HAZ: Das Wechselspiel geht weiter

    • Offizieller Beitrag

    Am Ende gibt es meistens zwei Sichtweisen. Auch nach dem enttäuschenden 2:2 von Hannover 96 gegen den SC Freiburg.


    Hannover. Einige wenige sehen es so wie Michael Tarnat. „Andere Teams haben ihr erstes Spiel im neuen Stadion verloren. Wir haben immerhin einen Punkt geholt“, sagte der 96-Verteidiger – allerdings mit einem Augenzwinkern. Denn auch Tarnat ist klar, dass die meisten ganz anderer Meinung sind: Die Punkte wurden verschenkt, die Premiere in der runderneuerten AWD-Arena ist in sportlicher Sicht danebengegangen.


    Einem atemberaubenden Start mit zwei Toren war viel Leerlauf gefolgt und eine 2.Halbzeit, die nicht nur 96-Trainer Ewald Lienen wenig gefallen hat. „50 Minuten lassen wir gar nichts zu“, sagte der 50-Jährige, „und dann so etwas.“ Da hätten einige nicht mehr mit dem letzten Biss, dem letzten Willen gespielt. „Dabei habe ich in der Halbzeitpause versucht, allen klar zu machen: Jetzt fängt es erst an“, sagte Lienen. Viele seiner Profis hatten nicht zugehört. Und so fügte der 96-Coach bissig an: „Als Spieler hätte ich solch ein Spiel mit Sicherheit nicht mehr aus der Hand gegeben.“


    In der Phase, als die Partie kippte, habe er vermisst, dass die Führungsspieler „dazwischenhauen“, sagte Lienen. „Da darf man sich nicht auf den Trainer verlassen. Ich kann doch die Spieler nicht fernsteuern.“ Er räumte aber ein, dass die angesprochenen Profis es schwer gehabt hätten, weil sie viel Arbeit erledigen mussten: Tarnat und Kapitän Altin Lala hatten mit sich selbst zu kämpfen und waren ständig beschäftigt.


    Der Spielverlauf gegen Freiburg war geradezu typisch für 96 – nach einem Gegentor ging wie so oft in der Vergangenheit die Ordnung verloren, und es begann die Zitterei. Mit dieser These konfrontiert, wird Lienen geradezu fuchsteufelswild. „Solch einen Quatsch kann ich nicht mehr hören“, schimpfte er. Das habe sich in den Köpfen der Fans und der Spieler festgesetzt. „Im Stadion haben die Leute doch schier auf den Ausgleich gewartet“, sagte der Trainer, „angefeuert haben uns noch die Fans in der Nordkurve, der Rest hat doch bei jedem Freiburger Angriff nur noch gestöhnt.“ Es könne auch nicht angehen, dass seine Mannschaft erst nach dem 2:2 wieder angefangen habe, Fußball zu spielen. „Diese negativen Gedanken müssen endlich raus aus den Köpfen“, sagte Lienen.


    Wie der Spielverlauf hat auch die Spielweise viele Fragen aufgeworfen. Besonders die Offensive ist weiter verbesserungswürdig. Gegen Freiburg hat einzig Jiri Stajner als zweifacher Torschütze überzeugt, aber sonst? „Die Stürmer müssen mehr geben“, sagte Lienen. Darum wird der Trainer auch Sonnabend in Bremen im vierten Spiel die vierte Variante ausprobieren: „Wir müssen gucken, bis wir die richtige Formation gefunden haben.“ Lienen verfügt zwar nach eigenen Angaben über genügend Alternativen im Sturm. Doch bald hat er alle Möglichkeiten durchprobiert – und Selbstvertrauen holt sich bei diesen Wechselspielchen außer dem gesetzten Stajner niemand. Der Leistungsabfall von Thomas Christiansen – aus dem gefeierten Torjäger wurde ein verunsicherter Mitläufer – verdeutlicht dies nachdrücklich.


    In Anbetracht der nächsten Spiele (Werder und Schalke) – geht die Angst vor einem Fehlstart in Hannover um. Davon will Lienen aber nichts wissen. „Die Qualität in der Mannschaft ist da“, sagte er, „die Stimmung ist gut.“ Doch der Nachsatz stimmt nachdenklich. „Man muss uns nur in Ruhe arbeiten lassen.“ Bei solch einer Aussage schrillen die Alarmglocken …