Politischer Zoff-Thread oder so

  • Für mich ändert der 20. Juli daran nichts. Das war nur der Versuch, einen verlorenen Krieg zu beenden.


    Und das eigene Heim, Ländereien und Güter zu retten... Nicht zu vergessen. Das soll den Akt des Patriotismus nicht abwerten, aber ein wenig mehr sehr persönliche Motive sollten wir uns schon dazudenken.

    Einmal editiert, zuletzt von calatorta ()

  • Naja,Abfeierei.
    Ich glaube was aus grade dem angelsächsischem Raum an Anerkennung für Frau Merkel kommt basiert weniger auf irgendwelchen politischen Positionen sondern dem was man Führungsstärke und so nennt.
    Wir sind immer schnell bei der Hand mit Vorwürfen an unsere Politiker,dass sie ihr Fähnchen in den Wind hängen,keine Standpunkte haben etc pp
    Jetzt ham wa eine ,die gegen massive Widerstände auch unpopuläre Entscheidungen versucht umzusetzen......und nu is auch nicht recht. :???:

  • Die Sache mit dem "Wir schaffen das" war bei Merkel ein kurzer Rückfall in ihr Frausein. Behaupte ich mal. Ansonsten agiert sie wie ein Mann. - Und Männer haben ja nun hinreichend bewiesen, dass sie zu dämlich sind ein gemeinwesen zu organisieren.

  • Cool.
    Na dann schmeiss ich in Zukunft auch alle Varianten von blutrot wieder in einen Topf,von Holodomor und killing fields bis Sarah Wagenknecht. Alles eins.


    Ich kann Dir gerade nicht folgen. Willst Du jetzt die Dolchstoßlegende retten oder deren Urhaber, Ludendorff?

  • :???:


    muss ich dem welfen mal recht geben. exil sonst immer so auf unterscheidung und präzision bedacht...passt irgendwie nicht.aber er ist auch kein historiker, oder ?

    2 Mal editiert, zuletzt von Calogero81 ()

  • Zumal mir nichts bekannt wäre, was z.B. auf eine Hitlers kranken Visionen entsprechende "Lebensraum"-Idee innerhalb der Reichswehrführung hindeutet.

    Gab es nicht solche Pläne bereits bei der Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg? Meiner Erinnerung nach hatte das Fritz Fischer in "Griff nach der Weltmacht" aufgezeigt. Für Weimar ist mir da allerdings auch nichts bekannt.

  • "Es ist nicht unumstritten" ist, glaube ich, sehr euphemistisch ausgedrückt. Zwar ist das nicht mein absolutes Spezialgebiet, aber dass innerhalb der Reichswehrspitze die Absicht herrschte, sich die ganzen Verluste des Ersten Weltkriegs wieder zurückzuholen und den Versailler Vertrag zu "revidieren", ist ja grundsätzlich nichts Neues (und war es auch 1999 nicht). Und natürlich dürfte es schon entsprechend der Feindbilder Planspiele für einen Krieg gegen Frankreich und evtl. auch die Sowjetunion gegeben haben. Daraus allerdings zu konstruieren, dass Hitler etc. quasi nur Werkzeuge waren, finde ich als These schon verdammt steil. Zumal mir nichts bekannt wäre, was z.B. auf eine Hitlers kranken Visionen entsprechende "Lebensraum"-Idee innerhalb der Reichswehrführung hindeutet. Es hieße irgendwo auch, die in "Mein Kampf" dargelegten Ziele Hitlers mehr oder weniger zu ignorieren.


    Dass er schlicht und einfach willige Vollstrecker für seine territorialen Expansions- und Rachepläne vorfand, halte ich ergo für deutlich überzeugender.


    Da ist ein sehr spannendes Thema. Und was du für überzeugender hälst, ist anerkannter Stand der Forschung. Hitler hatte meines Erachtens wenig Fans bei den Eliten der Reichswehr / Wehrmacht. Aber man hatte gemeinsame Interessen. Aufrüstung, Revision des Versailler Vertrags, territoriale Expansion... Dafür war Hitler denkbar geeignet. Über Hitler wurde von vielen die Nase gerümpft (wegen seiner Herkunft, Ideologie oder auch seines Charakters / Intellekts), aber spätestens mit dem erfolgreichen Frankreichfeldzug verwarfen viele dieser Offiziere den Gedanken an Widerstand. Man sah es nun als realistisch an den Krieg zu gewinnen und wollte ihn auch gewinnen. Dazu war Hitler jetzt auf dem Höhepunkt und schwer antastbar. Der Widerstand wuchs doch erst wieder, als sich die Niederlage abgezeichnete. Moskau im Winter 1941/42 und Stalingrad 1942/43 waren Konjunkturprogramme für den Widerstand in der Wehrmacht. Dazu Kriegsgräuel, der sich auch in der Wehrmacht viele schuldig gemacht haben, die aber ebenso bei einigen Offizieren zur moralischen Abkehr von Hitler und der NS-Ideologie führte.
    Aber den Widerstand, der nun bis zum 20.Juli 1944 viel Zulauf bekam, existierte schon lange in der Wehrmacht. Es gab führende Generäle, die den Krieg nicht wollten. In einer Konferenz am 5.November 1937 legte Hitler Spitzen der Wehrmacht seine Pläne zur Expansion vor (Annexionen von Österreich und der Tschechei und einem etwaigen grossen Krieg gegen Frankreich, der möglichst vor 1943 stattfinden müsse). Dabei gab es von Außenminister von Neurath und den Generälen von Fritsch (Oberbefehlshaber des Heeres) und von Blomberg (Kriegsminister) Contra. Wenig später war keiner der drei mehr im Amt. Stattdessen übernahm Hitler selbst das Oberkommando der Wehrmacht und die Hitler-Getreuen von Brauchitsch, Keitel und von Ribbentrop bekamen wichtige Funktionen. Insgesamt wurden im Frühjahr 1938 rund 60 Generäle der Wehrmacht pensioniert oder versetzt. Nichtsdestotrotz sollen sich beim Generalstreffen der Wehrmacht am 4.August 1938 fast alle Generäle der Wehrmacht gegen einen Angriff auf die Tschechoslowakei ausgeprochen haben. Wobei dass jetzt nicht heisst, dass wir hier von Pazifisten oder Expansionsgegnern des Reiches reden. Aber die Generalität fürchtete einen Zwei-Fronten-Krieg und dabei Frankreich und England nicht gewachsen zu sein.
    Die Wehrmachtsspitze war zu diesem Zeitpunkt bereit zum Staatsstreich. Hätte Hitler im September 1938 mobil gemacht, hätte die Wehrmacht geputscht. Seinen Arsch hat damals Chamberlain gerettet, mit seiner Appeasementpolitik. Nach der Münchener Konferenz war Hitler plötzlich der Friedensbewahrer und der Putsch nicht mehr durchführbar. Pläne Hitler im Sommer und Herbst 1939 zu stoppen, blieben sehr unkonkret. Echte Pläne für den Staatsstreich reiften in diesem Verschwörerkreis erst wieder ab 1943, wo dann auch z.B. von Stauffenberg zum Widerstand um von Tresckow, Beck, von Witzleben etc. stieß (die alle schon 1938 putschen wollten).
    Auch aufgrund dieser Sachlage war / ist meine These immer, dass das Münchener Abkommen und die die Appeasementpolitik einer der größten außenpolitischen Fehler Großbritanniens waren. Gerade auch weil der Widerstand Kontakt mit den Briten aufgenommen hatte und Chamberlain gewusst haben könnte, was die Wehrmacht vorhatte. Der Widerstand in der Wehrmacht bat auch 1939 die Briten vergeblich was zu unternehmen, als der Überfall auf Polen bevorstand. Aber auch da ignorierte man die deutschen Einlassungen, bzw. begegnete ihnen passiv.

    Einmal editiert, zuletzt von Schneppe ()

  • Wow, soviel Widerstand, quasi fast ein Jahrzehnt lang, von der Armee, die halb Europa in einem Vernichtungskrieg eroberte — nur Schade, dass nichts dabei raus kam.


    Aber klar — Appeasement ist Schuld, irgendwer muss ja Schuld haben.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Wie gesagt, 1938 gebe ich einfach den Briten die Schuld. So geschlossen war die Wehrmacht nie wieder gegen Hitler wie im September 1938. Bis 1943/44 verging dann viel Zeit und zwischendurch gab es kaum Widerstand.

  • Schneppe,ist das inzwischen belegt,dass aus der Wehrmacht heraus 1938 Kontakt nach GB mit Ziel Hitler zu stürzen bestanden hatte? Diese das aber abgelehnt hatten,weil sie dem preussischen Militarismus nicht über den Weg trauten?


    Gelesen hab ich da auch von.aber halt mehr als ondit,weil die Briten das quasi wegen ihrer unrühmlichen Rolle dabei nie bestätigt haben.


    Exil,es geht nicht darum den deutschen Militärs den Friedensnobelpreis zu verleihen. Aber ihnen blinde Nazigefolgschaft (oder Wegbereitung) zu unterstellen haut nun mal nicht hin. Die erwähnten Ereignisse von 38 als letzter Schritt der Gleichschaltung der Gesellschaft waren nötig,eben weil die Wehrmacht keinesfalls hinter Hitler stand.

  • Die Kontakte waren vorhanden und sind belegt, aber für die britischen Beweggründe fehlen die Quellen. Da geben die Archive meines Wissens nichts her, was der offiziellen britischen Lesart widerspricht über die Ziele der Appeasementpolitik.
    Ein geheimes Gesprächsprotokoll von Chamberlain und Halifax zwischen Bad Godesberg und München im September 1938 wäre da vielleicht ein Heiliger Gral. Wenn es sowas überhaupt unter Verschluss irgendwo gibt.
    Aber die These deiner Fragestellung ist plausibel. Da fände man Indizien für, dass die Briten den preußischen Aristokraten misstraut haben und deren Plan einer konstituellen Monarchie mit dem Hohernzollernprinzen als Monarchen nicht als die bessere Alternative zu Hitler angesehen haben.

  • Schade, Exil, dass Du auf dem Auge blind zu sein scheinst, dass Du selber so gerne anmahnst. ;)
    Ist aber nicht schlimm, spricht nur dafür, dass Du weit wirrer bist, als Du uns glauben machen möchtest.


    Zum Thema an sich verlasse ich mich allerdings lieber auf die Dissaertation meines Großvaters, der als Offizier den Krieg mitgemacht (mitgeführt) hat und mit 75 sein Studium mit seiner Doktorarbeit zur militärischen Planung von '33 bis Kriegsbeginn, den Beweggründen, Voraussetzungen und Motiven innerhalb der Wehrmacht, abgeschlossen hat.


    Du bist in Deinem Urteil viel zu platt und flach. Lies mal Schneppes Ausführungen.