HAZ: Große Sause fällt aus - am Ende gibt es Pfiffe

  • Große Sause fällt aus – am Ende gibt es Pfiffe


    Von Norbert Fettback


    Hannover. Spätestens nach acht Spielminuten schien alles angerichtet zur großen Sause in der runderneuerten AWD-Arena. Mit 2:0 führte Hannover 96 gegen den SC Freiburg, zweimal hatte der danach von Beifall umrauschte Jiri Stajner den Ball ins Tor befördert – was sollte da die Eröffnungsfeier vor 32 447 Zuschauern noch groß stören? Zwei Chancen, zwei Tore, dazu noch von einem Stürmer, was lange genug Fehlanzeige gewesen war: 96-Herz, was willst du mehr!
    Am Ende, als das 2:2 unwiderruflich auf den beiden modernen Anzeigetafeln aufleuchtete, gab es keinen Applaus, sondern laute Pfiffe der Enttäuschung: Die „Roten“ hatten den komfortablen Vorsprung nach einer schwachen Leistung in der 2. Halbzeit noch aus der Hand gegeben, nichts war es geworden mit dem erhofften ersten Sieg im ersten Heimspiel der Saison.
    Die große Frage, über die gestern Abend im Stadion und später auf dem Nachhauseweg und an den Biertresen noch lange diskutiert wurde, lautete: Wie konnte das passieren? Warum ließ sich 96 vom Erfolgsweg noch abbringen, als es eigentlich nur noch hieß, die drei Punkte einzusammeln? Die Freiburger hatten sich vor der Pause in einer solchen jämmerlichen Verfassung präsentiert, dass man mit ihnen schon Mitleid haben musste. „Eigentlich waren die spielerisch tot“, sagte Trainer Ewald Lienen. Bei den Gästen herrschte in diesem Spielabschnitt totale Plan- und Hilflosigkeit; es grenzte an ein Wunder, dass die Mannschaft von Volker Finke nicht noch deutlicher in Rückstand lag.


    Doch die Hannoveraner ließen in ihrer dominanten Phase die Möglichkeit letztlich fahrlässig verstreichen, durch ein drittes Tor alles klar zu machen. Die große Chance dazu hatte Ricardo Sousa, aber statt den Ball auf Stajner abzuspielen, dribbelte der Portugiese sich gegen zwei Freiburger fest (42. Minute).


    Dass das Spiel wenig später in eine entgegengesetzte Richtung lief, dazu trugen die Freiburger Auswechslungen zur Halbzeit ein Übriges bei. Volker Finke stellte taktisch komplett um, löste die Vierer-Abwehrkette auf und brachte mit Regis Dorn eine zweite Sturmspitze. Plötzlich sah sich 96 mit der Rolle des Gejagten konfrontiert: Vorbei war es mit dem kompakten Spiel im Mittelfeld, aus dem die anfängliche Feldüberlegenheit resultierte; jetzt waren die Freiburger am Drücker. „Unser taktisches Verhalten war dumm von A bis Z“, sagte Lienen über die 2. Halbzeit. Den 96-Stürmern kreidete er an, weiter so forsch attackiert und damit den Breisgauern die Räume geöffnet zu haben, die sie zuvor nicht hatten. „Das war unser Kardinalfehler“, sagte Lienen. Dabei hatte er seiner Mannschaft kurz vor Wiederbeginn die taktischen Umstellungen bei den Gästen noch unter die Nase gerieben. Doch die Botschaft kam entweder nicht komplett an, oder nicht alle waren körperlich und geistig frisch genug, um darauf reagieren zu können.


    Die Quittung bekam 96 in der 59. und 73. Spielminute, als Dorn und Ellery Cairo den Ausgleich zum 2:2 schafften. Nicht unverdient, wenn man den Verlauf beider Spielhälften betrachtet. Die drei zu defensiv orientierten Auswechslungen bei 96 erwiesen sich letztlich als wirkungslos – im Gegensatz zu den Wechseln der Freiburger, die gestern einen Punkt wert waren.