Beiträge von eue

    Ach, komm! Wir haben nach knapp 2/3 der Saison gut dreimal so viele Punkte wie Osnabrück, das Hinspiel mit 7:0 gewonnen. Was soll das sein außer ein Pflichtsieg?


    Natürlich ist das Spiel noch nicht gewonnen. Und natürlich hat 96 eine gewisse Begabung dafür, so ein Spiel zu verlieren.


    Aber alles andere, als einen Sieg zu erwarten, ist doch Quatsch.


    Edit: Ist außerdem mit „irgendwo im November“ sehr blumig geschrieben. Seit dieser Niederlage gab es drei Heimspiele, alle Unentschieden: Beachtlich gegen St. Pauli, gegen Paderborn fast das ganze Spiel in Überzahl und gegen Hansa, was wohl eher Fallobst ist.

    Durch die Milliarde in 20 Jahren für 36 Clubs werden wir international keinen Pups wettbewerbsfähiger (wenn das denn überhaupt um jeden Preis gewollt wäre).

    Das finde ich fast am wichtigsten. Ich will das überhaupt nicht. Der Vergleich mit anderen Ligen spielt für mich als Fan gar keine Rolle. Ich müsste schon sehr viel konstruieren, um aus dem „Rückstand“ auf England - und in vielen Perspektiven abseits von Umsätzen und möglichen Renditen ist das im völligen Gegenteil ein Vorsprung vor England - Nachteile für mich abzuleiten.

    Der Großangriff auf die globale Vermarktung ist eine Chance für alle, die daran finanziell partizipieren können. Für alle anderen ist es ein Risiko, für Geld (wo auch immer das letztlich landen mag) das aufs Spiel zu setzen, was der deutsche Fußball trotz diverser Fehlentwicklungen immer noch anderen Ligen, Ländern und Sportarten voraus hat.

    Umso mehr beruhigt es mich, dass dieser stete Tropfen aus Protesten, Positionierungen und Diskussionen Wirkung zeigt. Hoffentlich reicht es.

    Es ist doch bei den aktuellen Protesten wie bei Pyro auch: Es gibt etliche Wege (ob es jetzt darum geht, irgendetwas ins Stadion zu bekommen, oder darum, wirkungsvolle Protestformen zu finden).

    Schafft es jemand, einen Weg dichtzumachen, wird eben ein anderer gewählt. Es würde mich trotzdem wundern, wenn auch nur eine der mal wieder angekündigten Maßnahmen tatsächlich zweckmäßig wäre, viel mehr geht es darum, irgendetwas zu machen. Manche Verantwortliche fühlen sich dazu gedrängt, etwas zu tun, um ein bisschen Ruhe zu haben (das Innenministerium wurde ja sogar angesprochen). Und ein paar Idioten wird es vermutlich auch geben, die mit dem großen Maßnahmenkatalog kommen und sich dann ernsthaft wundert, wenn die Nordkurve auch bei diesem Versuch doch nicht zum erwünschten Martin-Kind-und-Blackrock-Fanclub geworden ist.

    Ist auch egal. Mir ist bei einem guten Faltschloss mal der offenbar nicht so gute Schlüssel im Schloss abgebrochen. Habe das Schloss dann bestimmt 15 Minuten direkt an der Bahnstation Misburger Straße mit vielen Passanten mit der Flex bearbeitet. Reaktionen gab es nicht. Seitdem weiß ich, dass ein Fahrradschloss auch nur gegen Gelegenheitsdiebstahl schützt.


    Tatsächlich fand ich das gestern aber auch erstaunlich schnell.

    Noch mal: „Konsequentes Handeln bei personifizierten Gewaltandrohungen. Spielunterbrechung jetzt!“, auf dem Spruchband über MK (u.a.!) im Fadenkreuz. Macht es nicht geschmackvoller, aber die Intention dahinter ist doch eine ganz andere als auch hier vielfach suggeriert.

    Ich vermute mal, die vollen 96-Tüten (fand ich übrigens niedlich) konnten von MitarbeiterInnen von 96, Caterern, Ordnern etc. nach dem Spiel mitgenommen werden, da wird bestimmt jemand Tennis spielen. Man muss dem aus 96-Sicht ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

    Martin war vermutlich auch da, hat sich die Bälle angeguckt, gesehen, dass es ziemlich billige Fabrikate sind, und trotzdem eine Tüte mitgenommen.

    Dann möchte ich den Anlass mal nutzen, um für einen Auschwitzbesuch zu werben. Der ist sehr eindrücklich und - was ich hervorheben möchte und woran es lange scheiterte - ziemlich leicht umgesetzt.


    Vor knapp vier Jahren bei einem Abend mit FreundInnen ist das Gespräch irgendwie auf Auschwitz gekommen und ich sagte, dass ich da eigentlich schon lange gerne mal hinwollte. Den anderen ging es ähnlich und so buchten wir am nächsten Tag für ein paar Monate später eine Fahrt dorthin.


    Mit einem Neuner ging es Freitag nach einem frühen Feierabend los und abends (8 Stunden laut Navi, tatsächlich staute es sich an den polnischen Mautstellen etwas) haben wir in der Nähe von Auschwitz unser Airbnb bezogen. Am nächsten Morgen hatten wir dann unsere private Führung mit einer ehemaligen Lehrerin.


    Der erste Teil der Führung fand im KZ Birkenau statt, dort sind in den Gebäuden teilweise Ausstellungen untergebracht und ich erinnere mich sehr an den krassen Kontrast zwischen der schönen Umgebung mit Backstein, Bäumen und Vogelgezwitscher an einem schönen Septembermorgen mit klarer Luft und blauem Himmel und den verstörenden Dingen, die dort passiert sind.


    Nach zehn Minuten Fahrt mit dem Auto und einer kleinen Pause ging es dann in Auschwitz weiter. Vom Parkplatz aus geht man über eine große Freifläche an Gleisen entlang bis zum Eingang am Tor, das man von etlichen Fotos kennt. Das Gelände war dann der krasse Gegensatz zu Birkenau: riesig, karg, zum großen Teil auch zerstört. Ich kenne Bergen-Belsen und Dachau, Auschwitz war trotzdem noch mal eine andere Nummer. Hier erinnere ich mich vor allem an diese gewaltige Größe und viele Details, die die Dimension an Menschenfeindlichkeit, die Auschwitz und der gesamte Holocaust hatten, in Ansätzen greifbar machen. Zum Beispiel Rechnungen, die belegen, was für eine Größenordnung der Handel mit abrasiertem Haar hatte, oder Überlegungen zum Aufbau und zu Änderungen des Lagers, um die Wege für den Transport von Toten möglichst kurz zu machen. Ausweichpläne, wenn die Krematorien an ihre Grenzen kamen, Vorbereitungen, damit die Einäscherungen möglichst effizient verlaufen. Die Führung endete in einer Ecke, aus der man das Lager weitestgehend überblicken konnte, mit einer Karte, auf der eingezeichnet ist, wie groß das KZ war und welche Pläne zur Erweiterung es gab.


    Unsere Rückfahrt war sehr ruhig. Wir haben uns dann noch einen schönen Abend in Krakau (auch empfehlenswert) gemacht und am Sonntag ging es entspannt zurück.


    Die Planung war wirklich leicht und wir kamen mit einem Wochenende und ziemlich wenig Geld aus, die Erinnerungen haben sich bei uns allen fest eingebrannt.

    Ach, stimmt, Hitlergrüße sind viel cooler, wenn sie bei den Trendsettern in Aachen und Cottbus auch gemacht werden.