Russlands Angriff auf die Ukraine

  • Wenn Du eine immer weiter fortschreitende Selbstisolation von Olaf Scholz innerhalb der Ukraine-Kontaktgruppe als Führung betrachtet, hättest Du recht.


    Das wäre dann allerdings ein ziemlich merkwürdige Definition von Führung.

    Führung ist halt erstmal, "sagen, wo es langgeht" - wenn Du in der entsprechende Position bist. Nimmt man die Rufe nach Führung gegenüber Deutschland ernst, so ist Scholz wohl in dieser Position. Dass er Deutschland dann und damit in Isolation bringt, heißt entweder, dass Scholz dennoch so führungsmächtig ist, dass sich alle in die Faust beißen, aber machen müssen, was er sagt. Oder dass Deutschland doch nicht so führungsmächtig ist, wie gefordert und behauptet, und dann eben alle an Deutschland vorbei was anderes machen. Will sagen: Wenn niemand da ist, der mit diesem Inhalt geführt werden will, dann gab es auch nie eine Führungsmacht Deutschlands, auf die alle gewartet haben oder hätten warten müssen.

    So wie Du Führung beschreibst, beweißt auch ein Geisterfahrer auf der Autobahn Führung..


    ..bis zum Aufprall.

  • Wenn denn "gesichert" ist, dass alle außer Scholz in die entgegengesetzte Richtung fahren (und nicht nur: fahren "wollen"), dann stimmt das wohl. Diese ganze Differenzierungen sind aber eigentlich Inhalt meiner Einwürfe und Fragen. Denn den Gap zwischen "fahren", "fahren wollen" und "eigentlich schlingern alle in zig verschiedene Richtungen und zeigen mit dem "Du-bist-Schuld-Finger" auf den jeweils anderen" klärt Andros Collage, die ich ja eigentlich verstehen wollte, halt nicht so richtig.

  • Ich bin verwirrt. Ich dachte er soll endlich mal Führung beweisen. Das wäre, wenn es sich bestätigt, doch eine klare Ansage an die Partner in der er Deutschland nicht verzwergt…weil wir ja angeblich Führungsanspruch haben und so….“Wir stellen uns nicht in den Weg, lasst uns alle liefern!“….sogar gegen den Mehrheitswillen seiner eigenen Bevölkerung wohlgemerkt.


    Ich nehme mal an mit Führung war hier immer Führung im Sinne von Deutschland gemeint?


    Ich weiß ich bin in der Minderheit hier, aber ich schreibe es trotzdem mal:


    Ich persönlich begrüßte es sogar in der speziellen Frage explizit wenn man hier ein vorsichtiges, mit allen abgestimmtes und gemeinsam durchgezogenes Vorgehen wählt. Und keine Alleingänge von Deutschland ohne Big Brother anstößt. Mit diesem ganzen Gerede vom Führungsanspruch kann ich persönlich irgendwie nichts anfangen …

  • ich rede die russische aggression nicht zivil, aber seit wann sind kriege überhaupt zivil ? Und ich werde von keinem vernünftigen menschen mit der russischen position in verbindung gebracht, abgesehen von unbelehrbaren demagogen deiner sorte.

  • Ich persönlich begrüßte es sogar in der speziellen Frage explizit wenn man hier ein vorsichtiges, mit allen abgestimmtes und gemeinsam durchgezogenes Vorgehen wählt. Und keine Alleingänge von Deutschland ohne Big Brother anstößt. Mit diesem ganzen Gerede vom Führungsanspruch kann ich persönlich irgendwie nichts anfangen …

    Das kann man so sehen, aber dann sollte man sich selber nicht vorher als Führungspersönlichkeit oder -Nation betiteln. Vor allem dann nicht, wenn man es später ohnehin so tun wird, wie es viele Andere schon vorher getan hätten. Dann wirkt man eben immer wie Einer, der Dinge immer als Letzter versteht. Das führt unweigerlich dazu, dass man irgendwann auch nur noch als Letzter einbezogen wird. Konsequenterweise sollte Deutschland gar keine Waffen herstellen, wenn Angelegenheiten wie Krieg und Frieden eine Nummer zu unschön für uns sind.

  • Was Scholz jetzt hier macht, hat weder etwas mit Führung noch mit abgestimmten und gemeinsam durchgezogenes Vorgehen zu tun.


    Wenn denn die Meldungen aus dem Bundeskanzleramt stimmen, dann hat Scholz allen Ernstes die Zustimmung zur Lieferung von Leopard II Panzern davon abhängig gemacht, dass die USA zugleich auch Abrams Panzer liefern. Eine absurde Forderung, weil die Amerikaner bereits erklärt und begründet haben, warum sie das jetzt nicht tun wollen. Der wesentliche Grund ist, dass es bisher noch keine ausreichende Infrastruktur für die Abrams in Osteuropa gibt und die Polen gerade erst dabei sind, eine solche in ihrem Land aufzubauen. Dagegen gibt es genau diese Infrastruktur für den Leopard II gleich in mehreren Nachbarländern der Ukraine, weshalb so ziemlich alle Militärexperten der Meinung sind, dass nur der Leopard II der ideale Kampfpanzer für die Ukranie ist. Zudem haben der größte Teil der europäischen Nato-Partner genügend Leopard II Panzer in ihrem Arsenal, sodass sie ausreichend viele Panzer der Ukraine liefern können.


    Wenn Scholz tatsächlich den anderen europäischen Partnern die Exportgenehmigung für die Leopard II an die Ukraine trotz offizieller Anfrage verweigern will, dann blockiert er nicht nur deren Bestreben, die Ukraine zu unterstützen, sondern er nötigt zudem die USA, dazu, gegen alle Vernunft und Logik jetzt schon Abrams zu liefern, obwohl dies zumindest jetzt noch keinen Sinn macht. Er läuft mit diesem Verhalten Gefahr, unsere europäischen Bündnispartner massiv und nachhaltig zu verärgern und die USA zudem zu brüskieren.


    Führung heißt, voranzuschreiten, andere von seinem Konzept zu begeistern und hinter sich zu versammeln. Scholz macht genau das Gegenteil und wenn er dann am Ende doch wieder zustimmt, wird es wieder so wirken, dass er zaudernd und zu zögerlich agiert hat, dann unter dem Druck der anderen eingeknickt ist und wie immer den anderen Partnern hinterherhinkt.

  • @Calogero81

    Mit dem Stempel "mit russischen Position in Verbindung gebracht", was ja nur die vornehmere Variante von "Putin-Versteher" ist, werden gerne in dieser Diskussion Andersdenkende versehen. Damit soll eine Differenzierung stattfinden zwischen einerseits den aufrichtigen, integren, mit Experten-Wissen ausgestatteten und moralisch über jeden Zweifel erhabenen Diskutanten und denjenigen, die einfach eine andere Sichtweise haben. Im Zweifel haben sie einfach keine Ahnung, zuviel James-Bond-Filme geschaut, sind naiv und auf keinen Fall Ernst zu nehmen.


    Wenn man das erst einmal begriffen hat, weiß man, wo man sich einzuordnen hat. Dass dann eine weitere Diskussion schwierig wird, liegt auf der Hand.

  • Wenn es jetzt wirklich zu keiner Panzerlieferung kommt und weiterhin die USA keine liefert, dann glaube ich mittlerweile ebenfalls das es dafür einen Grund gibt den wir alle nicht kennen. Eine wie auch immer geartete Absprache zwischen den Weltmächten. Und Deutschland ist einfach nur der nützliche Sündenbock im Wandschrank, den man super rausziehen kann um die Prügel abzuladen.


    Was hindert die USA daran ein paar symbolische Panzer an die Ukraine zu liefern? Wenn das im gemeinsamen Interesse der Verbündeten wäre. DAS wäre nach der Nachricht von gestern über "wenn alle, dann wir auch"... mal echter Druck auf Scholz der den Namen verdient.


    Naja, warten wir mal ab was Freitag/Samstag verkündet wird....

  • Diese Einschätzung teile ich auch und ich muss gestehen, dass ich nicht alles weiß, was hinter den politischen Kulissen alles taktiert, besprochen und verabredet wird.


    Vor diesem Hintergrund bin ich auch beruhigt, dass Scholz dem Druck aus Teilen der Gesellschaft besonnen begegnet.

  • ich muss gestehen, dass ich nicht alles weiß

    Dafür haben wir ja schließlich auch andere hier.

    beruhigt, dass Scholz dem Druck aus Teilen der Gesellschaft besonnen begegnet.

    Wobei die letzten Umfragen, die ich gesehen habe (Ende 2022, also 3 Wochen alt) ergeben haben, dass wohl eine Mehrheit diese Panzerlieferungen ablehnt.


    Wenn wir wollen, dass Russland keinen Sinn mehr in diesem Krieg sieht, muss die Ukraine militärisch weiter aufgerüstet werden.

    Im Gegensatz zu manch frisch ernanntem Sofageneral hier widerstrebt mir der Gedanke zutiefst (genauso wie ich die Leichtigkeit, mit der Deutschland aktive Kriegspartei werden soll, nicht verstehen kann), aber da der Krieg nun mal da ist, sollte die überfallene Partei auch mit genug schwerem Gerät unterstützt werden, damit es zu einer Patt-Situation auf dem Schlachtfeld kommt, die es braucht, damit der Aggressor ablässt.

  • Wobei die letzten Umfragen, die ich gesehen habe (Ende 2022, also 3 Wochen alt) ergeben haben, dass wohl eine Mehrheit diese Panzerlieferungen ablehnt.

    Aktuell sind 39% für eine Lieferung von Kampfpanzern. Es hat sich an der Mehrheit, die diese ablehnt, nichts geändert.

  • Ich persönlich begrüßte es sogar in der speziellen Frage explizit wenn man hier ein vorsichtiges, mit allen abgestimmtes und gemeinsam durchgezogenes Vorgehen wählt. Und keine Alleingänge von Deutschland ohne Big Brother anstößt. Mit diesem ganzen Gerede vom Führungsanspruch kann ich persönlich irgendwie nichts anfangen …

    Das kann man so sehen, aber dann sollte man sich selber nicht vorher als Führungspersönlichkeit oder -Nation betiteln. Vor allem dann nicht, wenn man es später ohnehin so tun wird, wie es viele Andere schon vorher getan hätten. Dann wirkt man eben immer wie Einer, der Dinge immer als Letzter versteht. Das führt unweigerlich dazu, dass man irgendwann auch nur noch als Letzter einbezogen wird. Konsequenterweise sollte Deutschland gar keine Waffen herstellen, wenn Angelegenheiten wie Krieg und Frieden eine Nummer zu unschön für uns sind.

    Hat Scholz Deutschland als Führungsnation betitelt? Das wäre mir neu.

  • Wenn es jetzt wirklich zu keiner Panzerlieferung kommt und weiterhin die USA keine liefert, dann glaube ich mittlerweile ebenfalls das es dafür einen Grund gibt den wir alle nicht kennen. Eine wie auch immer geartete Absprache zwischen den Weltmächten. Und Deutschland ist einfach nur der nützliche Sündenbock im Wandschrank, den man super rausziehen kann um die Prügel abzuladen.


    Was hindert die USA daran ein paar symbolische Panzer an die Ukraine zu liefern?


    Weil es eben nicht um Symbolpolitik geht, sondern um etwas viel Ernsteres, nämlich das Überleben der Ukraine. Die Argumente der Amerikaner sind völlig logisch und nachvollziehbar. Es bringt schlicht nichts, einen Panzertyp zu liefern, der in naher Entfernung zur Front weder gewartet noch repariert werden kann. Damit schadet man den Verteidigungsanstregungen der Ukrainer mehr als das man ihnen hilft.


    Wir Deutschen haben schon seit Jahren einen besonders ausgeprägten Hang zur Symbolpolitik entwickelt. Das führt dazu, das Ministerämter und andere bedeutende Funktionen in unserem Staat seit einiger Zeit nicht mehr nach Kompetenzkriterien, sondern stattdessen nach komplexen Proporz- und Quotenregelungen vergeben werden.


    Diese speziell deutsche Form der Ämtervergabe hat uns sowohl Frau Spiegel als auch - noch fataler - Frau Lambrecht als Ministerinnen beschert. Beide waren in ihren Positionen völlig überfordert und sind mittlerweile zurückgeteten. Der dadurch entstandene Schaden ist offensichtlich, trotzdem wagt niemand ernsthaft, die Sinnhaftigkeit der Vergabe von bedeutenden Ämtern nach Proporz- und Quotenregelungen anstatt dem viel wichtigerem Kriterium, nämlich dem der Eignung und Kompretenz für das Amt in Frage zu stellen. Warum? Weil es auf dem politischen Parkett zur Vorliebe geworden ist, auf Teufel komm raus Symbolpolitik zu betreiben, egal als wie schädlich sich diese in der Praxis erweist.


    Jetzt aber geben wir uns nicht mehr damit zufrieden, Symbolpolitik nur im eigenen Land zu zelebrieren. Nein, jetzt sollen nicht nur unsere europäischen Partner, sondern auch die Führungsnation der freien Welt nach unserer Pfeife tanzen. Nun ist es aber so, dass vor allem die USA in wirklich wichtigen Fragen immer schon einen konsequent prakmatischen Ansatz verfolgen. Effizienz und Effektivität sind vielmehr deren Leitkriterien. Erwartest Du ernsthaft, dass die USA ihre absolut nachvollziehbaren Strategieansatz ändern, nur um den persönlichen Befindlichkeiten eines deutschen Bundeskanzlers zu genügen, damit dieser seine zweifelhafte Blockadehaltung aufgibt?


    Es ist eine Sache, ob man selbst Leopard II liefern will oder nicht, vor allem wenn man die eigene Armee über jahre so runtergewirtschaftet hat, dass man - selbst wenn man wollte - kaum funktionfähige Kampfpanzer zur Verfügung hat, die man liefern könnte.


    Es ist aber eine ganz andere Sache, wenn man die Verbündeten auch noch aktiv daran hindert, der Ukraine mit Panzerlieferungen zu helfen, indem man als Herstellerland den Partnern die Exportgenehmigungen für die beschlossenen Lieferungen verweigert. Damit verhindern wir nicht nur die dringend benötigten Waffenlieferungen an die Ukraine. Wir vergrätzen uns auch die letzten Sympathien unsere Partner in der Ukraine-Kontaktgruppe.


    Der einzige Weg, auf dem unser Bundeskanzler uns führt, ist der Weg in die Isolation. Lauten Beifall für diese Politik wird es trotzdem geben. So wird Herr Chrupalla und seine AFD jubelieren, auch Herrn Orban wird sich sehr freuen, nicht zu vergessen auch ein älterer Herr mit einem besonders langem Tisch im Kreml, den unser Bundeskanzler zum Dank bald wieder einmal besuchen darf.


    Wie es ExilRoter in einem seiner letzten Beiträge bereits so treffend formulierte: Die Geschichte wird nicht freundlich mit Olaf Scholz umgehen.

  • Scholz selbst hat behauptet, dass man Führung bei ihm bekommt, wenn man sie bestellt. Und mindestens Frau Lambrecht hat Deutschland als militärische Führungsmacht oder wenigstens auf dem Weg dorthin deklariert. Bin jetzt zu faul, um zu googeln.


    Führung nach meiner Auffassung setzt aktives Tun voraus. Das aber genau macht Scholz in dieser Angelegenheit quasi nie. Er findet aktiv immer neue Alternativen (zuerst nicht Kriegspartei werden, dann keine Alleingänge, nun die Amerikaner um Abrams bitten), um etwas nicht zu tun. Das ist recht armselig, wenn man bedenkt, dass die Ukraine vor unserer Haustür liegt und ohne die USA Putin vermutlich schon an der Cote d´Azur wäre. Europa würde jetzt mehr denn je ein gemeinsames Projekt zur gemeinsamen Verteidigungslogistik benötigen, dass auch der Ukraine hilft um auch endlich von den USA unabhängiger zu werden. Dafür bräuchte es ein Deutschland, dass wenigstens nicht immer den sturen, wortkargen Bock gibt. In Norddeutschland kann man damit vielleicht noch punkten. Insgesamt ist das aber ein echt erbärmliches Bild, was wir da abgeben. Wundert mich kein Stück, dass man uns nur noch belächelt.


    Scholz handelt nicht, er kommuniziert auch nicht, über das was er tun will, er tut aber aktiv auch nichts anderes, wie meinetwegen diplomatische Initiativen. Er ist in schlechtester Kohl und Merkel-Manier wohl gerade der, der im Kanzleramt sitzt. Wenn man ein Schiff so führen würde, liegt man auf Lebenszeit im Hafen. Neee, mit Führung hat das nix zu tun, bestenfalls mit schleppender, wenig kooperativer Verwaltung. Also genau das, was Deutschland am besten kann. Ja gut, vielleicht können wir einfach auch nicht mehr, aber dann sollte man das auch so sagen und sich nicht selber dabei so geil finden wie Scholz.