Politischer Zoff-Thread oder so

  • Der kostenbewusste Privatpatient und der rundumversorgungssuchende Kassenpatient, der nichts besseres zu tun hat, als bei diversen Ärzten abzuhängen. Gute Güte, wie kann man nur auf solche Feindbilder kommen. Das ist Chauvinismus pur.


    Zu den Krebskranken ist schon alles gesagt. Da wäre es hilfreich, sich mit den Menschen auseinanderzusetzen, die damit - auf welcher Seite auch immer - damit zu tun haben. Da sollte man aber ein Interesse am Abbau seiner Vorurteile mitbringen.

  • Aber Krebskranke und Leute, die überlegen sollten, ob sie wirklich immer sofort zum Arzt laufen, sind doch nicht die selben Leute.


    Und warum sind Privatpatieten kostenbewusster? Weil viele Prämien bekommen, wenn sie halt nicht zum Arzt gehen bzw es bis zu einem gewissen Grad selber bezahlen müssen.

  • @Menace


    Wollen wir beide uns mal auf ein Getränk treffen? Dann erzähle ich Dir mal eine Geschichte, die mit Krebs und noch schlimmeren Krankheiten zu tun hat, und die ich ganz schön gut beurteilen kann.
    Und dann lachen wir gemeinsam über die ganzen 'armen Krebskranken', die ihre Freizeit so gerne in den Wartezimmern und in 5-Bett-Zimmern in Kliniken verbringen.


    Du bist ein ganz, ganz widerliches Arschloch. Und sollten wir beide uns mal über den Weg laufen, wünsche ich Dir, dass ich gute Laune habe. Da ich Dir ansonsten Deine arrogante Fresse so dermaßen poliere, dass Du Dir vielleicht zweimal überlegst, wie lapidar Du das Schicksal anderer Menschen abtust.

  • Oh mann, geile Reaktionen. Als hätte ich das Schicksal Krebskranker als Argument in einer politischen Diskussion missbraucht. Ihr seid die Besten, Ihr kommt alle in den Himmel!


    Warum kann nicht beides richtig sein? Dass Krebspatienten ein schlechtes Gegenbeispiel sind, wenn es um Ineffizienzen im Gesundheitssystem geht, und dass man sich einen Satz wie "Hach, die armen Krebskranken" einfach mal verkneifen kann?


    EDIT: Hatten wir das schon?

    Einmal editiert, zuletzt von musketeer54 ()

  • Ich hätte das -systembedingte-rumschicken des Patienten (der eben nicht abhängt von Arzt zu Arzt) jetzt am Beispiel einer Untersuchung bei einem meiner Söhne geschildert. Der ich mich als Kassenpatient stur und bauernköpfig widersetzt habe.


    Solidar ist nicht nur toll sondern grundlegend notwendig.
    Ein Webfehler,den wir im System haben ist,dass wenn man Leute um einen gefüllten Topf setzt,kein einzelner Interesse daran hat sich so zu verhalten,dass in dem Topf was übrig bleibt. Deswegen wird das immer mehr befüllen keine Lösung sein.

  • TheMenace hat sich definitiv den falschen für seinen geistigen Müll ausgesucht. Prickel, keep cool. Ich kenne deine Situation und würde wohl auch abkotzen. Locker bleiben.

  • wenn man schonmal erlebt hat das einem als kassenpatienten ein termin in 3 monaten angeboten wird und nebenan dem privatversichertem gesagt wird er solle schon mal durchgehen, der doc ist gleich zur stelle, dann kann man schon amok-fantasien entwickeln.
    erschreckend sind dann aber teilw. auch die privatpatienten die sich tatsächlich als "besser und wichtiger" vorkommen und sich gebärden das man sie eigentlich niederschlagen müsste.

  • Wer ist denn hier unsachlich? Du externalisierst das Problem völlig einseitig zu Lasten der Kranken. Unabhängig davon, dass du dich als Richter aufspielst, entscheiden zu wollen, wer berechtigter- und unberechtigterweise einen Arzt aufsucht. Anstatt mal auf meine Argumente einzugehen, dass u.a. deine FDP für diesen völlig lächerlichen Wettbewerb unter den Krankenkassen gesorgt hat, der letztlich nur Verwaltungskosten verschlingt und überhaupt keinem hilft. Darüber hinaus habe ich anderweitig argumentiert, dass wir uns diesen Firlefanz vermutlich sogar leisten könnten, wenn sich Leute wie du nicht in die private Versorgung verabschieden könnten.

  • Den 'Abstand' kann ich ganz schlecht einnehmen. Und ich will ihn auch nicht einnehmen.
    Dir möchte ich den Tipp mitgeben, etwas Nabelschau zu betreiben; dann könntest Du unter Umständen bemerken, dass der Satz 'die armen Krebspatienten', völlig unabhängig vom Stand der Diskussion, immer ein Fehler ist.
    Nicht dass es mich überrascht, wer den Fehler begangen hat. Und dass Du unfähig zu einer angemessenen Reaktion bist.


    Fanta hat in meinen Augen Krebs nicht instrumentalisiert, sondern als Beispiel aufgeführt. Ich behaupte, dass er in seinem Tätigkeitsfeld vielleicht mehr EInblick in die Problematik von Krankenkasse und auch Arbeitsamt hat als Du?
    Von Dir kommt immer nur theoretisches Gebrabbel, während ich Dir ein ganzes Pamphlet aus eigener unmittelbarer Erfahrung mitgeben kann. Übrigens krankt das System nicht nur an falschen Geldströmen, sondern auch an einer Art struktureller Schwäche, die Menschen, die Hilfe benötigen, ganz amtlich im Regen stehen lässt. Vielleicht darfst Du ja auch mal die Freuden bundesdeutscher Krankenversorgung auf allen Ebenen antesten. Dann wirst Du vielleicht an diese Diskussion zurückdenken.

  • @theMenace


    Das hat mit Abstand nichts zu tun. Du argumentierst mit dem gängigen Vorurteil des kostenunbewussten, in Sprechzimmern abhängenden und um Rundumversorgung fordernden Kassenpatienten. Diese Patienten mag es geben, diese jedoch als Kern des Problems herauszustellen ohne die anderen Beteiligten - Ärzteverbände, Pharmaindustrie - in das Zentrum der Überlegung zu stellen, die im übrigen einen größeren Einfluss haben, als es die Kassenpatienten je haben werden, ist ideologisch. Und hält im Übrigen dem Praxistest nicht stand.

  • Ich dachte immer, bei relativem Wohlstand und Sicherheit kann man sich auf ein Mindestmaß an Werten und Moral einigen und auf dieser Basis ein für alle auskömmliches Miteinander schaffen von dem alle profitieren. Wenn ich mir aber anschaue wie Menschen innerlich pervertieren weil sie ihren eigenen aktuellen Status als Ergebnis ganz eigener Leistung fehlinterpretieren und dabei alles vergessen was sie groß gemacht hat, kommen mir Zweifel daran ob solche Menschen nicht jedes Recht auf die Wahrung gemeinschaftlicher Standards ihnen gegenüber verwirkt haben bis sie mal wieder zur Besinnung kommen. Anders scheint es nicht zu gehen.

  • Geld braucht das Gesundheitssystem auf keinen Fall. :kichern:
    Wer will diesen Luxus, dass die Anzahl der Pflegepersonen im Krankenhaus ansatzweise dazu angetan ist, dem Patienten mehr als 7 Minuten zu widmen? Da verweichlicht man als Kranker zunehmend, glaubt mir das mal.


    Neben anderen Faktoren wie dem Eindämmen des Lobbyismus der Pharmaindustrie, fehlt dem System sehr wohl auch Geld.

  • Immerhin ist die Omma die einen zum Reden braucht nur noch ein Ansatz und nicht mehr der einzige. Mich würde mal interessieren wie viele Patienten in den Wartezimmern sitzen und sowohl Geld als auch Ressourcen verschwenden, nur weil sie einen gelben Schein für den Arbeitgeber brauchen, zur Gesundung aber keinen Arzt.
    Erklärt warum 500 Krankenkassen gut sind, die eine vorgeschriebene Pflichtleistung erbringen, hast du mir noch immer nicht. Nur weil die BKKPenisgesicht 15% mehr zum Osteopathen dazuzahlt, müssen wir diesen schwachsinnigen Wasserkopf schultern?

  • Wenn Patienten auf dem Flur liegend in den Notfallambulanzen sterben, weil nicht genug Personal da ist, um sich um sie zu kümmern, spielt das natürlich beim Ergebnis keine Musik. Natürlich nicht. Ich bin sehr froh, dass du uns die Welt erklärst, objektiv und allwissend. Alles was du eingangs geschrieben hast, ist natürlich auch absolut richtig. Am besten kann man die Realität immer dann beurteilen, wenn man sie gar nicht kennt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Fanta ()

  • Die PKV mit kostenbewußtem Verhalten in Verbindung zu bringen ist schon witzig. Wer das meint, kann nur oberflächliche Informationen haben. Überlegen ist die PKV der GKV insbesondere und vor allem in dem Setzen von Anreizen möglichst keine Leistungen in Anspruch zu nehmen. Verschleiert wird, dass es eine selektive Solidargemeinschaft ist und zwar nicht nur in der Vorauswahl der Versicherten - das finden ja alle gut, die in der PKV untergekommen sind - sondern, und das ist viel wichtiger: Es gibt in der PKV keine Solidarität zwischen Alt und Jung. Das werden die PKV-Versicherten irgendwann ganz hässlich merken. Der Grund liegt in dem nicht unerheblichen Anteil für Altersrückstellungen. Wird der neu kalkuliert, für gewöhnlich jedes Jahr aufgrund von gestiegener Lebenserwartung und sinkenden Kapitalerträgen und steigenden Behandlungskosten, dann trifft dies einen Versicherten mit einer"Restlebenserwartung" von 20 Jahren deutlich stärker als einen jüngeren mit beispielsweise 40 Jahren "Restlebenserwartung". Dieser Anteil am Beitrag steigt also nicht linear sondern exponential.


    Verläuft nun das Leben eines PKV-Versicherte auf der Einkommensseite nicht in gleicher Weise exponential, dann ist die unabwendbare Folge, dass der PKV-Beitrag immer höhere Einkommensanteile "frißt". Und wer dann als Rentner mit 70 einen PKV-beitrag von € 2000 löhnen muss, hat hoffentlich ertragreiche Anlagen aufgebaut, die ihn steuerlich nicht allzu sehr belasten...


    Das ein solches System, ganz privat und individuell, ein bestimmte Einstellung zur gesamtstaatlichen Solidarität fördert, dürfte klar sein.

    Einmal editiert, zuletzt von calatorta ()

  • Das ist schon alles knorke, wie es läuft.
    Klar wartet man mit akuter Erkrankung auf einen Termin beim Neurologen halt 6 - 9 Wochen. Als Kassenpatient. Aber das ist doch auch richtig so! Schließlich kann der Arzt die Privatpatienten viel besser abrechnen, und dazu müssen sie auch Termine innerhalb 1 Woche bekommen. Ist doch logisch.
    Die Krankheit des Kassenpatienten kann sich gefälligst mal ein wenig gedulden. Kann sich eine Entzündung gefälligst an die Reihenfolge halten?


    Ach, Menace. Vielleicht bin ich zu nah dran, aber Du bist definitiv zu weit weg. Von quasi allem.

  • The Atlantic lädt insbesondere Trump-Wähler ein, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Der erste Leserbrief, den ich davon lese, ist gleich megainteressant. Zeigt eindeutig, dass man die weder alle über einen Kamm scheren, noch einfach so abtun kann.


    For the record: Ich bin selber momentan dabei, meine Grundkoordinaten zu überarbeiten. Denn in Deutschland halte ich den Status Quo schon für längere Zeit für unrettbar, aber für die USA hatte ich noch Hoffnung auf Reformfähigkeit aus der Politik heraus. Jetzt bin ich gezwungen, mein altes Urteil in Frage zu stellen. Bin selber gespannt, was bei rauskommt.

  • Aber natürlich soll dem Patienten Kostenbewusstsein anerzogen werden, schließlich konnte er sich ja aussuchen, dass er einen Krebs bekommt deren medikamentöse Behandlung sich Böhringer durch Lobbyarbeit mit dem Gegenwert eines Keinwagens monatlich vergüten lassen darf. Hätte er sich doch für Husten entschieden. Es sind Leute wie du, die mit dieser impertinenten, anmaßenden Borniertheit auf den Rest der Welt herabschauen, die die Welt Tag für Tag zu einem weniger lebenswerten Ort machen.


    Hach, die armen Krebskranken.



    Für dieses Ding solltest du bekommen, was du verdienst. Widerlicher Typ.

  • Wenn Patienten auf dem Flur liegend in den Notfallambulanzen sterben, weil nicht genug Personal da ist, um sich um sie zu kümmern, spielt das natürlich beim Ergebnis keine Musik.


    Das kann ja nicht nur auf Krankenhausfluren passieren. Es kann auch sein, dass ein Unfallopfer verstirbt, weil es dringend mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus hätte gebracht werden müssen, aber alle Rettungshubschrauber im erreichbaren Umkreis bereits andere Unfallopfer transportieren. Natürlich wäre es in dem Fall schön, einen weiteren Rettungshubschrauber zur Verfügung zu haben - aber den hat man dann ja nicht nur in dem Moment und er und seine Besatzung kosten auch nicht nur in dem Moment Geld. Und selbst wenn man etwas großzügiger geplant hätte und es einen weiteren verfügbaren Rettungshubschrauber gäbe, der sich dann um dieses Unfallopfer kümmern könnte, dann wäre damit noch nicht ausgeschlossen, dass es eine Minute später einen weiteren schweren Unfall gibt.


    Wie oft sterben denn Menschen auf Krankenhausfluren aus Personalmangel? Wieviel Personal müsste man vorhalten, um das mit 100%iger Sicherheit auszuschließen? Und nachdem man sich geeinigt hat, dass 100% nicht erreichbar sind - reicht uns der Ausschluss dieses Szenarios mit 90%iger Sicherheit? Mit 99%iger Sicherheit? 99,9%? Und wieviel Personal müsste man vorhalten, um das jeweilige Niveau zu erreichen?

  • Den Unterschied zwischen eigener Betroffenheit und daraus folgender subjektiv empfundener Gerechtigkeit einerseits und der objektiven Richtigkeit andererseits kann man besonders illustrativ bei einem komplett anderen Thema mal veranschaulichen: Das Verhältnis zwischen Schleyers Witwe, dem Sohn und Helmut Schmidt.


    Sicherlich ein total famoser Vergleich. Leider kapiere ich ihn nicht. Wer ist denn im Gesundheitswesen der Entführer/Erpresser?