Politischer Zoff-Thread oder so

  • Mittlerweile geht es in den Talkshows vermehrt um Lohn und Gehalt. Es sei immer zu wenig. Wie war denn das früher, also ganz früher wo es noch keinen Mindestlohn gab? Es heißt Schröder hat durch die Agenda 2010 den größten Niedriglohnsektor Europas geschaffen. Gab es diese Jobs vorher nicht oder wie hat das vorher funktioniert?


    Außerdem heißt es in der freien Wirtschaft würde man mehr verdienen als im öffentlichen Dienst. Ich hab beides erlebt, regelmäßige Steigerungen aber nur im öffentlichen Dienst und die Differenz wo Öffi besser bezahlt wurde war größer als umgekehrt. Mittlerweile rennt der Öffi Dienst echt davon. In der freien Wirtschaft bin ich eher zurückgefallen. Die Arbeit ist dafür in der freien Wirtschaft anspruchsvoller, härter und schwieriger. Der Sprung von Öffi zu FW war schon ein heftiger damals. Wissenstechnisch lohnt der sich aber, jedenfalls in meiner ehemaligen Branche: Statistische Programmierung/Klinische Studien.

  • Richtig. Allerdings wurden z.B. noch nie so viele Pakete ausgeliefert. Im Einzelhandel wurden etliche Vollzeitjobs umgewandelt. Mit ein bisschen Suche findest Du noch mehr Gründe.

  • Gott sei dank. Ich hatte solche Angst, dass der Mindestlohn mich dazu zwingen würde mir selbst die Haare schneiden zu müssen.

  • Es sind doch in beiden Bereichen neue Jobs entstanden, im Niedriglohnsektor und in dem anderen. Aber hätte man das auch ohne diese Reformen geschafft?

  • So langsam kann Herr Mueller aber auch mal liefern.
    Dann darf man gespannt sein auf das Verhalten von Barr und was er direkt veröffentlicht.

  • The Truth, Reconciliation and Reparations Commission (TRRC) in the Gambia
    Befragung von Alagie Kanyi, er berichtet von der Anfangszeit des Putsches von Yammeh und Tötungen vieler Soldaten.
    Ursprünglich sollte ja jemand anders als Yammeh an die Macht kommen, der war aber zu dem Zeitpunkt krank oder so. Die Tötungen galten der Sicherung von Yammehs Macht gegen die anderen.
    Es fällt immer wieder ein Name, Sanna Sabally, der als sehr aggressiv, verrückt, beschrieben wird, als ein Kopf dieser Aktion. Gemeinsam mit Sadibou Hydrara. Beide fielen später selbst in Ungnade, kamen ins Gefängnis Miles II, erlitten Folter, Sadibou ist tot, Sanna saß 13 Jahre. Die Strafe hatte allerdings nichts mit dem Vorfall zu tun, der war ja im Sinne Yammehs. Man unterstellte ihnen, einen Putsch geplant zu haben.
    In Wirklichkeit war er aber wohl der Meinung, dass die Gründe, die zur Legitimierung der Militäjunta benannt wurden (Korruption) wohl nicht bewiesen wurden wie gedacht und seiner Meinung nach Yammeh die Macht ans Volk zurückgeben muss.


    Zum Leidwesen vieler gambischer in Deutschland, Sanna Sabally hält sich bisher unbescholten Dank Eheschließung in Deutschland auf und sie gehen nicht davon aus, dass Deutschland etwas gegen ihn unternimmt.


    Meine Fresse, vor drei Jahren hab ich den Enthusiasmus der Jungs, was Frau Merkel und Co. betrifft immer stoppen müssen. Mittlerweile haben sie fast nur noch Verachtung für dieses Land übrig, was das politische betrifft.


    Afrikaner fliehen von Deutschland Richtung Italien! Lieber Salvini als Seehofer.

  • Ganz ganz kurz zu der AL-Frage. Habe überhaupt keinen Bock, hier in die Diskussion einzusteigen, aber da sonst niemand, der annähernd Ahnung hätte (ich weiß, es gibt hier einige) sich dazu meldet (verständlich), ein kurzer Einwurf von mir.


    Dass die Arbeitslosenzahlen soviel niedriger sind, als früher, hängt damit zusammen, dass die Regierung Schröder begleitend mit Hartz IV, finalisiert meine ich 2005, die Arbeitslosenstatistik methodisch geändert hat. Diese "Reform" war rigoros und offen darauf angelegt, die AL-Zahlen klein zu halten. D.h. wenn man in Schulung ist, ist man - anders als früher - nicht mehr in der Statistik, wenn man zu lange AL ist, ebenso, etc.


    Das heißt, die Zahlen von um 2000 sind mit den heutigen nicht zu vergleichen. Die inhaltlichen Unterschiede sind massiv signifikant. Trotzdem tut tM natürlich so, als wäre das nicht der Fall.


    Ob die Minijobs ein Erfolg waren, wäre eine andere Frage. Die durchaus differenzierte Betrachtung verdient hätte. Man müsste das Vergleichen mit den Mitteln der AL-Politik, die es vorher gab. Ist aber alles schon so lange her, dass ich das jetzt nicht aus dem Stand halbwegs substanziell angehen könnte. (Bin zudem erkältet.) Aber der Punkt ist: 1. Kann man AL damals und heute gar nicht direkt vergleichen, wegen der Schröderschen Zahlenspiele, 2. Sind ganz bestimmt nicht die Minijobs dafür verantwortlich.


    Wenn man im Netz tief genug einsteigt, findet man bestimmt Artikel dazu. Früher hatten die Nachdenkseiten mal ihre Stärke darin, solche Zusammenhänge tatsächlich substiziiert und gleichzeitig zugänglich darzustellen. Da müsste man aber nach sehr alten Artikeln von Berger gucken.

  • Richtig. Da wird sehr viel nicht als arbeitslos gezählt. Nicht nur die diversen Arbeitsmaßnahmen, sondern selbst kurzfristige Sachen wie z.B. ein Bewerbungstraining. Ich meine, dass sogar Krankmeldungen aus der Statistik herausfallen, ebenso wie Menschen ab einem gewissen Alter, die ALG II beziehen. Das ist Schönfärberei, wie sie im Buche steht.

    Einmal editiert, zuletzt von RoterGeier ()

  • Diese Debatte um eine vermeintliche Schönfärberei der Arbeitslosenstatistiken hat langsam wirklich einen Bart. Im internationalen Vergleich gibt es keine Arbeitslosenstatistik, die umfassender ist.
    Sicherlich kann man trefflich über den Sinn von § 53a streiten, alles andere ist eine Frage der Definition von Arbeitslosigkeit. Bin ich arbeitslos, wenn ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehe? :ahnungslos:

  • Das britische Parlament möchte weiterhin zu seinen ganz eigenen Bedingungen aus der EU austreten und lehnt auch das nachverhandelte Abkommen ab. Die haben schon sehr spezielle Vorstellungen.

  • Vielleicht sollte man die Verlängerung einfach ablehnen - ich denke das würde den Britten weit aus mehr schaden als dem Rest der EU.

  • Geht es denn darum sich gegenseitig größtmöglichen Schaden zuzufügen?
    Ich halte die politische Reduzierung auf den längeren Hebel für nachhaltig problematisch. Am Ende verlieren die Menschen, egal auf welcher Seite des Kanals.
    Ich glaube, dass viele Briten gerade von den Ereignissen überrollt werden, vor allem auch viele von denen, die auf die Rattenfänger hereingefallen sind.
    Langfristig schätze ich, dass es der politischen Union ohne die Briten mit ihrem häufig leicht empirezentrierten Blick auf die Dinge besser geht. Für die Bewohner dieses Kontinents wäre eine friedliche und gesichtswahrende Trennung über alle Maße wünschenswert.

    Einmal editiert, zuletzt von Fanta ()

  • Ist ja ohnehin ein Witz, die Verlängerung. Bieten Merkel und Macron mal einfach so an. Ich denke, da müssen alle EU-Mitgliedsstaaten zustimmen. Macron hat ja wenigstens noch Konditionen genannt (nur kurzfristig, Bezeichnung wofür genau die Verlängerung benötigt wird). Mutti hat dagegen einfach so eine unbestimmte Verlängerung angeboten. Wozu soll die denn gut sein? Es wird doch aktuell an nichts in Großbritannien gearbeitet. Vielmehr ist doch der feste fast erreichte Austrittstermin der einzige Grund warum man sich jetzt nach 2,5 Jahren überhaupt einmal mit dem Thema befasst. Und dann Backstop bis Ende 2020 befristen? War das nicht sogar - auch - ein britischer Wunsch? Welche andere Lösung soll man denn bis dahin finden, die man bisher nicht gefunden hat.


    Im übrigen wird in den Medien mit harter Brexit ist (auch für EU, wirtschaftlich) katastrophal an einem Mythos gestrickt. In der Tradition von "Markt und Globalisierung sind toll" (wobei tatsächlich die Marktkräfte und demokratische Strukturen durch Monopole und enge Oligopole außer Kraft gesetzt werden. Die wenigen wissenschaftlichen Arbeiten zu den Themen Brexit und Freihandelszonen sind lächerlich, reine Propaganda. Da fallen Zahlen vom Himmel (dauerhaft 0,5 % weniger BSP p.a.), die nicht hergeleitet werden und vollständig inplausibel sind. Dagegen waren die 700 Mrd. US-Dollar in der Bankenkrise noch detailliert begründet (nothing concrete, we only want to come up with a really big number...)

    Einmal editiert, zuletzt von Giftzwerg ()

  • Seit einiger Zeit demonstrieren ja freitags während der Schulzeit Schülerinnen und Schüler für den Schutz des Klimas (um es simplifiziert darzustellen).
    Unabhängig von den traurig bis lächerlichen Kommentaren des Chef-Profis der FDP, schaffen es diese Demonstrationen dauerhaft in die Medien und damit auch in den öffentlichen Diskurs.


    Heute Morgen nun gab es ein Interview des DLF mit Herrn Hofreiter von den Grünen, bei dem der DLF sich kritisch der Tatsache angenähert hat, dass die Demos dauerhaft während der Schulzeit stattfinden.
    Ich komme kaum in den Verdacht, besonders mittig oder gar rechts zu denken (es sei denn, Dahl ist in der Nähe, dann bin ich selbstverständlich Revanchist & Nazi), aber was Hofreiter da vorhin abgeliefert hat, ist dermaßen armselig, dass es mir ob der Schlichtheit seiner Antworten den Atem geraubt hat.


    Hier ist das Interview nachzulesen: [Link zum DLF]


    Unfähig, eine simple Frage zu beantworten, oder auch nur den Hauch von Verständnis für die berechtigte Frage nach dem Rahmen der Proteste aufzubringen, macht sich der Kerl da völlig zum Obst.


    Wie seht Ihr das?