Politischer Zoff-Thread oder so

  • Solch eine Spendenaktion ist sehr löblich. Aber mit wem in Libyen hat Blue Valentines Mann genau telefoniert (ich weiß, dass man die Person oder Gruppe nicht direkt nennen kann), aber einfach die Information "hat mit Libyen telefoniert" zur Grundlage einer Spendenaktion zu machen, halte ich für zu unkonkret. Genau das Gleiche gilt für die Banditen. Ist es realistisch, dass sie nach Erhalt des Lösegeldes den jungen Mann herausgeben? Umgekehrt: Sind sie dafür bekannt, dass sie ihre Drohungen wahrmachen? Und ist das Eingehen auf ihre Forderung die einzige Möglichkeit, ihm zu helfen? Gibt es keine internationale Hilfsorganisation, die man damit betrauen kann? Und wo eine Spende vielleicht auch genereller und effektiver hilft?

    Einmal editiert, zuletzt von Dahl ()

  • 1. Blue Valentine hat nicht um Spenden gebeten.
    2. Wir sind nicht doof.
    3. Wenn der 18jährige Junge freikommen sollte, ist es wunderbar.
    4. Die 50 € weniger haben keinerlei Einfluss auf meine Lebensqualität.
    5. Wir können hier auch weiter diskutieren, das schützt uns dann davor zu handeln.

  • 1. Blue Valentine hat nicht um Spenden gebeten.
    2. Wir sind nicht doof.
    3. Wenn der 18jährige Junge freikommen sollte, ist es wunderbar.
    4. Die 50 € weniger haben keinerlei Einfluss auf meine Lebensqualität.
    5. Wir können hier auch weiter diskutieren, das schützt uns dann davor zu handeln.

    1.: Ich weiß, deshalb habe ich sie auch nicht konkret angesprochen (nur ihre Nachricht erwähnt, weil sie Grundlage für Exils Aufruf war).
    2.: Ich auch nicht.
    3.: Finde ich auch.
    5.: Etwas nähere Informationen wären dennoch gut, das hat mit Diskussion wenig zu tun. Es gibt viele Notfälle auf dieser Erde und zugleich begrenzte eigene Mittel.

  • Gleich am Anfang hatte ich geschrieben, dass ich eine solche Aktion "für sehr löblich" halte, also lobenswert.

    Einmal editiert, zuletzt von Dahl ()

  • Gleich am Anfang hatte ich geschrieben, dass ich eine solche Aktion "für sehr löblich" halte, also lobenswert.

    Ist es denn wirklich so "löblich"? Klar, man rettet damit einem Menschen das Leben. Hoffentlich zumindest. Aber jedes gezahlte Lösegeld (oder wie immer man es nennen mag) führt doch am Ende nur dazu, dass noch weitere Menschen entführt werden, die dann im "besten" Fall das Trauma einer Geiselnahme erleiden oder im schlechtesten Fall ihr Leben verlieren. So hart es auch klingen mag, aber im Prinzip wäre es das Beste, wenn niemals ein Lösegeld oder Ähnliches gezahlt werden würde. Denn wenn man damit nie Erfolg haben wird und auch in den Medien nie davon zu hören ist, dass auf solch eine Forderung eingegangen wurde, dann wird es irgendwann keine Geiselnahmen mehr geben, die lediglich eine finanzielle Motivation haben.

  • naja, er hat doch nicht unrecht. musst ihn doch nicht so angehen. das fanmag wird "ihn" freikaufen. viele andere nicht. befriedigend finde ich das auch nicht.

  • Wenn man das Thema öffentlich macht, muss man auch mit Erörterungen eines Für und Wider rechnen. Das ist nun einmal die Natur eines Forums.

  • Auch wenn das Geld zusammenkommt, ist leider nicht sicher, dass die Banditen sich damit zufrieden geben und nicht weitere Nachforderungen erheben.


    Das ist jetzt das erste Mal, das blue valentine sowas postet, aber ich kenne sie ja ganz gut und wir haben schon öfters drüber geredet, und für mich sind die Geschichten nicht neu. Und deswegen sage ich einfach mal: Das sind Vorgänge, die sehr häufig vorkommen. Die Vorgehensweisen sind offensichtlich in Afrika ziemlich bekannt. Diese Gangster leben davon, dass es so funktioniert und es da auch eine gewisse geschäftsmäßige Verlässlichkeit gibt.


    Garantien gibt es natürlich keine. Mir ist auch nicht ganz klar, wie der zurückkommen soll. Ich vertraue da auf Regine und ihren Mann Musa, den ich auch, wenn auch nur wenig, kennenlernen durfte.


    Ich will die ganze Geschichte nicht zu breit treten. Nach dem, was ich gehört habe, sind die Vorfälle auf der Flüchtlingsroute so unglaublich beklemmend, dass es ganz natürlich ist, dass man das nicht glauben will. Das ist ein verständlicher Schutzmechanismus. Bei mir hat er halt gestern versagt.


    Ich stimme auch denen, die das ganze Konzept, hier was zu tun, kritisch sehen, zu. Natürlich ist das keine saubere Sache. Falls wir Erfolg haben, werde ich mir ganz bestimmt nicht auf die Schulter klopfen.


    Aber all dieses für und wider ist für mich gestern und heute halt davor verblasst, dass wir diese ganzen Gedanken einmal hinten anstellen können und versuchen können, tatsächlich einen aus dieser Hölle rauszuholen.


    Ich fühle mich ansonsten gerade nicht in Diskutierlaune und bitte um Verständnis.


    EDIT: Ein Link zu einem ZEIT-Artikel noch, über Flüchtlinge auf dem Sinai.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Ich respektiere das. (Ich respektiere auch jeden, unabhängig von Gründen, der nicht dran teilnimmt.)


    Aber Lösegeld wird seit Tausenden von Jahren gezahlt. Dieser Konsens war mehr oder weniger beschränkt auf die Bundesregierung bis in die 80er. Wenn überhaupt.

  • Wie Exil sagt, in Afrika ist das sozusagen Tradition.


    Garantien kann niemand geben. Genauso ist es möglich, dass sie ihn anschließend auf eines der Boote zwingen.


    Dass die Dinge dort passieren, bestätigten ja gerad kurz vor Malta deutsche Diplomaten in der Hoffnung, die Politiker nehmen Abstand von ihrem Plan.


    Bisher waren alle Betroffenen, von denen ich privat hörte, Leute aus Gambia. Ich hab auch per Whatsapp zugestellte Fotos sehen dürfen.


    Ich vertraue den Aussagen des Bruders, den ich persönlich kenne und besonders meinem Mann, der weiß, wer vertrauenswürdig ist.


    Mein Mann selbst ist ja vor Jahren über Marokko/Canaren nach Europa gekommen. Das hat ihn vom Senegal bis dahin 4 Jahre gekostet. Und gerade Marokko, also Nordafrika, waren traumatisierende Erlebnisse.
    Die Leute versteckten sich im Busch und wurden dort überfallen von solchen Leuten. Ja, es ist Tradition in Nordafrika. Sklavenhandel, Menschenraub....


    Er schaffte es damals, in die Stadt zu fliehen. Andere nicht.


    Ich verstehe mittlerweile, dass mein äthiopischer Freund, als Kind allein auf der Flucht, also Ende der 70er/Anfang der 80er schon damals sein Glück erkannte, recht wenig nach einem Schwarzafrikaner, mehr wie ein Nordafrikaner aussieht. Was dazu führte, dass sie ihn in Ruhe ließen.


    Mein Mann hat folgende Einstellung aus seinen Erfahrungen gewinnen.


    Der Weg bis Nordafrika ist machbar, selbst durch Mauretanien.
    Eine Fahrt übers Meer in einem Schlauchboot, dazu wäre er bereit (damals benötigte er 4 Anläufe, auf einem normalen Boot, 3 x wieder zurück wg. schlimmer See, der Käptain hatte Angst).


    Nordafrika, niemals.


    Wenn das Boot untergeht, stirbst du. Relativ schnell.
    In Nordafrika ist Folter, Hunger, ..., ggf. jahrelang bis du stirbst.

  • Tja, große Frage, jedenfalls nicht immer wieder das, was immer getan wurde und mit dem es immer schlimmer wurde.


    Gesamtes System verändern. Alles eine Frage der Denkrichtung. My mind.


    Es benötigt Bereitschaft. Immer wieder Bereitschaft, sich von alten Denkweisen zu verabschieden.
    Aber wenn ich sehe, wie jetzt schon Artikel im Spiegel "Wissenschaftler"-Meinungen in die Köpfe der Menschen tragen, dass Empathie gar nicht existiert (Ich gebe zu, ich hab nur die headline gelesen), dann seh ich, wie die Menschheit weiter in den Untergang korrumpiert wird.


    Ich behalte meine Fantasie.


    Natur mag alternativlos sein, Menschliches Denken und Handeln ist es nicht.


    Dies klar zu machen wäre schon mal ein Weg. Dies zum Konsens bringen wäre ein großer Schritt.