Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ganz konkret mal gefragt, wo sehr ihr denn die Gefahr wenn COSCO jetzt Anteile an diesem einen Terminal kauft?


    Welches Druckmittel hätten denn die Chinesen in der Hand in einem Konfliktfall außer "Wir laufen Hamburg nicht mehr mit unseren Schiffen an"?


    Der Fall Piräus taugt auch als Vergleich schlecht, da dort die Griechen den kompletten Hafen verkauft (verpachtet) haben und dort die chinesischen Unternehmen quasi "Eigentümer" sind und das ist definitiv ein großes Problem.


    Auf der anderen Seite kann man sich auch fragen ob diese Reaktion des immer alles verhindern wollens, die richtige ist auf die Herausforderungen der Zukunft mit China.

    Warum geht man da nicht offensiver heran und sagt, wir schauen mal wo unsere Abhängigkeiten zu groß sind und investieren da wieder selber in Deutschland/ in der EU in diese Sektoren.

    Das Intel in Magdeburg eine sehr große Chipfabrik hochziehen wird, hat ja auch nichts damit zu das Magdeburg so schön ist (ist es aber tatsächlich ;) ), sondern dass die USA einen "Halbleiterbann" gegen China ausgesprochen haben und Intel sich von diesen Abhängigkeiten lösen will.


    Es wäre doch auch eine Möglichkeit dass der Wirtschaftsminister alle großen Konzerne einlädt und sagt, wir erwarten dass für jeden Euro den ihr in China investiert, zwei Euro in Deutschland (oder EU) von euch investiert werden. Entweder ihr macht das freiwillig, oder es kommt per Gesetz, dann sind es aber 3 Euro pro in China investierten Euro.

  • Ob es schlau ist, unsere 3 großen Häfen im globalen Wettstreit zueinander zu betreiben sollte eventuell auch überdacht werden. Möglicherweise wäre hier Arbeitsteilung im Interesse aller sinnvoller.

    Das ist für mich der eigentliche Knackpunkt. An der Stelle fällt uns unsere förderale Struktur auf die Füße, weil HH/SH mehr gegen Niedersachsen und Bremen arbeiten als mit Ihnen. Anstatt über den Tellerrand des eigenen Bundesländer zu schauen und zu erkennen, dass die Wettbewerber vordergründig Rotterdam und Antwerpen heißen. In zweiter Linie müsste es sogar auch eine Kooperation der europäischen Häfen geben um den Globalen Reedereien etwas entgegen zu setzen. Wie weit das gehen sollte/könnte dazu fühle ich mich nicht informiert genug.


    Noch eine (nicht ganz ernst gemeinte) Anmerkung zum Thema "China hat langfristige Pläne": Die hatte ein Teil von Deutschland auch mal und das war großer Mist.

  • Du gibst dir die Antwort ja selbst, wobei ich die Frage schon falsch finde. Deals in diesem heiklen Geschäft, sollten doch zunächst einen Vorteil haben und nicht nur keinen Nachteil. Wenn man schon traurigerweise in einem Land, das Export und Warenumschlag als Erfolgsformel angibt, es nicht hinbekommst einen Hafen autark zu managen, dann doch bitte mit (europäischen?) Partnern, die einem nicht feindlich gesinnt sind. Ansonsten stimme ich dir zu. Wir müssen wieder viel mehr selbst hinkriegen und nicht unser Heil vom Verkauf von allem sehen. In der Regierung scheint es, hat man Angst davor in diesen Staaten mit leeren Händen oder klarer Haltung aufzulaufen. Ist unter Scholz noch schlimmer geworden, dessen Satzschachteln eh keiner kapiert.

  • Ganz konkret mal gefragt, wo sehr ihr denn die Gefahr wenn COSCO jetzt Anteile an diesem einen Terminal kauft?

    Das ist genau die Frage, die ich mir auch gestellt habe und bisher konkret nicht beantwortet wurde bzw. ich keine Antwort gefunden habe. Was man lesen kann - und nicht falsch ist - ist, dass es immer problematisch ist, Geschäfte mit zweifelhaften Ländern zu machen. Dass Abhängigkeiten zu vermeiden sind.


    Auf der anderen Seite sieht es doch so aus, dass wir schon jetzt von diversen zweifelhaften Ländern (auch ohne Rußland) abhängig sind. Nicht, weil die Abhängigkeit nicht gesehen oder ignoriert wurde, sondern weil nach Abwägung diese Geschäfte mehr Vorteile als Nachteile bringen.

  • KU8A

    Was hat denn der Verkauf von Anteilen an einem Terminal des Hafens damit zu tun? Der Hafen wird ja weiterhin autark ohne China geführt.

    Das COSCO jetzt weiterhin und auch bevorzugt Hamburg anlaufen wird ist ja auch im deutschen Interesse.


    Und bezüglich Scholz, schlimmer als unter Merkel kann die China-Politik Deutschlands eigentlich nicht mehr werden, von daher hat er da für mich erstmal noch Schonzeit.


    Kai

    Klar, Geschäfte mit Staaten die nicht unseren Wertvorstellungen entsprechen sind sicherlich schwierig. Nur muss man sich dann auch die Frage stellen was die Alternative wäre.

  • Und bezüglich Scholz, schlimmer als unter Merkel kann die China-Politik Deutschlands eigentlich nicht mehr werden, von daher hat er da für mich erstmal noch Schonzeit.

    Der unlängst zuende gegangene Parteitag in China hat ja gezeigt, dass der Gedanke 'Wandel durch Handel', den nicht nur Merkel, sondern auch die EU, lange auf den Fahnen hatte, augenscheinlich gescheitert ist.

    Es ist jetzt die Frage, wie wir damit umgehen...

  • Es sollte eigentlich in der Natur der Sache liegen, dass die kritische Infrastruktur oder Teile davon nicht an kommunistische Länder verkauft werden. Was kommt als nächstes? Wasser- und Energieversorger?

  • Es sollte eigentlich in der Natur der Sache liegen, dass die kritische Infrastruktur oder Teile davon nicht an kommunistische Länder verkauft werden.

    Hab ich mal korrigiert.

    Im konkreten Fall stellt sich aber tatsächlich die Frage, ob der Verkauf kritische Infrastruktur betrifft.

  • Wenn wir nicht wollen, dass der Einfluß Chinas (bzw. der CCP) noch größer wird als ohnehin, dann brauchen wir Einigkeit. Diese mit z.B. den USA zu erreichen wird schwierig, aber solange die Chinesen selbst uns Europäer gegeneinander ausspielen können wird’s dann unmöglich.


    Letztendlich ist selbst China nichts ohne die Handelspartner in Nordamerika, Europa, Ozeanien sowie Korea und Japan. Der chinesische Binnenmarkt wird trotz Milliardenbevölkerung auf Sicht nicht ausreichen, um jährliche Wachstumsraten jenseits der 7% zu schaffen, die das System zwingend braucht.

  • DIe Frage, die sich mir stellt:

    Was ist denn eigentlich unkritische Infrastruktur bzw. nicht-systemrelevante Industrien in Zeiten von Globalisierung und einer enormen Spezialisierung und Arbeitsteilung. Konsens nach Corona- und während der Rußland-Krise ist wohl,

    dass Nahrung, Energie und Medizin relevant sind. Dazu Halbleiter, ohne die funktioniert einfach garnichts mehr, was jünger als 10 Jahre ist. Jetzt kommen Häfen und Transportindustrie dazu.

    Wenn man bei diesen Sektoren und den jeweils notwendigen Vorprodukten (Chemie, Maschinenbau etc.) nicht mal Minderheitsbeteiligungen in Betracht zieht, läuft es ja auf völlige Autarkie hinaus.

  • Die Wirtschaftspolitik wird doch eher von der Wirtschaft als von der Politik bestimmt. Dabei ist es ganz unerheblich, welche Parteien regieren, siehe die Energiepolitik.

    Scholz fliegt im November nach China. Und ihn begleitet eine Wirtschaftsdelegation. Man muss sich nur anschauen, welche Firmenvertreter mit an Bord sind.

  • Infrastruktur gehört für mich definitiv dazu, ansonsten das, was Du da aufgelistet hast. Wobei Nahrung schon schwieriger zu spezifizieren sein wird. Auf jeden Fall gehört die Wasserversorgung dazu.


    China weigert sich, dass sich Andere an chinesischen Unternehmen beteiligen können. Wäre das anders, hätten wir vielleicht einen einigermaßen geregelten Mechanismus.

  • Die Diskussion muss man aber losgelöst von einer Terminalbeteiligung führen.

    Genau so!

    Und es wäre gut, die Diskussion zu versachlichen und emotionsloser zu führen. "Scholz verkauft den Hamburger Hafen" hörte man ja anfangs so oder so ähnlich. Damit wird versucht, Stimmung zu machen. Falsch und unnötig.

  • Da ist ja auch immer viel deutsche Politik in der Diskussion, Kai. Die Opposition (auch die außerparlamentarische) freut sich natürlich über den geschenkten Gaul und titelt, wie Du es dargestellt hast.

    Einmal editiert, zuletzt von prickelpit96 () aus folgendem Grund: typo