Politischer Zoff-Thread oder so

  • Eine große Koalition verstärkt sowohl den Prozess der inhaltlichen Angleichung als auch den subjektiven Eindruck, dass "die ja eh alle die gleiche Scheiße machen".

  • Es geht also darum, dass die "großen Parteien" nicht nur die Regierung sondern auch den Protest oligarchisieren?


    Ich verstehe schon, dass die große Koalition zu subjektiven Eindrücken beitragen kann. Nicht zuletzt sind die SPD-Ergebnisse ja auch erst 2009 in den Keller gerutscht und nicht, wie man inhaltlich erwarten hätte können, schon 2005. Ich verstehe aber nicht, wie man das zur Grundlage machen kann, die Schuld der großen Koalition zu geben, denn inhaltlich ändert sich, denke ich, nichts ohne sie, bei der augenblicklichen SPD-Führung. (Und glaube insgesamt, dass die SPD nicht mehr zu retten ist.)

  • Wer gibt denn hier pauschal der Großen Koalition die Schuld? Es geht doch lediglich darum, dass Große Koalitionen in der aktuellen Situation wohl nicht förderlich sind, sondern anderweitig herbeigeführte Entwicklungen nur noch verstärken.
    Oder halt ganz billig: Früher sagte man alle vier Jahre, dass es die SPD/CDU nicht geschafft hat und nun die stattdessen die CDU/SPD mal wieder eine Chance bekommen sollte. Heute sagt man alle vier Jahre, dass es CDU und SPD nicht geschafft haben und dafür eine extreme Randpartei die Stimme bekommt.

  • Du hast bestimmt Recht. Mir kommt es halt vor wie hohle Phrasen, die wieder die Beschäftigung mit politischen Inhalten umgehen. Ich fürchte, ich werde das ganze nie raffen.

  • Man schaue nur auf Österreich: Dort hat die schon sehr lange regierende Große Koalition immer weiter die FPÖ gestärkt.


    Andererseits wird RRG in Berlin die SPD eher schwächen, denn die Merkel-CDU bekommt damit eine Steilvorlage für den Bundestagswahlkampf - Angstmachen vor den "Linken" bringt immer noch Prozente beim Wähler.

  • Also eine gK schwächt die SPD, aber RRG auch? Was bleibt denn da noch für eine junge, ambitionierte 20%-Partei?


    Ich bin echt zu blöd dafür. Ich glaube, ich gehe im Interesse der Allgemeinheit lieber nicht mehr wählen.

  • Nö, Exil.
    Ist nur wie immer so, dass Du unsere Meinung nicht teilst (dann sind wir doof, weil Du recht hast), oder dass Du etwas anderes meinst als wir (dann sind wir doof, weil Du recht hast).


    Nicht schlimm. :ja:

  • So ganz unrecht hat der Exilant ja nun nicht.
    Wäre das einzige, was die SPD stärken würde, der Gang in die Opposition? Das will mir auch nicht einleuchten.


    Oder aber sollte die SPD - in welcher Koalition auch immer - nicht wieder Politik für diejenigen machen, die sie (mal) gewählt haben? - Dann ist das Bündnis aber auch egal.

  • Das gute an der Berlin-Wahl war ja, dass die Journalisten es diesmal nicht so weit zur Front hatten. Auf diese Weise bekommen wir z.B. von der ZEIT ein Bericht aus dem Nazi-Viertel Marzahn.


    Aber alles nicht so schlimm. Die wählen bestimmt wieder SPD, wenn der Gabriel in der Opposition mal wieder so richtig rumpoltern darf. Oder verkriechen sich wieder, wenn die AfD sich auch als Luftnummer entpuppt.

  • Der Bericht ist aus der FAZ (online), nicht aus der ZEIT, aber dennoch vielen Dank. Bestimmte Dinge wie steigende Mieten, Verdrängung aus den urbanen Zentren, Abgehängtsein durch schlechte Infrastruktur muss man tatsächlich in den Griff bekommen.

  • Oh, sorry, ist in der Tat die FAZ.


    Da geht es aber überhaupt nicht um steigende Mieten oder urbane Zentren, sondern es geht los mit einem Vergleich mit 1989 durch jemand, der zwei Berufe erlernt hat, aber nur einen 450-Euro-Job hat und dessen Tochters Ausbildungsplatz bedroht ist.


    Aber wir können ja noch ein wenig über das schlechte Fernsehprogramm (Sparte: "Politik") oder "Wendeverlierer" oder Nazis reden.

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  • Damit geht es los, aber das, was ich genannt habe, wird dort auch thematisiert (der Artikel hat 3 Seiten, unten jeweils weiterklicken).

  • Der einzige bekenndende AfD-Wähler, der da zitiert wird, bangt nicht um seine Urbanität, wird auch nicht verdrängt (EDIT: Wohin denn auch?) und man hat den Eindruck, der hat noch größere Sorgen, als Mieten, die nach anderer Aussage im Viertel thematisiert werden.

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  • Zu Per noch die Anmerkung, dass die Linke in Berlin auch gewonnen hat. Von daher hätte sie nur was falsch gemacht, wenn ihre Aufgabe wäre, die AfD-Wähler zu binden.


    Wobei auch gut sein kann, dass das schon etwas her ist, dass der gewählt hat, also dass er aus dem größten Zuwanderstrom zur AfD, den Nichtwählern, kommt.

  • Der einzige bekenndende AfD-Wähler, der da zitiert wird, bangt nicht um seine Urbanität, wird auch nicht verdrängt (EDIT: Wohin denn auch?) und man hat den Eindruck, der hat noch größere Sorgen, als Mieten, die nach anderer Aussage im Viertel thematisiert werden.


    Der Artikel ergänzt Originaltöne des AfD-Wählers und von -Politikern um weitere Informationen - journalistisch durchaus üblich. Es handelt sich um eine Reportage und nicht um ein Interview. Mit Verdrängung ist gemeint aus Innenstadtbezirken in das Plattenbaugebiet Marzahn - auch das steht dort. Da fühlen sich Leute schon abgehängt, wenn sie in Neukölln oder Kreuzberg die Miete nicht mehr zahlen können und dann aus ihrem vertrauten Kiez in die Platte ziehen müssen, wo sie niemanden kennen und wo wenig los ist.