Als Eggimann für Zuraw kam, war ich recht glücklich. Von Zuraw habe ich eh nicht viel gehalten, da kam ein erprobter Nachfolger gerade recht. Daß der Start dann nicht wunschgemäß verläuft, kann passieren. Kein Weltuntergang.
Nach diesem Spiel ist meine Geduld aber vorbei. Jetzt ist meine Stimmung eben gekippt. Wie kann man mit schlechten Laktatwerten aus dem Urlaub kommen, wenn man gar kein Turnier gespielt hat? Wie kann man als Führungsspieler angeheuert werden und dann nach Heckings Aussage den schüchternen Schweiger mimen? Wie kann man in Interviews so rumdrucksen (Europacup weit weg statt Abstiegskampf / Leistung nicht so gut statt zu schwach)? Wie kann man so oft den entscheidenen Zweikampf verlieren?
Der gute Mann stand gestern völlig fassungslos neben sich selbst! Kuckt Euch das erste Tor nochmal an. Es gibt eine klitzekleine Berührung, Gomez schafft sich mühelos ein bißchen Platz. Eggimann steht auf der Stirn geschrieben "oh, bitte nach Ihnen" und anschließend trabt er mutlos hinterher ("och Menno, den kriege ich nie"). Das war in der siebten Minute!
Ich kann mich gar nicht an alle Situationen erinnern, in denen er in dieser Saison schon unglücklich aussah. Die Kopfballablage zum 0:3 letzte Woche hätte aber kein Cottbusser Mitspieler besser hinkriegen können. Schön in die Mitte geköpft, nicht so weit weg, genau auf den Schlappen von Rangelov. Applaus.
Für 96-Verhältnisse ist er ein teurer Spieler. Für zehn andere Bundesligisten wäre er ein Schnäppchen gewesen. Aber das ist irrelevant. Ein guter Spieler kann verdienen, was er will. Und einen schlechten Spieler will so oder so niemand lange behalten. Und: Der Vertrag läuft zwar fünf Jahre, aber dieses zweite Bosman (Webster?)-Urteil hat doch dafür gesorgt, daß Verträge nach drei Jahren gekündigt werden können. Damit will ich nicht tröstend sagen, daß Eggimann nur noch zweieinhalb Jahre absitzen wird. Sondern daß solche langen Verträge nur noch einen symbolischen Wert haben.
Eines noch: Ich wünsche ihm nichts Schlechtes. Ich habe nur dafür plädiert, daß er zurück nach Karlsruhe geht. Dann hat er wieder sein bekanntes und bewährtes Umfeld. Dort kennt man ihn als netten, ruhigen, mannschaftsdienlichen und zuverlässigen Kapitän. Und 96 kann sich nach dem nächsten Mertesacker/Abwehrchef/Siegertypen umsehen.