Schlagzeilen aus der Region

  • Das ist auch nicht überall gleich sinnvoll, Stephan.
    In der Stadt, und wenn man da auch noch arbeitet (wie ich), ist es allerdings so praktisch, dass man schon an seinem eigenen Auto hängen muss, um nicht zumindest mal in Richtung Stadtmobil zu schielen.


    Dazu kommt, dass mich z.B. der völlig überdrehte Verkehr zu Scheiße nervt, weil ich nicht vorankomme. Ich fahre aber auch sehr gerne Fahrrad, bin also prädestiniert für CarSharing und sonst Radeln.
    Vielleicht haben wir sogar bald ein cooles Lastenbike, wo ich den Rolli und den Einkauf transportieren kann (also eins von beidem, nicht beides gleichzeitig).

  • Ich will die Situation jetzt gar nicht final bewerten, was mir aber auffällt ist, dass häufig die Rede davon ist, dass die Radfahrerin den Laster blockiert hätte, eigentlich war es aber genau umgekehrt. Und auch wenn mein erster Gedanke über die Radfahrerin war "Mein Gott, wie kann man sich nur so anstellen?!", muss ich sagen, dass ich sie mittlerweile ganz gut verstehen kann.


    Wie gesagt, ich will das alles nicht bewerten, weil ich nicht weiß, wie genau die Situation vor Ort war. Gerade und gut einsehbare Straße hin oder her, vielleicht hat der Lasterfahrer sie einfach nicht wahrgenommen. Das ist natürlich dann sein Fehler, aber Herr Gott, Menschen machen nunmal Fehler. Jeder von uns, jeden Tag. Für mich entscheidend wäre dann, wie die anschließende Konversation ablief. Hat der Fahrer unverständlich reagiert, auf sein Recht des Stärkeren bestanden, die Radfahrerin beleidigt oder anderweitig despektierlich behandelt? Oder hat er stattdessen offen seinen Fehler zugegeben und freundlich darum gebeten, trotzdem durchgelassen zu werden, da der Aufwand Platz zu machen für ihn ungleich größer wäre als für sie? Hat sie initial und ohne ihn zu Wort kommen zu lassen direkt losgeschimpft und sich im Ton vergriffen? Oder hat sie einfach - wenn auch angepisst - zunächst den Fahrer nur darauf aufmerksam zu machen versucht, dass es sich um eine Fahrradstraße handelt und sie hier nun einmal Vorfahrt hätte und der Fahrer hat darauf gleichgültig reagiert?


    Mir persönlich wäre aus Sicht der Radfahrerin meine Lebenszeit wahrscheinlich zu schade gewesen und ich hätte mir je nach Laune ein mehrminütiges Wortgefecht mit anschließender Notiz von Firmenname und Kennzeichen gegönnt und wäre dann weiter gefahren. Ebenso hätte ich aus Sicht des LKW-Fahrers wahrscheinlich irgendwann den Rückwärtsgang eingelegt und sie einfach passieren lassen, denn unterm Strich - ich wiederhole mich - ist es immer noch der LKW gewesen, der den Weg blockiert, nicht das Fahrrad. Dann die Polizei zu rufen, obwohl ich derjenige war, der ursächlich etwas falsch gemacht hat, ist mehr als dickfällig. Eigentlich schon dreist. Oder dämlich. Oder beides.


    Das Verhalten der Radfahrerin mag militant erscheinen und vielleicht hat sie wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank, ich kenne sie ja schließlich nicht, um das beurteilen zu könne. Den Faden (oder wie auch immer man das bei Twittter nennt) unter ihrem Tweet ist für mich Fremdschämen pur. Aber: Wir alle wissen nicht und können es nur erahnen, was sie als Radfahrerin täglich erlebt. Irgendwann ist das Maß mal voll. Dann mag eine Situation isoliert betrachtet lächerlich erscheinen, aber wenn sie wieder und wieder und wieder trotz Vorfahrt den Weg frei machen soll und es auch mürrisch macht und sie vielleicht auf ihrer Tour an dem Tag schon dreimal beinahe über den Haufen gefahren wurde, kann ich schon verstehen, wenn ihr dann irgendwann mal der Arsch platzt.


    Ich erlebe aus anderer Perspektive selbst täglich, was für unfassbare Dullies sich auf den Straßen tummeln (und ob PKW- oder LKW-Fahrer, Radfahrer, Fußgänger - sie nehmen sich alle nichts) und mir werden meine Handzeichen und sonstigen verbalen Äußerungen irgendwann mal mächtigen, mitunter strafrechtlichen Ärger einbringen oder mich gar den Job kosten. Wahrscheinlich werden dann auch Leute sagen "Mein Gott, wie kann man nur so die Beherrschung verlieren?!", aber dabei vollkommen außer acht lassen, dass es die Masse an Ignoranz und purer Dreistigkeit ist, die sich innerlich irgendwann aufstaut und einem zur Weißglut treibt.


    EDIT: Zum Schluss darf natürlich meine Polemik nicht fehlen: Der Markt regelt das mit dem Stadtverkehr irgendwann schon, wir müssen nur Geduld haben.

    Einmal editiert, zuletzt von SHG-Chris ()

    • Offizieller Beitrag

    Das ist auch nicht überall gleich sinnvoll, Stephan.


    Keine Frage! :)


    Fiskalpolitische Maßnahmen zur Steuerung und Eindämmung des überbordenden Verkehrs in Großstädten treffen blöderweise aber dennoch alle. ;)
    Na im Ernst: Innerhalb einer Stadt wie Hannover Stadtbahn statt Auto zu fahren ist schon eher klug. Auch wenn es oft nervt.


    Oder/und eben Fahrrad. Zum Lastenrad: Cool!


    Chris: Ich kann die Radfahrerin auch total verstehen. Mein Kopf sagt "Hedemann hat vollkommen recht". Aber der Bauch sagt "Tschjakka!"

  • Es stand in der Zeitung, vermutlich nicht nur hier wird darüber diskutiert. Vielleicht erhöht sie damit das Problembewußtsein bei den Autofahrern, die den Sinn einer Fahrradstraße noch nicht verstanden haben. Damit hätte sie mehr erreicht, als wenn brav ausgewichen wäre.

  • Ich denke, dass Chris - mal wieder - sehr viel Wahres sagt.


    Ich glaube, dass ich als Radfahrer ausgewichen wäre. Schließlich ist es für mich nun mal tatsächlich einfacher als für den Autofahrer. Ich glaube aber auch, dass ich das sehr viel weniger angepisst täte, wenn ich den Eindruck hätte, dass Autofahrer grundsätzlich Fahrradstraßen respektieren und es sich nur um einen ausnahmsweise begangenen Fehler handelte, der schließlich jedem mal passieren kann. Gleichzeitig weiß ich als überzeugter Gegner von Kollektivstrafen natürlich, dass es auch dann, wenn mich vorher 1896 andere Autofahrer in Fahrradstraßen widerrechtlich und rücksichtslos behindert oder gar gefährdet haben, grundfalsch ist, dies dem 1896+1. Autofahrer, der ja vielleicht wirklich ansonsten rücksichtsvoll fährt und dem hier ausnahmsweise ein Fehler unterlaufen ist, anzulasten.


    Ich frage mich auch, wieviele Verkehrsteilnehmer wirklich über die volle Bedeutung einer Fahrradstraße, in der auch Autos geduldet sind, Bescheid wissen. Dass es eben nicht damit getan ist, auf Radfahrer etwas mehr Rücksicht als es sonst auch schon üblich sein sollte zu nehmen, sondern dass jegliche Gefährdungen oder Behinderungen des Radverkehrs verboten sind. Und auch wenn jeder Verkehrsteilnehmer - und erst recht der Benutzer eines so gefährlichen Mittels wie dem Auto - die Pflicht hat, sich entsprechend zu informieren, wäre ein kleines bisschen mehr Information bei der Einführung der Fahrradstraßen vielleicht doch ganz sinnvoll gewesen. Letztendlich ist aber auch das absolute Gefährdungs- und Behinderungsverbot an sich nicht unproblematisch. Angenommen, zwei Radfahrer zuckeln - völlig legal - mit 10 km/h nebeneinander durch die Fahrradstraße. Autos sollen in dieser geduldet sein. Ein Autofahrer zuckelt hinter den beiden Radfahrern her, da er sie nicht ohne sie zu gefährden, überholen kann. Er verhält sich also genau richtig. Jetzt hänge ich aber wiederum hinter dem Auto fest, welches ich ebenfalls nicht ohne Risiko überholen könnte, die beiden Radfahrer vorne aber schon. Dann behindert mich das Auto, aber ich kann dies dem Fahrer kaum zum Vorwurf machen.


    Vorab zum Weiteren: Ich erkenne an, dass das Auto für manche tatsächlich eine enorme Erleichterung und Mobilitätssteigerung bedeutet. Und auch wenn der berüchtigte Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" von der Autolobby pervertiert wurde, das Auto ist insoweit auch ein Faktor persönlicher Freiheit, als es ermöglicht, auch weitere Strecken zurückzulegen, ohne unmittelbar von Dritten abhängig zu sein. Ebenfalls ist es nun mal so, dass ich nie gerne Auto gefahren bin (wäre vielleicht anders, wenn die ganzen anderen Verkehrsteilnehmer nicht wären...), und es ist immer besonders leicht, Dinge zu verdammen, die einem selber so gar keinen Spaß machen. Schließlich ist es zugegebenermaßen natürlich auch nicht so, dass ich mich nie mal von jemandem mitnehmen lasse oder anderweitig davon profitiere, dass es Autos gibt. Aber es ist so, dass ich viele Begründungen, warum jemand das Auto nutzt, angesichts der damit einhergehenden massiven Belästigungen, Gefährdungen und Einschränkungen für andere, nicht wirklich überzeugend finde. Ich selber habe auch schon in sehr ländlichen Gegenden gelebt und bin dort ohne Auto ausgekommen. Ja, auch da gibt es Unterschiede z.B. den ÖPNV betreffend und Verallgemeinerungen sind immer fragwürdig. Aber wer für sich in Anspruch nimmt, für ihn sei das Auto alternativlos, der sollte schon kritisch hinterfragen, ob Alternativen wirklich fehlend oder unzumutbar sind und auch, inwieweit er denn diese Alternativlosigkeit z.B. durch seine Wohnortwahl weitab vom Arbeitsplatz selbst verschuldet hat. Und auch da gilt natürlich anderseits, es kann sehr gute Gründe für eine solche Wahl geben, die diese dann eben doch wieder rechtfertigen.


    Ach, letztlich bin ich gewiss auch kein besserer Mensch als die Autofahrer und hab dafür meine anderen Laster (nein, nicht im Sinne von Lastwagen). ;)


  • und mir werden meine Handzeichen und sonstigen verbalen Äußerungen irgendwann mal mächtigen, mitunter strafrechtlichen Ärger einbringen oder mich gar den Job kosten. Wahrscheinlich werden dann auch Leute sagen "Mein Gott, wie kann man nur so die Beherrschung verlieren?!", aber dabei vollkommen außer acht lassen, dass es die Masse an Ignoranz und purer Dreistigkeit ist, die sich innerlich irgendwann aufstaut und einem zur Weißglut treibt.


    EDIT: Zum Schluss darf natürlich meine Polemik nicht fehlen: Der Markt regelt das mit dem Stadtverkehr irgendwann schon, wir müssen nur Geduld haben.


    +1


    Same here, aber mittlerweile versuche ich meine erste Reaktion auf "Fehlverhalten" anderer Verkehrsteilnehmer nur in meinem Kopf zu vollziehen bzw. durchzuspielen, Folge:
    ich komme als notorischer Radfahrer viel öfter ans Ziel ohne mich zwischendurch schwarz zu ärgern und diesen Ärger auch noch stunden- manchmal tagelang mit mir rum zuschleppen.


    ;)

  • Ich kann mein Auto nicht abschaffen. Hier fährt nur zwei mal am Tag ein Bus.
    Und Carsharing ist, wenn Walters Ältester sich heimlich den Trecker für ne Spritztour moppst.


    :D


    Dafür fahre ich Smart. Da gibt es aber mehr Spott für, als wie wenn ich SUV führe. ;)


    Na, sei Dir gewiss, dass ich Dich dafür feiere. Und meinen Spott und auch meine Verachtung spare ich für die SUV Deppen auf.

  • Meiner Meinung nach sollte eher das Problembewusstsein bei den Stadtplanern erhöht werden. Auf Anhieb fällt mir nichts ein, was sich in Hannover im Sinne der Radfahrer seit den Neunzigern verbessert hat.


    Im Gegenzug nerven aber diverse Veränderungen, die sich sehr negativ auf das Vorwärtskommen mit dem Fahrrad ausgewirkt haben. Das geht von Bettelampeln an Rechtsabbiegerspuren über für Radfahrer miese Ampelschaltungen und schlecht zugängliche Ampeltaster bis zu besagten Fahrradstraßen, die in Hannover keinen nennenswerten Nutzen haben.


    Ich frage mich in letzter Zeit immer häufiger, ob da Radfahrerhasser am Werk sind, die Radler einfach gängeln wollen oder ob das bloß Ignoranz ist. Richtig Spaß macht mir das Radfahren in Hannover mittlerweile nur noch an Leine/Ihme/Kanälen. Selbst in der Eilenriede soll ich jetzt bei der Überquerung einer Brücke vom Rad absteigen.

  • Also Respekt vor dem Lasterfahrer, dass er 40min so ruhig bleiben konnte, ich weiß nicht, ob ich das so geschafft hätte. :lookaround:
    Ich sehe jetzt nicht, dass es in der Kleefelder Str. keine kleineren Lücken (z.B. durch die Garageneinfahrten) gegeben hätte, in der die Radfahrerin hätte ausweichen können ohne großartig absteigen zu müssen. Es ist doch logisch, dass in so einer Situation der kleinere, wendigere Verkehrsgegner zuerst versucht, die Situation zu lösen, auch wenn er (sie) sich im Recht sieht.

  • Na ja, ich kenne das ja selbst aus der Perspektive als Radler, wenn ich "falsch herum" durch Einbahnstraßen fahre (wo es mit Extraschild für Radler erlaubt ist) aber der Fahrstreifen eben eng ist. Wenn der Autofahrer mitdenkt und sein Tempo anpasst, kann man sich genau an so einer Stelle treffen, ohne dass ich als Radfahrer überhaupt bremsen müsste.

  • Es ist doch logisch, dass in so einer Situation der kleinere, wendigere Verkehrsgegner zuerst versucht, die Situation zu lösen, auch wenn er (sie) sich im Recht sieht.


    Jepp. Das ist exakt die Einstellung, die die Wahrnehmung des eigenen Fehlverhaltens gen Null treibt. Fussgänger, Fussgänger mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, Alte mit Rollator und Radfahrer sowieso, alle sind kleiner und wendiger als ein Auto.
    Also alle diese Verkehrsteilnehmer sollten versuchen, eine Situation zu lösen, die sie selbst nicht verursacht haben und dabei möglichst den Verursacher nicht weiter damit zu belästigen.
    Gute Güte.

  • Es ist doch logisch, dass in so einer Situation der kleinere, wendigere Verkehrsgegner zuerst versucht, die Situation zu lösen, auch wenn er (sie) sich im Recht sieht.

    In dem konkreten Fall sah die Frau sich nicht nur im Recht, sondern sie war es auch. Dass man dennoch auch pragmatischer reagieren könnte (aber nicht unbedingt muss), ist natürlich eine ganz andere Frage.


  • Jepp. Das ist exakt die Einstellung, die die Wahrnehmung des eigenen Fehlverhaltens gen Null treibt. Fussgänger, Fussgänger mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer, Alte mit Rollator und Radfahrer sowieso, alle sind kleiner und wendiger als ein Auto.
    Also alle diese Verkehrsteilnehmer sollten versuchen, eine Situation zu lösen, die sie selbst nicht verursacht haben und dabei möglichst den Verursacher nicht weiter damit zu belästigen.
    Gute Güte.


    Nein, das ist das, was ich als Segler als selbstverständlich ansehe - der Megabruttoregisterfrachter hat ob seiner eingeschränkten Manövrierfähigkeit natürlich immer Vorfahrt vor mir "wendigem" Kleinsegler.


    Manchmal wünsche ich mir eben dieses Verständnis für den anderen Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr. Und das wechselseitig. Toleranz im Straßenverkehr ist keine EInbahnstraße. Da darf auch der Fußgänger und Radfahrer mal den Versuch wagen... ;)

    Einmal editiert, zuletzt von WILL(y) ()

  • Als Segler solltest du aber wissen, das motorbetriebene Schiffe, egal welcher Größe, gemäß der Kollisionsverhütungsregeln gegenüber Segelbooten ausweichpflichtig sind. :besserwisser:
    Natürlich läuft es in der Praxis aus Selbstschutzgründen meist anders herum.
    Grundsätzlich hat jedoch das unmotorisierte Schiff Vorrang.

  • Will(y)


    Mir geht es um Regelverstösse. Die werden nach meinen Erfahrungen immer dreister. Parken auf dem Fuß-/Radweg, weil "ich habe keinen Parkplatz gefunden und ziehe doch gerade um und kann die Kisten nicht so weit tragen", so das Fussgänger und Radfahrer auf die Straße ausweichen müssen.
    Oder in einer schmalen Seitenstrasse den SUV quer über die Strasse parken, um die Einkäufe auf kurzem Wege in die Wohnung tragen zu können.
    Ausscheren aus dem stehenden Verkehr um über dem Rad-/Fußweg die im Stau stehenden Autos zu überholen.
    Einmal die Woche ist so ein Klops dabei.
    Mal abgesehen von den alltäglichen Ärgernissen.
    Auf einem Fahrradstreifen kommst du hier keine 100 m weit, ohne daß du einem parkenden Auto ausweichen musst.


    Dahinter steckt die grundsätzliche Haltung des "Autos first", danach kann sich der Rest einsortieren.