NP: Muss 96 schon wieder zittern ?

  • Muss 96 schon wieder zittern?


    Klubchef rechnet mit schwerer Saison. Der Mannschaft fehlen Führungskräfte.


    Nach dem verpatzten Heimstart rechnet 96-Chef Martin Kind mit einer schweren Saison.


    VON ANDREAS WILLEKE


    HANNOVER. Auch Ewald Lienen brauchte eine Auszeit nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Freiburg. Der 96-Trainer lief „eine Stunde herum“ zwischen AWD-Arena und Park-Bühne, „da habe ich geweint.“ Tränen flossen zwar nicht wirklich, aber dem verschenkten Sieg trauerte Lienen schon nach. Dann erst „bin ich zu meinen Freunden gegangen“, zum Konzert von BAP.


    Bei seiner Trauerarbeit wird Lienen über fehlende Führungskräfte nachgedacht haben. „Wenn ich als Spieler auf dem Platz gestanden hätte, dann hätten wir das Spiel niemals aus der Hand gegeben.“ Da wären die Profis, die nachlässig agierten, zusammengestaucht worden: „Verdammt noch mal, haut endlich mal richtig dazwischen.“


    Lienen stand aber nicht auf dem Rasen, sondern als Trainer am Rand und musste erkennen: „Ich kann die Spieler ja nicht fernsteuern.“ Schade eigentlich, denn dann hätte er per Fernbedienung das Tempo erhöhen können. „Einige sind mit dem Gefühl in die zweite Halbzeit gegangen, das läuft von allein.“


    Die Einwirkungsmöglichkeit von der Coaching-Zone sei jedoch gering. „Das müssen Führungsspieler wie Lala oder Tarnat auf dem Platz regeln, die müssen die anderen zusammenholen.“ Doch Kapitän Altin Lala und Michael Tarnat waren wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Beide sind nicht gerade in Topform.


    So wird ein altes, neues 96-Problem sichtbar – es fehlen die Führungskräfte, die in kritischen Situationen die Kollegen stützen. So flattern die 96-Spieler nach dem ersten Gegentor so aufgeregt herum wie Hühner in ihrem Stall, wenn sich ein Fuchs nähert. Auch die Zuschauer stöhnen auf, weil sie ahnen – gleich wird 96 wieder gerupft. Und je häufiger das passiert, desto fester sitzt die Angst in den Köpfen der Spieler.


    Es ist nun an Lienen, diesen Kreislauf der Angst zu durchbrechen, und dies möglichst schnell. 96 ist mit nur zwei Punkten Vorletzter, hat aber noch das Nachhol-Heimspiel gegen Bielefeld in der Hinterhand. „Danach werden wir eine erste kritische Bilanz ziehen“, kündigt 96-Chef Martin Kind an.


    Zuvor gehts es am kommenden Sonnabend nach Bremen, dann Mittwoch im Pokal nach Cottbus, dann kommt Schalke, dann Bielefeld. Danach lässt sich absehen, ob Kind mit seiner Prognose richtig liegt: „Das wird eine schwere Saison mit dieser Mannschaft.“