Politischer Zoff-Thread oder so

  • Absurd halt.


    EDIT: Könntest Du mal ausführen, warum das absurde Beispiel relevant sein soll? Darf ich Dich daran erinnern, dass im Augenblick Russland der Aggressor ist, der Teile der Ukraine besetzt hat? Und dass Dein Beispiel dem Beispiel entspricht, was für die Perspektive des Aggressors (hypothetische Kurzsstreckenraketen und somit Erstschlagwaffen im Baltikum) - ebenfalls völlig absurderweise - in's Feld geführt wird?

  • USA sehen in China den größten Konkurrenten und der führt derzeit auch über Afrika.

    Da versuchen sie gerad mit Charme, im Gegensatz zu den Europäern, etwas gegen das aktuelle chinesische Eindringen zu unternehmen, mit der Wirtschaft im Tross.


    Senagal hat z.B. 30 jahre laufzeit-Kredite von China, mit deren Verträgen sich China "politischen Einfluss" sichert, also vertraglich festgemacht.

    Ob die USA mit ihrer Offensive erfolgreich sind, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • ich habe gestern einen für mich interessanten Beitrag in der NZZ gelesen. Der sollte in Deutschland frei zugänglich sein.


    Der Westen braucht eine neue Russland-Strategie: Was er im Umgang mit Moskau falsch macht

    Link geht zur NZZ.


    Hier geht es halt auch darum, das Putin da aus Macht Kalkül auffährt. Bis jetzt hat es ihn nur Ressourcen gekostet. Die hat er und im Vergleich zu anderen Staaten kann er darüber frei verfügen und sie verballern.

    Ein tatsächlicher Einmarsch verbunden mit einem ernstzunehmenden Krieg und auch wenn die Ukraine ebenso veraltetes Material hat wie Russland sind sie einer der top Rüstungsexporteure, würde so viel mehr kosten, incl. der Sanktionen, das er das politisch und wirtschaftlich kaum überleben würde. Umso mehr, wo er den Westen der Ukraine kaum wird halten können. Das wäre ein zweites Afghanistan. Wofür? Am Ende ein Rückzug? Wie will er das zu Hause verkaufen?


    Ich sehe es halt als reine Drohgebärde und bloss weil Du die Bedrohungslage nicht siehst, heisst das ja nicht, das sie für andere nicht da ist. Die Diskussion hatten wir auch schon. Donezk, kein Problem / Kiew grosses Problem. Nimm doch mal an, das sie für Russland da ist.


    Wenn es jetzt Zugeständnisse geben wird, wovon ich ausgehe, dann kann er seinen Generälen ein paar Orden anpinnen, sie dafür feiern lassen Mütterchen Russland verteidigt zu haben und bei der nächsten Parade ist alles Heile Welt und Sonnenschein.

  • Die ganze Diskussion um Einflusssphären und Monroe-Doktrin erinnerte mich dann doch sehr an unsere alten Freund Carl Schmitt und sein Buch zur Großraumordnung mit Interventionsverbot.

    Tatsächlich habe ich auch jemanden gefunden, der dieselbe Verknüpfung gemacht hat:

    https://www.perlentaucher.de/i…rl-schmitt-verbindet.html


    Wir können alle nur hoffen nicht in einer solchen Weltordnung zu leben, aber es zeigt, wo die Reise hingehen könnte, insbesondere wenn man sich den derzeitigen Zustand des Westens anschaut.


    Further reading: https://www.radicalphilosophy.…ng-schmitt-geopolitically

  • Was passiert gerade mit dem Gender-Begriff in unserer Gesellschaft und warum kommt er so schlecht weg?

    Erkennbar wurde ein Kampf um die Deutungshoheit über den Begriff "Gender": "Wer einen Begriff platziert und definiert, erreicht, dass man ein Wort benutzt und außerdem, dass man sich darunter etwas vorstellt", umreißt der neurechte Vordenker Karlheinz Weißmann die Strategie, gezielt Diskurse zu beeinflussen. Durch die Erfindung des Kampfbegriffs "Genderismus" wurde der an sich nüchterne Terminus "Gender" zum Kernelement einer Ideologie erklärt. Rechte und extrem rechte Akteure versuchen so, den Begriff "Gender" seines ursprünglichen Inhalts zu entleeren und zu einer Bedrohung für das friedliche Zusammenleben und die gesamte Gesellschaft umzudeuten. Erleichtert wurde der Versuch dadurch, dass der Begriff „Gender“ bis dahin zwar schon längst in wissenschaftlichen Debatten gesetzt war– den ersten Gender-Studies-Studiengang in Deutschland gab es 1997 –, aber in gesellschaftlichen Debatten kaum vorkam. Die breitere Öffentlichkeit lernte ihn erst durch die feindbildgesinnten Kampagnen kennen. Und die Umdeutung des Begriffs prägte und prägt bis heute vielerorts dessen Verständnis.“


    https://m.bpb.de/politik/extre…953/gender-und-genderwahn

  • Immer wenn irgendwas schief geht ist es eine rechtsextreme Kampagne. Kritik an Genderideologie - rechtsextreme Kampagne. Eine Innenministerin schrieb vor Amtsantritt einen Artikel für eine linksextremistische Zeitschrift - rechtsextreme Kampagne. Eine Außenministerin bläst den Lebenslauf auf und wird ebenfalls Opfer einen rechtsextremen Kampagne.

  • Ich kenne Leute die früher links gewählt haben und heute sympathisieren sie mit der AfD. Vieles was damals die Linken ausgemacht hat wie Kritik am Staat und Ungehorsam findet man heute eher rechts. Dafür ist heute einiges links was früher rechts war. Ein lustiges Comedy Video dazu findet ihr auf Youtube.


    Ich denke das Problem mit "Gender" ist dass es nur ein Geschlecht beinhaltet und das andere völlig außen vor gelassen wird.

    In der Tagesschau wieder ein Artikel über den Frauenanteil in Vorständen, klar das hat man aus einer offiziellen Statistik entnommen. Man könnte auch den Anteil auf dem Bau (ebenfalls niedrig) oder in sozialen Berufen erwähnen (sehr hoch) aber das machen die sogenannten Rechten oder das Kabarett: "Gleichstellung als Wohlstandsindikator, ich freue mich wenn ich höre dass immer mehr Frauen Bauarbeiterinnen werden."

  • Könntest Du mal ausführen, warum das absurde Beispiel relevant sein soll?

    Naja, warum sollte Kanada seine Sicherheitsinteressen nicht auch selber regeln dürfen?


    Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.


    Dein Beispiel ist absurd, nicht nur, weil China keine Ambitionen whatsoever zeigt, die continental US anzugreifen und Kanada kein denkbares Interesse haben könnte, das zu unterstützen, sondern weil sowas für die Situation in der Ukraine ebenfalls absurd ist. Es gibt keine Bedrohung Russlands. Und da Hook in die selbe Kerbe haut, muss hier mal klargestellt werden, dass eine imaginierte Bedrohung Russlands ein rein propagandistisches Konstrukt ist.


    Da das ein wichtiger Punkt in der Diskussion ist, finde ich schon, es gäbe eine Bringschuld von denjenigen, die meinen, einen Bedrohung für Russland durch den Westen sei irgendwie real, konkrete Hinweise darauf einzubringen.


    Was hingegen bedroht wird, und das ist, worum es durchaus geht, ist: Die russische Annexion der Krim und des Donbas ist mittelfristig bedroht dadurch, das Kiew - völlig frech - nach der militärischen Besetzung dieser Gebiete durch Russland angefangen hat, aufzurüsten. Da Kiew ebenso die Kooperation bei Minsk II verweigert hat - mit gutem Grund übrigens, Minsk II war ein schlechter Deal für Kiew, der Kiew mit von Obama und Merkel aufgedrängt wurde, damit endlich Ruhe ist im Osten - gibt es für Russland keine realistische Perspektive, die Annexion abzuschließen. Dies wiederum führt dazu, dass Kiew früher oder später in die Situation kommt, diese Gebiete zurückerobern zu können. Spätestens, wenn sie in der NATO sind, weil wenn Russland den Krieg dann eskalieren würde, es einen Krieg mit einem NATO-Mitglied anzetteln würde. Diese Situation ist der wirkliche Auslöser von dem, was wir gerade sehen.


    Bedroht sind also lediglich die Kriegsgewinne Russlands von 2014. Ähnlich, wie die "Sicherheitsinteressen Russlands" nur dann Sinn ergeben, wenn sie sich auf den ehemaligen Ostblock beziehen, wie in den expliziten Forderungen Russlands sichtbar, ergibt die "Bedrohungslage Russlands" nur dann Sinn, wenn man es so liest, dass hier souverän ukrainisches Territorium als "Russland" definiert wird.


    Russland verwendet also für seine expansiven Ambitionen die Sprache des kalten Krieges, in erster Linie wegen dem psychologischen Effekt, weil diese Sprache aus einer Zeit stammt, als die Sowjetunion - die im übrigen von Russland demontiert wurde, quasi als Kollateralschaden im Machtkampf Jelzin - Gorbatschow - solche und ähnliche Ansprüche über die eigenen Staatsgrenzen hinaus stellen konnte. (Das "Recht" dazu hatten sie sich verdient nicht durch Atomwaffen sondern durch Nazis-töten.)


    Es ist etwas bestürzend für mich zu sehen, wie gerne viele auf diese völlig deplatzierte Kalte-Kriegs-Rhetorik anspringen und dann etwa Beispiele wie eine Bedrohungslage der USA durch China mithilfe von Kannada halluzinieren. Aber wenn man halluziniert, dann sollte man das Szenario schon zumindest darum vervollständigen, dass Kanada so handelt, weil die USA Teile von Kanada besetzt haben und annektieren wollen.

  • Es ist etwas bestürzend für mich zu sehen, wie gerne viele auf diese völlig deplatzierte Kalte-Kriegs-Rhetorik anspringen und dann Beispiele wie eine Bedrohungslage der USA durch China mithilfe von Kannada halluzinieren. Aber wenn man halluziniert, dann sollte man das Szenario schon zumindest darum vervollständigen, dass Kanada so handelt, weil die USA Teile von Kanada besetzt haben und annektieren wollen.

    Wo habe ich denn etwas von Bedrohung der USA durch China geschrieben?

    Und wo habe ich behauptet, die NATO würde Russland bedrohen?

    Es ging um den grundsätzlichen Gedanken, dass an den Grenzen eines Landes von einer nicht unbedingt verbündeten Macht Waffen stationiert werden, die auf der anderen Seite der Grenze Aktionen auslösen.

    Und um die Idee, dass ein jedes Land seine SIcherheitsbedürfnisse selber regeln darf.

    Dass die Ukraine durch Russland bedroht wird, ist unstrittig. Dazu habe ich oft genug klar Stellung bezogen.


    Du musst (darfst) _dringend_ von Deinem hohen Ross absteigen, das Dir einzuflüstern scheint, dass nur Du den Durchblick hast und 'bestürzt' bist über die Blödheit Deiner Mitmenschen.

    Ich verbitte mir, dass Du mich als hallizunierend betitelst!

    Oder einfacher:

    Es macht überhaupt keinen Spaß, mit Dir zu diskutieren. Du bist zu selbstgefällig und zu ignorant dafür.

    Wird immer wieder mal an Dich herangetragen, gerade in der letzten Zeit, prallt aber von Dir ab.

    Kein Ding. Ich werde versuchen, es zu ignorieren. Ich brauche das nicht, nicht im Augenblick und auch sonst nicht mehr.

  • Aber die strategische Bedeutung der Krim für die Schwarzmeerflotte und die entstandene Unwucht durch das Raketenabwehrschild in Osteuropa sind für dich nicht real?


    Disclaimer: Russland ist der Aggressor. Ein (weiterer) Angriff auf die Ukraine darf nicht erfolgen.


    Edit: Ist die Antwort auf Exil

  • Der Punkt ist, dass völkerrechtlich die Krim eindeutig zur Ukraine gehört und zwar seit 1922, meine ich.


    Wenn Russland meint, Anspruch auf die Ukraine zu erheben, muss es das diplomatisch tun. Von mir aus können sie sie haben, aber letztlich müssen sie mit der Ukraine verhandeln. Einfach besetzen ist indiskutabel, und genau deswegen wird Russland die Krim nicht halten können.


    "Unwucht" in Osteuropa? Ich sehe keinerlei Bedrohungslage Russlands durch Osteuropa, weder durch ein Raketenabwehrsystem (ist das überhaupt zustande gekommen und wenn ja, wann?) noch durch kleine, rotierende NATO-Kontingente. In Bezug auf letztere muss man sich nur angucken, welche Truppen dem auf russischer Seite gegenüberstehen.


    Im übrigen ist jegliche Aufrüstung in Osteurpa, spärlich, wie sie ist, seit 2014 vor dem Hintergrund zu sehen, dass Russland ukrainisches Territorium besetzt hat und somit eine konkrete Gefahr für seine Nachbarn darstellt.


    @prickel: Denkst Du, mir macht es Spaß, mit jemand zu diskutieren, der ein absurdes Beispiel konstruiert, um einen extrem abstrakten Punkt zu machen, der derart entblösst jeglicher Realität ist, dass er Putins Argumentation "rein theoretisch" Legitimität verleiht?


    Wo hast Du was von der Bedrohung der USA durch China geschrieben? Ich will jetzt nicht zurückblättern, aber Du hattest ganz klar ein Erstschlagszenario - Achtung, Kalter-Krieg-Denken in Reinform - entworfen.

  • Ui, ich hätte nicht in den NZZ-Artikel gucken dürfen.

    Zitat

    Jahrelang richteten sich die Blicke der Strategen vor allem auf Asien. Jedes Inselchen im Südchinesischen Meer erfuhr grösstmögliche Aufmerksamkeit. Die gefährliche Bruchzone, die sich quer durch Europa vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer zieht, blieb weitgehend unbeachtet. Das hat Wladimir Putin mit der Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze gründlich geändert. Man muss ihm dafür beinahe dankbar sein.


    Das ist einfach nur krank. (Und entspricht komischerweise ziemlich gut der Kalter-Krieg-Denken-Falle, die ich hinlänglich umrissen habe.)


    EDIT: Es wird immer besser.


    Zitat

    Auch Deutschland akzeptierte den Versailler Vertrag nicht.


    Was nicht nur den 2. Weltkrieg zur Folge hatte, sondern auch die Dominanz der Sowjetunion über Osteuropa. Und, ach ja, die Shoah.


    Da stimmt noch viel mehr nicht, aber das spare ich mir mal. Aber: Sowas anzuführen als eine quasi-Rechtfertigung russischer Expansion ist einfach nur abgrundtief verachtenswert.

    2 Mal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • "Gleichstellung als Wohlstandsindikator, ich freue mich wenn ich höre dass immer mehr Frauen Bauarbeiterinnen werden."

    Da werde ich mich überhaupt nicht freuen! Frauen sind im Niedriglohnsektior eh schon überproportional vertreten, da sollen sie den Bauarbeitern nicht auch noch den Job klauen!!1!


    Zitat


    2018 bekamen 26,4 % der Frauen Niedriglöhne, im Vergleich zu 16,3 % der Männer.

    Link zum Statistischen Bundesamt

  • Ich möchte hier mal nachschieben: Was mich an all diesem Putin-Verstehen wirklich stört, ist, dass es über die Köpfe der Ukrainer im speziellen und über die Köpfe der Osteuropäer allgemein einfach so hinweg geht, als sei es nichts.


    Die Ukraine hat ihre Probleme. Polen sicherlich auch. Aber das rechtfertigt in keiner Weise, dass diese Länder Opfer Kalten-Krieg-Denkens werden. In dieser Krise verdienen sie unsere unbedingte Solidarität, das ist meine Meinung und auch mein Antrieb in dieser Diskussion.