Politischer Zoff-Thread oder so

    • Offizieller Beitrag

    Und ich denke eben, dass man ein Recht auf Unentschlossenheit hat. Auch wenn's Scheiße ist.

    Wärst du dann auch unentschlossen, ob du ein neues Organ nehmen würdest, wenn du es bräuchtest?

    Ich bin überhaupt nicht unentschlossen. Weder auf der Spender- und natürlich schon gar nicht auf der Empfängerseite. Wie ich schon schrieb habe ich seit vielen Jahren einen Ausweis und die können alles nehmen, was sie haben wollen.


    Der richtige Weg nach dieser bedauerlichen Entscheidung wäre, die Leute jetzt ungefragt mit Ausweisen zuzuscheißen. Jetzt ist das Thema gerade omnipräsent, daraus sollte Kapital geschlagen werden.

    Ja, absolut!

  • Was ein Toter zu Lebzeiten gesagt hat sollte egal sein - Spende.


    Was das für Angehörige sind, die lieber jemanden sterben lassen, bloss damit der Verstorbene noch gut genug für sie aussieht, mag ich mir nicht ausmalen.

    Sorry, aber so eine Aussage finde ich respektlos. Zum einen ist die Würde des Menschen unantastbar, das sollte auch noch für den toten Menschen gelten.


    Und wie kommst Du zu der Meinung, dass es Angehörigen darum geht, das der Verstorbene noch gut aussieht?

  • Das scheint so ein Gerücht zu sein, von dem niedersachse1896 hier berichtete.

    Ich habe vernommen, dass viele Angehörige ein großes Problem damit haben, wenn der gerade verstorbenen Person aus dem Familienkreise z.B. div. Organe entnommen werden, da die Leiche dann nach der Entnahme halt nicht mehr so aussieht, wie vorher. [...] Es spiegelt nicht meine Denkweise wieder.

    Und zum ersten Punkt: respektlos finde ich eher den Umkehrschluss. Die Würde einen lebenden oder eines verstorbenen Menschen ist nicht davon abhängig, nach seinem Tod die Organe zusammenzuhalten.

    Eigentlich wollte ich noch was anderes, pietätvolles zum Thema Würde schreiben. Ich habe es mir aber anders überlegt, weil ich mir inzwischen sicher bin, dass es bei der Würde um ein Scheinargument geht.

    Einmal editiert, zuletzt von Rick Linger ()

  • Ich hab das auch nicht vollständig wiedergegeben. Es geht auch um das Gefühl der Angehörigen, dass der Körper, auch wenn es nach dem Tod ist, so vielfältig operiert wird. Es geht ja z.B. auch um die Augen, die entnommen werden (auch wenn man das ja ausschließen kann).

  • Normalerweise liegen die Verstorbenen aber nicht mit offenen Augen im Sarg.

    Selbst wenn die Augen gespendet werden würden, mit Augenprothesen und geschlossenen Lidern würde das wohl kein Mensch merken.

    Bei Gewebespenden wie z. B. Gesichtshaut ist das natürlich etwas anderes.

  • Dabei wäre das gerade schön, wenn man noch weiter gucken könnte.


    Ich denke bei manchen ist das so ein Glaubensding. Da fährt die "Seele" auf gen Himmel, aber sie wissen halt nicht wo die sitzt, und haben Angst das dann was nicht klappt.

    Meine Freundin will nach ihrem Ableben nicht zerschnitzen werden, aber ein fremdes Organ würde sie schon nehmen. Kommt man nicht ran, ist nicht erklärbar, und inzwischen ein Tabuthema.

  • Danke Waldumwandlung.

    Danke für diesen klugen, durchdachten wie bedachten Beitrag.

    So erfrischend eine gute Polemik oft ist (beim Lesen wie beim Schreiben),

    dies sind - für mich - Momente, in denen sich unser (bzw. Nils’) Forum wahrhaft auszeichnet

    und qualitativ über ein “normales” Vereins- bzw. Sportforum erhebt:


    Wenn sich (bzw. dass sich immer wieder) Menschen finden, die nachdenklich und zugleich emphatisch genug sind, sich über die Äußerung einer, Ihrer, Meinung hinaus (häufig einer unreflektierten zudem), um ein Thema in der erkennbaren Weise zu bemühen, es anderen verständlich zu machen oder um die Lösung eines Problems mit dem Ziel, sie möge auch für andere nachvollziehbar und akzeptabel sein.


    ——-


    In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei Stephan nochmal, über die Likes hinaus, bedanken, dass Du Dich gerade auch bei diesem Thema (das so große Themen wie (Nächsten-) Liebe, und Leben, und Tod, teils schmerzhaft, berührt) so engagiert um Moderation (auch jenseits des eigenen Standpunkts) bemühst.

  • Normalerweise liegen die Verstorbenen aber nicht mit offenen Augen im Sarg.

    Selbst wenn die Augen gespendet werden würden, mit Augenprothesen und geschlossenen Lidern würde das wohl kein Mensch merken.

    Bei Gewebespenden wie z. B. Gesichtshaut ist das natürlich etwas anderes.

    Wie ich sagte, geht es den Leuten um das Gefühl, dass z.B. das eigene Kind die Augen rausgenommen bekommt. Nicht darum, dass es irgendwie anders aussieht, darum geht es einigen bestimmt auch, weil sie nicht richtig aufgeklärt sind. Ich kann das als Argument jedenfalls schon nachvollziehen. Der Schmerz, gerade z.B. das eigene Kind ganz plötzlich verloren zu haben und dann dazu die Vorstellung, der so geliebten Person werden jetzt die Augen entnommen...Es gibt sie auch, die schlüssigen Argumente, die dafür sprechen, es durchführen zu lassen, aber es gibt auch die andere Seite.

  • Was ist nicht schon alles aufgedeckt worden,ich hätte durchaus bedenken,dass gerade in diesem Bereich auch großes Geld lockt,wie ist denn komplett sichergestellt dass kein Organ einfach nur kapitalistischen Interessen dient am Ende?

    Das lässt sich am besten dadurch sicherstellen, dass es viele Spender und viele Spenderorgane gibt. Nur Knappes ist teuer.

  • Der "Lifestyle" des reichsten halben Prozentes der Weltbevölkerung - also ca., etwas genauer, 42 Millionen Menschen - verursacht mehr CO2-Emissionen, als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also als 3,8 Milliarden Menschen. Alleine Privatjets erzeugen mehr CO2, als die ärmsten 1 Milliarde Menschen. Quelle.


    Ich bitte diejenigen von Euch, die zu den 42 Millionen gehören, bitte weniger Plastiktüten im Supermarkt zu nutzen!


  • 94-95-96: Vielen Dank! Wobei ich aber viele Beiträge zu diesem Thema hier als sehr lesenswert empfunden hab.


    ...übrigens würde ich mich viel viel wohler fühlen zu spenden,wenn ich einen Bezug zu dem Menschen hätte,dann wäre ich sogar zu hundertprozent sofort dabei,wohl auch zu Lebzeiten.


    Wie gesagt, bei Lebendspenden musst Du zum Teil sogar einen engen Bezug zum Empfänger haben, sonst darfst Du diese Spende gar nicht machen (gilt aber nicht für alle Spenden, nur für Organe, die sich nicht wieder neu bilden).


    Inwieweit es darüber hinaus möglich ist, seine Spende auf bestimmte Empfänger zu beschränken, weiß ich nicht. Spontan hätte ich zunächst vermutet, selbstverständlich kannst Du das, sind ja schließlich von Dir freiwillig hergegebene Körperteile.


    Andererseits, kann bei bereits entnommenen und somit vom Körper getrennten Teilen das Verfügungsrecht des Spenders - möglicherweise sogar über seinen Tod hinaus - immer noch so weit gehen, dass eine lebensrettende Übertragung verweigert wird? Müsste eine Reservierung für einen vorgesehenen Empfänger eingehalten werden, egal, ob dieser überhaupt jemals einen Bedarf haben wird? Vielleicht ist es auch so, dass eine Empfängerbeschränkung durch den Spender grundsätzlich möglich ist, aber nicht bei vermittlungspflichtigen Organen. Aber das ist alles nur Spekulation meinerseits.


    Was ist nicht schon alles aufgedeckt worden,ich hätte durchaus bedenken,dass gerade in diesem Bereich auch großes Geld lockt,wie ist denn komplett sichergestellt dass kein Organ einfach nur kapitalistischen Interessen dient am Ende?


    Komplett sicherstellen wird man das nicht können. Aber zum einen gilt das, was musketeer sagt: Je mehr verfügbare Organe es gibt, desto geringer ist der Anreiz (wobei es bestimmt auch bei 100% Bereitschaft noch Engpässe gäbe). Zum anderen sind das Handeltreiben mit Organen oder Geweben sowie das Entnehmen, Übertragen oder sich Übertragenlassen solcher Organe strafbar, es gibt also ein entsprechendes Abschreckungspotential (Freiheitsstrafe bis 5 Jahre oder Geldstrafe, bei Gewerbsmäßigkeit mindestens 1 Jahr Freiheitsstrafe). Beim Spender oder Empfänger kann aber von Strafe abgesehen werden. Strafbar ist auch schon der Versuch, womit die interessante Konstellation denkbar ist, dass es ethisch gerade geboten sein kann, den Versuch nicht abzubrechen, sondern zur Tat zu vollenden; so wird man ja die Übertragung eines gekauften Herzens nicht abbrechen können, nachdem das alte schon entnommen wurde. Und auch der Arzt, der erst während der OP vom Kauf erfährt, wird wohl weitermachen müssen.


    Und zum ersten Punkt: respektlos finde ich eher den Umkehrschluss. Die Würde einen lebenden oder eines verstorbenen Menschen ist nicht davon abhängig, nach seinem Tod die Organe zusammenzuhalten.

    Eigentlich wollte ich noch was anderes, pietätvolles zum Thema Würde schreiben. Ich habe es mir aber anders überlegt, weil ich mir inzwischen sicher bin, dass es bei der Würde um ein Scheinargument geht.


    Wie kommst Du darauf, dass es ein Scheinargument sei? Welches wahre Motiv sollte dadurch verschleiert werden?


    Ansonsten denke ich, dass das Würdeargument anders zu verstehen ist. Nicht, weil sein Körper komplett ist, hat der Mensch eine Würde, sondern weil er eine Würde hat, darf der Körper nicht gegen seinen Willen benutzt werden.

  • Wir haben seit drei Monaten Proteste und Unruhen im Land. Die Regierung ist bislang auf nahezu keine Forderung eingegangen. Im Gegenteil: heute wurde zum Beispiel ein Gesetz verabschiedet, dass es der Regierung vereinfacht, das Militär auf die Straße zu schicken, indem es Einkaufszentren, Metrostationen und Busterminals beschützen soll.

    Hatte sich zuletzt die Lage etwas beruhigt, dürfte jetzt die Reaktion wieder etwas ruppiger ausfallen. Bei meinem Heimweg von der Arbeit am Abend ging es jedenfalls schwungvoll zu.

  • Im Abgasskandal gibt es gerade einen neuen Plottwist (fett durch mich):


    Zitat

    [...]Der Konzern hält die verwendete Zykluserkennung und die Abschalteinrichtung allerdings für legal und das Duisburger Urteil für falsch. Laut VW-Mitteilung sei es unerheblich, ob das Fahrzeug im Straßenverkehr die Grenzwerte einhalte oder nicht. Es zähle nur das Testergebnis auf dem Prüfstand: "Nach der für das streitgegenständliche Fahrzeug geltenden Rechtslage existieren keine Emissionsgrenzwerte für den realen Straßenbetrieb."[...]

    Quelle: https://www.tagesschau.de/inve…/vw-abgasskandal-161.html


    Erst hieß es die betroffenen Fahrzeuge haben garkeine Abschalteinrichtung, jetzt doch, aber siehe oben .... :kopf::kopf::kopf:


    Wer aktuell seinen Golf 7 mit Diesel und Motor EA 288 sein eigen nennt, hat(te?) wohl eine gute Chance auf Rücknahme, weil VW krampfhaft versucht(e?) sich vor einem Urteil außergerichtlich zu einigen. Rechtsschutzversicherungen haben wohl auch vermehrt Deckungszusagen ausgestellt.

  • Für den Straßenbetrieb gibt es keine Emissionsgrenzen? Klasse! Die Lösung liegt doch auf der Hand: Autos dürfen nur noch auf Prüfständen betrieben werden!


    (Im Ernst: Dieser Kommentar war jetzt ein Schnellschuß und ich habe das unglaubliche Potenzial dieser Aussage vergeudet. Aber ich habe eigentlich keine Zeit, und kann mich nicht zurückhalten.


    Aber wenn man das mal sacken lässt, ist das symptomatisch für die gesamte Klima-Diskussion: Es muss was passieren, gottverdammtnochmal, aber es darf sich bloß nichts ändern! Also so im "realen" Straßenbetrieb.)

  • Es muss was passieren, gottverdammtnochmal, aber es darf sich bloß nichts ändern! Also so im "realen" Straßenbetrieb.)

    Natürlich muss sich was verändern, aber doch nicht bei mir. Denn ich tue ja schon (irgend)was.

    Es sind grundsätzlich die anderen, die sich zuerst ändern müssen. Ist doch klar: Die Reichen, die Autofahrer, die Amis, Polen und Chinesen, die Kreuzfahrer, Berufstouristen usw. und natürlich alle Rentnerinnen, die in Hühnerställen Motorrad fahren.