Beiträge von Halfarsen

    96 hat anfangs statische Aufbauszenen der Stuttgarter sehr gut attackiert und sie immer wieder auf die Außen abgeleitet. Die Umschaltbewegungen nach der Balleroberung wurden dann allerdings kläglich abgeschlossen und obendrein hat Stuttgart mit zunehmender Spieldauer immer mehr Gas gegeben und Räume gefunden, um das Pressing zu über- oder zu umspielen. Nach dem ersten Platzverweis ist das hannoversche Ballbesitzspiel total zusammengebrochen.


    Insgesamt eine wenig ermutigende Vorstellung mit einem schmeichelhaften Ergebnis, aber auch noch nicht sehr aussagekräftig.

    Wow, Tasmania hatte zum selben Zeitpunkt noch 18 Gegentore mehr. Aber die Aufholjagd ist längst im Gange... In den Städten der beiden schlechtesten Bundesligisten aller Zeiten beheimatet zu sein (sogar waschechter Neukölnner), das kann meine Lewandowski-Oma wohl auch nicht mehr rausreißen...

    Nicht viel mehr als Folklore.



    Ich habe mir die Aufstiegsspiele gegen TeBe noch einmal angesehen und war von 96 enttäuscht. Simple Manndeckung, einzig Kreuz, Brezina und vielleicht Ernst ähneln entfernt heutigen Fußballern und Addo ist aus dem Abstand ein overhypeder Leichtathlet. Einige gelungene gruppentaktische Bewegungen vor allem im Ballbesitz, womit der individuell überragende und eigentlich aus der Zeit gefallene Chaoshaufen TeBe in Schach gehalten wurde.


    Ja, gegen die heutige, total verunsicherte, planlos eingestellte und ersatzgeschwächte Truppe könnten sie es in zwei Spielen vielleicht packen, aber nicht weil sie besser, sondern weil sie psychisch robuster sind. Würden aber auf Bundesligalevel oder gegen, selbst drittklassige, Bundesligagegner einen Stiefel spielen wie Darmstadt.

    Mit der Jackfrucht kam ich 2010 oder 11 das erste Mal in Berührung, ganz klassisch über einen Asienladen. Gelesen hatte ich von ihr im Zusammenhang mit der geschmackllich etwas ähnlichen Durian / Stinkfrucht, von der ich auch einen Riegel gesnackt und durchaus auch Gefallen gefunden habe. Hinterher war ich eigentlich hinter der Obst-Jackfrucht, habe aber aus Versehen zu einer Dose Gemüse-Jackfrucht ("Young Green Jackfruit") gegriffen. Ich war schon etwas enttäuscht, nichts Süßes erhalten zu haben, sondern etwas Deftiges. Aber bereits damals kam mir die Eingebung: "Hoppala, daraus kann man doch einen Fleischersatz machen". Fünf, sechs Jahre später ist da dieser Hype entstanden, worüber ich natürlich schon ein wenig schmunzeln muss. Als wenn es das vorher nicht gegeben hätte. Aber was Otto Normalverbraucher nicht kennt oder nicht wenigstens eingängig präsentiert wird, das isst er eben nicht.
    Ich würde aber doch eher die Obst-Jackfrucht empfehlen, himmlisch...

    3) Worin sehe ich mich nun also wieder? In extrem dynamischen und / oder reizintensiven Interaktionen verliere ich mitunter die Orientierung in meinem Handeln. Das hat durchaus eine Anknüpfung an die Ideenwolke Asperger. Ich wüsste aber nicht, was der Asperger da erklärt; das sieht man. Zu mindestens achtzig Prozent halte ich das für sozialisationsbedingt.Dass ich deswegen kein Nervenbündel bin, das von Reizen ferngehalten werden muss, sondern eben nur in meiner Handlung beeinträchtigt, verrät der Asperger nicht.
    Ungeschicklichkeit ist in mir sicher ein Stück weit angelegt, was sich z.B. auch beim Handling von Barkassen, beim Führen eines Tippex-Rollers oder beim Öffnen von Paketen, also auch klassischen Bürotätigkeiten. Dass der Asperger aber dazu etwas zu sagen hat, weit gefehlt. Weder zu den Ursachen noch zum Umgang.
    Spezialinteressen werden immer wieder ins Feld geführt, aber das ist arg relativ. Autos, Sesamstraße, Dinosaurier, Tiefseefische, vergleichende Sprachwissenschaft. Was in den Augen meiner Eltern nicht eine berufliche Perspektive angedeutet oder was - wie auch etliche Popmusik oder stellenweise fiktionale Literatur und Fernsehsendungen - von politischen Realitäten aus ihrem (pseudo)linken Bewusstsein zu sehr abgelenkt hat, war ihnen eben auch nicht genehm. Andersherum musste ich mich in jedes Museum mitschleifen lassen, weil ich hausgemachterweise nie allein sein konnte. Das hat zu extremen Grabenkämpfen geführt, bei denen ich immer am kürzeren Hebel saß und die enorm an meinem damals ohnehin schon schwachen Selbstbewusstsein gezehrt haben. Außerdem lag ich mit manchen Interessen wie der ersten Phase mit den Dinosauriern einfach auch vom Timing ungünstig, wobei ich einfach so strukturell isoliert gehalten wurde, dass mir ein trendgerechtes Timing womöglich auch nichts gebracht hätte. Schizophrenerweise haben sich die beiden dann immer darin überboten, meine Kenntnisse, von denen sie ja einerseits nichts wissen wollten, auch insbesondere gegenüber der Außenwelt zu überhöhen und mich als Lexikon mit dem fotographischen Gedächtnis darzustellen. Hochbegabt kam später, aber das war bereits der Keim davon. Letztenendes wurden meine Spleens nur so besonders, weil meine Eltern sie dazu erklärt haben. Hätte ich jemals den Einstieg in eine Roleplayer-Szene gefunden, würde ich darin vermutlich nicht sonderlich auffallen; da hätte ich dann auch meine Fantasie ausleben können. Jetzt bin ich schon ziemlich alt dafür.


    4) Die Frage mit der Fehldiagnose beantwortet sich nach meinem Verständnis allein aufgrund der Logik und sieht für mich nach einer Rückversicherung eines intelligenten und reflektierten Menschen aus, die ich dir hiermit gebe. Von einer Fehldiagnose wird im medizinischen Sprachgebrauch, der in diesem Fall für mich durchaus sinnvoll ist und den ich deshalb hier für mich übernehme, nur dann gesprochen, wenn die Kategorie als stimmig akzeptiert ist. Dies ist sie von der Fachwelt und weiten Teilen der Öffentlichkeit, aber aufgrund logischen Nachdenkens und Recherchierens nicht von mir. Was nicht heißt, dass diese Fachwelt und Öffentlichkeit nicht logisch nachgedacht oder recherchiert haben. Liegt eine Fehlkategorie vor, so ist das für mich jedoch als das zugrunde liegende allgemeinere Problem die übergeordnete Tatsache und macht die Feststellung einer Fehldiagnose hinfällig (jetzt ist es aber mal gut mit dem Pseudojuristen, diese logische Herleitung hat auch eine sehr gefühlsmäßige Seite :kopf:...). Wer aufgrund seiner rötlichen Haare mit einem Pumuckl-Syndrom, einer angeborenen chakrischen Verkrümmung der Hypophyse mit linksdrehend erdbeerigen Gefühlen und unheilbarem Nervzwang, diagnostiziert wurde, der ist damit vorrangig nicht fehldiagnostiziert, sondern einer Fehlkategorie aufgesessen, die automatisch eine Fehldiagnose beinhaltet, weil es dieses Syndrom nicht gibt, egal in wie vielen Katalogen es steht. Und so ähnlich, auf niedrigerer Stufe, verhält es sich meiner Meinung nach mit Asperger.
    Alles in allem bin ich wie zu vielem aber gespannt, was sich dafür noch so für andere Denkweisen auftun.


    4) Helfen tut mir von außen gesehen alles, was mir alltägliche, auch gerade lebendige, Interaktion auf einem mir verträglichen Level situationsbezogen näher bringt. Separation, wie sie in Therapien gängigerweise praktiziert wird, ist da genauso schlecht wie individualistisches Techniktraining im Profifußball. Ein wirklich kompetenter Therapeut für mich (wahrscheinlich ein Therapeut in der heutigen Zeit generell) müsste Gesprächssitutiationen beiwohnen, er müsste sie zum Teil gezielt herstellen und minutiös analysieren und nachbereiten, und zwar mit Schwerpunkt auf Kommunikationsfluss. Techniken, Inhalte, alles. Idealerweise würde er Fähigkeiten von einem Konversationsanalytiker, Kommunikationstrainer, Kulturforscher, Theaterregisseur, Linguisten, Familientherapeuten und noch einigem mehr vereinen. Einen stumpfen Motivierer, Trauma-Verarbeiter oder Oberflächen-Konditionierer, wie sie hierzulande Gang und Gäbe sind, muss ich nicht bzw. nicht noch mal haben. Das ist Erich Ribbeck. Ich will aber Hoffenheim. Und wenn mir das keiner gibt, versuche ich das eben selber umzusetzen, so wie ich es kann.
    Ein Gestalttherapeut, wo ich mich vorgestellt habe, wollte mal ein Gruppe gründen. Davon habe ich aber nichts mehr gehört. Gestalttherapeuten sind für ihre ganzheitliche Herangehensweise bekannt.
    Als Idee habe ich öfters schon mal eine Übungsdisco in den Raum geworfen, so mit Bar, Tanzfläche, Ruhezone und als Special noch einer angegliederten Speakers-Corners, wo, mal kontrollierte, mal weniger kontrolliert, Gruppensituationen stattfinden. Das ist auch auf Anklang gestoßen, ich sehe mich aber außer Stande, das umzusetzen, einfach auch aus Respekt vor dem Kulturraum Disco und seinem symbolischen Gehalt, wo ich mich als Außenseiter sehe.
    Auch würde mich ein Therapeuten-Café interessieren, wo man sich den/die Therapeuten zum Smalltalk spontan aussuchen kann. Ähnlich vielleicht einem Bordell, aber mit Spezialisierung auf Kommunikationstraining.
    Ich treffe freilich immer wieder auf ähnliche Settings, namentlich im Theater und im Lindener Platzprojekt. Allerdings ist es mir dort manchmal noch nicht so möglich, zu mir zu stehen, wie ich das gerne hätte.
    Bewusst suche ich Lebendigkeit, auch wenn sie mich manchmal an meine Grenzen bringt. Die unlebendigen Menschen sind erfahrungsgemäß auch die Schubladisierer.



    4) Wie hat dir die Diagnose geholfen? Was war an den Therapien danach produktiver als vorher?


    5) Inwiefern macht die Gegenwehr deiner Freundin gegen die ADS-Diagnose es ihr schwerer? Wann hat sie diese bekommen, von wem, auf wessen Betreiben, und wie geht ihr Umfeld mit ADS um?

    ExilRoter:


    1) Es wurde mir ja nicht "nicht geholfen", sondern nur nicht systematisch von außen in Bezug auf meinen Bedarf. Unter diverse Menschen zu gehen, hilft mir nichtsdestoweniger durchaus sehr; erfreulich viele davon, insbesondere Künstler und Projektinitiatoren von unten, erweisen sich auch als offen, wenngleich es ausnahmslos allen schwer fällt, meine Art zu verstehen - und die Zeitkrankheiten Egozentrik und Materialismus, was ich nicht rein an einem politischen Lager festmache, nun eimal nicht wegzuwischen sind.


    2) Ich sehe mich als mich selbst, mit allen meinen Stärken und Schwächen. Um es kurz zu fassen: "Ich gebe mir die Diagnose Ich". Da hat schon mal jemand gestutzt und das für einen Schreibfehler gehalten, an dessen Stelle eigentlich "nicht" stehen sollte - genau so ist das aber gemeint. Was davon angeboren und was erworben ist, ist erschöpfend nicht zu beantworten. Allerdings habe ich z.B. bestimmte Verrichtungen in der körperpflege fünf Jahre früher gekonnt als ich sie tatsächlich ausgeführt habe, und ein Therapeut war sogar Zeuge davon. Meine Mutter hat ihn in dem Fall übergangen und er hat sich mir entsprechend verärgert gezeigt; die weiteren Verlauf habe ich nicht mitbekommen, er blieb aber ihr gegenüber loyal. Leider lebt dieser Therapeut nicht mehr. Auch zu anderen Tätigkeiten wäre ich von den reinen Fähigkeiten her, die ich insbesondere in der Schule gezeigt habe, sicherlich wesentlich zeitiger in der Lage gewesen. Das Netz von Gehirnwäsche hat da eben, dadurch, dass ich kaum von zu Hause raus kam, unglaublich effektiv gewirkt.
    Für mich ist die Vergangenheit freilich hinreichend bewertet und analysiert; ich hole sie nur deswegen wieder hervor, um sie anderen verständlich zu machen.
    Worunter ich wirklich leide, ist der Mangel an sozialer Praxis und Beziehungen, die mich auf meinem Stand abholen, und nicht Abstraktionen oder schon gar Geister von gestern. Mein Glaubenssystem und meine Spiritualität sind seit dem Moment meiner Selbstermächtigung im Alter von 14 Jahren überdies unglaublich intakt; nur das hat mich aus diesem Gefängnis herausholt.
    Was ich gut und was ich nicht so gut kann, darauf bin ich in vielen Punkten schon eingegangen. Ich möchte nur noch mal eins betonen: Ich bin im realen Leben sicherlich niemand, der notorisch aneckt, was im Forum vielleicht stellenweise anders gewirkt hat, weil ich da halt mal die Sau rausgelassen habe. Generell neige ich zu extremen Ausrastern, wenn ich auf verzerrt dargestellter, aber nicht aus der Welt zu schaffender Grundlage in die Enge getrieben werde (Beispiel Vater: "Du hast die Küche nicht sauber gemacht - und du willst selbständig sein", was ja auch extrem etwas von einem Double-Bind hat, wie er in meiner Familie nicht untypisch war. Oder in der Selbsthilfegruppe: "Du bist autistisch. Sieh endlich deine Krankheit ein!", wenn die Gegenargumente vielleicht doch etwas zu intim sind). Bei gekonnter Miesmache a lá Hylla, oder ich kenne auch noch schlimmere Konsorten, implodiere ich demgegenüber und behalte dann eben meine Selbstachtung für mich. Das sind aber alles Fallen, in die ich in zweiter Linie reingerasselt bin, weil es mir in erster Linie an der reinen Technik des Kommunikationsflusses mit Flow-Themen, Smalltalk, Scherzkommunikation etc. gebricht, der mir andere Erfahrungen leichter zugänglich machen würde. Ansonsten bin ich ja auch jemand, der eher sehr stark die Verständigung sucht, was mir in Gruppen, die mich näher kennen oder gekannt haben, auch vielfach attestiert und sogar als eine meiner Stärken herausgehoben wurde. Je mehr ich aber die dazu notwendigen Fertigkeiten erlerne und mich von einseitigen Abhängigkeiten verabschiede, mir größere, flexiblere Netzwerke schaffe, desto unempfindlicher werde ich gegen äußere Störfeuer. Es fallen auch Hemmschwellen, Sachen einzugestehen; wenn die andere Seite davon nichts wissen will, bitte sehr - orientiere ich mich eben anders.

    Alltäglich sichtbare Schwächen liegen jetzt vor allem noch in der Verkrampfung, fehlendem gemeinsamem Erleben (ich habe halt relativ spät damit angefangen), limiertem Smalltalk / Scherzkommunikation und einer leichten Überforderung mit manchen reizintensiven und Multitaskingsituationen. Das kommt aber auch alles mit daher, dass ich als Jugendlicher so gut wie gar keine Peer-Group hatte und, wo doch Ansätze vorhanden waren, von den Lebenswelten nicht mal ein Zehntel des Normalen geteilt habe, das nie ausreichte, um mitzureden. Internet, das jetzt eine große Hilfe dabei ist, bekamen wir auch erst 1996...


    Offizielle Therapien habe ich nach dem Abbruch der letzten, elterlich gesteuerten, wo ich den Drang verspürte, raus zu müssen, sporadisch mal angetestet . Ansonsten ist mein Leben eine Therapie. In Selbsthilfegruppen bin ich nur mehr reduziert, weil mir da zu viele Syndromlinge und Expertengläubige rumlaufen. Aspergergruppen meide ich schon gleich ganz; es tut mir in der Seele weh, wie bereitwillig die überwältigende Mehrheit der Asperger-Diagnostizierten ihre persönliche wie auch kulturelle Identität über den Asperger definieren statt über sich selber und viele von ihnen überdies dieses Denken hoch halten und verbreiten. Immer "Ich bin als Asperger" oder gar "Asperger sind", nicht "ich bin". Oder "Autistic Pride" statt "Ich bin stolz auf mich selbst". Auf Pharmazeutika habe ich bis auf Cola, nach dem Reinfall mit der "Tourette"-Medikation, ganz verzichtet ;) . Dagegen recherchiere und lese ich viel eigenständig Fachtexte jeglicher Disizplinen über informelle Interaktion, die überwiegend autismusfremd sind, und bilde mir unter anderem mit deren Hilfe Strategien im täglichen Leben. Der Zug ist da sicher noch nicht abgefahren.


    Zu Asperger: Die Frage stellt sich mir nicht, ob ich es habe. Ich behaupte, Asperger gibt es nicht, weil eine schlagende Gemeinsamkeit der Einzelfälle fehlt, die über ein sehr vages subjektives Beobachten und Deuten hinausgeht, wo wieder die (Ohnmacht-Kompensations-)Macht von Eltern und Institutionen im Spiel ist, die, wie schon gesagt, von sich ablenken wollen. Man hat nicht DEN Genort, DIE Gehirnregion, DIE Stoffwechselprozesse, was mir bei ADS schon etwas klarer scheint. Die Fälle jedoch wiederum gibt es meiner Meinung nach. Nur ist sehr wenig verstanden, was individuell oder fallgruppenmäßig jeweils dahinter steckt. Äußere Faktoren werden in überzogener Gegenreaktion auf frühere "Kühlschrankmutter"-(sic, auch noch Mutter)Diffamiererei sehr ausgeblendet. Wer das Herz auf dem rechten Fleck hat, sollte da aber immer auf das Gesamtbild schauen und ohne Anklage auch den Beitrag des Umfeldes sehen.
    Und ja, Asperger ist meines Erachtens eine Modekrankheit.


    Dass dem ein oder anderen durchaus mit (oder dank...) der Diagnose Asperger geholfen wird, das will ich auch nicht klein reden. Meiner Meinung nach hat da aber immer die persönliche Beziehung zwischen dem Diagnostizierten und dem/den entsprechenden Betreuern einen großen Anteil. Ich freilich habe mich durch den Asperger noch nie besser verstanden gefühlt, OK, es war eine Konstante in meinem Leben, die es mir zeitweise bequem gemacht, mich aber letzlich auch erdrückt hat. Ansonsten kamen da immer da so Computerhirn-Vorurteile, übertriebene Vorstellungen von meiner Wahrnehmungs- oder Veränderungsempfindlichkeit, Vernachlässigung meiner Gefühle, Unterschätzung meines Kontaktbedürfnisses, Vermischung mit meinen daneben bestehenden körperlichen Symptomen, unnatürliche Vorsicht rein schon durch das Krankheitsetikett...


    Ich möchte deswegen hiermit deutlich sensibilisieren für den Missbrauch von Krankheitskategorien. Da warne ich eindringlich vor Konzepten wie Autismusspektrum oder Neurodiversität, nicht wegen der Krank-Gesund-Dichotomie, die mir viel zu aufgebauscht wird, sondern wegen der Verharmlosung von Schubladisierung, von Persönlichkeitskonzepten, auch von Konzepten, wie jemand wahrnimmt, durch so eine Es-geht-ja-alles-ineinander-über- und Jeder-hat-doch-ein-bisschen-was-davon-Weichspülpackung. Konkret z.B.: Jeder hat doch ein bisschen von einem Computerhirn, das alles durch das XY-System wahrnimmt und dessen mimische Verkrampfung ja auch Teil des Autismus ist... Das ähnelt in seiner Denkstruktur esoterischen Theorien, die auch extrem verschwurbelt und sich gerade dadurch schwer angreifbar machen und ebenso ein diffuses ur-menschliches Bedürfnis von Zusammengehörigkeit der Welt adressieren. Ich bin mir sicher, dass diese Problematik auch schon Leute erkannt haben, gerade viel lesen tue ich aber nicht davon.
    Mir liegt es am Herzen, dass der Einzelne - ich natürlich auch ;) - in seiner Besonderheit als solcher gewürdigt und nicht einfach als Teil einer Spektrumssauce oder als insgeheimer Schubladling in einer, ja ach so guten, Neurodiversität, verhackstückt.


    Was Fachkompetenz von Betreuern angeht, so habe ich diese vielfach als Vorurteilskompetenz empfunden. Man muss dabei ja auch noch wissen, dass meine Mutter diverse Therapeuten in ihren ehelichen Konflikten instrumentalisiert hat und die das vielfach auch noch haben mit sich machen lassen. Überdies ist viel an Ängsten (Hunde...) rumkonditioniert worden, wo es vor allem darauf ankam, dass sie vor Dritten das Gesicht wahrt und sich nicht mit dem ängstlichen Kind blamiert (geprägt durch Dorfsozialisation, die sie in einer Großstadt mitschleppt...).
    Vor einem Therapeuten, der mich mit fünf für nicht schul- und gruppenfähig befand, hat sie mich indes auch gerettet, das sei ihr zugute gehalten.
    Wichtig ist mithin, dass Betreuung nicht zu Ungusten der Selbstentfaltung geht und nicht zum verlängerten Arm von Erziehungsberechtigten wird. Dafür kann, wiederum, keine Ausbildung garantieren.


    Ich könnte noch so viel mehr anfügen. Ist auch manches etwas durcheinander.


    So, der Oberirre hat sich geoutet. Ich hatte das Gefühl, ich musste in den sauren Apfel beißen. Für meine Nachfolger wird es nun hoffentlich leichter.
    Darauf jetzt erst mal ne Cola :)....

    Gut, dann lege ich es eben drauf an. Mit meiner Fußballsucht ist es eh nicht mehr weit her und Bindungen zu Fans oder in Fanszenen hinein habe ich selbst in meiner härtesten Zeit keine aufgebaut, obwohl ich das vielleicht mal wollte; sicherlich eilt mir im Fanmag ein Ruf voraus, aber kennen tut mich da so gut wie niemand, persönlich, naja, ich selbst so halbwegs, bei allen positiven wie negativen Überraschungen ;) . Das Risiko ist nicht null, aber überschaubar. Bei zu heftigen Attacken wird sicher ein Admin Verständnis haben und mich schlimmstenfalls auch löschen; wenn's sein muss, mit meiner ganzen Historie. Empfindlich bin ich eigentlich nur gegen Häme und Spott von der Seite. Aber jetzt hat ExilRoter den Anfang gemacht, dieses heiße Eisen aus der Tabuzone zu holen, und ein wenig ist es mir auch ein demokratisches Bedürfnis oder aber ich verspüre sogar die Pflicht, mich als Betroffener in die Diskussion einzuschalten. Wenn das nicht mehr sein darf, was dann. Ist vielleicht auch eine Nagelprobe, wie viel mir dieses Forum noch wert ist.


    Ich habe mit drei Jahren aufgrund eines bloßen Mutterfragebogens den Befund Asperger aufgedrückt bekommen und mein Leben lang an den Folgen zu knabbern gehabt; meine Eltern haben mich da in einer Rolle gefangen gehalten, die ich nicht nur nicht war, sondern die so ziemlich ihresgleichen sucht. Eine Hochbegabung dichteten sie mir meine obendrauf an, und das auch fernsehwirksam, wobei hier der Vater vorneweg ging. Sozial und alltagspraktisch pflegten sie die Defizite nur so; alltagspraktisch wirkte dabei wiederum auf sozial zurück - sorry, deutlicher bringe ich an dieser Stelle nicht über mich es auszudrücken. Ja, ich war in einigen Bereichen ängstlich, in anderen ungeschickt und in wieder anderen alles beides. Auf der anderen Seite war ich sicher auch überdurchschnittlich intelligent, wovon manches sogar erhalten geblieben sein mag. Hab mich später auch mal selbst getestet. Aber konstruiert haben sie sich daraus einen Professor, der sich selber nicht... Der für das alles ne Mama, nen Therapeuten oder einen Einzelfallhelfer braucht. Und meine Mutter hatte die Autorität eines Psychologiestudiums hinter sich. Sie hatte aber massiv selber Probleme wie Verantwortung für alkoholkranke Mutter in ihrer Jugend und damals nicht erkannte Epilepsie, die sie z.T. auf mich übertrug.
    So mit 14, 15 ging mir auf, was ich alltagspraktisch alles, teils mit Leichtigkeit, konnte (alleine rausgehen, mich anziehen, Brote schmieren, ...), nur sozial war da der Zug schon ziemlich weit davongeeilt. Zumal ich - auch auf elterliche Initiative - mittlerweile auf einem gehobenen Gymnasium gelandet war, wo die alle ihre Codes haben und schon ihr Erfahrungsrepertoire und grobschlächtig auftreten mal nicht so einfach drin ist, außer besoffen, wovor mich meine Altvorderen, das zur Abwechslung mal löblicherweise, ja auch bewahrt haben.
    Dann erkrankte ich auch noch körperlich, ich denke heute, eine Kiefer-Dysfunktion im Zusammenspiel mit langwierigen Infektnachwirkungen, was Verspannungen und z.T. kleinere Zuckungen am ganzen Körper zur Folge hatte - damals, wiederum auf Veranlassung meiner Mutter, als Tourette diagnostiziert. Das wird nur allzu häufig mit dem "Asperger" in einen Topf geworfen. Die Muskelverkrampfungen bin ich nie richtig los geworden, was mein Ausdrucksverhalten immens beeinträchtigt und gemeinhin gerne mal auf den Asperger geschoben wird. Nach einer Art epileptischem Anfall im Zuge massiver Halswirbelsäulenprobleme 2012 sind zumindest aber die Zuckungen weitgehend weggegangen.


    Mein Abi habe ich mit einiger Anstrengung bestanden; Studium der Sozialwissenschaften ist letztenendes an einem Mischmasch aus defizitorientierter Motivation, durchwachsener Gesundheit, viel zu spätem Auszug nach epischem Krach mit meinem Vater und Geldknappheit gescheitert.


    Seit 2011 wohne ich endlich alleine; momentan habe ich einen Job, was eine große Schwierigkeit für mich darstellt. Diese Arbeitstelle ist aber auch nicht meine erste. Sowohl mit Jobs als auch Jobvermittlern verbinde ich indes traumatisierende Erlebnisse; so habe ich mich nicht gesträubt, auch einmal auf dem Bau zu malochen, aber es bitter bereut.
    Mit meinen Eltern verstehe ich mich merkwürdigerweise ganz OK, wobei mir mein Vater satte zehn Jahre ein rotes Tuch war. Freizeitmäßig betätige ich mich in diversen künstlerischen und ökologischen Gruppen, die alle aber zum Glück verhältnismäßig wenig mit Fußball zu tun haben. Ansonsten werkele ich weiter an meinen Datenbanken, unter anderem einem semi-automatisch sich erweiternden beliebigsprachigen Synonymwörterbuch mit Synonym-Vokabeltrainer und einem kombinierten Organizer/Cross-Impact-Analyzer, womit ich aber kein Geld verdiene.


    Meine Fußballbegeisterung war und ist ein Vehikel für Sehnsüchte und Ängste wie bei anderen Fans auch, wo ja nichts gegen zu sagen ist. Die Überreiztheit, mit der ich das im Forum für alle sichtbar ausgelebt habe, war aber toxisch. Es hat durchaus auch ein, von manchen vereinzelt sogar erkanntes, positives Interesse an schönem Spiel, taktischen Zusammenhängen etc. gegeben, Das hat aber keinen Nährboden gefunden in dieser Unausgeglichenheit; ich bin weder auf hinreichend Anerkennung gestoßen noch habe ich es schon gar in Aktivität umwandeln können. Ich bin ja auch selber relativ unsportlich. Fußball und alles, was damit zu tun hat, hat mich zu sehr frustriert, deswegen erst einmal der Abstand.

    Ich bin mir nicht so sicher, ob dieses Einknicken nach Gegentoren nur sportliche Gründe hat oder ob die Lizenzverhandlungen und die dadurch erzeugte Stimmung da nicht mitspielen. Da kann dann kein Trainer was machen.