Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich habe gestern den Fehler gemacht mir Anne Will anzugucken. Allerdings nicht bis zum Ende, da ich dieses arrogante, von-oben-herab-Gelaber der Millionäre und Adligen nicht komplett ansehen kann. Wie kann man bitte bei einer Erhöhung von HartzIV von einer Verhöhnung der Niedriglöhner sprechen, aber selbst den Mindestlohn verweigern und den Banken Milliarden in den Arsch blasen, damit die dann auch noch dicke Boni zahlen können? Ist nicht eher das eine Verhöhnung eines ganzen Volkes? Mal davon abgesehen das man von 364 € im Monat leben kann (als Student muss man das auch, oftmals auch von weniger), aber die Perspektive ist ja nicht mehr da für die meisten Hartzer.

    2 Mal editiert, zuletzt von CR1896 ()

  • Von mir aus kann man Hartz IV auf Null kürzen.







    Sofern man gleichzeitig dafür sorgt, daß keiner darauf angewiesen ist. Das ist komplett aus dem Fokus gerückt. Es gibt 6,5 Millionen Empfänger, daran ändert keine Konjunkturlage etwas.


    Und es geht jetzt auch nicht um die Erhöhung der Sätze, sondern über die Art der Festlegung. Stattdessen macht sich unsere Spitzenministerin Gedanken um die Namensgebung. Wie sind hier alle schon lange in der Welt von 1984 drin. Das BVG hat gerügt, wie die Hartz IV-Sätze für Kinder zustande kommen. 60, 70 oder 80% eines Erwachsenen wurde als nicht zweckmäßig bewertet, weil ein Kind nicht 60, 70 oder 80% eines Erwachsenen darstellt. Jetzt bleiben die Sätze gleich. Okay! Aber wie kommen sie zustande??


    Alles am Thema vorbei.

  • Ganz abgesehen davon, ob die Höhe gerechtfertigt ist, bin ich mal wieder vollkommen fasziniert von dem Dilletantismus mit dem das verkauft wird. Selbst das Starröschen hat sich mittlerweile in die Reihe der kleinkoalitonären Volldeppen eingereiht.


    Erst noch mit der "Flachbildschirme-für-Asis-Verhinderungskarte" ganz gut vorgelegt um die vorhandenen Ressentiments zu schüren. Mit dem Rausrechnen von Alkohol und Tabak noch im Rahmen der selben Kerbe nachgelegt.


    Dann aber diese unsägliche "die magischen Wichtel von Hexe Ursula müssen noch in ihren Hinterzimmern fertigwichteln" Woche, die doch nur dazu führt, dass sich bei der Regelung alle an' Kopp packen. Die einen weil sie sagen: "War auch vorher schon zu hoch für das Schmarotzerpack" und die anderen, die sich nun mal so richtig verarscht vorkommen.


    Was in den Medien nicht ganz so breitgetreten wird, aber insgesamt noch viel dämlicher ist, ist dass BVerfG am Anfang des Jahres darauf besteht, dass die Höhe der Sätze für Kinder und Jugendliche sich nicht an dem der Erwachsenen anlehnen darf, sondern gesondert und real am Bedarf ermittelt werden soll und jetzt kommt bei den Rechenwichteln "zufällig" genau der Satz heraus, der auch vorher bestand. Wer soll das denn glauben?


  • Gestern in der Sendung sagte ja einer von den "normalen" Gästen (sofern man einen gestriegelten Lackaffen wie diesen ...hauser als normal bezeichnen kann, dieser Pfarrer war ja auch etwas eigenartig), dass man sich Sorgen machen muss weil trotz der abnehmenden Arbeitslosenzahlen immer mehr Menschen Hartz IV beziehen. Da wird im Rahmen so einer Sendung dann aber nicht weiter drauf eingegangen, obwohl das wesentlich ist. Stattdessen Phrasendrescherei und teilweise dogmatisches Gesülze. Wenn dann der Ernst meint das die Rellöhne trotz Aufschwungs gesunken sind und damit auf die gesunkene Lohnquote anspielt, fängt die Seidenbaronin an ihn auszulachen und mit ihrem oberlehrerhaften "Aber Herr Ernst..." über den Mund zu fahren. Als wenn der sich das ausgedacht hätte und nicht auf Fakten beruht.

  • Lustig, daß die Nachdenkseiten ausgerechnet heute daran erinnern, wie sehr die "Sozialdemokratisierung der Union" in die Irre führt.
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4283
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4469
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4673


    Nachschlag:
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4205
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=5861


    Von der Konservativen Seite aus werden die tollsten Sachen so lange erzählt, bis man sie glaubt. Ob es um den Bedarf von Privatisierungen geht, Staatssparen, angebliche Aufschwünge und Inflationsszenarien oder um Intelligenz- und Kriminalitätsgene, die eine Gesellschaft verfaulen lassen.


    Die NZZ ist keine schlechte Zeitung, ich kucke da gerne mal rein. Aber volkswirtschaftlich ist sie der FDP so nahe wie keine andere. Die NZZ plädiert immer gegen Konjunkturprogramme, gegen Steuererhöhungen, für Steuersenkungen, für den schlanken Staat, gegen Nachfrageorientierung, für Angebotsorientierung. Und die Positionen teile ich nun mal nicht.


    Daß die Massenmedien alles zur Hysterie aufblasen, sehe ich auch so. Weiß nicht, ob das ein speziell deutsches Phänomen sein soll. Der deutschen Wirtschaft geht es eben nicht besser, das ist zu pauschal gesagt. Der *Export*wirtschaft geht es besser. Ja. Mit welchen Folgen, sollte seit der Griechenlandkrise bekannt sein. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, aber den Leuten geht es trotzdem nicht besser. Die Anzahl der Hartz IV-Empfänger bleibt konstant. Die Minijobber und Leiharbeiter kucken in die Röhre. Für die meisten stellt das kein Sprungbrett für den vollwertigen Arbeitsmarkt dar. Was sagen die Schlagzeilen? Hurra, für die wenigsten stellt es ein Sprungbrett dar.
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4714#h05 Die Einkünfte aus Lohneinkommen bleiben seit Ewigkeiten hinter denen aus Vermögenseinkommen zurück. Jede Erhöhung des Renteneintrittsalters ist de facto eine Rentenkürzung, weil die überwältigende Mehrheit der 64-Jährigen eh nicht mehr arbeitet. Die Kinderarmut steigt. Was nützt einem da die (ge)schön(t)e Arbeitslosenstatistik?


    Nicht Union und FDP sind nach links gerutscht, sondern andersrum sind SPD und Grüne nach rechts gerutscht im Rahmen der Neuen Mitte. Es herrschte Konsens in den großen Fragen nach Afghanistan, Agenda 2010, Rentenreform und Schuldenbremse. Aber wurden da linke Positionen beschlossen? Eben nicht.


    Ich habe Sarrazins Buch gelesen und finde es daher nicht weiter schlimm, daß man auf seine Thesen nicht weiter eingegangen ist. Sie sind nämlich nicht neu und wurden schon in der Vergangenheit widerlegt. Schlimm finde ich, daß für so ein schlechtes Buch so viel Wind gemacht wurde. Das war es nicht wert. Völlig losgelöst von Meinungen argumentiert Sarrazin erschreckend schwach, statistisch unhaltbar und ziemlich oft mit dem einleitenden Satz: "Wie doch jeder weiß..." "Es ist heute weitgehend unbestritten..." und ähnlichem. Milchmädchenrechnungen und angebliches Wissen. Selbst wenn ich zufällig seiner Meinung wäre, wäre das Buch immer noch wertlos. Man braucht es übrigens auch nicht zu lesen, alle Thesen sind schon lange bekannt und erörtert. Wer seine Meinung vertritt, tut dies auch weiterhin. Wer seine Meinung kritisiert, tut dies auch weiterhin.


    Dem Verweis auf die 1,7 Bio Staatsschulden fehlt der Hinweis auf die Entwicklung der privaten Vermögen.
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=5967


    Das ach so traditionsreiche Emnid-Institut wurde schon von Bildblog neulich aufs Korn genommen. http://www.bildblog.de/22159/u…n-wuerden-whiskas-kaufen/ Wahrscheinlich haben sie Aufträge der Sender, Zeitschriften und der INSM gerne, völlig egal wie schlecht formuliert die Frage ist und wie schwammig das Umfrageergebnis wird. Hauptsache, die Sender, Zeitschriften und INSM haben eine schöne Schlagzeile.


    Daher reißt mich der NZZ-Artikel jetzt nicht so vom Hocker.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pokalheld ()

  • Wobei ich den Artikel in der NZZ schon ganz spannend finde als Außenbetrachtung. Ist natürlich auch viel Blödsinn drin, aber das Symptom der Hysterisierung deutscher Politik ist ja nicht zu leugnen. Würde da allerdings auch ein paar andere Ursachen sehen. Medienlandschaft etc.


    Auch die These, dass dieses Phänomen in Deutschland sogar schlimmer sei, als in den USA ist natürlich ausgemachter Unsinn. Muss man sich nur einmal Glenn Beck ansehen bzw. am besten gleich die Daily Show. Da kann man auch schön erkennen, dass die Medienlandschaft einen großen Beitrag an der Hysterisierung haben. Diese ist nicht zuletzt darauf zurück zu führen, dass in der heutigen Medienlandschaft der Partizipationsanteil der Bevölkerung deutlich gestiegen ist. Was leider nicht gestiegen ist, ist die Einsicht in das Funktionieren des politischen Systems. Das passt aber natürlich nicht zur Grundthese des Artikels von wegen "der Bürger ist vernünftiger als die abgehobene politische Klasse, sieht man ja vor allem in der Schweiz).

  • Pokalheld weist sehr zu recht auf das Verhältnis der Staatsschulden (die offiziellen) zu den privaten Vermögen hin. Hier liegt das ganze Problem: Solidarität wird denen gepredigt und überlassen, die eh' nix haben. Das kann so auf Dauer nicht akzeptiert werden. Auch die großen Vermögen - egal ob in privater oder institutioneller Hand - werden ihren Anteil leisten müssen. Es wird Zeit, dass die Gesellschaft genau dies entdeckt.

  • Eben. Wenn man darüber nachdenkt was da auf der hohen Kante liegt und wie dann teilweise im sozialen Bereich (wozu auch Institutionen auf kommunaler Ebene gehören) gespart wird wegen der Staatsschulden (die ja z. T. auch bei den Vemögenden bestehen!), dann ist das beschämend für ein so reiches Land.

  • Genau, nehmt den vermögenden und wohlhabenden alles, wofür Generationen gearbeitet haben. Verteilt es unter das Volk. Konvertriert es in MP3 Player, Flachbildschirme, Handys etc. pp. Die Schulen können wir dann gleich abschaffen, brauchen wir ja nicht mehr. Ein Kostentreiber weniger. Wohlstand ohne Anstrengung für alle.


    Wenn der Vollrausch dann vorbei und alles weg ist werden wir feststellen, dass die einzige Konstante in diesem Spiel der gefrässige, nimmersatte Staat ist. Der wird dann wohl wieder Krieg machen müssen, da sonst nichts mehr da ist.









































    Zugegeben, etwas polemisch und stark verkürzt. Aber manch einen Beitrag kann ich nicht anders erwidern.

  • Schlimm, locke, schlimm.
    Läufst Du wirklich so blind und einseitig durch die Welt? Das kann ich mir bei Dir nicht vorstellen. :nein:
    Du bist doch intelligent genug zu erkennen, dass die aktuelle Eintwicklung ein Ungleichgewicht beinhaltet und fördert. Die Schere klafft zunehmend weiter auseinander in unserem Land, und es kann nicht richtig sein, dass ein Grossteil der Last auf den Schultern derer liegt, die sich a) nicht wehren können und b) eh schon wenig haben.


    Ist es wirklich so dramatisch, wenn man z.B. den Gutverdienern das Elterngeld streicht anstelle derer, die kein Einkommen haben?
    Ist es wirklich richtig, die Krankenkassenbeiträge für die Arbeitgeber einzufrieren, während jeder Fensterputzer damit leben muss, dass seine 'Hälfte' im Laufe der kommenden Jahre beständig wachsen wird (bei abnehmenden Leistungen)?
    Ist es tatsächlich unfair, wenn verlangt wird, dass Menschen mit einer dicken Börse in engen Zeiten ihren Teil zur Gesundung der Gesellschaft beitragen sollen (-> Vermögenssteuer)?


    Etc....


    //edit:
    P.S.: Dein nimmersatter Staat ist in manchen Bereichen Voraussetzung für den Erhalt einer Gesellschaft und deren Gesundheit. Was passiert, wenn man z.B. der Energiewirtschaft in den Arsch kriecht, kann man sich gerade anschauen (ich empfehle einen Blick auf die Idee der Privatisierung der kommunalen Wasserwerke). Schön in dem Zusammenhang auch der Gedanke, der Privatwirtschaft das Betreiben der Endlager (sofern man sich irgendnwann für ein Loch im Boden entscheiden kann, dass man vollmüllen möchte mit Fässern, die auch in 25.000 Jahren noch strahlen-------wie sah Europa nochmal vor 25.000 Jahren aus? Wer kann sagen, wie es in 25.000 Jahren aussehen wird?) zu übertragen:
    "Sollen wir tatsächlich JEDES Jahr die Fässer auf Dichtigkeit prüfen, Herr Vorsitzender?'
    -- "Ach, da reicht doch auch alle 2 Jahre, das merkt doch eh keiner..., und halbiert die Kosten."


    Wird wohl Zeit, dass mal wieder Mercedesse brennen.

  • Zumal die Wohlhabenden ohne Gesellschaft auch nicht wohlhabend wären. Irgendwer muss ja schließlich konsumieren. Der Staat schützt dann außerdem noch die Rechte. Ich meine, ich wünsche einem Hausbesitzer mit 1000 Wohnungen viel Spaß dabei seine Mieten einzufordern ohne Staat, der für die rechtliche Sicherheit sorgt. Außerdem brauchen auch die Wohlhabenden Menschen, welche die Arbeit erledigen und dafür ein gewisses Bildungsniveau mitbringen müssen. Ich kann nicht erkennen was daran schlimm sein soll, wenn der Staat seine Schulden durch höhere Steuern deutlich reduziert. Momentan schultert "der Mittelstand" die größte Last, das ist nicht fair und ich denke da ist auch eine Grenze erreicht. Außerdem führt es dazu, dass man auf die schimpft, die direkte Leistungen bekommen. Wer hier noch alles Geld vom Staat kassiert schreib ich lieber nicht, da wird es nur nicht HartzIV genannt, sondern Subvention und Hilfspaket.

    Einmal editiert, zuletzt von CR1896 ()

  • Zumal ich auch bezweifle, dass die wirklich Vermögenden sich ernsthaft so strikt gegen eine Mehrbelastung sträuben.


    Es ist doch auch ganz einfach so, dass der eine EUR dem ich jemanden mit einem Einkommen von 100.000 EUR wegnehme diese Person weniger schmerzt als einer Person mit einem Einkommen von 20.000 EUR.

  • Es ist doch auch ganz einfach so, dass der eine EUR dem ich jemanden mit einem Einkommen von 100.000 EUR wegnehme diese Person weniger schmerzt als einer Person mit einem Einkommen von 20.000 EUR.


    Sorry, aber das ist ja wohl das Stammtischargument schlechthin. :nein:


    Nehmt demjenigen, der 500.000€ p.a. verdient, ruhig 300.000€ davon weg, dann hat er immer noch 200.000€ zum leben, das ist doch mehr als genug. :kopf: