Politischer Zoff-Thread oder so

  • Naja, die Sinnhaftigkeit der Vermögenssteuer unterstreicht ja sogar der Präsident des DIW:


    Es ist die Tatsache, dass es kaum ein Land gibt in der Welt, das Vermögen weniger besteuert und gleichzeitig Einkommen auf Arbeit mehr besteuert als Deutschland.


    https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=457313


    Worum es bei der Vermögenssteuer geht:


    „Das Vermögen ist noch viel ungleicher verteilt als das Einkommen. Das reichste 1 Prozent der Deutschen besitzt über ein Drittel des gesamten Vermögens, die reichsten 10 Prozent besitzen zusammen sogar zwei Drittel. Die Hälfte der Bevölkerung hingegen hat na- hezu nichts oder unterm Strich nur Schulden. Bei der

    Vermögensbesteuerung geht es nicht um Neid, wie manchmal unterstellt wird, sondern um


     Gerechtigkeit: Denn es ist ungerecht, wenn die Fi- nanzstarken immer reicher werden und zugleich weniger steuerlich belastet werden, während die Finanzschwächeren ärmer werden und stärker als früher belastet. In den letzten Jahrzehnten ist die Fi- nanzierung der öffentlichen Haushalte immer mehr zur Sache nur der „kleinen Leute“ geworden, wäh- rend Reiche und Konzerne in den Genuss umfang- reicher Steuererleichterungen kamen.


     Demokratie: Denn es höhlt die Demokratie aus, wenn zu wenig Geld für Schulen, Kitas und Soziallei- stungen da ist – und das Gemeinwesen zugleich im- mer mehr von den Entscheidungen privater Groß- unternehmen und einer kleinen, finanzstarken Elite und ihrer Fondsverwalter abhängt.


     Vernünftiges Wirtschaften: Bund, Länder und Kom- munen geben jährlich über 40 Milliarden Euro für Zinsen aus. Jeder Zins-Euro an private Kreditgeber fehlt dort, wo die öffentliche Hand dringend inve- stieren müsste. Z. B. im Energie-, Bildungs- und Pfle- gebereich herrscht in Deutschland ein großer Man- gel an öffentlichen Investitionen und Personal. Das behindert letztlich auch die Wirtschaftsentwicklung. Statt Vermögende mit Zinsen dafür zu belohnen, dass sie dem Staat Geld leihen, sollte für sie wieder eine Steuerpflicht gelten, die ihrer wirtschaftlichen Leistungsstärke entspricht.„


    https://www.reichtum-umverteil…e/pressekonferenz-FAQ.pdf

  • Sorry, aber allein schon der letzte Absatz entlarvt den ganzen Irrsinn.......Warum muss denn der Staat Zinsen zahlen? Genau, weil er sich Geld geliehen und aus dem Fenster geworfen hat. Diejenigen, die zum Beispiel Staatsanleihen gekauft haben deshalb zu verurteilen ist genauso schwachsinnig, als wenn Du den Autobauer Porsche zur Rechenschaft dafür ziehen möchtest, weil irgendein Idiot mit einem Auto dieser Marke einen schweren Unfall verursacht.


    Die ganze Diskussion ist solange Kasperletheater, wie es dieser Staat nicht schafft mit seinen üppigen Einnahmen vernünftig umzugehen.

  • Ich werde nie verstehen, weshalb die Reichen als Opfer eines raffgierigen, verantwortungslosen Staates dargestellt werden.


    Nur ein selbstgewähltes Beispiel:


    Das Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt bei ca 3.000 € brutto, netto etwa bei 2.000 €. Man möge mir die Simplifizierung nachsehen. Von den 2.000 € kann man einigermaßen leben, zum Vermögensaufbau reicht es sicherlich nicht.


    Ein Superreicher verdient beispielsweise 100.000 €, nach Abzug der Einkommenssteuer etwa 60.000 €. Nehmen wir mal an, er würde auf großem Fuß leben und satte 40.000 € ausgeben. Dann blieben ihm noch 20.000 € zur Vergrößerung des Vermögens.


    Warum im Sinne einer gerechten Demokratie sollte das so sein?

  • Ich bin da etwas indifferent. Es fällt mir schon schwer es als gerecht zu akzeptieren, dass bereits versteuertes Geld nur dafür, dass es da ist nochmal versteuert wird.
    Nachvollziehbarer fände ich es z.B. Kapitaleinkünfte nicht pauschal mit 25% zu versteuern, sondern mit dem jeweiligen Grenz(?)steuersatz.

  • Gerecht bedeutet in einer solidarischen Gesellschaft für mich, dass die Reichen nicht immer reicher und die Armen nicht immer ärmer werden.

  • Wir sprechen uns wieder, wenn du keinen Job findest, weil das Amt keine 30% mehr beisteuert, weil Merz das gestrichen hat, weil Deutschland es sich nicht mehr leisten kann, solche Pflegefälle wie dich mitzuschleppen (jetzt mal mit dem Merz-Duktus gedacht). Manche müssen echt erst auf die Freese fallen und erzählen dann trotzdem noch vom Dolchstoß.

  • Ich werde es nie verstehen, warum es "gerecht" sein soll, jemandem überproportional etwas von seinem Einkommen wegzunehmen, nur weil es absolut und nominal höher liegt als im Durchschnitt. Oder weil vermutet wird, dass auf dem Level Vermögen vorhanden ist.

    Alter Ego , du hast in deinem Beispiel ja selber schon geschrieben, dem sehr gut verdienenden Menschen werden die 40K abgenommen, dem Normalo 1K. Ok soweit. Wer mehr für die Gesellschaft tragen kann, soll das tun und müssen. Aber wo bleibt die Verhältnismäßigkeit, wenn du dann anmerkst, dass die verbleibenden 20K zum Vermögensaufbau ungerecht seien, wenn die eine Person 1K für die Gesellschaft erbringt, die andere 40K ? Wenn ich alle und alles gleichmachen will, wird es schließlich auch nicht mehr diejenigen geben, die in diesen Grössen verdienen. Dann bin ich schnell in der Enteignungsdebatte. Du fragst, warum das in einer gerechten Demokratie (ich würde hier eher das Wort Gesellschaft verwenden) so sein soll. Ich würde dir antworten, weil letzterem durch seinen höheren Verdienst halt auch mehr gehört. Zu den Grundfesten unserer Gesellschaft gehört Eigentum, mit Sozialverantwortung, und der wird durch die höhere absolute Besteuerung wie den höheren Grenzsteuersatz Rechnung getragen. Über die Höhe von Besteuerung kann man immer diskutieren, aber das Grundprinzip sollte bleiben. Alles Andere wäre eine andere Gesellschaftsordnung; die kann man sich wünschen, wenn man davon überzeugt ist, und politisch dafür werben, aber dafür bedarf es halt letztlich Mehrheiten.

    Wohlgemerkt, ich gehe von Personen aus, deren Einkommen nach geltendem Recht korrekt versteuert wird.

    Vor dem Hintergrund und unter dieser Prämisse lehne ich übrgens auch Vermögenssteuern bzw -abgaben und auch die bestehende Erbschaftsteuer zumindest insoweit, wie die Besteuerung den Eigentumsübergang innerhalb der Familie betrifft, ab. Es geht um die nochmalige Besteuerung von Vermögen, dass aus bereits versteuerten Einkünften gebildet wurde.

    So banal das für einige klingen mag, eine Gesellschaft wird weder dadurch insgesamt reicher, dass sie denjenige, die mehr verdienen oder haben, möglichst viel davon wegnimmt, noch wird sie damit auf Dauer ihre Probleme lösen. Da bin ich eher bei locke : Ausgabenkritik, Steuergeldverschwendung unterbinden (ggf manches als Untreuetatbestand werten), Steuerhinterziehung bekämpfen, rein lobby-induzierte Subventionen streichen. Nein, ein generelles Einnahmeproblem hat der deutsche Staat nicht, das sehe ich auch so.

  • Kurz zu Merz: der wird doch nicht Finanzminister, sondern Wirtschaftsminister. Und dieser Posten ist doch in letzter Zeit immer so etwas wie der offizielle Lobbyposten am Kabinettstisch, ich glaube großartig ändern wird sich da nichts.

    Zur Vermögenssteuer: als es sie noch gab in Deutschland waren die Einnahmen gering, der Aufwand zum Eintreiben der Steuern bzw vor allem zur Bestimmung des Vermögens ziemlich groß.

    Ich sehe den Reformbedarf auch eher bei der Abgeltungssteuer, die mit dem gesamten Einkommen steigen sollte und nicht pauschal 25% betragen sollte.

  • Ich werde nie verstehen, weshalb die Reichen als Opfer eines raffgierigen, verantwortungslosen Staates dargestellt werden.


    Nur ein selbstgewähltes Beispiel:


    Das Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt bei ca 3.000 € brutto, netto etwa bei 2.000 €. Man möge mir die Simplifizierung nachsehen. Von den 2.000 € kann man einigermaßen leben, zum Vermögensaufbau reicht es sicherlich nicht.


    Ein Superreicher verdient beispielsweise 100.000 €, nach Abzug der Einkommenssteuer etwa 60.000 €. Nehmen wir mal an, er würde auf großem Fuß leben und satte 40.000 € ausgeben. Dann blieben ihm noch 20.000 € zur Vergrößerung des Vermögens.


    Warum im Sinne einer gerechten Demokratie sollte das so sein?

    Du solltest Dir mal die Frage stellen, warum es Unterschiede in der Bezahlung von gewerblichen Tätigkeiten gibt. Ansonsten hört sich das sehr nach DDR 2.0 an, Ergebnis ist bekannt.

  • Möchte auch lieber einen kleinen Kuchen, von dem alle gleich wenig haben, als einen großen, wo ich zwar ein größeres Stück als vorher habe aber andere ein noch größeres :sauer:


  • Die Sozialisten die ich kenne, schwören alle darauf, dass der Sozialismus nicht gescheitert ist, sondern noch nie richtig gemacht wurde.


    Irgendwann klappts bestimmt mal!


    Das sind aber auch Leute die denken, die 20.000€ am Ende liegen immer unterm Kopfkissen und Scholz wüsste besser, damit umzugehen..:kichern:

  • Wir sprechen uns wieder, wenn du keinen Job findest, weil das Amt keine 30% mehr beisteuert, weil Merz das gestrichen hat, weil Deutschland es sich nicht mehr leisten kann, solche Pflegefälle wie dich mitzuschleppen (jetzt mal mit dem Merz-Duktus gedacht).

    Die Behinderten Förderung meinst du? Will Merz die abschaffen? Die wird aus der Ausgleichsabgabe finanziert.

    Mich muss man nicht mitschleppen, ich bin qualifiziert genug um viele der Jobs auszuüben auf die ich mich bewerbe.

  • 20.000€ reichen, um der Nazischlampe 2 Monate ihre Diät zu zahlen.

  • wutzi96: Beim Thema Gerechtigkeit halte ich mich an die Definition von Rawls: Gerechtigkeit liegt erst dann vor, wenn alle das gleiche erreichen können. Ein Kind also, das in Mühlenberg aufwächst sollte die gleichen Möglichkeiten haben wie ein Kind, das im Zooviertel aufwächst. Mein Thema ist Chancengleichheit und die liegt nicht vor.


    Das die Superreichen nichts dafür tun wollen, um Chancengleichheit herzustellen ist einleuchtend. Unterschiede im Vermögen bedeutet Unterschiede in der Macht. Die Vermögenssteuer wäre ein erster kleiner Schritt, die Ungleichheit nicht größer werden zu lassen.


    Da wäre noch das Märchen vom rechtschaffenden Milliardär, der mit eigener Hände Arbeit sein Vermögen aufgebaut hat. Nehmen wir beispielsweise die Familie Quandt. Sie haben entscheidend von den beiden Weltkriegen profitiert, Kriegsgewinnler also. Rechtlich vielleicht in Ordnung, aber gerecht? Sollten wir das nicht unanständig finden, dann brauchen wir uns über Nüßlein nicht aufregen.

  • Ach Gottchen, die Quandt-Keule mal wieder.


    Dass die auf der anderen Seiten Zehntausenden Menschen Arbeit und Wohlstand bringen, und das seit Jahrzehnten, ist natürlich nichts.

    Geh zur Bank, nimm einen Kredit auf, gründe ein Unternehmen und beschäftige Menschen. Übernimm Verantwortung, trage Risiko. Steht nahezu jedem frei.


    Dieses Rumgeheule ist echt schwer zu ertragen.


    PS: Was haben die Quandts mit der angeblich nicht vorhandenen Chancengleichheit zu tun?