Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich konnte es nicht lassen, habe mich zu sehr an die Diskussion erinnert, dass Kreuzberg als Blaupause für Deutschland gelten sollte und nicht irgendein Volksfest in Bayern:

    Dummerweise hat niemand behauptet, dass Kreuzberg als Blaupause für Deutschland gelten sollte. Nur dass Deine hochgeschätzten Bayern das größere Übel wären.

  • Oh je, ich helfe gerne deinem Kurzzeitgedächtnis. Der Post von Käptn Frühstück war eine Antwort auf deine Verharmlosung der bayerischen Volksfeste gegenüber dem gefährlichsten Ort mindestens Deutschland, nämlich Kreuzberg. Du betreibst hingegen reines Schlägerei-Counting.

  • Die Antwort auf die Aussage, dass Kreuzberg Probleme mit Drogendealern, Drogendealern die vergewaltigen und judenfeindlichen Demos hat, war, dass es im Gillamoos auch Straftaten gibt. Ein Fakt, der mir bis dahin natürlich nicht bekannt gewesen ist, weil mein Ziel war ja die Verharmlosung des Volksfestes. Die Feststellung, dass es während des Gillamoos Straftaten gibt, egal in welcher Relation die zur Einwohner- oder Teilnehmerzahl stehen mögen, egal welche Schwere und Häufigkeit sie haben, ihre Erwähnung ist statthaft, die Erwähnung von Straftaten in Kreuzberg ist hingegen niveaulos.


    Ich konnte es nicht lassen, habe mich zu sehr an die Diskussion erinnert, dass Kreuzberg als Blaupause für Deutschland gelten sollte und nicht irgendein Volksfest in Bayern:

    Dummerweise hat niemand behauptet, dass Kreuzberg als Blaupause für Deutschland gelten sollte. Nur dass Deine hochgeschätzten Bayern das größere Übel wären.

    Der Wortlaut war, dass eher Kreuzberg als Blaupause her halten sollte, im Vergleich.

    Genau deswegen ja der Zeitungsartikel. Wer nicht völlig malade im Kopf ist, der zieht bestimmt nicht Stadtteile vor, in denen sich Männer mit Eisenstangen und Schreckschusswaffen bekämpfen. Aber das ist nur eine rechtspopulistische Meinung, die bei der naiven Bevölkerung gut ankommt.

  • Widerlich, dass du in deiner Aufzählung noch "judenfeindliche Demos" als anscheinend normales Charakteristikum für das Konzept Kreuzberg aufgreifst. Einfach widerlich.


    Der Kulturkampf, der hier leider seit einiger Zeit angefangen wird von liberal-konservativ bis rechts und gnaz weit rechts, hat dafür gesorgt, dass Juden sich in Deutschland nicht mehr so sicher fühlen, wie sie es against all odds einige Jahre konnten. Und Aiwangers Scheisse zeigt besonders eindrücklich, warum das so ist. Du nennst das jetzt als Teil des von rechts kritisierten Gegenentwurfs und versuhcst dich und deine Argumentation wahrscheinlich dadurch abzusichern. Ich würde gerne nur noch wissen, ob du das absichtlich tust.

  • Wie würdest du denn die mittlerweile zum Glück verbotenen Nakba-Demos einordnen? Eine Anomalie einer ansonsten problemlosen Einstellung gegenüber Israel und jüdischen Mitbürgern? Die wiederholten Angriffe auf jüdische Menschen in Kreuzberg, wie zuletzt im August sind die Ausnahme des ansonsten funktionierenden "Konzepts"?

    Vielleicht ist das Konzept mehr deine Wunschvorstellung, als die Realität.


    35 Jahre alte antisemitische Pamphlete vom Bruder eines Politikers können dann natürlich die größere Gefahr darstellen als ganz konkrete Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, die ja aber eigentlich nicht Teil des Konzepts sind. Das sind Schlagzeilen die leider Kreuzberg bekannt gemacht haben und ich verstehe nicht, welches Ziel man damit verfolgt, diese unter den Teppich zu kehren, außer man möchte sagen, dass der Kampf gegen Antisemitismus bestimmten Gruppen gehört. Das ist dann doch die wahrhaftig widerliche Instrumentalisierung.


    Antisemitismus ist eine traurige Realität, sowohl in der einheimischen Bevölkerung, als auch in der Zugewanderten. Was sie als schlimmer auffassen, insoweit sie überhaupt eine Distinktion machen wollen, sollte man dann doch den Betroffenen selbst überlassen.

  • Unter den Teppich gekehrt wird hier in Berlin sicher einiges. Aber die angesprochenen Probleme gehören nicht dazu.

    Gerade die Drogenprobleme in den Parks oder am Kotti werden ständig thematisiert.

    Die Clankriminalität ist ebenso stets im öffentlichen Raum präsent und wird jetzt auch von der Justiz und der Polizei konsequent verfolgt.

    Antisemitische Parolen sind bei der jährlichen Demo, die besonders problematisch ist, verboten.

    Dass an dieser Stelle etwas verschwiegen wird, ist einfach gelogen.

    Da achten ja auch die Anhänger von Recht und Ordnung besonders drauf.

    Ich habe tatsächlich weniger Angst vor diesen unschönen Geschehnissen, als vor dem, was sich die Rechten wünschen, um Recht und Ordnung aus ihrer Sicht herzustellen.

    Und vor Leuten, die in ihrer Jugend davon träumen, andere Menschen zu vergasen. Da habe ich tatsächlich Angst vor.

    Ander verstehen das nicht. Sie glauben wohl, dass sie ja nicht gefährdet wären, weil sie ja auch für Recht und Ordnung sind.

    Es sind schon ganz grundsätzliche Dinge, die Rechte und Linke ( oder wie man sie auch immer bezeichnen möchte) voneinander trennen.

  • Was ist das eigentlich Widerliche an deinen Ausführungen Kiebitz?


    Dein Hinweis darauf, dass es soziale Probleme in Kreuzberg gibt? Nein.

    Dein Hinweis auf Antisemitismus in Deutschland und seine Gefährlichkeit? Nein.


    Es ist dein Versuch, die Aussagen und Verhaltensmuster von Aiwanger in Co zu relativieren. Die Strategie ist denkbar einfach und klar erkennbar. Mit dem Finger auf Kreuzberg zeigen, das Problem des Antisemitismus in Deutschland hervorheben und zeigen, wie klein doch in diesem Verhältnis die jugendlichen Verfehlungen von Aiwanger sind.


    Du stehst damit in einer Reihe mit Florian Streibl, der gestern bei Anne Will zum Besten gegeben hat, dass Aiwanger als „kleiner Bub“ zeitweise fehlgeleitet war und das er jetzt nichts mehr damit zu tun habe. Er sei nicht nur Politiker, sondern auch Mensch und als solcher werden er und seine Familie angegriffen. Das er sich an so gut wie nichts mehr erinnern könne sei doch verständlich. Er habe die schrecklichen Vorgänge im Schuldirektorium verdrängt.


    Marina Weisband hat einen anderen und meiner Meinung nach bedeutenderen Aspekt dieser Aiwangerischen Performance hervorgehoben. Seiner aktuellen Aussage nach instrumentalisiere man die Shoa, um gegen ihn vorzugehen. Was eine Aussage, die muss man sich in seiner ganzen Bedeutung mal vor Augen führen. Die systematische Vernichtung von Menschen werde genutzt, um ihn zu schaden. Das ist ein Schlag in die Fresse der ganzen zivilisierten Gesellschaft.


    Geht es nur darum, was früher war? Nein. Es geht darum, wie er sich heute verhält und das ist an Schäbigkeit nicht zu überbieten. Aiwanger ist kein Opfer und er hat auch nicht die charakterliche Reife, ein politisches Amt zu führen.

  • Es ging um den konkreten Beitrag, das ist aus dem Zusammenhang auch ersichtlich, dass dieser mit unter den Teppich kehren gemeint ist und nicht Berlin allgemein.


    Wenn herauskommt, dass Aiwanger selbst Verfasser ist oder das gut geheißen hat, dann stimme ich dir auch zu. Nur gibt es diese Erkenntnisse nicht und Aiwanger hat sich glaubhaft distanziert.

    In vergleichbaren Fällen wurde dann die Person entlassen oder auch als "Jugendsünde" abgetan, hier gibt es keinen stringenten Kurs. Jedes politische Lager "schützt" hier die eigenen Leute.

  • das ist ein thema , das sehr viele aspekte umfasst und wert wäre eingehend betrachtet zu werden. und es ist ein thema , dass in deutschland aus bekannten gründen andere ebenen hat als in island, auch wenn ich mir sicher bin , dass es auch dort antisemiten gibt. da fiele mir einiges zu ein, bin aber leider saumüde grad.

    2 Mal editiert, zuletzt von Calogero81 ()

  • Aiwanger hat sich glaubhaft distanziert und wer Kreuzberg besser als Bayern findet, ist malad im Kopf, weil man "Recht hat", wenn man behauptet, dass Deutschland mehr wie Bayern und weniger wie Kreuzberg sein sollte. Da gibt es keine zwei Meinungen.

  • er hat sich insofern tatsächlich glaubhaft distanziert, weil er meines wissens während seiner ganzen politischen karriere niemals antisemitische positionen vertreten hat ebensowenig wie die freien wähler bayern. das ist für mich das was am schwersten wiegt. wäre es anders , wäre es ein ganz anderer sachverhalt.


    allerdings steht die affäre aiwanger für viel mehr als nur die person aiwanger. sich weiter an ihm als einzelperson abzuarbeiten ist imo überflüssig. was allerdings hochinteressant ist und über ihn als einzelnen politiker der zweiten reihe weit hinausweist, ist die öffentliche diskussion um die angelegenheit selbst.

  • Antisemitismus ist eine traurige Realität, sowohl in der einheimischen Bevölkerung, als auch in der Zugewanderten. Was sie als schlimmer auffassen, insoweit sie überhaupt eine Distinktion machen wollen, sollte man dann doch den Betroffenen selbst überlassen.

    Dann sollte man ihnen auch mal zuhören. Gelegenheiten gab und gibt es genug. Für den Anfang empfehle ich die Lektüre der Jüdischen Allgemeinen .


    Du bist derjenige, der es den Betroffenen gegenüber an Respekt fehlen lässt, in dem Du ihre Äußerungen schlicht ignorierst und penetrant auf die Vorgänge in Aiwangers Jugend rekurierst, wie es auch von Stimmen vom rechten Rand zelebriert wird. Nur geht es bei den hier schon mehrmals zitierten Stimmen von Jüdinnen und Juden nicht um die Vergangenheit, sondern um die Gegenwart, d. h. um den heutigen Umgang Aiwangers damit.


    Marina Weisband gestern Abend bei Anne Will


    "Stellen Sie sich vor, Hubert Aiwanger – diese Geschichte kommt raus, im Wahlkampf", regte Weisband an und fuhr fort: "Und er setzt sich hin und sagt: 'Das stimmt ich hatte dieses Pamphlet in der Schultasche, so und so kam das dahin. Ich habe das damals für unproblematisch gehalten, weil die Kultur damals so war. Ich habe damals folgende Punkte nicht realisiert.'. Und dann nimmt er uns mit auf die Reise, die in ihm in den letzten 35 Jahren passiert ist", malte sie aus.

    Er hätte sagen können, dass er sich von der faschistischen Hetzschrift distanziert und verstanden habe, warum die einzelnen Punkte so grausam waren. "Und dass er dafür die Öffentlichkeit um Entschuldigung bittet. Das wäre vorbildliches Verhalten. In diesem Fall ist mir auch egal, was der Mann vor 35 Jahren gemacht hat", so Weisband und bekräftigte: "Mir geht es allein darum, wer der Mann ist, der sich jetzt gerade zur Wahl stellt." Aiwanger habe sich selbst als Opfer dargestellt. "Allein aus Respekt vor den tatsächlichen Opfern", sagte sie.


    Ausnahmsweise verweise ich auf die Sendung von Anne Will, in der es u.a. um die zentralen Fragen ging:

    "Warum wird die Last, mit der Flugblatt-Affäre umzugehen, den Jüdinnen und Juden auferlegt?" Und: "Werden rote Linien beim Umgang mit dem Holocaust verschoben?"


    Es geht um die Erinnerungskultur und den Umgang mit Antisemitismus in der bürgerlichen Gesellschaft, zu der sich Aiwanger zugehörig erklärt, trotz seiner Avancen an die Querdenkerszene, in der antisemitische Verschwörungstheorien eine neue Hochkonjunktur erleben.

    Von der Seite bekommt er Applaus und das bereitet Sorge, nicht nur den Jüdinnen und Juden in unserer Gesellschaft, auch denen, für die ein "Nie wieder Auschwitz" eine kontinuierliche Aufgabe und Verantwortung darstellt.

  • Ich habe die Stimmen zur Kenntnis genommen und verstehe sie auch. Du unterschlägst doch aber auch gegenteilige Aussagen:


    Wolffsohn: Im Zweifel für den Angeklagten
    "Verdachtsjournalismus" sei inakzeptabel, so der Historiker
    www.juedische-allgemeine.de


    Edit: Weisband ist bei den Grünen, Wolffsohn wird als konservativ eingeschätzt.

    Dazu ja auch den Teil des Zitata den du gekürzt hast.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kiebitz ()

  • Und? Im Zweifel für den Angeklagten ist ein Diktum aus dem Recht und lässt die gesellschaftliche Bedeutung außer acht. Und um die geht es.

    Ich habe die Stimme Wolffsohns sehr wohl vernommen. Er kam auch ausführlich in einer phoenix-Runde zu Wort. Und ich kann ihm nicht folgen, weil er die Diskussion nicht mit den nicht nur von mir wesentlichen Punkten führt


    Auch er macht Aiwanger zum Opfer einer Pressekampagne. Die Bitte um Entschuldigung werde durch die direkt daran anschließende Stilisierung als Opfer entwertet ist die vielfach vorgetragene Kritik an Aiwangers Verhalten.


    Um die Glaubhaftigkeit der Entschuldigung geht es Wolffsohn auch garnicht. Er geht auch nicht auf den Umgang Aiwangers mit dieser Angelegenheit ein.

  • Doch Wolffsohn sieht eine Kampagne und geht auch auf den Umgang von Aiwanger darauf ein:


    Zitat

    Aiwanger beklagt eine Kampagne gegen sich. Doch hat er nicht selbst seine Reputation durch widersprüchliche Einlassungen beschädigt?

    Wolffsohn: Ein Narr, wer glaubt, es wäre keine Kampagne. Der oder die vermeintlich Wissenden wussten das alles seit 1988. Erst jetzt, 2023, gehen sie damit an die große Öffentlichkeit. Jetzt, da Aiwanger und seine Partei mit einem großen Wahlerfolg rechnen konnten. Für wie manipulierbar halten diejenigen die Öffentlichkeit, die bestreiten, es wäre eine Kampagne? Vom „mündigen Bürger“ sprechen diese Leute, sie glauben aber definitiv nicht an ihn.

    "Wer zu Recht Joschka Fischer Jugendsünden verzeiht, muss das auch Aiwanger zugestehen"
    Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn erklärt, warum er es für richtig hält, dass Markus Söder seinen Stellvertreter nicht entlassen hat.
    www.augsburger-allgemeine.de

  • Stichwort Jugendsünde, Pressekampagne.


    Wo ist der Bezug zum Hier und jetzt?


    Edit: Wolfssohns Kritik richten sich gegen die Presse, namentlich die Süddeutsche. Mit Aiwanger setzt er sich nicht mal ansatzweise auseinander.

  • Stichwort Jugendsünde, Pressekampagne.


    Wo ist der Bezug zum Hier und jetzt?


    Edit: Wolfssohns Kritik richten sich gegen die Presse, namentlich die Süddeutsche. Mit Aiwanger setzt er sich nicht mal ansatzweise auseinander.

    Hier, bitteschön, selbes Interview:


    Zitat

    Sie beklagen, dass Konservative unzulässiger Weise mit Nazis in einen Topf geworfen werden. Ist es aber nicht legitim, Aiwanger nach seiner Rede in Erding zumindest einen Rechtspopulisten zu nennen, der auf der Klaviatur der AfD spielt?

    Wolffsohn: Aiwangers Freie Wähler sind Konkurrenten der AfD. Ich wähle beide nicht. Mir ist aber lieber, dass die Freien Wähler und nicht die AfD Stimmen bekommen. Bei jenen war bislang Antisemitismus nicht erkennbar. Das von den Freien Wählern geführte Schulministerium zum Beispiel konzipiert und organisiert bemerkenswerte Programme gegen Antisemitismus. Das alles soll nicht mehr zählen?