Russlands Angriff auf die Ukraine

  • Naja, dass ich hier irgendwie beitragen kann, vernünftig über den Konflikt zu informieren. Ganz bescheiden, viel habe ich nie gewollt. Eigentlich wollte ich lediglich sowas wie Sichtbarkeit erreichen.

  • Einschätzung?


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  • Naja, dass ich hier irgendwie beitragen kann, vernünftig über den Konflikt zu informieren. Ganz bescheiden, viel habe ich nie gewollt. Eigentlich wollte ich lediglich sowas wie Sichtbarkeit erreichen.

    Ich finde, dass Du mit der Intensität, mit der Du Quellen anführst, mit am besten über den Konflikt Krieg informierst.

    Es gibt Seiten dabei, die finde ich 'drüber', warum, wurde oft genug diskutiert.


    Aber wer sich informieren will, kann das mit Deinen Quellen allemal.


    //edit:

    Weil ich eine Frage stelle, scherer?

    Na, dann bleib halt weg.

  • derhsv

    Antwort mit Begründung:

    Und eine Ergänzung zur Teilsprengung der Brücke. Die dortigen Erwägungen halte ich für nachvollziehbar. Offizielle russische Stellen haben inzwischen bestätigt, dass ein Teil der Brücke irreparabel beschädigt ist.

    prickelpit96

    Na, mal wieder Forenregeln neu definieren?

    Einmal editiert, zuletzt von stscherer () aus folgendem Grund: Ergänzung zur Brücke

  • Zur Situation in Kupiansk.


    Sie ist ziemlich undurchschaubar, aber klar ist, dass dort was passiert. Russland fährt dort in der Tat seit Wochen einen Gegenangriff, der insgesamt so ergebnislos blieb, dass er lange praktisch kaum in den Nachrichten auftauchte. Vor ca. einer Woche wurde die Lage etwas kritischer. Am Sonntag bestätigte dann die stellvertrendende ukrainische Verteidigungsministerin, dass die Russen teilweise Geländegewinne hatten, was somit das erste Mal seit der Eroberung Bachmuts vorkam. Sie beschrieb allerdings eine "dynamische Situation" mit Hin und Her, keinen Durchbruch oder ähnliches.


    Die Zahlen, die derhsv nannte, hatte ich auch gelesen, halte ich aber auch für unglaubwürdig. Es ist aber wohl ein relativ großer Angriff mit sehr großen Verlusten für die Russen, bislang, und ohne nennenswerte Fortwärtsbewegung. Von daher sollte man es wohl eher als im Großen und Ganzen gescheiterten Versuch eines Entlastungsangriffes ansehen.


    Bilder gibt es von da irgendwie gar nicht, also beide Seiten publizieren kaum was, was in dem Sinne neu ist.

  • Hier gibt es eine Beschreibung dieses Entlastungsangriffes. Der User ist nicht der zuverlässigste, was Infos angeht, aber es ist bislang die einzige nähere Beschreibung, die ich gesehen habe. Er verwendet auch die Zahl von 100,000 Soldaten, an die ich nicht glaube. Nach der Beschreibung ist der Angriff unkoodiniert und mit hohen Verlusten für die Russen verbunden. Englisch.


  • Noch ein Link zur Sache in der Kupiansk-Liman-Richtung, Statement von Sirskyi, Kommandant der ukrainischen Landstreitkräfte. Spoiler: Viel mehr, als dass die Russen dort was versuchen und die Lage "schwierig" ist, sagt er auch nicht.


  • Ah, ich habe die mögliche Originalquelle für die "100,000" gefunden.


    Ich glaube sie weiterhin nicht, aber sie kommt von Cherevatyi, Specher der "Eastern Group of Forces" der Ukraine.


    Russia gathers over 100,000 soldiers on the Lyman-Kupiansk axis
    Russia has gathered more than 100,000 soldiers of its occupation forces on the Lyman-Kupiansk axis.
    www.pravda.com.ua


    Zitat:


    Zitat

    Cherevatyi stressed that Ukrainian soldiers are holding the line and preventing Russian forces from taking the initiative in the area.


    EDIT: Wenn überhaupt, beziehen sich die Zahlen womöglich auf die gesamte Front Charkiw/Luhansk, vermute ich.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Ah, ich habe die mögliche Originalquelle für die "100,000" gefunden.

    .....

    Das wäre einfacher und schneller gegangen.


    Ich empfehle grundsätzlich für alle Interessierten als Informationsquelle CNN und deren tägliche (und fortlaufende) updates/Informationen rund um den Krieg.
    https://edition.cnn.com/europe…-news-07-17-23/index.html


    Dort gab es gestern abend gegen 23 Uhr MEZ bereits ganz unaufgeregt einen Artikel über die Aussage mit Quellenangabe.

    Zitat

    Russa has concentrated more than 100,000 soldiers in the Kupyansk area to try and break Kyiv’s defenses, Serhii Cherevatyi, Ukrainian Deputy Commander for Strategic Communications of the Eastern Military Grouping, said on Monday.

    Wer möchte (so wie ich regelmäßig), schaut abends auch noch auf die BBC Webseite: https://www.bbc.com/news/world-60525350


    Ich persönlich habe mit den beiden internationalen Quellen (neben dem deutschen ÖR) im Blick bisher noch keinerlei Informationsdefizit über den Kriegsverlauf und (was für mich gleichbedeutend wichtig ist) über Themen rund um den Krieg feststellen können.

  • Dein Informationsdefizit besteht darin, dass ich schon vor einer Woche wußte, dass da was läuft. ;) Die Zahl halte ich sowieso nicht für realistisch.


    EDIT: Tatsächlich ist die Situation schon viel länger am Schmoren. Als vor zwei Wochen 200 russische Soldaten dort mit HIMARS getroffen wurden, war das schon ein Resultat des Truppenaufbaus, den wir gerade besprechen.

  • Qualität geht vor Quantität, ist ne alte Binsenweisheit.

    Was wollen 100.000, wenn auf der anderen Seite 300 kämpfen.

  • Ich halte die Quellen von 96 coming home für sehr seriös.


    Tatsächlich sind die "Poolpacker" (#poolpack), zu denen im engeren und weiteren Sinne unter anderem @AndySch64494719, @Strien9, @winkelsdorf, @_Jack_Daw, @AlexvB___ gehören, für mich ebenfalls seriös, sie werten viele kleinere Quellen auch von der russischen Seite aus und entwickeln daraus ihre Einschätzungen, die schon über einen sehr langen Zeitraum sehr präzise sind. Wer da schaut, findet noch ein paar andere Twitterer mit Expertise, insgesamt sind das für mich gute Informationsquellen.


    Lyman-Kupiansk ist wohl ein Aufmarsch- und Formationsraum der Russen, deswegen gibt es dort große Truppenkonzentrationen. Ich halte es tatsächlich für denkbar, dass die derzeitigen Aussagen dazu durch die Ukraine etwas mit Ramstein zu tun haben, die Offensivbemühungen der Russen dort sind jedenfalls seit einigen Wochen erfolglos und verlustreich, ohne dass die Ukraine erkennbar Reserven in den Kampf geschickt hat.

  • die Offensivbemühungen der Russen dort sind jedenfalls seit einigen Wochen erfolglos und verlustreich, ohne dass die Ukraine erkennbar Reserven in den Kampf geschickt hat.

    Nun, was Geländegewinne bzw. -verluste angeht, so tut sich da diesen Sommer bislang in der Tat äußerst wenig, anders als bei der Winteroffensive oder letzten Sommer, wo die Ukrainer noch große Landstriche zurückerobern konnten. Woran liegt's? Nur daran, dass die Russen ihre Stellungen ausgebaut haben? Dann müssten die Ukrainer ihre Kräfte eigentlich noch mehr auf einen Bereich konzentrieren, um dort durchzubrechen und in Folge die Russen an den Flanken von hinten attackieren zu können.

  • Woran liegt's? Nur daran, dass die Russen ihre Stellungen ausgebaut haben?

    Ja, sie haben ihr Stellungen gut befestigt und soweit fast alle Offensivbemühungen eingestellt. Weiterhin haben sie an neuralgischen Punkten starke Truppeneinheiten konzentriert, was es den Ukrainern zur Zeit sehr erschwert, nennenswert Gebiete zurückzuerobern. Wobei sie aber dennoch geschickt vorgehen und anstelle von wahnwitzigen Aktionen geduldig im Hinterland Nachschub und Stützpunkte angreifen. Man darf auch nicht vergessen, dass die Russen dazugelernt und die mobilisierten Kräfte an Erfahrung und Kampfkraft gewonnen haben.


    Zur Zeit ein Patt, mit leichten und moralischen Vorteilen bei den Ukrainern. Das Blatt kann sich aber noch jederzeit wenden.

  • Soweit ich das sehe: Das Ganze ist eher das ungewöhnliche Konzept einer Abnutzungsoffensive, ähnlich Cherson letztes Jahr: Die russischen Truppen werden über breite Frontabschnitte in intensive Gefechte verwickelt, während man versucht, die Logistik und Reserven, die bewegt werden, um Löcher zu stopfen, mittels Artillerie (Rohr und Rakete) zu treffen.


    Dieses Vorgehen hat gewisse Ähnlichkeiten mit der sowjetischen Doktrin der Tiefen Operation. (engl.: Deep Battle.) Der Grund, dass dieses Vorgehen, noch dazu bislang ohne massierten Durchbruchsversuch, gewählt wurde, sind die ausgebauten Stellungen und extrem große Minenfelder, die die Russen angelegt haben, was ohne Lufthoheit halt extrem schwer zu bekämpfen ist. Zudem haben die Russen weiterhin viel Artillerie, was in Kombination mit Minenfeldern zwar einfach, aber sehr effektiv ist.


    Bei der Minenfeldräumung musste die Ukraine auch das Tempo runterfahren. Wir hatten ja diese Bilder von Wrackkonzentrationen zu Beginn der Offensive. Das sind zu hohe Materialverluste, als die Ukraine über einen längeren Zeitraum hinnehmen könnte, deswegen ist man dazu übergegangen, per Hand Schneisen durch die Minenfelder zu räumen. Das ist eine extrem gefährliche Aufgabe und der Ukraine ist bewußt, dass sie hier Verluste an Menschleben statt Materialverlust in Kauf nimmt. Hier ein aktueller Artikel in der Washington Post dazu, mit ausführlichem Bericht von vor Ort. Zudem ist das Vorgehen natürlich langsam.


    Die Ukraine hat aber noch einige Brigaden in Hinterhand, deswegen wird schon spekuliert, dass noch ein massierter Durchbruchsversuch (oder mehrere) kommen. Irgendwer, den man ernst nehmen sollte, hatte aber die Tage gesagt, dass das wohl nicht mehr im Juli sein wird. Wann ist der Zeitpunkt gekommen? Das weiß nur die Ukraine. Faktoren, die eine Rolle spielen, dürften sein:

    - Kann man mit dem jetzigen Vorgehen irgendwo eine günstige Situation schaffen?

    - Wieviel russische Artillerie kann man realistisch noch ausschalten?

    - Kann man die russischen Reserven wie oben beschrieben verschleißen? Denn wenn die Russen bei einem Durchsbruchversuch nichtmal Truppen nachziehen können, verbessert sich die Prognose massiv.

    - Ähnliches gilt für russische Logistik allgemein.


    EDIT: Ergänzend sollte man sagen, dass die Russen die vorderen Linien ihrer mindestens zwei-, meistens dreilinigen Verteidigung erbittert verteidigen. Es wird immer wieder die Hoffnung geäußert, dass dann die Hauptlinien einfacher sein werden, einfach weil die Russen soweit Vorne verteidigen. Das ist aber spekulativ.

  • Tom Warner zu den "100,000", "since this bullshit is circulating wildly".


    TLDR; Hype.