Wir sprechen hier aber vom gleichen Verein, oder? Von dem, dessen Mannschaft mit demselben Trainer in der letzten Saison kontinuierlich zwischen Platz 5 und 8 gelegen hat? Und diese mit 49 Punkten abgeschlossen hat? Der damit die höchste Punktzahl der eigenen Bundesligahistorie erreicht hat? Und das alles als Folge von "Unvermögen und Planlosigkeit"? Alle Achtung!
Und damit du (ausgerechnet!) mir nicht wieder Schönrednerei unterstellen musst: Ich hatte un dieser Saison angesichts der Spielverläufe und seltsamer Trainerentscheidungen durchaus meine Zweifel, dass Hecking die Mannschaft noch erreicht. War enttäuscht über das unkreative Spiel und die Hasenfüßigkeit in dieser Saison. Hatte oft das Gefühl, dass nicht mehr viel läuft, ja, hatte sogar Angst, dass wir auf die Abstiegsränge rutschen. Aber ich bin gegen vereinfachendes Schwarz-Weiß-Zeichnen. Die Misere hat mit Sicherheit mehrere Väter. Hecking mag einer davon sein, aber er kann nicht alles beeinflussen. Was, wenn der Trainer gewechselt würde und es änderte sich nichts? Kind raus? Alle raus?
Was aber trotz aller Maulerei Fakt ist: 96 steht am Ende dieser Saison wieder da, wo es angesichts seiner finanziellen Möglichkeiten stehen kann. Darüber bin ich froh und erstmal auch zufrieden. Dass das alles vielleicht etwas früher und mit etwas schönerem Fußball viel toller wäre, ist doch klar. Aber glaube keiner, dass die Situation sich unter einem anderen Trainer bei unveränderter Ausgangslage auf absehbare Zeit wirklich verbessern würde. Ich würde gerade jetzt Hecking die Chance geben, weiterzuarbeiten, damit er zeigen kann, ob er lernfähig ist oder nicht. Wenn nicht, wird er gehen müssen. Aber Zeit scheint offenbar nicht zu den Bedingungsfaktoren der modernen Fußballkonzepte zu gehören. Haben ja auch die Bayern gerade wieder eindrucksvoll bewiesen.
Das sehe ich man auch so, schließe mich außerdem Tazz an.
Was haben die anderen Mannschaften geheult, wenn mal drei oder vier Stammspieler gefehlt haben - bei den Roten ging diesbezüglich in der Hinrunde ja mal gar nix. In der Rückrundentabelle sind wir Achter, vor Bayern (die uns zugegebenermaßen noch einholen können), Bremen, Leverkusen und den ach so tollen Hoffenheimern. Haben 18 Punkte geholt, einen mehr als in der Hinrunde.
Das reicht nicht fürs internationale Geschäft, zeigt aber einen gewissen Aufwärtstrend. Diesen schreibe ich durchaus zu einem gewichtigen Teil dem Umstand zu, daß sich die Verletztensituation wenigstens ein bißchen gebessert hat und sich die Mannschaft etwas einspielen konnte.
Die Neuzugänge haben, auch z. T. aufgrund von Verletzungen, bei weitem nicht so eingeschlagen wie erhofft. Trotzdem hat das Team nach dem 30. Spieltag mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Sie spielt zwar oft schlecht, aber läßt sich in vielen Situationen nicht in einer Weise hängen, wie ich das von einem Team erwarten würde, das gegen den Trainer spielt. Ich meine, die praktisch fehlende Möglichkeit, sich in der Hinrunde einzuspielen, darf nicht unterschätzt werden.
Hecking meinte mal (oder war es sogar noch Hochstätter?), daß es für die Entwicklung und die Reife einer Mannschaft vielleicht sehr gut und wichtig sein kann, wenn man eine solche Seuche wie die in der Hinrunde schadlos übersteht. Das könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen. Außerdem mag ich den Vergleich mit Schaaf, was den Punkt der Kontinuität angeht. Es zahlt sich unter Umständen aus, nicht jede Saison ein neues "Konzept" umsetzen zu lassen, finanziell sowieso.
Und gestern war in Ansätzen guter Fußball zu sehen. Mit etwas Glück kriegen die Bochumer schon in der ersten Hälfte vier bis fünf Stück. Eine eingespielte IV vor einem guten Torwart, Pressing des ganzen Teams und schnelles Umschalten der ganzen Mannschaft auf Offensive. Dann ist man auch nicht von einem Diego abhängig, den viele - vom Spielertyp her - ja fordern. Wer meint, hier innerhalb weniger Jahre Spiele wie von Barca verlangen zu können, wird natürlich ewig enttäuscht bleiben.