Russlands Angriff auf die Ukraine

  • Russland spricht ĂŒbrigens offiziell von gut 1.000 getöteten Soldaten. Westliche SchĂ€tzungen liegen teilweise bei ĂŒber 40.000. Wahr wird beides nicht sein, es zeigt aber die Spannbreite der (Fake-)News.

  • 15 000 gefalle Soldaten und um die 30 -40 000 verwundet, das sind die Zahlen welche die westlichen Dienste und MilitĂ€rs annehmen, und ich erachte die als realistisch.


    Anmerkung: verwundete Soldaten können nicht kĂ€mpfen, 50 000 von 150 000 200 000 (?) Soldaten ausgeschaltet, plus viele FĂŒhrungskrĂ€fte, das ist schon echt heftig nach einem Monat Krieg

  • Über 40.000 Verluste (gefallen, verwundet, desertiert), von 40.000 getöteten habe ich zumindest noch nicht gelesen. Eher Zahlen, wie Andro sie zitiert. (Aber die sind eigentlich auch noch höher, als das, was ich gelesen und fĂŒr seriös eingeschĂ€tzt habe.)

  • Ja, da war ich unprĂ€zise, sorry. Russland spricht von ca. 3.000 Verlusten, der Westen teilweise von ĂŒber 40.000. Macht die Diskrepanz nicht wirklich kleiner.

  • Wenn Dir jetzt noch nicht klar ist, wer lĂŒgt und wer versucht, eine ehrliche EinschĂ€tzung abzugeben, kann ich Dir leider nicht helfen.


    Anders ausgedrĂŒckt: Eine Diskrepanz mit russischer Darstellung ist in allen Angelegenheiten ein unverzichtbarer Schritt Richtung Wahrheit. Nicht ausreichend, aber zwingend erforderlich.

  • Sorry, dass ich Dir so auf den Pelz gerĂŒckt bin. Ich hab' mal wieder nicht berĂŒcksichtigt, dass viele die Trauerarbeit, die dadurch nötig wird, dass das gefĂŒrchtete russische MilitĂ€r ein Totalausfall ist, außer, wenn es darum geht, Zivilisten zu bombardieren, immer noch hinausschieben, so gut es geht.

  • 300 Tote nach Angriff auf Theater befĂŒrchtet

    Stand: 25.03.2022 14:09 Uhr


    Im ukrainischen Mariupol könnten bei dem Angriff auf ein Theater vergangene Woche rund 300 Menschen getötet worden sein. Das geht laut Behörden aus Augenzeugenberichten hervor. Zudem habe Russland ein ParteibĂŒro am Stadtrand eröffnet.


    Tagesschau


    Nachtrag


    Mariupol ist die Hölle auf Erden.


    Ich finde da auch gerade nicht mehr Worte fĂŒr, das muss aufhören, so schnell wie möglich

    Einmal editiert, zuletzt von andro96 ()

  • Ich dachte, die Ironie wĂ€re so dick aufgetragen, dass ich keinen Smiley brauche.


    Wobei da irgendwo ein Kern Wahrheit sein muss. Wenn ich daran denke, wie lange in der deutschen Diskussion daran festgehalten wurde, dass die Ukraine keine Chance hat. Noch zu einem Zeitpunkt, wo klar war, dass Russland mit diesem Angriff nicht durchkommt, wurde hier diskutiert, dass die Ukraine sich ergibt.


    All diese Sachen sind fĂŒr mich zugegebenermaßen schwer zu ertragen. Also die deutsche Diskussion. Da besteht die Gefahr, dass ich etwas griffig werde. Ich versuche weiterhin, das zu vermeiden, auch wenn ich mal leicht ausrutsche.


    EDIT: Als weiterer bitterer Hintergrund kommt rein, wie in Deutschland ĂŒber den russischen Krieg in Syrien geredet wurde. Nach dem Motto: Endlich bringt jemand Ordnung rein in dem Moment, wo Aleppo zerbombt wurde, wie jetzt Mariupol.

  • Die Zerstörung Groznys wĂ€re eigentlich der Zeitpunkt gewesen, richtig auf den Tisch zu hauen. Wer war da nochmal Kanzler?


    Zitat

    Die Folgen fĂŒr die Zivilbevölkerung, sagt der Kaukasus-Experte Uwe Halbach, "waren in den massiven Kriegsphasen verheerend". Die Zahl der Todesopfer wird, beide Kriege zusammengenommen, auf zwischen 100.000 bis annĂ€hernd 200.000 Menschen geschĂ€tzt. Damit, so Halbach, "bildeten die Tschetschenienkriege die schlimmsten Gewaltereignisse im postsowjetischen Raum".

    https://www.tagesschau.de/ausl
ropa/kiew-grosny-101.html


    Nachtrag


    Blaupause:


    Zitat

    Putin macht tschetschenische Terroristen dafĂŒr verantwortlich – und erklĂ€rt ihnen den Krieg. Offiziell deklariert er ihn als „Anti-Terror-Operation“.

    Aus

    Putins Kriege


    Tschetschenien, Georgien, Syrien, Ukraine –was sind die Motive des russischen PrĂ€sidenten?


    ZDF

    Einmal editiert, zuletzt von andro96 ()

  • Eigentlich ist es mir auch egal, warum stĂ€ndig der Eindruck entsteht, die Leute halten selbst im Angesicht dessen, dass Russland in den Totalitarismus abdriftet, daran fest, dass "beide Seiten lĂŒgen", dass die Ukrainier es irgendwie verdient haben, auch wenn man das nicht sagen darf, dass in dem bescheuerten russischen Nationalismus eine irgendwie legitime Kapitalismuskritik steckt oder dass man selber gerechtfertigt gewesen wĂ€re, vor Russland Angst zu haben, was ich fĂŒr Kollaboration halte, weil Angst das erklĂ€rte Ziel russischer Politik ist.


    Und weil mir das so egal ist, fÀllt es mir schwer, den Kern Wahrheit darin wirklich auf den Punkt zu bringen.


    AuffÀllig ist schon, dass gerade die deutsche Diskussion weiterhin beharrlich daran festhÀlt, dass Russland in diesem Krieg militÀrisch erfolgreich sein könnte.


    Das können sie nicht, außer, man subsumiert das Töten von Zivilisten unter militĂ€rische Ziele. Auch können sie, wenn sie nochmal eine neue Armee aufstellen können, weitherhin vielleicht auf einen langen Abnutzungskrieg zielen. Aber sie können die Ziele, die sie hatten, nicht annĂ€hernd erreichen, das steht schonmal eindeutig fest.

  • Das hĂ€ngt davon ab, was man meint, was letztendlich seine Ziele sind. Wenn er die GrĂ¶ĂŸe der Sowjetunion wieder haben will hat er maximal verkackt, keine Frage. Mit allem drum und dran.

    Wenn es Krim, möglichst viel vom Osten, NeutralitÀt und Marionettenregierung ist, wird er bis auf letzteres alles bekommen.

    Edit: Und der Westen wird sich dann mit Sanktionen und allem auch wieder in den Griff bekommen.

  • Wenn wir es ihm geben, vielleicht.


    Die Ukraine ist weiterhin nicht bereit, auf Territorium zu verzichten. Da gab es immer klare Ansagen, und dennoch wurde das in den deutschen Medien teilweise anders dargestellt. (Und genau diese Diskussionen finde ich ziemlich gruselig. Immernoch dasselbe Muster: Über die Köpfe der Ukrainier hinweg "das Beste" fĂŒr die Ukraine wollen.)


    Die Ukraine von westlicher Seite zu einem Waffenstillstand zu zwingen, ohne dass gleichzeitig ein russischer Truppenabzug stattfindet, wĂ€re deswegen nichts anderes als ein weiterer Verrat, nachdem man sie zu den Minsk-Abkommen gedrĂ€ngt hat. (Das war damals kein klarer Verrat, weil der Westen diesen Krieg heute nicht hat kommen sehen. Aber jetzt wĂ€re die Wiederholung desselben Fehler ein klarer Verrat, weil man sie nach Scheitern dieser Politik zu demselben Fehler zwingen wĂŒrde.)


    Dieser Krieg jetzt kann nur mit dem Ende Putins enden. Wie immer das genau aussieht.

  • NatĂŒrlich wird die Ukraine vom Westen verraten werden. Wer macht sich denn da Illusionen?


    Und die Krim und Donbas? Wie sollte das denn sonst realistisch ablaufen? Das Asow-Regiment sÀubert dann dort mit deutschen Waffen die Kollaborateure weg? Ich glaube da sind durch den Krieg Tatsachen geschaffen worden. Ob einem das nun gefÀllt oder nicht.

  • Du schĂ€tzt den Krieg meiner Meinung nach falsch ein.


    Aber wo wir hier schon diskutieren, möchte ich dann doch nochmal Einspruch erheben gegen Deine Lesart der Zerstörung Grosnys, oben. Die Interpretation, dass das, was Putin in Tschetschenien gemacht hat, irgendwie mit dem - ebenfalls hoch problematischen - amerikanischen Krieg gegen den Terror gemein hĂ€tte, ist eine Interpretation, die von Russland selber gepusht wurde. In Amerika hat man sich eher unangenehm ertappt gefĂŒhlt, weil man das Argument nicht so einfach von sich weisen konnte -- aber letztendlich wies man es von sich.


    Mit Grosny ist Russland durchgekommen aufgrund des westlichen Rassismus. Genauso Syrien. Genauso interessiert uns eigentlich Georgien nicht. Und die Ukraine ist in derselben Gefahr, etwa, wenn hier nicht den SĂ€tzen Putins widersprochen wird, die Ukrainer seien eigentlich Russen. (Eine Argumentation, die hier mehrmals aufgetaucht ist.)


    Wie das realistisch ablaufen soll: Das ist schwer zu sagen. Bei Kriegen sind die Unsicherheiten immer sehr hoch. Es besteht durchaus eine realistische Chance, dass das russische MIlitĂ€r kollabiert. Dies insbesondere, wĂŒrde es mal substanzielle Sanktionen geben.


    Aber Du wolltest Realismus: Grundlage fĂŒr einen Waffenstillstand kann nur ein gleichzeitiger russischer RĂŒckzug auf die Ausgangspositionen sein, auch wenn dies heißt, dass man Russland erstmal weiterhin in Krim und Donbas belassen muss. FĂŒr Krim und Donbas muss dann eine wirkliche Lösung gefunden werden.


    Ich habe durchaus auch seriöse Analysen gelesen, dass sich die Ukraine auf einen Verlust der Krim einlassen könnte, aber ich denke, sie werden das nicht zugestehen als direkte Friedensbedingung, d.h. wenn ĂŒberhaupt, könnte mit einem Waffenstillstand ein Prozess eingeleitet werden, der darauf hinauslĂ€uft, also eventuell ĂŒber ein international ĂŒberwachtes Referendum auf der Krim. Die offizielle Position ist aber: Territoriale Unversehrtheit.


    Das einzige, was an ZugestĂ€ndnissen gegenĂŒber Russland fĂŒr einen Waffenstillstand gemacht werden kann, ist: Kein NATO-Beitritt. Dies ĂŒbrigens, weil der sowieso nie nahe und wahrscheinlich tendenziell unrealistisch war.


    BeschrÀnkungen in Bezug auf irgendwelche anderen SouverÀnitÀtsrechte werden von der Ukraine nicht hingenommen werden, soweit ich das sehe.


    Wenn Putin sich halten will und deswegen eine BrĂŒcke braucht, muss er sich selber eine bauen. Ich denke aber nicht, dass der Westen das VerhĂ€ltnis zu Russland normalisieren darf, solange er an der Macht ist. So sehr Deutschland auch davon trĂ€umt.

  • gegen "tschetschenien" wurde von niemandem in deutschland oder europa ernsthaft einspruch erhoben, weil es unter krieg gegen islamistische seperatisten firmierte. wenn jetzt gesagt wird, alle waren schon immer gegen russische gewalt nach der "wende", ist das schlicht und einfach lĂŒge und geschichtsfĂ€lschung.