Russlands Angriff auf die Ukraine

    Zitat von Winsley555

    Wenn Du also argumentierst, dass beide Staaten vor 33 Jahren noch Teil eines gemeinsamen Staates waren, so stimmt dies zwar durchaus, allerdings war die Sowjetunion nach dem Willen der Bolschwiki nichts anderes als die Fortführung des untergegangenen russischen Imperiums unter neuer Flagge. So wie das Zarenreich seit ihrer imperialen Expansion Ende des 18. Jahrhunderts die Ukraine als zugewonnenes Kolonialgebiet behandelt hatte, so erging es den Ukrainern im 19. Jahrhundert unter dem Diktat der Bolschewiken.

    exzellent, der gesamte beitrag. hier meinst du aber das 20. jahrhundert , oder ?

    Zitat von Alte_Liebe

    Mir ging es nur darum, das es schon vor der Polnisch Litauischen Herrschaft die RUS gab, auf die bezieht sich ja Russland mit seinen Imperialen Phantasien


    Ich will ja gar nicht mit Dir streiten und eigentlich noch nichtmal in Rechthaberdebatten reinkommen, ABER ;) : Ja, es gab die Rus, aber dass Russland die für sich und seine Identität in Anspruch nimmt, ist historisch falsch.


    Es ist, möglich einfachst gesagt, ein bewußt gewählter Gründungsmythos um Eroberungen zu legitimieren. Zu diesem Zweck wurde er im 18. Jhd. in die Staatserzählung und sogar den Namen eingefügt. Pikanterweise wurde dazu eine Geschichte übernommen, die in Kiew erzählt wurde, wo sie auch viel besser hingehört. Damit wird jetzt die Eroberung der Ukraine gerechtfertigt. (Siehe Putins Artikel vom Sommer 21.)


    Und ich finde es wichtig, dass man den Anspruch nicht einfach wiederholt ohne das dazuzusagen. Denn er ist nicht unschuldig. Er wurde ja von Putin direkt zitiert, um diesen genozidalen Eroberungskrieg zu rechtfertigen.


    Wir liegen gar nicht so weit auseinander, denke ich. Aber wie Snyder sagt: Das russische Gerede von der Rus hat keinen historischen Gehalt und ist besser als Politik zu verstehen.

    Ich hatte gestern etwas zum Thema Bevölkerungsrückgang Russlands gepostet. Den Artikel, auf den ich mich bezog, habe ich durch Zufall wieder gefunden: https://www.rnd.de/politik/rus…T4VJLBVNS6G2EMDJMDYU.html


    Auch sein Reich um 40Mio Menschen aufstocken zu können, wenn man die Ukraine annektiert, ist ein Motiv für Putins Großmachtsphantasien. Wie soll man eine Weltmacht sein, wenn dort auf riesigen Flächen kein Mensch wohnt?

    Zitat von Calogero81
    Zitat von Winsley555

    Wenn Du also argumentierst, dass beide Staaten vor 33 Jahren noch Teil eines gemeinsamen Staates waren, so stimmt dies zwar durchaus, allerdings war die Sowjetunion nach dem Willen der Bolschwiki nichts anderes als die Fortführung des untergegangenen russischen Imperiums unter neuer Flagge. So wie das Zarenreich seit ihrer imperialen Expansion Ende des 18. Jahrhunderts die Ukraine als zugewonnenes Kolonialgebiet behandelt hatte, so erging es den Ukrainern im 19. Jahrhundert unter dem Diktat der Bolschewiken.

    exzellent, der gesamte beitrag. hier meinst du aber das 20. jahrhundert , oder ?


    Du hast völlig recht. Ich meinte das 20. Jahrhundert und hab's bereits korrigiert. Danke für den Hinweis.

    Zitat von Alte_Liebe

    " Das Reich der Kiewer Rus wurde nicht von Russen gegründet, wie so viele Leute fälschlicherweise heute glauben, sondern von Wikingern "

    Ich habe auch nirgens was anderes behauptet,m sondern nur daruf hingewiesen das die Geschichte nicht erst im 17.Jahrhundert begann sondern schon weit vorher. Und zwar weil der Name Rus eine Entscheidende Rolle spielt.

    Solltest Du Dich durch diese Formulierung angegriffen gefühlt haben, tut es mir leid.


    Ich habe mit den Satz gar nicht Dich persönlich gemeint, sondern wollte nur darauf hinweisen, dass es eine Menge Menschen gibt, die der russischen Propaganda glauben, wonach sich das russische Zarenreich historisch aus dem Reich der Kiewer Rus heraus entwickelte habe und somit deren legitimer Nachfolger sei, was schlicht nicht stimmt.


    Der Mongolensturm hat das gesamte Reich der Kiewer Rus dem Erdboden gleich gemacht. Deren Haupstadt Kiew wie auch vielen andere Städte der Rus, unter anderem auch eine damals kleine abgelegene Siedlung an der Wolga namens Moskau gingen in Flammen auf. Danach herrschten die Mongolen jahrhundertelang über all die Gebiete, sodass der einzig legitime Nachfolger der Kiewer Rus - wenn es denn einen solchen gäbe - bestenfalls die heutige Mongolei wäre.


    Worauf ich hinaus will: Sich als russische Herrscher in die Ahnenreihe der Kiewer Rus zu stellen, ist ungefähr genau so sinnig oder unsinnig, wie es das ideologische Dogma der italienischen Faschisten unter Mussolini war, wonach Italien der legitime Nachfolger des Römischen Imperium sei.

    Kadyrow hat wohl Prigoschin eine Ablöse der Wagner-Söldner durch seine tschetschenischen Kämpfer in Bachmut angeboten:


    Prigoschin übergibt Bachmut-Stellung an Kadyrow
    Tschetschenen-Führer Kadyrow bietet an, für Ersatz zu sorgen, wenn sich die Söldnergruppe Wagner aus Bachmut zurückzieht. Nun nimmt Wagner-Chef Prigoschin das…
    www.n-tv.de


    Keine Ahnung, ob da etwas dran ist oder es sich dabei um taktische Propaganda handelt. In jedem Fall wird die Stadt von Russland aktuell extrem bombardiert - die Bilder sind vollkommen apokalyptisch. Dafür verantwortlich ist primär der massive Einsatz von Flammenwerfersytemen (TOS) der russischen Streitkräfte.

    Ist die TikTok-Army aus dem Winterschlaf erwacht oder funktionieren deren Handys bei Kälte nicht? Aber ja, soll er machen. Was besseres kann den Ukrainern nicht passieren. Am besten die Söhne mitschicken, denn ein weiteres Vermehren dieser Familie ist nicht wünschenswert.

    Ja, es gibt die Tiktok-Armee. Aber es gibt auch kämpfende Kadyrowiten, und die sind fähig. (Habe ich so aus Berichten von ukrainischen Soldaten im Netz.) Was nicht heißt, dass sie Wagner 1:1 ersetzen könnten.


    Dennoch ist das so oder so alles erstmal Show. Und wir sollten nicht vergessen, dass wir vom wichtigsten Akteur, der russischen Armee, nichts hören, weil die nicht von narzistischen und selbstinszenierenden Warlords geführt wird.

    Ein angekündigter Wachwechsel an der Front klingt wie eine vergiftete Einladung zum Gegenangriff. Die ukrainische Generalität ist aber sicher so klug, um genau einzuschätzen, was sich diese Bande von Psychopathen da wieder ausgedacht hat.

    Zitat von KU8A

    Die ukrainische Generalität ist aber sicher so klug, um genau einzuschätzen, was sich diese Bande von Psychopathen da wieder ausgedacht hat.

    Achtung Vermutung/Spekulation:


    Ich habe irgendwie den Eindruck, dass die Ukraine speziell von den USA, aber auch von den Briten wesentlich mehr unterstützt werden als so bekannt ist bzw. zugegeben wird. Gerade in den Bereichen Aufklärung/Geheimdienste etc. Ich finde das gut (wenn es so wäre), denn es erhöht die Chancen der Ukraine um ein Vielfaches.

    Zitat von ExilRoter

    und die sind fähig.

    Nein. Schlecht ausgebildete Truppe ohne nennenswerten Kampfwert und ohne schwere Waffen. Geht nur über Quantität, weil Wagner stark dezimiert und wird nichts an der derzeitigen Situation ändern.

    Auch hier will ich jetzt nicht streiten, aber das ist in dieser kategorischen Form nicht wahr.


    Eine differenziertere Betrachtung der Kadyrowiten gibt es z.B. hier. Dort werden die Kadyrowiten nach konkreten Einheiten aufgeschlüsselt und auch gezeigt, dass sie in Teilen einen höheren Trainingsstandard haben, als die russische Armee. (Was für die Wagner-"Stammkräfte" auch gilt.)


    Wäre ja schön, wenn man Gegner schlechtreden könnte. Dann hätte das Internet diesen Krieg schon längst entschieden.


    Zitat, übersetzt:


    Zitat

    Abgesehen von den Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben Kadyrows Streitkräfte den Russen eine Gruppe williger, motivierter und gut ausgebildeter Personen zur Durchführung schwieriger Operationen zur Verfügung gestellt. Mit der 141. an der Spitze wurden die Tschetschenen in Angriffstrupps organisiert und übernahmen das Kommando bei der Belagerung von Mariupol. Ukrainischen Quellen zufolge waren die Tschetschenen sehr gut in der Lage, die Nahtstellen zwischen den ukrainischen Einheiten zu finden, z. B. dort, wo die Marineinfanterie mit den Einheiten der Territorialverteidigung zusammentraf, und ihre Bemühungen dorthin zu lenken. An diesen Punkten war die Koordinierung zwischen den Streitkräften in der Regel am schwächsten, so dass die Tschetschenen vorankommen und schließlich die ukrainischen Verteidigungsanlagen ausschalten konnten. Diese Rolle wird bis zu einem gewissen Grad fortgesetzt, wobei tschetschenische Einheiten, Söldner der Wagner-Gruppe und die russischen Luftlandetruppen eine zweite Truppenlinie bilden. Eine ihrer Taktiken besteht darin, weniger erfahrene Einheiten vorzuschicken, um ukrainische Stellungen aufzudecken, die dann mit Präzisionsartillerie und Streumunition unter Beschuss genommen werden. Die Tschetschenen und andere setzen den Angriff dann gegen die geschwächten ukrainischen Stellungen fort.

    Durch einen ständigen Strom von Videos, die über TikTok veröffentlicht werden, haben die Tschetschenen einen eher schlechten Ruf erworben. Berichte ukrainischer Soldaten aus erster Hand zeigen jedoch, dass diese Videos in keiner Weise repräsentativ für ihre Haltung im Kampf sind und dass die Tschetschenen eine echte Herausforderung darstellen.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

    Aloha, neues von der EloKa-Front in der Ukraine (leider nichts gutes):


    Die USA kämpfen derzeit mit der Aufrechterhaltung der Kampffähigkeit ihrer gelieferten HIMARS-Raketenartilleriesystemen in der Ukraine. Grund dafür ist, dass es der russische Armen immer häufiger und breitflächiger gelingt, die GPS-Zielsysteme mit elektronischen Störsendern zu beeinträchtigen.


    Russia's jamming of US-provided rocket systems complicates Ukraine's war effort | CNN Politics
    edition.cnn.com


    Das Pentagon versucht sowohl die Software in den Raketenköpfen, als auch Startsystemen upzudaten. Ich schätze die Möglichkeiten aber als gering ein. An dieser Stelle müsste auf dem Schlachtfeld die EloKa-Einheiten ausgeschaltet werden. Aber von dem Problem habe ich bereits geschrieben.

    Zitat von 96HD

    Die ukrainische Luftverteidigung vermeldet offiziell den Abschuss einer russischen Kh 47 Kinzhal Hyperschallrakete durch ein MM 104 Patriot-System:

    Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne ausführlich darauf eingehen. So bleibt es bei ein paar Zeilen aus der Pause - ich versuche es einfach zu formulieren:


    Bei der Kinzhal handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht um eine Hyperschallrakete , sondern vielmehr um eine ballistischen Trägerrakete (TBM), die auf einem modifizierten 9M723 Iskander-System aufbaut. Zwar erreicht sie in einigten Flugphasen Hyperschallgeschwindigkeit, aber sie ist im Gegensatz zu den klassischen Hyperschall-Lenkflugkörpern (Hypersonic Cruise Missiles, HCM) oder Hyperschall-Gleitflugkörpern (HGS) u.a. deutlich schlechter manövrierfähig sowie von der Radarsignatur her besser aufzuklären. Einfach ausgedrückt: Ihre Flugbahn ist besser auszurechnen und vorherzusehen. Die Kinzhal bremst im Endanflug deutlich runter, weil ansonsten das Zielsuchgerät nicht ordentlich funktioniert (GNSS-Lenkung auf schlau) aufgrund der Plasma Sheath im Flug selbst (kenne die deutsche Übersetzung nicht, aber die Sheat entsteht durch Wechselwirkung mit der Erdatmosphäre).


    Kurzum: Wenn am Zielort ein modernes Flug-/Raketenabwehrsystem steht, kann es problemlos eine Kinzhal im Endanflug abfangen, wenn diese vorher erfasst und ihr Kurs berechnet worden ist. Ich habe mir die Abschussbilder aus der Ukraine bis jetzt nicht angesehen, ich würde aus dem Bauch heraus aber nicht darauf wetten, dass es eine PAC-2 GEM-T (ATM1T) oder PAC-3 (ATM2) der Patriot-Systeme waren, sondern vielmehr eine Aster 30 Block 1NT, die beim Abschuss eingesetzt werden.