Politischer Zoff-Thread oder so

  • "Was sie hier vorgetragen haben, sind doch rein technische Antworten auf eine hoch politische Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Sie sind ein Klempner der Macht. Ihnen fehlt jede Darstellung darüber, wie sich diesen Land in den nächsten Jahren entwickeln soll...." Ab 8:34 hier https://www.zdf.de/nachrichten…rklaerung-scholz-100.html


    Ein Klempner repariert häufig, manchmal mit ein oder zwei Pfennigstücken :D . Ich sehe die Passage nicht als Herabsetzung an. Gerade mit dem Vorsatz mit den technischen Antworten. Scholz repariert und läuft nicht vor. Mein Gedanke. Kann aber jeder Anders sehen.

  • Das fehlt leider allen demokratischen Parteien gerade, eine Vision wie sie sich Deutschland in XY Jahren vorstellen, ein Ziel bzw. eine Reise auf die man die Bevölkerung mitnehmen will bzw. für was man diese begeistern will.


    Das Grundproblem ist aber, dass man in Deutschland seit über zwanzig Jahren von der Substanz lebt und mit der "Schuldenbremse" infrastrukturpolitischen Seppuku begeht.

    Solange diese nicht endlich wieder aus dem Grundgesetz gestrichen wird, wird man mMn. in Deutschland nur an den Symptomen herumdoktorn, anstatt die Ursachen anzugehen.

  • Klempner sind halt bloß Handwerker, die irgendwas zusammenklöppeln, damit nix tropft. Richtige Architekten der Macht, wie er hingegen lenken Flugzeuge oder ganze Staaten.

  • Das fehlt leider allen demokratischen Parteien gerade, eine Vision wie sie sich Deutschland in XY Jahren vorstellen, ein Ziel bzw. eine Reise auf die man die Bevölkerung mitnehmen will bzw. für was man diese begeistern will.

    Gab es sowas früher schon? Also so Visionen für die Entwicklung größer 4 Jahre?

  • Vielleicht hat er sich auch versprochen und im Skript stand, sie sind ein Klempner, der macht. Dann gibt es demnächst die große Koalition. :ichmussweg: :ichmussweg:

  • oder „möge die Macht mit dir sein, du Klempner“?

    Die Rede von Merz hatte für mich eigentlich nix Überraschendes, aber „Klempner der Macht“ war genial. Das bekomme ich den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Je häufiger ich es sage, umso absurder kommt es mir vor und ich fange langsam an albern zu kichern!

  • Um Ernst zu bleiben. Für mich ist es keine Verunglimpfung, sondern ein Vergleich. Außerdem habe ich vor dem Wandel in dem Beruf Hochachtung. Der Wartungspreis von Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist bei der Wartung meiner Wärmepumpe exorbitant.

  • Das fehlt leider allen demokratischen Parteien gerade, eine Vision wie sie sich Deutschland in XY Jahren vorstellen, ein Ziel bzw. eine Reise auf die man die Bevölkerung mitnehmen will bzw. für was man diese begeistern will.

    Gab es sowas früher schon? Also so Visionen für die Entwicklung größer 4 Jahre?

    Was ist grün und stinkt nach Fisch, sachst du?!

  • Kai:

    Ja, ein wenig verengt der Blick.

    Ich finde diese Verklärung der 'guten alten Zeit' generell lächerlich bis erbärmlich.

    Eigentlich sind ja die Standpunkte geklärt und dennoch möchte ich um etwas mehr Differenzierung werben. Es ging ursprünglich nicht um eine generelle Verklärung der "guten alten Zeit". Ganz und gar nicht, sondern nur darum, dass die Bundestagsdebatten meiner Meinung nach früher interessanter, rhetorisch besser und insbesondere emotionalisierender waren. Diese Meinung muss man ja nicht teilen.


    Ich für meinen Teil habe mir gerne die Debatten angeschaut, angefangen als es um die sog. Ostpolitik Willy Brands ging. Leute wie Strauß, Barzel und Geißler haben mich fürchterlich aufgeregt. Und Willy Brand, Egon Bahr und später Helmut Schmidt haben mich gefesselt. Diese Debatten waren für mich der Auslöser, mich für Politik zu interessieren.


    So etwas verspüre ich heute nicht mehr und das beste Beispiel ist ja tagesaktuell, nämlich die Auftritte von Scholz und Merz. Für mich waren das - unabhängig von der Sache - lauwarme Ergüsse. Das festzustellen bedeutet nicht, dass ich die üblen Zustände, die du beschrieben hast (§175, §218, Umweltschutz etc.) in irgendeiner Weise beschönige oder verkläre. Außerdem wage ich zu bezweifeln, dass die heutige Scholz-Rede (oder Merz-Rede) irgendeinen jungen Menschen motiviert, sich ab jetzt für Politik zu interessieren. Im Gegensatz zu früher, zumindest in meinem damaligen Umkreis. Aber gut (oder eben nicht): damals liefen auch nicht wenige auf unserem Schulhof mit der Mao-Bibel rum und rühmten die "Weisheiten" des großen Vorsitzenden.


    Ja, früher war nicht alles besser. Da war vielleicht gerade mal ein Bruchteil besser. Umgekehrt ist es aber auch nicht so eindeutig, dass früher alles schlechter war und hinter jeder Ecke das Übel lauerte. Und wenn an dann ausnahmsweise mal einen Punkt hat, halte ich es für schlicht überzogen, das gesamte Übel der früheren Jahre aufzufahren und "Verklärung!" zu rufen. Kann man natürlich trotzdem machen.

  • Umgekehrt ist es aber auch nicht so eindeutig, dass früher alles schlechter war und hinter jeder Ecke das Übel lauerte. Und wenn an dann ausnahmsweise mal einen Punkt hat, halte ich es für schlicht überzogen, das gesamte Übel der früheren Jahre aufzufahren und "Verklärung!" zu rufen. Kann man natürlich trotzdem machen.

    Ich stimme Dir in den meisten Punkten oben zu, Kai. Für eine aktive Erinnerung an Debatten mit Brand bin ich etwas zu jung, aber die Aussage, dass seinerzeit interessantere Köpfe im Parlament saßen, ist wohl wahr...

    Für mich klingelte in der Ursprungsaussage viel von der Verklärung, dass früher alles irgendwie besser und einfacher war, durch, die ich beim Verfasser des ursprünglichen Kommentares zu Strauss & Co., immer wieder finde.

    Wenn das alles Quatsch ist, dann bin ich über das Ziel hinaus....


    Ja gut - es ist wohl eine Frage des Anspruchs. Ich hätte mir ehrlich mehr erhofft.


    Fällt in die Bilanz der Ampel eigentlich auch der "Rechtsruck" in Deutschland, oder ist das auch allein durch den Hintergrund der heftigen Krisen der Welt begründet?

    Was heißt denn Anspruch? Drehen wir den Spieß doch einmal um und schauen, was die Regierungen vor der Ampel alles weggeschafft haben. Vielleicht machst Du Dir die Mühe, ziehst da mal Bilanz und zeigst sie uns.

    Wenn Du schon reklamierst, dass die Ampel nix geschissen bekommen hat, dann lege doch bitte fairerweise dieselben Maßstäbe an die Regierungen davor an, gerne an die Große Koalition...


    Es ist doch beileibe nicht so, dass unsere Politik der letzten 40 Jahre durch übermäßiges Erfüllen von Wahlversprechen glänzt, oder hattest Du diesen Eindruck gewonnen? Wie alt ist die Binsenweisheit, dass die Politik vor Wahlen das Blaue vom Himmel verspricht, nur um danach das Gegenteil zu machen, mit oder ohne Ausreden, wieso nun genau das, was versprochen wurde, nicht umgesetzt werden kann.


    Zu Deiner Frage zum Rechtsruck, und ob der in die Verantwortung der Ampelkoalition fällt, kann ich allerdings nur den Kopf schütteln. Willst Du mich verarschen, oder fehlt Dir tatsächlich jegliches Verständnis für die Zusammenhänge von Ursache/Wirkung, bzw. hast Du in den letzten 10 Jahren mit dem Kopf im Wäschekorb gewohnt?


    Der Rechtsruck ist weder ein deutsches Phänomen, noch ist er seit der letzten Bundestagswahl vorhanden.

    Es sprengt den Rahmen meines Interesses und der zur Verfügung stehenden Zeit, Dir auch noch vorzukauen, warum die Welt(!) nach rechts rückt. Oder glaubst Du wirklich, der Rechtsruck in Südamerika, Osteuropa, Südeuropa, Nordamerika, etc. hängt mit der Ampelregierung in Deutschland zusammen? Und wenn Du schon den Fokus auf das Inland setzen möchtest, gebe ich Dir den Tipp, mal zu forschen, von wem und in welchem Zusammenhang der Satz 'Wir schaffen das!' gesagt wurde.

    Zumindest ein Teil der rechten Rattenfänger hat dadurch erheblich Aufwind erfahren....


    Ein bisschen musst Du schon selber mitmachen, wenn Du Diskussionen führen möchtest, die über Sesamstraße hinaus gehen...

  • Das fehlt leider allen demokratischen Parteien gerade, eine Vision wie sie sich Deutschland in XY Jahren vorstellen, ein Ziel bzw. eine Reise auf die man die Bevölkerung mitnehmen will bzw. für was man diese begeistern will.

    Gab es sowas früher schon? Also so Visionen für die Entwicklung größer 4 Jahre?

    Blühende Landschaften!

  • Das interessante an den 70er Jahren ist aus meiner heutigen Sicht, dass die Debatte viel zugespitzter geführt werden konnte.

    Die CDU/CSU war halt die einzige Opposition, die mussten keine Grautöne einfügen, um sich irgendwelche potentiellen Koalitionspartner warm zu halten. Die SPD war sich ihrer Verantwortung als staatstragende Partei bewusst und hat diese Rolle mit Stärke ausgefüllt.

    Und dann gabs da noch diese anderen - die mit 5-6% wirklich entschieden haben wo es lang ging ;) . Gab es damals auch schon Verschwörungstheorien??

  • Kai

    du hast die Debatten um die Ostpolitik von Brand/Bahr schon verfolgt? Das beeindruckt mich wirklich, ich bin da wohl ein Spätstarter mit meinem Interesse an der Politik.

    Meine "politische Bildung" haben meine Eltern initiiert und gefördert. Angefangen hat das 1968, als die russischen Panzer den Prager Frühling zerstört haben. Ich damals erst 8 Jahre alt, aber meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich mit ihnen zusammen die Tagesschau und die politischen Magazine (außer ZDF Magazin, weil Löwenthal meinen Eltern zu rechts war) geschaut habe. Es ging um den Frieden in Europa (meine Eltern hatten wirklich Angst !) und die Annäherung an die "Ostzone". Zu der hatten wir ein besonderes Verhältnis, weil mein Vater aus Helmstedt kommt und wir jedes Mal, wenn wir meine Großeltern besuchten, zur Zonengrenze gingen und über den Todesstreifen schauten. Im Übrigen stand da kurz vor der Demarkationslinie ein ausgebrannter Bus, der als Mahnmal diente. Als Kind war das für mich sehr bedrückend und spannend zugleich. "Schau: Da drüben, keine 200 Meter von hier, fängt der Ostblock an. Da wo, die Kommunisten ihre eigenen Leute einsperren mit Mauern, Zäunen, Stacheldraht und Minenfeldern und sie erschießen, wenn sie flüchten. Weiter rechts ist der Wachturm. Da sitzen diese bewaffnete Soldaten, die uns mit ihren Ferngläsern beobachten und sofort eingreifen, wenn wir auch nur einen falschen Schritt machen! Hinten siehst du Harbke. Oma und Opa sind da früher immer spazieren gegangen. Aber da kommen sie wahrscheinlich nie in ihrem Leben mehr hin."


    Natürlich im Vergleich zu heute eine ganz andere Welt: Ich hatte ja außer Schule, Fußball und Kumpels nichts weiter. Einmal im Monat gab es im Fernsehen meine Lieblingssendung "Sport-Spiel-Spannung" und dann gab es noch Lassie und Flipper. Mehr war (für mich) nicht und daher war die zusätzliche Fernsehzeit für mich wie ein Geschenk. Übrigens wurde die Fernsehzeit auch großzügig ausgedehnt, wenn die Deutsche Fußnationalelf spielte.

    (Eigentlich) aus heutiger Sicht unvorstellbar.

  • Fury nicht zu vergessen.

    Bei Sport Spiel Spannung moderierte Klaus Havenstein und auch Sammy Drechsel.... Kabaerettisten vom feinsten, sowas wäre mit den heutigen irgendwie undenkbar....

  • Kai

    Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

    Das ZDF Magazin mit Löwenthal war die Lieblingssendung meines Vaters.

    Meine Politisierung begann tatsächlich erst mit ca 20 (1975)dafür sehr heftig, als ich in Westdeutschland vieles abgebrochen habe und nach WestBerlin gezogen bin. Bei Demos gegen AKW Grohnde 1977, gegen Aufrüstung und Wohnungsbaupolitik war ich gerne dabei und habe Jahre ohne eigene Wohnung in einem besetzten Haus gelebt. Aus heutiger Sicht, war das für mich die wertvollste Zeit. Wir haben in der Zeit unendlichlich lange Diskussionen über den richtigen Weg geführt. Als der Hausbesetzer Klaus Jürgen Rattay 1981 nach der Räumung von 8 besetzten Häusern im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz von einem Bus überfahren wurde und etliche Meter mitgeschleift wurde, stand ich unmittelbar daneben.

    Tunix Kongress1978 und Tuwat Kongress 1981 haben mich begeistert.

    Bei der Taz war ich im Unterstützerkreis und hatte sie schon zwei Jahre vor ihrem ersten Erscheinen abonniert.

    Auch bei der Gründung (1978) der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz (wurde später zum Grünen Landesverband), (Motto: Ab jetzt wählen wir uns selbst), habe ich gerne geholfen. Spaßeshalber erzähle ich heute immer gerne, dass ich die erste Rede gehalten habe, die je auf einem Grünen Parteitag gehalten wurde. Bei der Mikrofonprobe im noch leeren Saal habe ich zweimal „eins zwei drei“ ins Mikrofon gerufen.

    Wie ich trotz des aufregenden Lebens zwei Ingenieur Studiengänge mit Diplom abschließen konnte, wundert mich noch heute. Eine Diplomarbeit *1980 hatte das Thema Wärmepumpe und Solarenergie im Einfamilienhaus. Die letztjährigen Diskussionen zum Thema, das geht ja alles viel zu schnell, wir müssen das Volk mitnehmen, amüsieren mich sehr.

    Heute sind wir Vizekanzler und Wirtschaftsminister, das erfreut mich täglich!


    *die Diplomarbeit wurde mit 1,0 benotet. Das Exemplar, welches ich meinem Vater überreicht hatte(ging ja um sein Haus) habe ich vor der Übergabe mit einem Aufkleber versehen. „Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben“

  • Erneute Klatsche für die Ampel: Verwaltungsgericht fällt Klimaschutz-Urteil
    Im Verkehrs- und im Gebäudesektor wird zu viel CO₂ ausgestoßen. Wirksame Sofortprogramme haben die zuständigen Ministerien bisher nicht vorgelegt. Das muss…
    www.tagesspiegel.de


    Nächste Klatsche für die völlig überforderte Regierung. Völlig überfordert nicht zum ersten Mal von verfassungswidrigen Beschlüssen, die FDP Minister zu verantworten haben. Wissing war derjenige, der an dieser Stelle komplett versagt und auf dessen Drängen Klimazielvereinbarungen aufgeweicht wurden. Diese ganze Scholzregierung hat dem idiotischen Treiben der FDP viel zuviel Raum gegeben. Das rächt sich nun erwartungsgemäß für uns alle, außer wie gewünscht für Schwerreiche.

  • Das ist "Bild Niveau" , und mit wenig Substanz - prickelpit96 erklärt dir gleich, wie die Koalition weit im Soll ist, und sogar unpopuläre Themen erfolgreich umgesetzt hat.


    Also ich bin glücklich - stell dir vor, unsere Regierung würde nicht so gut agieren.