Es stimmt, dass die USA rassistische Gesetze grundsätzlich abgeschafft haben und diesem Vorwurf nicht mehr ausgesetzt werden können. Diese sog. "Jim Crow"-Gesetze waren nach dem Bürgerkrieg von den Südstaaten erlassen worden, um die Verfassung zu umgehen, die zwar die Sklaverei aufhob, aber eine Gleichheit der Ethnien nicht vorschrieb. Erst eine Reihe von Urteilen und Gesetzen auf Bundesebene in den 1950er bis 1970er Jahren setzte dem ein Ende.
Das heißt allerdings nicht, dass dies gleichbedeutend mit einem Ende des in der Gesellschaft vorhandenen Rassismus ist. Es gibt immer noch eine Reihe von Möglichkeiten, Menschen zu benachteiligen. Bei Hausverkäufen oder -vermietungen z.B. gab es das sog. "Redlining", d.h. Banken und Makler legen genau fest, welche Hautfarbe wohin ziehen darf. Mit schlechter Adresse gibt es aber selten gute Jobs. Auch entscheiden immer noch die Chefs, wen sie in ihrer Firma einstellen.
Abgesehen davon bekommen Schulen in den USA ihre Finanzmittel in Abhängigkeit vom Grundsteueraufkommen ihres Schulbezirks zugewiesen. D.h. es ist auch auf dem Weg der Bildung für arme Menschen kaum möglich, gesellschaftlich und finanziell aufzusteigen. Tja, und da gerade African Americans traditionell meist arm sind und in eigenen Viertel (Ghettos) leben, wo das Grundsteueraufkommen dann natürlich gering ist... - na, klingelts?
Wer bdarüber mal mehr lesen will, dem empfehle ich das sehr gut geschriebene Buch "Savage Inequalities" (frei übersetzt: "Extreme Ungleichheiten") von Jonathan Kozol, in dem er anhand der Bildungschancen für Kinder nachweist, dass sich an dieser Situation kaum was ändern kann, wenn das Geld für die Schulen nicht anders verteilt wird.
Die Quotenregelungen nennen sich "affirmative action", gelten nur für staatliche Einrichtungen und nicht für die freie Wirtschaft, und es ist sehr umstritten, ob sie überhaupt helfen. Viele meinen aus gutem Grund, das wäre nur ein Feigenblatt für den gesellschaftlichen Rassismus. Also, das Problem des Rassismus existiert in den USA weiter (übrigens auch in den Nordstaaten, wo auch das Redlining erfunden wurde), genau so, wie in jedem Land der Welt übrigens. Selbst in eher liberal orientierten Bundesstaaten wie California ist das so, da muss man nur mal nach Oakland oder auch Los Angeles schauen (da kommen ja auch noch die Latinos dazu).
Im Übrigen halte ich es für sehr schwer nachweisbar, im Fall von New Orleans Rassismus zu unterstellen. Da auch reiche Städte wie Biloxi erst spät Hilfe bekamen, lässt sich eher auf Inkompetenz bei der Organisation schließen.
@ Alex McLeish: Ich habe ein Jahr in den USA an der University of California, Davis, Geschichte studiert, nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen.