bisher, wie WDJ_Lasse völlig richtig feststellt, nicht ĂŒberprĂŒft werden. Dabei sollte man (auch ich ĂŒbrigens, mein Fehler) mit der Nutzung dieses Begriffes vorsichtig sein, denn - bisher - geht es auch nach ukrainischen Angaben darum, dass Menschen gegen ihren Willen aus Mariupol weggeschafft werden, und zwar nicht in andere Teile der Ukraine oder ins westliche Ausland, sondern nach Russland. Allein das ist nach der Definition keine Deportation.


    Die hier nun in den Raum gestellten BefĂŒrchtungen, diese Menschen wĂŒrden drangsaliert, misshandelt, vergewaltigt und anschliessend im Sinne einer Deportation rechtlos langfristig in Lager oder weit entfernte Orte verbracht, kann man haben, sie sind aber - bisher - nicht faktenbasiert und folgen der Intention: wer einen solchen Krieg fĂŒhrt, der tut auch so etwas - und da sind wir dann bei einer DĂ€monisierung "der Russen" insgesamt, die ich so nicht teilen kann. Herrn Putin und seinem Zirkel traue ich jedes Kriegsverbrechen zu, aber jetzt jeden Russen und insbesondere jeden russischen Soldaten zum Kriegsverbrecher zu machen?


    Aber von meiner Seite habe ich jetzt meine Sicht genug geschildert. Also weitermachen, ExilRoter und pasza !


    PS: prickelpit96

    Bei allen Aussagen wird komplett vergessen, dass wir es mit Gegenden zu tun haben, in denen die Russen auch ihre eigenen Leute bombardieren, weil es dort einen hohen Anteil an russischstÀmmiger Bevölkerung gibt. Aber die fehlende Differenzierung (nicht von Dir) ist ja inzwischen allgegenwÀrtig.


    PPS: Zackzack

    Noch einmal: tatsĂ€chliche Deportationen im Sinne der Definition sind ein Kriegsverbrechen. Die Frage ist halt, ob man per se "dem Russen" ein solches Kriegsverbrechen unterstellt - ĂŒber diejenigen hinaus, die völlig unbestritten sind. Und allein die Aussage, die russische Seite wĂŒrde den Abtransport der Zivilbevölkerung leugnen, zeigt, wo da jemand gefangen ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von stscherer ()

  • Die hier nun in den Raum gestellten BefĂŒrchtungen, diese Menschen wĂŒrden drangsaliert, misshandelt, vergewaltigt und anschliessend im Sinne einer Deportation rechtlos langfristig in Lager oder weit entfernte Orte verbracht, kann man haben, sie sind aber - bisher - nicht faktenbasiert und folgen der Intention: wer einen solchen Krieg fĂŒhrt, der tut auch so etwas - und da sind wir dann bei einer DĂ€monisierung "der Russen" insgesamt, die ich so nicht teilen kann. Herrn Putin und seinem Zirkel traue ich jedes Kriegsverbrechen zu, aber jetzt jeden Russen und insbesondere jeden russischen Soldaten zum Kriegsverbrecher zu machen?

    Der Hintergrund des 'Misstrauens' gegen diese Vorgehensweise der Russen ist im Tschetschenien-Krieg begrĂŒndet, in dem viele Menschen in Lager deportiert wurden.

  • Was stscherer meint, ist dass die deportierten Menschen aber nicht zwingend sterben, was sie in der umschlossenen und beschossenen Stadt wohl tun werden. :(


    Leider zielt das in die gleiche Richtung, wie: "WĂŒrde Ukraine sich dem Aggressor einfach ergeben, gebe es nicht zwingend Kriegstote." Das ist im Ergebnis einfach nur zynisch.

  • Der Einzige, der hier komplett durch ist (und dies schon seit ziemlich langer Zeit) bist Du... hier im Thema potenziert es sich allerdings noch einmal.


    1. Zivile Ziele zu bombardieren ist ein Kriegsverbrechen.

    2. Menschen aus einer killing zone abzutransportieren ist erst einmal kein Kriegsverbrechen.

    3. Ein solcher Transport kann zu einem Kriegsverbrechen werden.

    Wenn die Menschen dort nicht freiwillig mitgehen, ist der Transport an sich ja auch schon ein Kriegsverbrechen.

    Ansonsten stimme ich dir zu, dass das keiner von uns aktuell genauer beleuchten kann und das Wort "Deportation" einfach so eine ekelige Vergangenheit hat, dass man mit der Verwendung sehr vorsichtig sein sollte.

  • Geil. Jetzt zieht stscherer die russische "Interpretation" als Rechtfertigung heran.


    Zur Erinnerung: Russland hat ĂŒber diesen verbrecherischen Angriffskrieg nur gelogen. Es hat bis zuletzt geleugnet, dass es die Ukraine angreift. Es hat ihn sogar geleugnet, als er stattfand und eine "spezielle militĂ€rische Operation" genannt.


    EDIT: Und natĂŒrlich tut er sogar das, ohne Quellen zu nennen.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Wenn die Menschen dort nicht freiwillig mitgehen, ist der Transport an sich ja auch schon ein Kriegsverbrechen.

    Eben.


    "Deportation or forcible transfer of population" laut Rom-Statut.


    Allerdings kein Kriegsverbrechen, sondern "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Wobei es als Kriegsverbrechen aber auch noch einmal gelistet ist:


    "Unlawful deportation or transfer or unlawful confinement;"

  • wer einen solchen Krieg fĂŒhrt, der tut auch so etwas - und da sind wir dann bei einer DĂ€monisierung "der Russen" insgesamt, die ich so nicht teilen kann. Herrn Putin und seinem Zirkel traue ich jedes Kriegsverbrechen zu, aber jetzt jeden Russen und insbesondere jeden russischen Soldaten zum Kriegsverbrecher zu machen?

    Also bist du jetzt dabei den Krieg zu legitimieren und achtest nur noch darauf, ob in EinzelfĂ€llen die Grenze zu Kriegsverbrechen ĂŒberschritten wird?


    Und mach dir keine Sorgen, ich kriege das schon hin, nicht jeden Russen in einen Sack zu kloppen. Bei den Soldaten, die jetzt in ihr Nachbarland einmaschiert sind, muss ich aber keine chirurgische Differenzierung betreiben. Auch der Medic, der seine Kameraden zusammenflickt, damit sie weiter Krieg fĂŒhren können, ist Mitagressor.

  • ExilRoter

    Erneut: was fĂŒr ein Quatsch.


    Ich habe Propaganda als Propaganda bezeichnet.


    pasza

    Nein, zielt es nicht, aber es dĂŒrfte keinen Sinn haben, mit Dir darĂŒber zu diskutieren. Genau so wenig ĂŒber meine Grundeinstellung, dass es sich um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg handelt, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Aber ich erlaube mir schon ein bisschen mehr Differenzierung als Du, erkenne aber, dass Du das nicht akzeptieren kannst.


    Aber vielleicht einen kleinen Ausflug in die Geschichte, weil da Dein Arzt ja auch eine Rolle spielt: wenn die militĂ€rische FĂŒhrung einer Armee ganze Landstriche samt der dort lebenden Zivilbevölkerung mit Napalm bombardiert, dann ist das ein Kriegsverbrechen. Wenn sich dann aber die Soldaten dieser Armee um die Opfer kĂŒmmern, sie medizinisch versorgen und zur Behandlung ausfliegen, dann ist das kein Kriegsverbrechen... aber natĂŒrlich wird dadurch das zuvor auf Befehl begangene Kriegsverbrechen nicht ungeschehen gemacht.