np: Wie gut sind die Neuen bei 96?

  • Wie gut sind die Neuen bei 96?


    VON ANDREAS WILLEKE
    Sieben neue Spieler hat 96 verpflichtet. Zwar ist es „noch zu früh, um sie zu beurteilen“, wie 96-Manager Ilja Kaenzig meint. Dennoch zeichnen sich erste Trends ab. Der Schwerpunkt der Einkäufe lag mit vier Neuen (Roman Wallner, Tranquillo Barnetta, Leandro und Ricardo Sousa) in der Offensive. Doch gerade in dem Bereich hat 96 weiter die größten Probleme – das spricht nicht für die Neuen. Die erste Einkaufs-Bilanz – lesen Sie, wer 96 weiterhilft und wer nicht.


    Enke
    Die Nummer eins


    Robert Enke ist die Nummer eins – auch unter den neuen Spielern. Der Torwart ist der einzige, der ohne Wenn und Aber als Verstärkung einzuschätzen ist. Stark auf der Linie und sicher beim Herauslaufen – Enke gibt der 96-Abwehr Rückendeckung. Der 27-Jährige hat das für ihn unglücklich verlaufene letzte Jahr abgehakt und in Hannover zu alter Stärke zurückgefunden. Enke war ja mal Kapitän bei Benfica Lissabon, ein Länderspiel hat er auch schon gemacht.
    Nach dem ersten Saisonspiel in Leverkusen wurden ihm sogar schon Fragen zu einer Rückkehr ins Nationalteam gestellt. Aber auch wenn der Bundestrainer nicht anrufen sollte – Enke dürfte 96 noch so manchen Punkt festhalten. Sogar die privaten Probleme mit seinem kranken Baby hinderten ihn nicht, professionell und gut seinen Job im Tor zu machen. Die 96-Entscheidung gegen die Weiterverpflichtung von Marc Ziegler und für Enke war richtig – darauf legen wir uns jetzt schon fest.


    Barnetta
    Das Phantom


    Das Vorbild des Schweizers ist Zinedine Zidane. So gesehen darf man wohl von Tranquillo Barnetta Großes erwarten. Doch der 19-Jährige ist für die Fans noch ein Phantom – er tauchte noch in keinem der drei Bundesliga-Spiele auf. Drei Tage vor der letzten Partie gegen Freiburg überzeugte er in der Nationalelf. Er wurde hinter den Bergen als „Entdeckung des Spiels“ gefeiert.
    Für 96 wäre es schön, wenn man ihn mal auf dem Platz entdecken könnte. „Er wird unser Flügelspiel beleben“, hofft Manager Ilja Kaenzig. Bei seinem einzigen 96-Pflichtspieleinsatz im Pokal war Barnetta schwach. Nun soll er in Bremen spielen. Im Training zeigt er gute Ansätze – mehr lässt sich nicht sagen.


    Juric
    Der Nichtspieler


    Wer einen Robert Enke als Nummer eins kauft, der will ja, dass der immer im Tor steht. Das bedeutet für Frank Juric – er wird nur dann zum Einsatz kommen, wenn sich Enke verletzen sollte. Überspitzt gesagt wünscht sich 96 also, Juric werde nie spielen. Das ist das Los eines Ersatztorwarts, der als solcher geholt wurde.
    Juric hat „in Leverkusen gelernt, die Nummer zwei zu sein“. Er macht das bei 96 mit einem Lächeln – so wünscht sich jeder Verein einen Spieler, den man zwar braucht, aber dennoch hofft, nie zu brauchen.


    Leandro
    Der brasilianische Vorbereiter


    Leandro ist der zweite Brasilianer bei 96 – aber wie beim ersten merkt man das nicht sogleich. Vinicius scheint ja auch eher ein gebürtiger Litauer zu sein. Manager Ilja Kaenzig schwärmte vor der Verpflichtung des 400 000-Euro-Stürmers Leandro: „Ein schneller und trickreicher Spieler. Nicht der Brdaric-Ersatz und kein neuer Simak – aber er bringt Qualitäten, die wir noch nicht haben.“
    Leandro kam mit einer viel versprechenden Bilanz aus Bern nach Hannover. 17 Tore und 16 Vorlagen für die Young Boys – das ist weit über dem Schnitt.
    Kaenzig lobt Leandro: „Er hat drei der vier Tore vorbereitet, das spricht für ihn.“
    Allerdings spricht ansonsten noch nicht viel für Leandro. Er ist mit 29 auch kein Talent mehr, dem man Zeit geben müsste. Dass es vorne nicht läuft, liegt auch daran, dass der Brasilianer uns noch nicht bezaubern konnte.


    Tarnat
    Der Problemlöser


    Die linke Abwehrseite war seit dem Aufstieg 2002 die größte Problemzone – die neue 96-Lösung heißt Michael Tarnat. Der frühere Bayern-Spieler wird wie gegen Leverkusen weitere Freistoß-Tore erzielen. Zudem wurde er als Führungskraft geholt. Die Mannschaft braucht Typen wie den Ex-Nationalspieler. Tarnat nimmt die Rolle auch an, Kollegen akzeptieren ihn. Er ist unumstrittener Stammspieler. Für ihn gibt es nicht mal einen Ersatzmann. Alle Positionen sind doppelt besetzt – nicht aber der Platz links hinten.
    96 hat also ganz auf Tarnat gesetzt. Das scheint eine gute Entscheidung zu sein – auch wenn der 34-Jährige nicht mehr der Schnellste ist und von ihm durchaus noch mehr kommen könnte.


    Wallner
    Der Ersatz


    Ilja Kaenzig hat schon vor dem Kauf des 450 000-Euro-Stürmers gewarnt: „Er ist einer für die zweite Reihe, den man langsam aufbauen muss.“ Nun gab Roman Wallner gegen Freiburg seinen Einstand in der Bundesliga, aber das war nichts. „Weil die Situation so ist wie sie ist, müssen Spieler ins kalte Wasser geworfen werden“, sagt der 96-Manager.
    Eigentlich sollte Wallner nur Ersatzmann für Mittelstürmer Thomas Christiansen sein. Der Spanier wiederum sollte Thomas Brdaric, den besten Torschützen der letzten Saison, im Sturmzentrum ersetzen. So war es geplant.
    Doch mit Christiansen hat Trainer Ewald Lienen so seine Probleme. So durfte sich Wallner als neuer Brdaric versuchen – doch das ist kein guter Vergleich für den Österreicher. Besser wäre, wenn sich der 22-Jährige erstmal wieder in die zweite 96-Reihe zurückzieht.


    Sousa
    Der Körperfette


    Wir halten es beim teuersten Einkauf der Saison mit dem Klubchef. Martin Kind kann Ricardo Sousa „noch nicht abschließend beurteilen“. Noch ist der für 850 000 Euro Ablöse verpflichtete Portugiese nicht der „Lotto-Sechser“, als den ihn Manager Ilja Kaenzig vorgestellt hat. Aber wir sehen Sousa auch nicht als Niete, sondern als Dreier mit Zusatzzahl in der 96-Transferlotterie.
    Er kann mit der Kugel tanzen, auch lange Pässe spielen. Trotz des Trikots mit der Nummer 10 ist er aber noch nicht der große Regisseur. Sowohl in Dortmund als auch gegen Freiburg rutschten ihm zu viele Bälle vom Fuß.
    Aber bei dem 25-Jährigen haben wir das Gefühl, dass er schon beim nächsten Spiel den ersten großen Auftritt haben könnte. „Er braucht Selbstvertrauen, wir müssen ihn aufbauen“, fordert Kaenzig. Trainer Ewald Lienen sollte also besser nicht mit der Fettzange kommen, um zu messen, ob Sousas Körperfettanteil noch immer zu hoch ist.