Allgemeine Presseberichterstattung

  • Die Frage ist jetzt nicht Dein Ernst -oder? Alle Medienkritik in Ehren, aber zu kritisieren, dass auf der Titelseite die Trauerfeier prominent vertreten ist, halte ich für einen kompletten Blödsinn.


    Nach besonderen 96-Spielen sind die Roten stets auf der Titelseite vertreten, das ist in Ordnung, aber nach dem bewegenden gestrigen Tag ist das unangebracht? Ich bitte Dich... -


    Ich habe mich vielleicht unpräzise ausgedrückt. Ich kann es am ersten Tag nach dem Tod verstehen, dass das auf der Titelseite steht. Auch kann ich verstehen, dass die Trauerfeier da erwähnt wird, war ja doch die größte seit Adenauer. Unter dem Aspekt in Ordnung. Allerdings stört mich alles dazwischen. Es gab einfach nichts "neues" zu schreiben, trotzdem wurden Seiten gefüllt.
    Wenn du es schon ansprichst: Ich weiß nicht, was es soll, dass nach einem 96 Sieg ein großes Foto auf der Titelseite ist. Hat überregional doch keine Bedeutung. Meinetwegen kann das alles in den Sportteil. Ich kann wirklich alle verstehen, die am Fußball kein Interesse haben und sich über an der überdimensionierten Berichterstattung stören.

  • Ich denke schon, daß Martenstein einen Teil der Leute damit richtig einschätzt.
    (Mir fällt da z. B. spontan ein recht neuer User unseres Forums ein, der aber so richtig pc in puncto Enke, 96 und Trauer ist. Meines Erachtens verarbeitet der da irgendetwas ganz anderes...)


    Natürlich attackiert Martenstein mit seiner recht provokativen Formulierung (auch) diejenigen, die wirklich trauern. Daß er diese Menschen meint, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
    Er sieht dabei auch nicht, daß eine verblüffend große Anzahl von Menschen völlig überrascht von ihrer Trauer ist, um eine sicherlich sympathische Person, die sie gleichwohl nicht wirklich persönlich kannten. Wo also vielleicht zumindest auch noch etwas anderes mit in der Gefühlsgemengelage ist, was im Bewußtsein sonst nicht so an die Oberfläche kommt.
    Ein wenig kann ich mich in seinen Worten aber durchaus wiederfinden.

    Einmal editiert, zuletzt von Hedemann ()

  • Es wurde zuletzt in den Medien viel über die Medien geschimpft. Als Trauerhype betrachte ich das eigentlich nicht unbedingt, mehr als eine Reaktion auf eine unerwartete Reaktion. Zuerst war die Meldung des Freitods, wovon vor allem die Fussballfans geschockt waren. Ich glaube, dass Bild und Co. eine so grosse Anteilnahme erwartet hatten. Es war eine wichtige Nachricht, eine Topstory für den Boulevard natürlich auch. Das sind Fussballergeschichten oft, aber keiner konnte ahnen, was danach folgte. Der spontane hannoversche Trauermarsch brauchte keine Medien, 96 hat schliesslich viele Fans und Fussball ist eine Religion in Deutschland. Die Teilnehmer reagierten von sich aus, weil sie traurig waren und nicht weil es geil ist, weinend durch die Stadt zu gehen.


    Was aber viele Menschen bewegt, ist für Medien interessant, denn der Leser verlangt nach Informationen. Ein Überthema gibt es nach jedem Ereignis, hier verschwamm natürlich die Grenze, wann damit Schluss ist. Aber wer kennt diese Grenze eigentlich? Fünf Sender übetrugen die Trauerfeier, die im TV kein bisschen als Event und Trauerspektakel rüberkam, sondern echt war. Jede tote lokale Grösse hat viele Teilnehmer an einer Trauerfeier, natürlich sterben auch viel zu viele Menschen ohne Anteilnahme. Robert Enke war eine nationale Grösse in dem beliebtesten Sport der Deutschen.


    Fünf Sender mögen vier zuviel sein, aber wer will eigentlich den Sendern verbieten zu informieren. Das war schliesslich keine Kerner-Show mit schlechten Fragen, sondern blosse Information. Wer sich ausserdem über das TV-Programm am Sonntagmorgen um 11 Uhr aufregt, sollte erst einmal sich selbst hinterfragen.

  • Mit einer Steadycam ständig vor einer trauernden Frau rumzuhampeln hat kein Eventcharakter?


    Das ist respektlos und unmoralisch. Es ist schön, dass für viele Menschen diese Möglichkeit der Trauer eingeräumt wurde - es war mir einfach nur viel zu viel und nachdem ich mich hinterfragt habe,....habe ich ausgeschaltet und trotzdem getrauert.


    EDIT: Bild entfernt.

    Einmal editiert, zuletzt von Nils ()

  • Mir hätte es einfach gereicht, wenn bei der Musik der Chor und ab und zu eine Totale eingeblendet worden wären und bei den Reden die Redner und Weitwinkelschwenks durchs Stadion, dieses ständige Draufhalten auf Fr. Enke fans ich furchtbar voyeuristisch.


    Ist ja nicht so, dass man einen Emotionen-Verstärker brauchte.

  • @ utze:


    Die Steadycam bewegte sich zu keinem Zeitpunkt vor Frau Enke. Natürlich wurde sie eingeblendet, aber zumindest von der für sie anonymeren stationären Kamera auf der Gegengeraden. Natürlich ist eine öffentliche Berichterstattung von einer Trauerfeier immer ein Balanceackt bezüglich der Privatssphäre, aber Frau Enke war ja anscheinend mit dem Gesamtrahmen der Veranstaltung einverstanden. Sie wurde bspw. auch nicht beim Verlassen des Stadions gezeigt, bzw. als der Sarg aus dem Stadion getragen wurde. Ich denke ein gewisser Abstand wurde gewahrt.


    @ viele andere zum Martenstein-Kommentar:


    Ich denke er hat nicht ganz unrecht, wenn er sich die Berichterstattung über die Trauer der anschaut. Jeder einzelne der 40000 im Stadion hat zwar für sich getrauert, aber dieses wurde eben wieder zum Medienereignis. Ich denke die Distanz- und Maßlosigkeit zeigt sich nicht im heulenden Fan in der Nordkurve, sondern in der Großaufnahme des selben. Das steht jetzt ein wenig im Widerspruch zum oben geschriebenen, aber auch hier ist denke ich die zentrale Frage, was stand im Mittelpunkt, die Ermöglichung der Fernsehzuschauer an der Trauer teilzuhaben, oder die Eventisierung des ganzen. Vielleicht war es ein bischen zu viel von letzerem (habe nur Teile nochmal im Fernsehen gesehen), aber ich denke insgesamt wurden auch hier Grenzen gewahrt. Wenn ich zu einer öffentlichen Veranstaltung gehe, dann sollte mir eben klar sein, dass mich andere dabei sehen können, ob das mit nacktem Oberkörper auf dem Zaun beim Torjubel, beim Nasepopeln auf Sitzplätzen jeweils bei einem Fußballspiel, oder beim Heulen auf der Trauerfeier ist.

  • Zurecht wird hier auf den Boulevard geschimpft, dass vermeintlich höhere Intelligenz und journalistisches Handwerk nicht davor bewahren, in ekelhafter und perfider Art zu kommentieren, beweisst derr Kommentator der FAZ-Online Ausgabe:


    Zitat

    ...Warum Enke nach dem Verlust seiner Tochter und trotz seiner schweren Depression ein Kind adoptierte, obwohl er doch kaum mit seinem eigenen Leben zurecht kam, und warum seine Frau dabei mittat - verantwortlich war das nicht...

  • Der Artikel war gestern in der Sonntagszeitung.


    Zum Teil starker Tobak. Der angesrochene Satz stammt von Bertram Eisenhauer.

  • Mich ärgert vor allem, dass viele Kommentatoren nicht zwischen aufrichtiger, würdevoller Trauer und dem Medienrummel, den nicht zuletzt auch ihre eigenen Sender und Blätter darum veranstalten, unterscheiden können.

  • Ähm, meines Wissens ist der Autor ein gewisser Richard Wagner.


    Als Autoren stehen dort beide. Der eine rot,der andere schwarz in der Überschrift. Der Artikel ist aufgeteilt in verschiedene schwarze und rote Kästchen. Ich bin jetzt davon ausgegangen das die roten Kästchen von Wagner,und die schwarzen von Eisenhauer stammen.


    Wenn dem nicht so ist,entschuldige ich mich und behaupte das Gegenteil.

  • Ich hatte einen entsprechenden Leserbrief bereits gestern an die FAZ geschickt. Ich würde mich freuen, wenn viele weitere folgen. Denn da werden Grenzen überschritten.


    Was mich anregen lässt: Ich hab's schonmal in einem anderen Thread geschrieben - ich würde es sehr begrüßen, wenn Verein oder relevante Fanvereinigungen bestimmten Formen der Berichterstattung der vergangenen Tage öffentlich entgegentreten würden.


    - dass Teresa Enke am Unglücksort ankommend gezeigt wird, ist unerträglich
    - Hubschrauber bei der Trauerfeier sind unerträglich
    - vielen Menschen, die trauerten, in teils sehr intimen Momenten ins Gesicht zu zoomen, ist unerträglich


    Nach vergleichbaren Medienaufläufen der letzten Zeit mit ebenfalls sehr unschönen Begleiterscheinungen (Bsp. Winnenden) haben sich die Opfer nochmal gemeinsam an die Presse gewandt, um klar und deutlich solche Auswüchse zu kritisieren. Das fänd ich ein gutes und wichtiges Zeichen - zumal solange noch weitere Persönlichkeitsrechtsverletzungen insbesondere zum Nachteil von Teresa Enke zu besorgen sind. Denn sie hat zurzeit sicher besseres zu tun, als sich mit der Presse anzulegen. (Mich würde auch mal sehr interessieren, wie die Scheiß-BILD es fertig gebracht hat, Teresa Enke zur Freigabe bestimmter Fotos zu bewegen...)


    Das einzig positive scheint mir zu sein, dass von der eigentlichen Beisetzung keine Bilder in den Medien veröffentlicht worden sind. Ich hoffe sehr, das stimmt auch!?

  • Auch auf die Gefahr hin, dass ich gerade hier im Thread wenig Zustimmung bekommen werden, aber ich fand den Artikel im Tagesspiegel sehr treffend

    ich kann dir ganz und gar nicht zustimmen. ich fand zum einen diesen artikel hier im ts


    http://www.tagesspiegel.de/spo…obert-Enke;art133,2950954


    und ganz besonders diesen kommentar eines gewissen herrn martenstein


    http://www.tagesspiegel.de/spo…artenstein;art133,2949842


    schlimm und empörend. in dem kommentar wird zum einen teils die unwahrheit gesagt wie ich finde, zum anderen ist er absolut respektlos gegenüber robert enke, seiner frau teresa und allen betroffenen und trauernden personen. martenstein schert alle über einen kamm und schreibt sogar beleidigend wie ich meine. das ist kein kommentar, das ist ein affront gegen alles, was von seiten teresa enkes und des vereins (im übrigen erfolgreich) versucht wurde, würdevoll zu gestalten.


    ich weiß nicht ob martenstein sich mal mit fußball(fans) im weitesten sinne beschäftigt hat - wahrscheinlich nein, denn anders sind seine beschämenden worte kaum zu erklären. wenn er sich doch damit befaßt haben sollte, dann macht es das nur noch schlimmer. dieser artikel jedenfalls ist schon fast ein kommentar und der kommentar als solches ist widerlich, abstoßend und einfach abartig! er ist reißerisch, da sollte partout versucht werden, DEN etwas anderen kommentar zum thema zu gestalten. das ist gelungen, aber in einer art und weise, die absolut unwürdig ist. meinungsfreiheit und -äußerung hin oder her!


    ich habe jedenfalls direkt einen leserbrief geschrieben und mich bitter beschwert. für mich steht fest: mit dem tagesspiegel zünde ich nicht mal mehr meinen kachelofen an!



    ExilRoter:
    hinter deinem link kommt im moment ein musikvideo....... hast du vielleicht den falschen link reinkopiert?

    Einmal editiert, zuletzt von milovanovic ()

  • weiß nicht, ob es hier schon geposted wurde, aber bei der gestrigen ausgabe von dittsche wurde die gesamte erste minute geschwiegen. sehr sehr schöne geste.


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  • weiß nicht, ob es hier schon geposted wurde, aber bei der gestrigen ausgabe von dittsche wurde die gesamte erste minute geschwiegen. sehr sehr schöne geste.


    danke dir! ich hab nur von gehört kann es aber jetzt dank deiner hilfe auch sehen!