Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich hätte den Satz oben vielleicht besser als Sarkasmus kennzeichnen sollen, prickelpit96. :ja:

    Zitat

    Wir müssen der AfD den Nährboden entziehen...

    Ich hab das Gefühl, dass es dafür fast zu spät ist bzw. die Zeit bis zur Wahl nicht mehr reicht. Auch weil die politische Großwetterlage nicht darauf hoffen lässt, dass man sich um die eigenen Probleme ausreichend kümmern kann. Und ich kann auch nicht annähernd sehen, dass die demokratischen Parteien überhaupt mal was dagegen tun wollen. Lieber treten sie sich fröhlich weiter gegenseitig selbst vors Schienbein. Die FDP ist eine komplette Fehlbesetzung in der Regierung, CDU/CSU als Opposition ein einziger Horror. Und die Blaunen klopfen sich derweil lustig auf die Schenkel und sammeln Punkte. Toll.


    Diese braune Brühe erfasst immer mehr Leute. Ich hab heute erst wieder zwei Leute aus Hannover bei Facebook entfreundet. Einer der beiden hatte vorher noch einen Beitrag von Reitschuster, indem der das Nazitreffen von Potsdam relativierte, und dann noch was aus der rechten Weltwoche geteilt. Ich hab es so satt, dass immer mehr auf diesen Dreck reinfallen. Wissen die überhaupt, was sie da verbreiten? Was auf Deutschland und Europa zukommt?


    Deshalb meine Skepsis, dass das mit dem Nährboden entziehen noch klappt. Die Menschen sehen nur noch einen Hauptfeind: Habeck und die Grünen. Viele wollen noch nicht einmal mehr die CDU, lieber gleich das Original.


    Ich bin immer davon ausgegangen, dass nie wieder so etwas passieren kann wie vor 90 Jahren. Das ist aber alles so 1933. Meine einzige Hoffnung ist, dass die Nichtwähler endlich mal ihren Arsch bewegen und die Zukunft retten. Die Wähler der Nazis gehen sowieso an die Urne. Das müssen die Guten unbedingt auch.


    Die nächste Bundestagswahl wird meine letzte Wahl für Deutschland sein. Diesen kleinen Beitrag will ich noch leisten.

  • In mir werden durch sowas immer die Gedanken lauter ob ich unter einer Regierung mit afd Beteiligung in Deutschland leben möchte. Keine Ahnung was die Alternative wäre, aber gegen die Gedanken kann ich wenig machen. Vielleicht beschäftige ich mich mal mit Alternativen und ob man da nicht ein Ferienhaus kaufen könnte oder so

    Woanders ist auch scheiße. Selbst Schweden hat eine rechtslastige Regierungsbeteiligung und Neuseeland ist nun wirklich etwas weit.


    Was mir in stillen Momenten tatsächlich manchmal etwas Sorge macht, ich bin zwar nicht sehr öffentlich aktiv im Mahnen gegen drohenden Faschismus und die Afd, aber ich nutze alle meine Socialmediakanäle und gehe den Leuten in meinem Umfeld konsequent auf die Nerven damit. Vielleicht hängt auch in meiner Dienststelle der ein oder andere Hinweis auf meine Verachtung der verfickten Afd und anderem Nazipack gegenüber.

    Also käme es mal zu einer Machtergreifung derer, oder es reicht ja auch schon der Einblick in diverse meiner Daten durch Leute auf bestimmten Stellen , Anhänger im dienstlichen Umfeld u.ä., naja ich hätte da durchaus Bange vor Repressalien im Dienst oder Alltag, weil ich mich offen gegen die ganze Bande positioniere. Hatten wir ja alles schon mal.

  • Die Suche nach einer Alternative ist wirklich nicht leicht. Norwegen?


    Damit bist du nicht alleine… mir sind Personen aus rechten Strukturen mehrmals bis nach Hause gefolgt. Vermutlich um mir zu zeigen, dass man weiß wo ich wohne. Diese Form der Bekanntheit macht mir aktuell wenig aus

  • Ich gestehe, diesen Gedanken in der letzten Zeit auch schon gedacht zu haben. Aber dann obsiegt doch immer wieder die Angst vor einem Deutschland, aus dem weltoffene und aufgeklärte Menschen geflüchtet sind.

    Das wäre dann wohl der nächste Schritt hin zu einer faschistischen Gesellschaft.


    Jeder hat auch die Pflicht sein Heimatland positiv zu prägen.

  • So gerne wie ich den braunen Dreckshaufen loswerden möchte, lieber gestern als heute, desto sicherer bin ich mittlerweile, dass das Gedankengut dahinter ganz überraschend nicht mit der AfD verschwinden wird.


    Glaubt denn hier wirklich jemand, dass nach einem Verbot alle fröhlich SPD/CDU/Grüne/Linke/FDP wählen?


    Ich habe eine Überraschung für dich - darum geht es bei einem Parteienverbot überhaupt nicht.

  • interessant ist , dass das selbstverständnis und die rethorik der grünen zu ihrer anfangszeit bis mindestens mitte der achtziger jahre zumindest teilweise übereinstimmungen mit der heutigen AFD zeigt. habe jetzt keine zeit das näher zu erläutern, aber das ist schon auffällig. nicht in der politischen zielsetzung, aber im hinblick auf den blick auf staatliche institutionen und die damals etablierten parteien.

  • wer eine Partei gründet, fühlt sich von den etablierten Parteien nicht genügend vertreten. Wo sich die Rhetorik der frühen Grünen, der der AfD ähneln soll, würde mich echt interessieren. Hoffentlich findest du die Zeit!

  • Warum hat sich die AL eigentlich erst 1993 mit den Grünen zusammengeschlossen, würde mich unabhängig von deiner Frage interessieren? War mir so gar nicht bekannt.

    Einmal editiert, zuletzt von finky ()

  • Obwohl ich überhaupt keine Lust habe, mich erneut damit zu beschäftigen, komme ich auf den Ursprung zurück.


    Es ging einfach darum, dass du die AfD als "faschistische" Partei bezeichnet hast und ich diesen Begriff unpassend empfinde. Nach meiner Auffassung ist sie gesichert rechtsextrem und/oder rechtsextremistisch. Und die Verwendung des Begriffes "faschistisch" führt bei den Leuten, die man vor der AfD warnen will, zu einer Abwehrhaltung und diese Leute (also nicht ich!!) könnten den Eindruck gewinnen, dass du und andere als Überdramatiker und weltfremd angesehen werden. Dazu stehe ich auch. Alleine deshalb schon, weil es nicht darauf ankommt, ob du oder ich im Recht bist/bin, sondern wie man die Wähler dazu bringen kann, uns - die vor der AfD warnen - zunächst einmal zuzuhören. (Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, einen AFD-Menschen überhaupt mal dazu zu bringen, zuzuhören?). Und vielleicht gelingt es dann auch mit Argumenten, dass deren Augen geöffnet werden und sie eben nicht in die Fänge der AfD geraten.



    Das ist meine ursprüngliche Aussage.


    Nebensache:


    Dem schließe ich mich nicht an. Weil ich fest überzeugt bin, dass dies dazu führen, dass die gewollten Empfänger dieser Botschaft dies nicht nur nicht verstehen würden, sondern im Gegenteil diejenigen, die wie du oder Polenz diese Begrifflichkeit bewußt wählen, als Überdramatiker und weltfremd darstellen.


    Und bei allem Respekt dem CDU-Politiker Polens gegenüber: Er ist "nur" Politiker und somit politischer Gegner der gesichert rechtsextremen AfD. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hingegen ist ein staatliches Organ, das die freiheitlich demokratische Grundordnung sichern soll. Ich denke, dass so einem Staatsorgan eher geglaubt wird, als einem Parteipolitiker der CDU.

    Und zum wiederholten Male: Wenn du die AfD als "faschistische Partei" bezeichnest, ist das dein gutes Recht. Ich übernehme deine Ausdrucksweise nicht und bleibe bei der vom Verfassungsschutz definierten Bezeichnung "gesichert rechtsextrem". Und nein, dass ist keine Relativierung oder ein Weichspülen.


    Der Brandmarkung "Faschistisch" hat übrigens auch schon 1933 nicht davor geschützt, dass die NSDAP gewählt wurde. Und sie auch nicht davor geschützt, dass die NSDAP bis zum Schluß von den meisten Parteien der Weimarer Republik unterschätzt wurden.


    Und ja, selbst wenn es schwerfällt und es einem anwidert: Es bleibt m.E. nichts anderes übrig, sich mit den -wie du es ausdrückst - "Befindlichkeiten" der AfD-Wähler auseinanderzusetzen. Wobei ich auch hier eine andere Begrifflichkeit wählen würde, nämlich mit "dem Weltbild und den Anschauungen" der AfD-Wähler. Am Ende kann es nur darum gehen, dass so wenig wie möglich Leute ihr Kreuz bei der AfD machen. Das geht nicht mal so eben, dazu ist zu viel bei den etablierten Parteien schiefgelaufen und läuft immer noch schief. Siehe Beitrag von prickelpit96.


    Merkst du, Nebensache, denn nicht, dass wir in der Sache überhaupt nicht auseinander sind? Die politische Entwicklung - nicht nur in Deutschland - ist aus meiner Sicht extrem besorgniserregend und gefährlich.


    Wie stellst du dir eigentlich vor, wie man die 20-30 % AfD-Wähler bzw, AfD-Sympathisanten wieder von den demokratischen Parteien überzeugen kann? Ein "Entfreunden" auf Facebook ist m.E. völlig richtig, führt aber nicht dazu, dass diese Entfreundeten erschrecken und dann wieder zu den sog. etablierten Parteien zurückkehren.

  • Hoffentlich findest du die Zeit!

    Wird er nicht. Hat er generell nicht, wenn er sowas schreibt, wer aber meinen sollte, dass er falsch liegt, der hat in seinen Augen keine Ahnung bis der Gegenüber seine Punkte haarklein bewiesen und belegt hat.

  • Doch ich finde die zeit sehr wohl und werde das auch bis ins detail belegen zu versuchen. das übrige deines beitrags ist nur das übliche calogerobashing.

  • Warum hat sich die AL eigentlich erst 1993 mit den Grünen zusammengeschlossen

    das lag vermutlich am Selbstverständnis der AL in den Anfängen. Die Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz wurde 1978 (also vor den Grünen) als Liste gegründet, man wollte bewusst keine Partei sein. Jeder, der sich von den etablierten Parteien nicht vertreten sah, konnte mitmachen. „Ab jetzt wählen wir uns selbst“ Als Partei, wäre man wie die anderen geworden.

    Ab 1980 wurde die Al schon als Landesverband der Grünen für West Berlin geführt. Und 1993 waren sie vermutlich erwachsen.

  • Es ging einfach darum, dass du die AfD als "faschistische" Partei bezeichnet hast und ich diesen Begriff unpassend empfinde……

    Merkst du, Nebensache, denn nicht, dass wir in der Sache überhaupt nicht auseinander sind? Die politische Entwicklung - nicht nur in Deutschland - ist aus meiner Sicht extrem besorgniserregend und gefährlich.

    doch Kai, ich merke das.

    Aus meiner Sicht ist es aber falsch, Polenz als Überdramatiker oder weltfremd anzusehen, oder aus Rücksicht auf die Befindlichkeiten der AfD Wähler, die AfD nicht als faschistische Partei zu bezeichnen.

  • Ich glaube nicht, dass die Hinwendung vieler Menschen zur AfD so einfach mit der Politik "der Ampel" begründet werden kann.


    Mehr Bürgergeld, das Streichen von irgendwelchen Subventionen, eine Verkehrswende oder das Stoppen der Inflation können einige Menschen davon abhalten abzudriften. Vermutlich. Mehr aber auch nicht.

    Selbst eine Verschärfung des Einwanderungsrechtes oder mehr Abschiebungen werden nichts daran ändern, dass eine wachsende Zahl von Menschen von bürgerlicher Politik nicht mehr zu erreichen ist. Weil sie nicht erreicht werden will.

    Sie wollen sich nicht "die Augen öffnen lassen". Im Gegenteil, sie wollen anderen die Augen öffnen.

    Das ist auch kein einheitlicher Block. Sondern eine absolut bunte Truppe von Nazis über Querdenker, Verschwörungs-theoretiker aller Art, über Reichsbürger, Okkultisten, "Wutbürger", religiöse Fanatiker und viele, viele andere.

    Sie wollen sich nicht nur nicht gegen Corona oder Masern impfen lassen. Sie wollen sich auch nicht die klassische Schulbildung einimpfen lassen, sie vertrauen der klassischen Medizin nicht und sind der Meinung, dass die "Eliten" nur an ihren Vorteil denken und die Welt in den Abgrund führen (Seite an Seite mit den Juden).

    Sie sind nicht zu dumm, zu lernen und vermasseln so die Pisa-Studien. Sondern sie lehnen aktiv die klassische Bildung ab, aus sehr vielen verschiedenen Gründen heraus.

    Aus ihrer Sicht setzen die Wissenschaften nur die Interessen der Eliten durch und verdrehen die Wahrheit.

    Sie wollen sich auch nicht verbieten lassen, täglich zu grillen, Bier zu trinken, Auto zu fahren, Chips zu essen und überhaupt den Vorstellungen der Grünen zu entsprechen. Sie mögen nicht den Chicago-Blues, Bob Dylan oder Opern und wollen sich ihre Vorlieben und Stile nicht madig machen lassen von Besserwessis oder links-grün-versifften Eliten.

    Viele fühlen sich unterdrückt, ausgebeutet und ausgeschlossen.


    Und es ist eine weltweite Bewegung. Trump oder Bolsonaro sind nur die Speerspitze. Ihre Führer bezeichnen sich als "nicht elitäre Eliten".

    Es ist ein Kulturkampf und natürlich ein Kampf um Ressourcen.

    Ob wir hier eine Ampel haben oder eine Zebrastreifen, ist dabei aus meiner Sicht völlig Latte.

  • Selbst eine Verschärfung des Einwanderungsrechtes oder mehr Abschiebungen werden nichts daran ändern, dass eine wachsende Zahl von Menschen von bürgerlicher Politik nicht mehr zu erreichen ist. Weil sie nicht erreicht werden will.

    Sie wollen sich nicht "die Augen öffnen lassen". Im Gegenteil, sie wollen anderen die Augen öffnen.


    Das ist auch kein einheitlicher Block. Sondern eine absolut bunte Truppe von Nazis über Querdenker, Verschwörungs-theoretiker aller Art, über Reichsbürger, Okkultisten, "Wutbürger", religiöse Fanatiker und viele, viele andere.

    Ob wir hier eine Ampel haben oder eine Zebrastreifen, ist dabei aus meiner Sicht völlig Latte.

    Ich möchte dir überhaupt nicht widersprechen. Du malst hier ein düsteres Bild, das resignierend wirkt. Nach dem Motto:" Das ist so, da kann man nichts (mehr) machen". Da bin ich zwiegespalten. Einerseits möchte ich dir recht geben, anderseits möchte ich mich damit nicht abfinden. Gefährlich wird es dadurch, dass diese "absolut bunte Truppe von Nazis über Querdenker, Verschwörungstheoretiker aller Art, über Reichsbürger, Okkultisten, "Wutbürger", religiöse Fanatiker" in unserer Demokratie genau das gleich Wahl- und Stimmrecht haben wie du und ich.


    Was machen wir denn nun? Abwarten und hoffen, dass sie zur Besinnung kommen? Einfach verbieten? Emigrieren? Ehrlich gesagt habe ich da auch keine zündende Idee. Mir fällt da nur ein, dass wir reden, argumentieren und überzeugen können und müssen. Dazu gehört eben auch, dass man sich mit ihnen beschäftigt und ihnen das Gefühl gibt, dass wir ihre Standpunkte ernst nehmen, ohne sie zu bestätigen oder ihre Standpunkte zu übernehmen.


    Ob das was bringt, ist eine andere Frage.

  • Kann man den Grünen anlasten, ja!

    Das es endlich(!) gestrichen wird, wird Zeit. Den wissenschaftlichen belegten Schwachsinn bezahlen wir ja leider alle mit.

    Immer wieder nett den „Schwurbel der Woche“ im Podcast „methodisch inkorrekt“ zuhören (immer ganz am Ende). Da sind so „kranke“ Sachen dabei…