ZitatOriginal von Discostu
Grundsätzlich hat sich die dänische Regierung den Ärger selber eingebrockt. Zum einen herrscht dort seit Jahren ein von der Regierung geförderter bisweilen rassistischer Unterton, zum anderen hätte man das erste Gesprächsangebot der Diplomaten muslimischer Länder nicht ablehnen dürfen.
Da hätte man ihnen klar machen können, dass man die Art der Karikaturen bedauert, schließlich wird hier mal wieder das Recht auf Pressefreiheit fast schon mißbraucht, andererseits die Pressefreiheit auch die Freiheit der Andersdenken ist.
Ich würde in Dänemark klar trennen zwischen den Parteien; das Hauptproblem ist dort die Dansk Folkeparti mit ihren populistischen Parolen. Mit denen ist sie ja immerhin drittstärkste Kraft im Folketing geworden. Leider.
Und zum anderen hat Dänemark eine lange liberale Tradition, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Das betrifft insbesondere auch die Freiheit der Presse, die ja z.B. auch die Königsfamilie karikieren darf, ohne dass ein Aufschrei durchs Land geht. (Da sind die Dänen eben sehr eigen, auch wenn sie ihr Königshaus ansonsten teilweise geradezu vergöttern!) Insofern war es nur konsequent von Anders Fogh & Co, das Gesprächsangebot abzulehnen, weil die dänische Regierung damit symbolisch deutlich gemacht hat, dass Medien und Regierung voneinander unabhängig sind. Das Problem ist in meinen Augen auch eher die Frage, wie andere Zeitungen in Europa mit der Sache umgegangen sind. Wie ich schon sagte, entsprechend kommentierte Beschreibungen (wie z.B. auf heute.de) hätten es auch getan. Ein Neuabdruck der Karikaturen wäre nicht mal notwendig gewesen, um das Recht auf Pressefreiheit zu demonstrieren. Aber Diplomatie verkauft sich eben nicht so gut wie als Sensation verkaufte Demonstration eines unbestrittenen Rechtes. Dass sich so etwas auch auf die Situation von zwei im Irak entführten Deutschen auswirken kann, soweit denken viele Redakteure eben nicht.
Dass die Menschen in der islamischen Welt die feinen Unterschiede nicht verstehen, die wir hier zwischen vielen Dingen machen, ist eine Frage des soziokulturellen Umfeldes, das sich von unserem eben deutlich unterscheidet. Dort hat man -- mit Ausnahme der Türkei -- eben nie über einen längeren Zeitraum eine wirkliche Pressefreiheit gehabt, hat also keine entsprechende Tradition, und kann entsprechend auch nicht unterscheiden zwischen einer Regierung und einer unabhängig davon schreibenden Zeitung. Also frage ich mich ständig, was soll der Wirbel eigentlich? Oder ist es vielleicht doch nur bewusste Provokation, nach dem Motto "seht her, was wir ungestraft können, wenn wir wollen"?