Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich habe vom Vorschulalter an bis zu meinem Auszug aus dem Elternhaus einmal im Jahr seitenlange Gedichte über nicht existierende Männer vorgetragen, und zwar an dem Tag, an dem vor knapp 2000 Jahren ein Mann geboren wurde, der später an ein Kreuz genagelt worden ist, der von sich angab, der Sohn Gottes zu sein.
    (Gut, man könnte bei mir natürlich auch sagen, dass da einiges schief gelaufen sei.)


    Brian?


    Hede ... bis hierhin, also ob man die versuchte Reise oder die Tat oder beides oder die gesamte Entwicklung dorthin hernimmt, bleibt wohl zu konstatieren, dass da etwas schiefgegangen ist. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem ein helles Köpfchen sein dürfte.


    Bist Du doch auch, ansonsten aber halt nur doch nur zu einem ganz gewöhnlichen Arschloch geworden. ;)


    Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es (auch mir) nicht um die Strafe / Strafhöhe an sich geht, sondern durchaus der Wunsch besteht, dass sie ganz am Ende in ein (für sie persönlich) gutes Leben zurückfindet. Wie auch immer und mit welchem Glauben sie sich das dann gestaltet.

  • (so habe ich es gehört).


    Wo denn?


    Kein Plan, wie viele von den Leuten, die dem IS angehangen haben, irgendwann den Weg wieder zurück ins "normale Leben" gefunden haben, aber die Chance besteht ja. Warum sollte man der dann lebenslang geben? Vorstrafen gab es ja scheinbar auch nicht.


    Ich hab es sogar gelesen in der einschlägigen madsack Presse aus Hannover. Auch der NDR hat geschrieben. Wenn das nich als seriöse Quelle reicht, dann evtl. In der "Welt".
    https://www.welt.de/politik/de…-Attentaetern-werden.html


    .....Laut Anklage soll Safia S. eine Anhängerin der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) sein und den Bundespolizisten gezielt als Repräsentanten der Bundesrepublik angegriffen haben. Und zwar mit dem Ziel, den Beamten zu töten, ihm seine Dienstpistole zu entreißen und damit anschließend auf weitere „Ungläubige“ zu schießen. .......

    Einmal editiert, zuletzt von wuerfel1896 ()

  • hier wird jemand wie Holm, der mal ein paar Wochen eine Ausbildung bei der Stasi angefangen hat, zum Skandal.

    So einfach ist das nicht: Er war Offiziersschüler, kein Küchenlehrling, nicht irgendein erpresster IM, das endete zeitlich letztlich nur, weil die Stasi aufgelöst wurde. Zudem stellt sich die Frage: Wer ging im Oktober 1989 noch zum MfS? Zu Holms Gunsten kann man natürlich sagen, dass er jung war und aus einem systemtreuen Elternhaus kam und man jedem die Chance auf Weiterentwicklung geben sollte. Da könnte ich voll mitgehen. Aber "Ausbildung angefangen", ohne den Dienstran zu nennen und die Tätigkeit zu charakteriseren, ist verharmlosend und zu einfach; immerhin geht aus seiner Akte hervor, dass er bereits mit Berichten aus Betrieben befasst war.


    Erschwerend kommt in dem "Fall" hinzu: Holm hat seine MfS-Mitarbeit bei seiner Einstellung in der Humboldt-Uni 2005 nicht offen gelegt, und er hat sich lange Zeit nicht von seiner damaligen Tätigkeit distanziert.


    Ich bin auch für eine differenzierte Sicht (bei der HU wird er vor dem Arbeitsgericht gute Chancen haben, weil er sich in den letzten 12 Jahren "bewährt" hat und auch nicht durch orthodox-marxistische Thesen aufgefallen ist), aber man darf das Ganze nicht bagatellisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Dahl ()

  • Svenni,
    ich bin da nah bei Dir.
    Aber es ist mir zu einfach zu sagen, dass das Rezitieren von Koranversen in irgendeiner Weise eine negative Entwicklung eines Menschen fördert oder auch nur aggressiv macht.
    Ich wollte nur sagen, dass wir in unserer Religion Dinge als selbstverständlich akzeptieren, die in anderen Religionen schlicht Kopfschütteln verursachen und die - wenn man es undifferenziert betrachtet - auch als "Erklärung" mit herangezogen werden könnten, warum ein gewalttätiger Christ völlig abgedreht ist.
    Was Kinder zu solchen Entwicklungen führt, hat m. E. mit Religion nichts zu tun. Gar nichts. Elternhaus? Kann sein, klar. Kann aber auch vielfältige Ursachen haben, die ganz beschissen zusammen spielen. Und da bin ich dann natürlich komplett bei Dir: Allen Menschen, bevorzugt jungen, so viele Chancen für eine gute Entwicklung zu bieten wie möglich. Auch zweite Chancen. Und dritte. Ohne dabei natürlich die gesellschaftlichen Notwendigkeiten wie Strafe, Prävention, Genugtuung zu vergessen.

  • Du hättest Dich gar nicht als ehemaliger Messdiener outen müssen ;), wir sind komplett beieinander ... ich wollte mit dem Erwähnen des Umstandes, dass das Mädchen mit 8 Jahren seitenlang auswendig gelernte Koranverse rezitieren konnte lediglich und ganz alleine darstellen, dass sie offenbar 'ne Menge Speicher und Arbeitsspeicher im Köpfchen hat. Die ist ganz offenbar nicht doof.


    Die Religion als solche ist mir komplett egal und in diesem konkreten Fall eh nur ein Aufhänger, wenn auch ebenso für sie selbst.


    Jetzt steht sie da aber am Start ihres Lebens mit einem Rucksack voll an Steinen, welche ihr in allererster Linie andere Leute und die bisherigen Erfahrungen/Lebensumstände mitgegeben haben. Schwer zu tragen.


    Die nächsten Jahre (in Haft) sind aber/daher nicht nur und alleine Strafe, sondern vor allem bieten sie die Möglichkeit, ihr ein paar dieser Steine abzunehmen.


    Glaube gehört nicht dazu. Der kann sogar helfen.

  • Vielleicht ist aus Sicht der Eltern mancher sogar vieles richtig gelaufen? (Auftritte in Salafisten-Videos seit sie sieben ist). Verfassungsschutz zeigte sie in Schulungsvideos, hatte sie aber nicht auf dem Schirm. Den Vorwurf des Behördenversagens des Verteidigers finde ich nachvollziehbar (ohne zu wissen, welche Möglichkeiten es konkret gegeben hätte). Das soll aber keine Entschuldigung für die Tat sein.
    http://faz.net/aktuell/gesells…lamistin-14489730-p2.html


    Edit: Eltern getrennt, erzogen von der streng religösen Mutter:
    http://www.ndr.de/nachrichten/…ter,messerangriff138.html


    Das Behördenversage ist aber auch so ein bißchen sein Ding. Behördenversagen allenthalben, bei allen seinen Mandanten - der verteidigt ja beinahe ausschließlich irgendwelche Salafisten - immer und nur die Behörden schuld. Wenn dieser Abou Nagie irgendwelche Leute für den IS anwirbt - Behördenversagen. Behördenversagen ist immer ein sehr bequemes Argument. Unmittelbar verantwortlich bleibt dennoch die Täterin selbst. Es gibt zigtausend Kinder, die unter ähnlichen Umständen aufwachsen und trotzdem niemandem Messer in den Hals rammen.


    Ganz platt gesagt: Die Behörden haben auch nicht unendlich manpower, Geld, usw. - bislang ist die Gefahr des islamistischen Terrors in Deutschland doch noch recht überschaubar, vor allem im Vergleich zu anderen Ländern wie Belgien und Frankreich und das trotz liberaler Freiheitsrechte. Demzufolge finde ich es recht platt, hier von Behördenversagen zu sprechen. Falsche Priorisierung wohl eher, ja.

  • Eben. Verantwortung immer nach oben abzuwälzen, ist doch albern.
    Das Messer hat kein wie auch immer gearteter Beamter geführt, das war das Mädel. Punkt.


    Natürlich (für mich zumindest) gehört die nicht bis zum Ende des Lebens in den Knast, das ist populistischer Scheiß und bringt nix, aber natürlich ergibt eine deutlich spürbare Strafe für Täter und Mitwisser(!) Sinn.
    Erstens, weil ein Fehlverhalten Konsequenzen haben muss, und zweitens muss das Signal klar sein.

  • Hier denke ich nicht, dass man die Gesinnung bzw. die kriminelle Energie am Grad der Überwachung messen bzw. eine Korrelation herstellen kann oder sollte.
    Wäre daher (auch) für mich kein stichhaltiges Argument der Verteidigung.
    Eher sähe ich ein Behördenversagen (bzw. würde dahin gucken) bei Fragen der Familienhilfe, ggf. Integration, schulische Unterstützung, generell Angeboten für Kinder und Jugendliche.

    Einmal editiert, zuletzt von Hedemann ()

  • Dann muss die Familienhilfe - äußerlich und innerlich - aber auch angenommen werden, und das wird sie oft und insbesondere dann nicht, wenn man ein ganz festgefügtes Weltbild hat und/oder den Staat überall da ablehnt, wo er keine finanziellen Leistungen erbringt. (Meine Erfahrungen aus Rückmeldungen des Jugendamts.) Ob das im konkreten Fall auch so war, weiß ich natürlich nicht.

  • Und mich "nervt" es, dass Menschen anderen Menschen umbringen (oder es versuchen) und dann nach einigen Jahren wieder auf freiem Fuß sind und ihr Leben weiterleben. Wohingegen der Familie des Gegenüber im schlimmsten Fall für immer Leid zugefügt wurde. Tjoa.


    Was möchtest du denn für eine Begründung haben? Aber ich vergaß, hier im Forum wird ja oftmals lieber erstmal an die armen Täter gedacht und dann an die Opfer :) Zum Punkt emotionale Überzeugung: Auch rein rational sind in meinen Augen Haftstrafen von bspw. 15 Jahren für Mord ein Witz.


    Edit: Ich sollte vielleicht hinzufügen: Die Strafen für viele Vergehen in Deutschland sind MEINER Meinung nach zu niedrig. Wenn das jemand anders sieht, kein Ding.


    Weißt Du, ich finde diesen platten Vorwurf, man denke "nur an die armen Täter", immer wieder interessant. Weil es so ein albernes Totschlagargument ist. Woran machst Du denn das bitte bei mir fest? Mir ging es um Dein Geschrei nach Strafe, Strafe, Strafe, obwohl Du nicht eine Sitzung des Gerichtes mit angesehen hast. Du hast im Prinzip keine Ahnung, wie das Gericht zu seinem Urteil gekommen ist und wie es begründet wurde. Dafür lässt Dich zu so einer Aussage hinreißen, obwohl Du noch nicht mal einen Einblick in die Gefühlswelt der Opfer in diesem Fall hast, geschweige denn irgendwelcher weiteren Hintergründe. Und dann wirfst Du anderen ohne belastbare Grundlage vor, sie würden nur an die Täter denken. Hallo? Soll hier Dein Rachegedanke erfüllt werden, oder wollen wir in einem Rechtsstaat leben, in dem auch Täter einen fairen Prozess und ein faires Urteil erwarten dürfen?


    Ich halte tatsächlich nicht viel von sinnlosem Wegsperren, gerade bei Jugendlichen, und auch nicht bei versuchtem Mord. Die sechs Jahre klingen im Sinne des Versuchs einer Resozialisation intuitiv plausibel, und dennoch maße ich mir nicht an, sie als angemessen oder unangemessen zu bewerten. Ich war nämlich im Prozess nicht zugegen und habe ebenso wenig die Urteilsbegründung gelesen.


    Ja, was ist angemessen ?
    Auf der einen Seite hat der Polizist evtl./ggfls. ein "Trauma" und das "lebenslang". (Ich glaube, eine Messerattacke gehört nicht zum Berufsrisiko, oder doch ?)
    Die Täterin ist evtl. "gläutert"...mmmhhh...ich weiss nicht, ob die Läuterung mit einer Strafe gelingt.


    Ja, Mo, wenn Du Frau des Polizisten wärst, dann wären dir evtl. die 6 Jahre (Jugendhaft, ist ja auch nicht so hart!) zu wenig, wenn Du Mutter der Täterin würdest Du denken....6 Jahre viel zuviel....Jugendsünde, Sozialstunden hätten es auch getan.


    Also was ist angemessen.


    Siehe oben. Ich plädieren für ein sorgfältiges Abwägen eines rechtsstaatlich arbeitenden Gerichts. Mehr nicht. Besucht doch aber einfach mal Prozesse (auch wenn Jugendprozesse ja meist ohne Publikum ablaufen), dann kriegt ihr auch eine bessere Vorstellung, wie ein Gericht zu seinen Urteilen kommt.


  • Eher sähe ich ein Behördenversagen (bzw. würde dahin gucken) bei Fragen der Familienhilfe, ggf. Integration, schulische Unterstützung, generell Angeboten für Kinder und Jugendliche.

    So was hatte ich auch im Kopf. Nach dem Interview hat der Vater wohl auch nur mitleidig zugeschaut. Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer.

  • @ Dr. mo...ich will nur damit sagen, in diesem Fall kann man nicht vieles richtig machen. M.E. kann es kein "Urteil" geben bei denen das Opfer und die Täterin glücklich sind. Aber ich kann mich täuschen und das Opfer und die Täterin sagen: das ist doch ein Urteil mit dem ich zufrieden bin und kann damit leben.

  • Richtig, wir wissen es beide nicht. Insofern verstehe ich Deinen Einwand gegen mein Eingangsposting nicht - ich habe mich wie gesagt nur gegen wenig fundierte Bewertungen von Gerichtsurteilen gewandt, und an keiner Stelle dafür ausgesprochen, das Opfer unberücksichtigt zu lassen.


    Zu Deinem Einwand: Der Konflikt ist mir vollkommen bewusst, aber ein Rechtsstaat muss darüber stehen. Das klingt hart, anders geht es aber nicht, wenn nicht andere wesentliche Grundsätze verletzt werden sollen, die einen Rechtsstaat ausmachen. Es muss ein Urteil geben, und es hat zugleich einen guten Grund, dass ein Urteil "im Namen des Volkes" und nicht "im Namen des Opfers" gefällt wird (und dass Täter z.B. Anspruch auf einen Rechtsbeistand haben). Das bedeutet im Klartext, dass sich das Gericht nicht von den Emotionen der Täter- und Opferseite leiten lassen darf. Es muss psychische Folgen bzw. Vorgeschichten in angemessener Form berücksichtigen, ja, kann aber alleine darauf nicht seine Rechtssprechung aufbauen.


    Wovon es sich aber eben überhaupt nicht leiten lassen darf, wenn das Urteil annähernd gerecht sein soll, sind die Emotionen Dritter, insbesondere solchen, die zugleich mit der Arbeitsweise deutscher Gerichte und/oder dem Zustandekommen eines bestimmten Urteils offenkundig nur sehr laienhaft/oberflächlich vertraut sind - also Leuten wie FeelmyPain und Rule_Britannia, die mit minimalem Hintergrundwissen von außen ihren Senf dazugeben bzw. Beifall klatschen, oder beispielsweise Redakteuren der Boulevardzeitung mit vier Buchstaben. Denn dann kommt unter Garantie tatsächlich kein gerechtes Urteil mehr zustande.

  • Ich führe hier mal die Diskussion bezüglich "the Donald" und seinem Irrsinn weiter.........Fanta hat ja schon von Bürgerkrieg gesprochen.


    Gestern Abend am JFK sah es schon verdammt danach aus, und im Netz läuft der schon auf vollen Touren. Ich bin relativ viel in amerikanischen Foren und Boards unterwegs, daher kenne ich einige Leute. Was da abgeht (Twitter ganz vorne weg) ist echt krass.


    Es ist erschreckend, wie schnell es dieser Psychopath und seine Entourage geschafft hat, diese Nation noch weiter als bisher schon zu spalten. Ich bin gespannt was passiert, wenn die Mehrheit der Trumperians feststellt, dass diese Administration für sie exakt nichts tun wird.

  • Einige Richter in Boston, NYC und Philadelphia haben übrigens Sonderverfügungen hinsichtlich des "MuslimBan" erlassen. Und eine Verfassungsklage wird auch eingereicht.