Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich mag ihn für seine ausgeprägte Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen. Und für sein menschliches Antlitz in seiner Grundhaltung.
    Es beruhigt ungemein zu wissen, dass unser System so flexibel und offen ist, dass man sogar ohne Interesse an Menschen einen Beruf ausüben kann, der Menschen dienen soll.

  • Für die Produktionsfaktoren Boden und Kapitel gilt der Grundsatz der größtmöglichen Rendite im Denken von theMenace. Für den Produktionsfaktor Arbeit gilt dies nicht. Dieser Produktionsfaktor stellt sich im neoliberalen Denken einzig als Kostenfaktor dar, den es zugunsten der Rendite der beiden anderen Faktoren zu minimieren gilt.


    Die Arbeitsmittel der Arbeitnehmer, die eigentlich zu den Betriebsmitteln = Produktionsfaktor Kapital gehören, dem Produktionsfaktor Arbeit in Rechnung zu stellen, ist dann geradezu perfide. Sollen dann letztendlich die abhängig Beschäftigten erst mal arbeiten um die Kosten für die Bereitstellung der Betriebsmittel zu erwirtschaften (deren Kosten der Unternehmer im übrigen auf anderem Wege geltend macht).


    Wenn ich den Wert eines Menschen einzig an seiner Produktivität messe, dann kommt eben diese zutiefst inhumane wie auch mit unseren gesellschaftlichen Werten nicht zu vereinbarende Grundhaltung heraus.


    Wenn ich den Unternehmer mit seinem Streben nach größtmöglicher Rendite in den Kern der Überlegung stelle, dann werden alle Faktoren, die diesem Streben im Wege stehen, die Daseinsberechtigung abgesprochen. Das können mal der Öffentliche Dienst, wahlweise die Sozialpolitik, gesellschaftliche Grundwerte wie sozialer Friede oder menschenwürdiges Leben sein. Gesellschaftliche Übereinkünfte stehen für die Neoliberalen zur Disposition.


    Und dann ist es auch vollkommen unerheblich ob es um Pflegepersonal, Krebskranke oder Menschen mit Behinderung geht. Wer nicht ausreichend produktiv tätig ist, hat die Konsequenzen individuell zu tragen.

  • Ich möchte anmerken, dass ich als Mitleser dieser Diskussion die Einwürfe von theMenace durchaus interessant finde, wenngleich ich die Meinung nicht teile. Da muss man dann auch nicht unbedingt pöbelnd draufhauen.

  • Ich finde mettbrötchens Einwand korrekt. Nix Mottenkiste. Auch der Einwand von menace ist diskutabel. Allerdings wird eine Seite ausgeblendet. Der Wert des Menschen als Konsument. Klingt etwas menassisch angehaucht vielleicht. Aber mal zurückgelehnt betrachtet:


    Wenn nur noch die Leute konsumieren würden (könnten), die nach menace ihre Kohle durch Mehrwert erwirtschaften, dann würden eben diese und allen anderen auch schlicht pleite gehen, weil dann nicht mehr genug Konsumenten da sind. So gesehen ist also jeder Mensch - zumindest als Konsument - wichtig.


    Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich finde diese Sicht unerträglich. Gleichwohl ist sie mE wahr.


    Wahr ist dann allerdings auch, dass näselnde Arroganz gegenüber weniger "Qualifizierten" völlig fehl am Platze ist. Als Konsument ist jeder gleich wichtig. ;)


    Soll sogar Martin Kind begriffen haben. Ansatzweise jedenfalls.

    Einmal editiert, zuletzt von calatorta ()

  • @The Menace: Hab ich zwischendurch schon selbst ergoogelt. Trotzdem danke.
    Erinnert mich an die IAB-Studie vorm Mindestlohn. Da hatten die auch eine repräsentative Umfrage bei Unternehmern gemacht und da kam raus, dass der Mindestlohn voraussichtlich mehrere Hunderttausende Arbeitsplätze kosten wird. Andere haben 570.000 oder 900.000 in den Ring geworfen. Hat sich geirrt "die Wissenschaft", also die zumindest die Forschung arbeitgebernaher Institute oder im Fall der IAB, Studien die Arbeitgeber befragt haben und jene vielleicht ein Interesse hatten den Teufel an die Wand zu malen.
    Dass bei einer schlechteren Konjunkturlage der Mindestlohn viele Jobs hätte kosten können, darüber brauchen wir ja nicht streiten. Aber er kam zur richtigen Zeit und hat vielleicht sogar selbst die Konjunktur angekurbelt. Gibt ja auch "die Wissenschaft", die sagt, dass durch den Mindestlohn Kaufkraft und Binnennachfrage gestiegen. Aber ich gestehe schon jetzt, ich bin da mit einer wirklich fundierten Bewertung überfordert.
    Es passt halt gut in mein Weltbild, dass FDP, Ifo und INSM voll daneben gelegen haben. Ich hab ja manchmal den Verdacht, dass die nur die Interessen einer kleinen Minderheit im Auge haben.

  • Und ja, ich hab's natürlich vereinfacht.


    Natürlich hast du das. Und zwar so stark, dass es einfach stimmen muss. Gesetze, Verordnungen, Tarifverträge, die Einfluss auf die Personaleinstellung nehmen ... alles egal.

  • Und wieviel Prozent des Einkommensteueraufkommens zahlen die 100 Superreichen aus der Zeitung, die ihr Einkommen tatsächlich in Deutschland versteuern? 20 Prozent?

  • Ach Menace, berechne weiter die Wertschöpfung jedes einzelnen Arbeitsplatz eines Unternehmens.


    Ich entsorg derweil die Reinigungskräfte und lass den Rest der wertvollen Abteilungsleiter, Geschäftsführer... ihren eigenen Dreck wegräumen.

  • Es gibt Menschen, die werden nie verstehen, dass sie nicht einen Cent mehr wert sind, als der Geringste der Geringen. Rein wirtschaftlich betrachtet. Moralisch gesehen bilden sie zuverlässig den Bodensatz der Gesellschaft ab.


  • Ok, ich habe mich da sehr kryptisch ausgedrückt. Ich wollte nur sagen, dass der AG seinen AN nur mehr bezahlen kann, wenn die Kunden auch ch bereit sind, mehr zu bezahlen. Gerade in den Niedriglohnbranchen ist das oftmals aber nicht dabei, z.B. in der Reinigung, Friseure etc. Und das alle Marktteilnehmer gleichzeitig die Preise anheben ist einfach unrealistisch, da es immer einen geben wird der nicht mitmacht, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
    Wird aber eine Branche gezwungen, z.B. durch den Gesetzgeber, höhere Löhne zu zahlen und damit auch gezwungen höhere Preise zu verlangen, dann kann keiner ausscheren. Auch die Kunden haben dann wesentlich größeres Verständnis für Preissteigerungen, wenn man sie mit Mindestlöhne und Tariferhöhungen begründet.
    Das wollte ich nur sagen.

  • Edit: Nochmal zum Auf-der-Zunge-zergehen-lassen: Das reichste 1% der Bevölkerung zahlt 25% des Einkommensteueraufkommens. Das ist eine Gruppe von immerhin 800.000 Menschen, nicht etwa irgendwie die 100 Superreichen aus der Zeitung.


    Ich bin beeindruckt. Müssen die jetzt alle hungern? Das ist ja furchtbar. Vielleicht kann die HAZ Weihnachtshilfe da was machen.

  • Dafür wissen die auch wieder sehr gut, was sie von ihrer Steuer absetzen können und haben dadurch wieder Vorteile. Der Geringverdiener von 1200 € netto hat in der Regel gar nicht das Geld über, sich Dinge zu leisten, die er mit der Einkommensteuer verrechnen kann (z. B. Fachliteratur).

  • http://www.sueddeutsche.de/wir…ndere-europaeer-1.3308252


    Zitat

    Die meisten Bundesbürger besitzen deutlich weniger als andere Europäer. Das geht aus einer Studie der europäischen Zentralbank (EZB) hervor. Danach sammelt der mittlere deutsche Haushalt ein Nettovermögen von 60 000 Euro an, die Bürger im Schnitt von 18 Euro-Staaten dagegen mehr als 100 000 Euro. Weil das mittlere Vermögen unter anderem in allen Euro-Krisenstaaten höher ausfällt als in Deutschland, könnten die Ergebnisse vor der Bundestagswahl 2017 scharfe Kontroversen auslösen.


    Die Daten bestätigen die Tendenz einer EZB-Studie von 2013. Somit ist die Bundesrepublik zwar seit Langem Europas wirtschaftlicher Motor. Bei einem Großteil der Bevölkerung kommt davon aber wenig an. Die Hälfte der deutschen Haushalte besitzt nach Abzug von Schulden null bis höchstens 60 000 Euro. In den Euro-Krisenstaaten Zypern und Italien, das gerade wegen Bankenproblemen im Fokus steht, liegt das mittlere Vermögen bei 170 000 beziehungsweise knapp 150 000 Euro. Franzosen kommen auf knapp doppelt so viel wie die Deutschen. Selbst Portugal und Griechenland weisen einen höheren Wert auf als die Bundesrepublik.


    In ya face, Neoliberalenpack.

  • Ich habe irgendwo gelesen, dass die Zahl der Immobilienbesitzer in den o.a. Ländern bzw. Im Süden größer ist. Der deutsche ist eher ein Immobilienmuffel.
    In der o.a. Statistik ist Besitz incl. immobilienbestand gerechnet, oder ?


    Tut zwar "besitzmässig" nichts zu sache, nur interesssant zu wissen.


    Kann mich täuschen, aber die üblichen Verdächtigen können das sicherlich entwurzeln.
    (Ich hoffe, ich habe mich mit dem Begriff "verdächtige" nicht respektlos anderen Usern verhalten; sollte dies der Fall sein, so entschuldige ich mich jetzt und für die Zukunft)


    Edit: heißt das, dass die Südeuropäer auf hohem Niveau "arm" ist oder das das die Schere den "Armutsschattierungen" in Südeuropa noch weiter auseinander geht. Wer hier arm ist und ohne ohne Immobilie, der Ist in Südeuropa zwar auch arm, hat aber noch eine bezahlte (pfändungsfreie/nicht verkaufbare) kleine/mittlere Immobilie. Lebt also quasi mehr oder weniger vom Staat, aber im eigenen Haus.
    Wer in Südeuropa nichts hat, hat wirklich nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von wuerfel1896 ()