Nahost-Konflikt

  • Diesen Schluss werden wahrscheinlich tatsächlich die wenigsten von ihnen ziehen. Was definitiv passieren wird, dass sich nun auf beiden Seiten weiter radikalisiert wird. Eine neue noch breitere Generation mit völlig verhärteten Ansichten wächst heran. Einen möglichen Frieden kann ich nicht sehen.

  • Ich fand den Bericht der freigelassenen 85-jährigen Geisel interessant, relativiert sie doch ein bisschen das Bild, bei den Menschen in der Hamas handelte es sich ausschließlich um wilde Tiere.

    Ich finde nicht, dass das Bild der Hamas relativiert wird. Eher glaube ich, dass die wilden Tiere auch taktisch vorgehen. Dieses Vorgehen macht sie aber nicht weniger zu wilden Tieren. Noch deutlicher: wenn es aus Hamassicht sinnvoll ist, einem Baby den Kopf abzuschneiden, dann machen die das. Wenn es aus deren Sicht sinnvoll ist, eine Geisel gut zu behandeln, dann machen die das. Am Ende des Tages hassen sie die gut behandelte Person aber genauso wie sie die Person hassen, der sie den Kopf abgeschnitten haben.

  • Finde ich so allgemeingültig aus der Ferne tatsächlich schwierig zu beurteilen. Ich möchte eigentlich im Grunde an das Gute im Menschen glauben und hoffe, dass es auch in der Hamas Menschen mit einem Gewissen gibt, genauso, wie es sie auch in der SS oder der Wehrmacht gegeben haben wird (wo dieser Vergleich hier doch gerne gezogen wird). Ebenso wird es im Grunde "gute" Menschen geben, die für Russland in der Ukraine kämpfen und "schlechte" auf der Gegenseite. Ich sehe nicht, wie uns geholfen ist, wenn über alles und jeden ein grundsätzliches vernichtendes Urteil fällen. Wie soll man dann jemals aus dieser Vernichtungsspirale herauskommen?

  • Ich habe den Eindruck, dass mit jedem Tag, der nach dem 7.10.2023 verging, ein Stück mehr Täter-Opfer-Umkehr stattfindet.

    Was nur am Rande, ja fast beiläufig, erwähnt wird, ist die Tatsache, dass die Hamas Teile der palästinischen Bevölkerung incl. Frauen, Kinder und Alte als menschliches Schutzschild benutzt. Ja, das ist bekannt und wird irgendwie hingenommen.


    Für mich ist dieser Umstand mindestens auf einer Stufe zu sehen wie der Terroranschlag als solcher. Das ist menschenverachtend, infam, feige und eiskalt kalkuliert. Und die Verantwortung dafür haben einzig und allein die Terroristen der Hamas. Jeder tote Zivilist geht auf deren Konto. Es ist schrecklich und beklagenswert, dass diese Zivilisten sterben (müssen).


    Ein Problem habe ich mit den Stimmen, die Israel anklagen wegen der Toten, die aufgrund ihrer Vergewaltigung der Hamas zum menschlichen Schutzschild zu Opfern werden. Gerade, wenn diese Stimmen keine realistische Lösung zur Beendigung des Hamas-Terrors benennen (können). Mir würde da spontan einfallen, dass man erstmal (öffentlichen) Druck auf einen der Haupt-Geldgeber der Hamas, nämlich Katar, ausübt. Hat doch auch im Vorfeld der WM geklappt. Wenn man das nicht will oder aus Abhängigkeitsgründen nicht kann, sollte man sich aus meiner Sicht zurückhalten bei der Kritik an dem Opfer Israel, das sich letztlich nur verteidigen und dem Terror gegen ihr Land und ihre Bevölkerung ein Ende setzen will.


    Sicher wäre es Katar nicht möglich, kurzfristig dafür zu sorgen, dass die Hamas friedlich wird. Aber dafür zu sorgen, dass kurzfristig alle Geiseln freigelassen werden, wäre schon ein vielversprechender Anfang. Aber davon höre ich aus Katar nichts.


    Was bleibt ist neben der Abscheu vor dem Terror das Gefühl der Scheinheiligkeit und der interessengesteuerten Reaktionen. Irans Anti-Israel-Plan scheint aufzugehen.

  • Tja, im Iran läuft ja auch eine Rückwärtslaufende Uhr, die Anzeigt, wann der Staat Irael besiegt und aufgehört hat zu existieren... 2040, nach unserer westlichen Zeitrechnung.

  • Gerade, wenn diese Stimmen keine realistische Lösung zur Beendigung des Hamas-Terrors benennen (können).

    Mal doof gefragt. Siehst Du in dem aktuellen Vorgehen eine realistische Lösung zur dauerhaften Beendigung des Terrors gegen Israel?

  • Lässt sich die Hamas mit solchen Militärschlägen und einer massiven Abriegelung wirklich vernichten? Bilder von verhungernden und verdurstenden Menschen im Gaza dürfte auch Israel massiv schaden. Interessant in diesem Zusammenhang die Einschätzung von Moshe Zimmermann in der Sendung Panorama.


    Der israelische Historiker Moshe Zimmermann bezeichnet die Ereignisse vom 7. Oktober als das größte Versagen in der Geschichte Israels. Viele in Israel fordern Netanjahus sofortigen Rücktritt. Zimmermann befürchtet: Deshalb fallen dessen Drohgebärden nun besonders heftig aus.

    Wie konnte es so weit kommen? Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sieht die Zeit für diese Frage noch nicht gekommen. Sie werde gestellt werden, "auf militärischer Ebene, politischer Ebene", und man werde auch Schlussfolgerungen ziehen. Doch jetzt sei die Priorität, die Hamas zu beseitigen.

    Zimmermann dagegen mahnt auch jetzt zur kritischen Solidarität: "Wenn man auf der Seite Israels stehen will, steht man nicht unbedingt auf der Seite der israelischen Regierung von heute. Diese Regierung ist für Israels Sicherheit gefährlich."“


    Solidarität mit Israel: Was heißt das für die Bundesregierung?
    Nach dem Angriff der Hamas auf Israel gebe es für Deutschland nur den Platz an der Seite Israels, sagte Kanzler Scholz. Aber heißt das auch bedingungslose…
    daserste.ndr.de

  • Gerade, wenn diese Stimmen keine realistische Lösung zur Beendigung des Hamas-Terrors benennen (können).

    Mal doof gefragt. Siehst Du in dem aktuellen Vorgehen eine realistische Lösung zur dauerhaften Beendigung des Terrors gegen Israel?

    Für mich (rein subjektiv und ohne tiefes Detailwissen) erscheint mir das derzeitige Vorgehen Israels als die realistischste Vorgehensweise.


    Besser, aber unrealistischer, wäre es, wenn der Terror von den Palästinensern/Arabern selbst, also sozusagen von innen, eliminiert werden würde. Es kann doch nicht im Sinne des palästinensischen Volkes liegen, wenn sie nach außen von dieser Terror-Truppe "vertreten" wird. Die Hamas und deren Methoden schaden den Palästinensern und deren berechtigten Interessen. Das den betroffenen Palästinensern zu erklären und zu verdeutlichen, kann nur eine Palästina freundliche Seite erreichen. Auf keinen Fall der Westen oder gar Israel selbst.

  • Ich denke mal, das ist alles so verstrickt dort. Das ist nicht eine Gruppe von den Hamas. Das geht in die Familien rein, das kann man nicht einfach so trennen. Kaum oder keiner der Staatsoberhäupter (Türkei zb) distanziert sich von den Hamas.

  • ... Das den betroffenen Palästinensern zu erklären und zu verdeutlichen, kann nur eine Palästina freundliche Seite erreichen. Auf keinen Fall der Westen oder gar Israel selbst.

    Wer wäre das denn aus deiner Sicht?

  • Gibt bestimmt nicht so viele Länder, die zu Israel und den Palestinensern ein gleich gutes Verhältnis haben. Oder gar Einfluss auf beide.

  • Viel verheerender ist in meinen Augen, dass die arabischen Länder, die immer laut jammern, dass den Palästinensern übel mitgespielt wird als Volk, immer dann die Schnauze halten, wenn es um konkrete Hilfe geht.

    Siehe Aufnahme von Flüchtlingen, Verhandlungen, etc.


    Im Endeffekt werden die Palästinenser von den 'eigenen Leuten' im Stich gelassen, wenn sie nicht für die jeweils eigene Sache instrumentalisiert werden können.

  • Da wären halt die üblichen Verdächtigen Ägypten, Jordanien, Qatar.

    Problem ist halt die ersten beiden auch keinen Bock auf einen "richtigen" Palästinenserstaat in ihrer direkten Nachbarschaft.

    Und Qatar ist bisher nur als Finanzierer der Hamas aufgefallen.


    juk96

    Ich denke schon, dass man die militärischen Strukturen der Hamas (Waffen, Munition, Kämpfer, Infrastruktur) durch militärische Mittel zerschlagen kann und das Israel dies auch bis zum Ende durchziehen wird und muss.

    Die "Idee" kann man nur mit besseren Lebensbedingungen im Gazastreifen bekämpfen.

  • Lässt sich die Hamas mit solchen Militärschlägen und einer massiven Abriegelung wirklich vernichten?

    Wie ließe sie sich denn sonst vernichten? Das ist doch die große Frage.

    Ein 'weiter so' im Umgang mit der Hamas kann(!) es nach dem Angriff auf Israel definitiv nicht geben.


    Dass Bibi und seine rechtsorientierte Regierung ganz klar ihre Macken hat, sehe ich genauso. Die Hardliner sorgen permanent für ein Anheizen der Stimmung.

    Aber im Augenblick ist diese Regierung, die im Übrigen demokratisch legitimiert ist, die einzige, die Israel hat. Also wird man mit ihr umgehen müssen.



    andremd:

    Die besseren Lebensbedingungen wären wahrscheinlich längst vorhanden, wenn es der Hamas nicht generell darum ginge, die eigene Bevölkerung leiden zu lassen, um es den verhassten Juden zu 100% in die Schuhe schieben zu können.

    Es gibt natürlich einen israelischen Anteil am Zustand im Gazastreifen, wenn ich mir aber anschaue, wie viele Milliarden in die Region bereits geflossen sind und sehe, dass die Hamas immer noch fleißig Raketen fliegen lässt, dann weiß ich auch, wohin die Kohle wohl geflossen ist.

    Die Ecke der Welt könnte bei Weitem besser dastehen, wenn es intern (Hamas) und extern (arabische Nachbarn) Interesse daran gäbe.

  • Gibt bestimmt nicht so viele Länder, die zu Israel und den Palestinensern ein gleich gutes Verhältnis haben. Oder gar Einfluss auf beide.

    es gibt tausend probleme im nahost-konflikt, aber eines , das dieser tage besonders sichtbar wird: es gibt auf der palästinensischen seite kaum ansprechpartner. zwar wurde auch schon mit der hamas verhandelt. aber sicher wird israel die hamas niemals als verhandlungspartner für eine friedenslösung akzeptieren, denn über was sollte da verhandelt werden, wenn die hamas die vernichtung israels als einzige "friedenslösung" anstrebt. andererseits gibt es im gazastreifen keinen anderen akteur von gewicht. abbas und die plo hingegen sind schwach wie nie.


    Ich denke schon, dass man die militärischen Strukturen der Hamas (Waffen, Munition, Kämpfer, Infrastruktur) durch militärische Mittel zerschlagen kann und das Israel dies auch bis zum Ende durchziehen wird und muss.

    in dem fall bleibt aber vom gazastreifen nur noch ein schuttberg und zigtausend tote übrig. so präzise kann die IDF gar nicht vorgehen, angesichts der dichten besiedlung und der hamas, die sich überall verschanzt.

    Einmal editiert, zuletzt von Calogero81 ()

  • Gar nicht. Die Saat für die nächste Eskalation ist doch schon gesät. Je mehr zivile Opfer es gibt, desto mehr Märtyrer werden in der nächsten Generation herangezogen. :(

  • Das Einzige, was man erreichen kann ist soviel Hamas Hard-und Software zu zerschlagen wie möglich , damit ne gewisse Zeit Ruhe ist. Und man diese Zeit dann mal ernsthaft nutzt, um eine für alle Seiten ekzeptable Lösung zu finden. Wie die allerdings aussehen soll? Ich hab null Ahnung und null Vorschläge.

  • Das ist das/ein Problem: macht Israel nichts, wird die Hamas stärker und selbstbewusster und bekommt immer mehr Zulauf.

    Reagiert Israel militärisch oder auch wirtschaftlich, ist dies die Saat für Hamas-Nachwuchs.

    Es wird immer schwieriger. Und es ist fast unlösbar. Und immerhin: Die Palästinenser sind ja da! Die verschwinden nicht einfach. Da braucht es so oder so eine Lösung: Integration in Israel, Zweistaatenlösung. Ausweitung auf andere Nachbarländer etc. Aber so geht es auch nicht weiter.