Russlands Angriff auf die Ukraine

  • Ich habe heute morgen den letzten Podcast von Lanz & Precht gehört.


    Es ist beschämend, was Herr Precht da so redet. Aber ich denke, dass er - leider - das Denken von Scholz und Macron sehr gut antizipiert: da "Wir" mehr auf die Russen angewiesen sind als auf die Ukraine und weil die Ukraine den Krieg sowieso nicht gewinnen und ihr Staatsgebiet zurückerobern kann, sollten wir der ukrainischen Armee auch keine Waffen liefern.


    Dann müssen die "verhandeln" = kapitulieren und bekommen als Trostpflaster ein paar Jahre Ruhe vor den Russen... und wir können endlich wieder in Ruhe aus Russland Rohstoffe kaufen.


    Und gleichzeitig können sich die Ukrainer:innen überall dort vernünftig verteidigen, wo westliche Waffen zum Einsatz kommen. Nur haben sie davon nicht genügend, weil bei einer erfolgreichen Gegenattacke würde ja Herr Putin sein Gesicht verlieren, wie Herr Precht noch einmal betonte. Mit diesem Argument hätte Herr Göring seinen Ruhestand auf dem Obersalzberg bis zu seinem natürlichen Tod genossen.


    :kotzen:

  • Nur mal so, weil es in die ganze Situation passt.


    Egon Bahr (irgendwann in den 70ern):

    - "Für Deutschland ist Amerika unverzichtbar, aber Russland unverrückbar."


    Egon Bahr (1999):

    - "Es gibt keine Stabilität in Europa ohne die Beteiligung und Einbindung Russlands. Und ich weiss genau, dass Russland nicht so schwach bleiben wird, wie es im Augenblick ist. Wir können im Prinzip jetzt alles tun, was wir wollen, Russland kann es nicht hindern [sic! ], es ist zu schwach. Aber ich warne davor, ein grosses stolzes Volk zu demütigen."


    Wir in Europa werden eine Zeit nach Putin im Kopf haben __müssen__, denn Russland ist da, wo es ist. Und es ist so groß, wie es ist. Insofern weiß ich persönlich nicht, wie man den Gedanken zuende denken kann, man habe eine friedliche Zukunft nach dem Ende dieses unseligen Angriffskrieges von Putin und seinen Vasallen, ohne mit Russland wieder zu verhandeln.


    Die Reihenfolge sollte sein:

    Die Russen aus der Ukraine schmeißen, dann _muss_ wieder mit Russland geredet werden. Und die Welt muss sich überlegen, wie sie es schaffen kann, dieses Russland einzuhegen. Aber das wird immer nur über den Weg des miteinander Sprechens funktionieren.

  • Man hat auch mit Deutschland gesprochen, aber nicht mehr mit den Nazis - jedenfalls nicht mit den Aushängeschildern. Ähnlich wäre es auch in Russland, denn die Herrscher von morgen sind Putins Speichellecker von heute.


    Niemand bezweifelt ernsthaft, dass man mit Russland sprechen muss. Aber vorher muss mal einen Krieg gewinnen.


    Putin greift über die Schlangeninsel und die Kämpfe Richtung Odessa nach Transnistrien und damit nach Moldau. Die sind die Nächsten. Dann ist die Restukraine dran und dann vielleicht die ersten NATO-Territorien, mit Polen hat er ja jetzt schon eine Rechnung offen, aber es kann ja auch vorher noch Litauen sein oder vielleicht Finnland.


    Wer jetzt keine Waffen liefert und die Ukraine in die Teilkapitulation treibt - nichts Anderes wäre es jetzt, denn am Ende stände der Verlust von 1/5 ihres Staatsgebietes, der lädt Russland dazu ein, genau so weiter zu machen - und übrigens auch China, aber das ist noch einmal ein ganz anderes Kapitel.

  • Natürlich muss nach dem Krieg mit Russland gesprochen werden. Die sind eine Flugstunde von uns entfernt.Aber mit Putin nach so einem Angriffskrieg an einem Tisch zu sitzen, der auch noch alles abstreitet und das Gegenteil behauptet, das stelle ich mir sehr schwer vor.

    Mit den Deutschen hat man auch gesprochen, hat denen einen Weg aus dem Chaos gezeigt und sie haben es einigermassen gut hinbekommen... Ob das mit Russland funktionieren würde? Ich habe da geringe Hoffnung, das Volk wurde nicht wie bei den Nazis 12 Jahre belogen, die werden seit Hunderten von Jahren belogen. Die haben sich daran gewöhnt, das man gerade soviel hat, um zu überleben... wenn man sich noch zusätzlich selbst versorgen kann. Wenn es einen Regimechange geben würde, ja dann wäre das etwas anderes, aber den sehe weder ich noch die Analystem am Horizont. Die Kiste ist im Dreck, wie soll sie da jemals wieder raus kommen?

  • Ich habe wirklich generell nicht eben viel Neigung, dem Precht zuzustimmen oder auch nur -hören. Dennoch habe ich mich getriggert gefühlt und das angehört. Deshalb die Frage, ob Du vielleicht mit Timestamps oder so konkretisieren könntest, wo Precht folgende von Dir angeführte, natürlich besonders empörenswerte Punkte ausführt:


    da "Wir" mehr auf die Russen angewiesen sind als auf die Ukraine [...], sollten wir der ukrainischen Armee auch keine Waffen liefern


    und wir können endlich wieder in Ruhe aus Russland Rohstoffe kaufen.


    weil bei einer erfolgreichen Gegenattacke würde ja Herr Putin sein Gesicht verlieren,


    Ich habe das so schlicht nicht rausgehört, aber man überhört ja bei so ner knappen Stunde auch das ein oder andere. Danke sehr!

    2 Mal editiert, zuletzt von Zackzack ()

  • Bitte nicht böse sein, aber einiges Unkraut am Wegesrand musste beim Anhören schon leiden, deswegen tue ich mir das nicht noch einmal an.


    Zitate 2+3 sind meine bösartige Interpretation der Intention, die natürlich so nicht benannt wird.

  • Bitte nicht böse sein, aber einiges Unkraut am Wegesrand musste beim Anhören schon leiden, deswegen tue ich mir das nicht noch einmal an.

    Okay.

    Zitate 2+3 sind meine bösartige Interpretation der Intention, die natürlich so nicht benannt wird.

    Wozu ich ergänzen mag: Zitat 1 übrigens auch.


    Ich finde wie angedeutet auch nicht wirklich, dass der Precht ein sonderlich treffsicherer Zeitkommentator ist. So ein inhaltlicher Widerling, wie Du aus ihm machst, ist er aber eben auch zu keinem Zeitpunkt. Sprich: All die (drei) Positionen, die besonders niederträchtig in der Argumentation wären, vertritt er schlicht nicht. Das auseinanderzuhalten, ist vielleicht schlecht für den eigenen kurzfristigen Emotionshaushalt, aber gut für die Diskursfähigkeit (und fürs Unkraut, na klar).

    Einmal editiert, zuletzt von Zackzack ()

  • Precht hat irgendwann damit angefangen, sich zu Themen zu äußern, von denen er keine Ahnung hat. Die große Masse hält ihn aber für den Volks-Philosophen der Neuzeit. Traurig.

  • Tja, ich mag den ja auch nicht, aber das mit den Äußerungen über Dinge, von denen wir keine Ahnung haben, tun wir hier ja nun alle. Vielleicht bringt unsere derzeitige Empörungs-Gesellschaft, wo Meinung und Gefühl mehr zählen als Fakt und Argument, auch keine klügeren Köpfe als Precht hervor?

  • Precht hat irgendwann damit angefangen, sich zu Themen zu äußern, von denen er keine Ahnung hat. Die große Masse hält ihn aber für den Volks-Philosophen der Neuzeit. Traurig.

    Also man mag von dem ja halten was man will, aber wie definiert sich denn ein Volks-Philosoph? Für mich ist ein von der großen Masse als Volks-Philosoph gelesener Mensch automatisch ein Volks-Philosoph.

  • Hä? Welche Philosophen werden denn "von der großen Masse" gelesen? J.K. Rowling?


    Der Typ wird vielleicht gelesen, aber nicht von der großen Masse und lediglich als Unterhaltung.

  • Gelesen im Sinne von wahrgenommen. Kannst gerne wieder durchatmen. Wobei über 3 Millionen verkaufte philosophische Bücher auch schwer zu toppen sein dürften von anderen deutschsprachigen Philosophen, aber da wirst du mir bestimmt Gegenbeispiele liefern können

  • Natürlich muss nach dem Krieg mit Russland gesprochen werden. Die sind eine Flugstunde von uns entfernt.Aber mit Putin nach so einem Angriffskrieg an einem Tisch zu sitzen, der auch noch alles abstreitet und das Gegenteil behauptet, das stelle ich mir sehr schwer vor.
    ...

    Ohne Putins Krieg irgendwie relativieren zu wollen:

    Trump hat gelogen, bis sich die Balken bogen ... und alle haben mit ihm an einen Tisch gesessen.

    Johnson lügt bis heute in vielen Dingen (und die interessierte Welt weiß das), will gerade den "Brexit-Vertrag" einseitig aushebeln, hat in der Brexit-Kampagne über EU, Frankreich, Deutschland und die Queen gelogen ... und am Wochenende haben beim G7 alle lächelnd "shake hands" gemacht.

    Und soll ich noch 500 weitere Beispiele nennen?

    Vom lächelnden Umgang mit Bush und Co. nach dem Angriffskrieg der USA gegen den Irak könnte man auch noch schreiben, nachdem man wußte, daß die korrupte Band gelogen hatte, um ihren Krieg zu rechtfertigen und nachher im Irak Milliardengeschäfte gemacht hat ...


    Ach ja ... 2017 beim G20 Gipfel in Hamburg, den ich hautnah erleben "durfte", haben alle auch noch gerne und lächelnd shake hands mit Putin gemacht ... irgendwie habe ich im Hinterkopf, daß auch 2017 schon ein von Rußland begonnener Krieg gegen die Ukraine lief ... und was mit Sanktionen.


    Also, ich bin da ganz optimistisch und denke, "die schaffen das" , sich auch mit Putin wieder an einen Tisch zu setzen.

  • Precht wird in der Breite gelesen als Populärwissenschaftler, noch viel mehr tritt er als solcher in Talkshows auf.


    Steven Hawking ist auch in der Breite gelesen worden, aber nur "Eine kurze Geschichte der Zeit", d.h. nicht als Physiker, sondern eben als Populärwissenschaftler.


    Man sollte also Precht nicht so hochhängen. Aber genau das ist natürlich das Muster.


    Abgesehen davon schreiben auch echte politische Philosophen Mist, wie wir an Habermas gesehen haben. Hier übrigens eine aktuelle Replik auf ihn von Timothy Snyder, seines Zeichens Historiker, in der FAZ. (Deutsch.)

  • Melnyk kritisiert Friedens-Appell: „Pseudo-intellektuelle Verlierer“ (haz.de)

    Zitat

    Nicht schon wieder, what a bunch of pseudo-intellectual loosers 🤦‍♂️
    Ihr alle Varwicks, Vads, Kluges, Prechts, Yogeshwars, Zehs & Co. sollt euch endlich mit euren defätistischen „Ratschlägen“ zum Teufel scheren. Tschüß

    Ich finde ja er kann sich mit seiner Banderas Verehrung zum Teufel scheren....Tschüß


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    What an unsympatic loudmouth 🤦‍♂️