HAZ: 96-Fans halten sich zurück

  • 96-Fans halten sich zurück


    Am Sonntag ist Heimpremiere – ausverkauft wird die neue AWD-Arena nicht sein.


    Martin Kind hatte gestern erneut einen Ortstermin in der AWD-Arena und sah sich in seiner Auffassung bestätigt. „Das neue Stadion ist wunderschön geworden“, meint der Klubchef von Hannover 96, „die Menschen in der Region können stolz darauf sein.“
    Als Kind am Nachmittag wieder zurück in der Geschäftsstelle in Großburgwedel war, verschlechterte sich seine Laune. Auf seinem Bürotisch lag die Statistik mit den verkauften Eintrittskarten für die Bundesliga-Heimpremiere an diesem Sonntag (Anpfiff um 17.30 Uhr) gegen den SC Freiburg, und die deutet darauf hin, dass sich die Fußballbegeisterung trotz des neuen Stadions in Grenzen hält.
    23 000 Tickets waren bis gestern verkauft – bereits inklusive Dauerkarten. „Das Kartengeschäft zieht ein bisschen an“, meint Kind, „aber es ist derzeit nicht damit zu rechnen, dass es deutlich über 30 000 Zuschauer werden.“ Weil aber 38 000 bis 40 000 Fans am Sonntag in die AWD-Arena passen – die genaue Zahl steht noch nicht fest –, ist die Enttäuschung des Klubchefs verständlich. „Die bisherigen Verkaufszahlen sind nicht das, was wir uns erhofft hatten“, sagt Kind, der am Sonntag gerne ein ausverkauftes Stadion präsentieren würde.
    Über die Gründe für die Zurückhaltung wird bei Hannover 96 gerätselt. „Als Gegner im ersten Heimspiel ist der SC Freiburg sicherlich keine große Zugnummer“, sagt Kind, dessen Rechnung nicht aufzugehen scheint: Der Reiz, in der neuen AWD-Arena dabeizusein, sollte die fehlende sportliche Attraktivität ausgleichen. Doch bei einigen Fans ist die Verärgerung über die Preispolitik des Vereins in der Vergangenheit groß, wie Einträge auf Fanseiten im Internet beweisen.
    Dazu kommt die unglückliche Termingestaltung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die in dieser Saison bislang kein richtiges „Bundesligagefühl“ aufkommen ließ. Nach dem frühen Start am 6. August gab es eine Pokal- und eine Länderspielpause, Hannover 96 hat durch das verlegte Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (28. September) in fünf Wochen gerade mal zwei Begegnungen absolviert: das 1:2 bei Bayer Leverkusen und das 1:1 bei Borussia Dortmund. „Für die Emotionen, die im Fußball eine große Rolle spielen, ist das tödlich“, sagt Kind. Nicht von ungefähr werben die „Roten“ in der Stadt seit ein paar Tagen auf Litfasssäulen mit dem Spruch „Jetzt geht’s los“. Vielleicht gilt das ja demnächst auch für die Begeisterung der Fans: „Wenn die Zuschauer realisieren, was wir für ein tolles Stadion haben, dann werden sie das hoffentlich auch honorieren.“ Ein Sieg am Sonntag gegen Freiburg wäre in dieser Hinsicht sehr hilfreich. Schöner Fußball in einem schönen Stadion – das wäre eine Traumkombination. hr