Wettbetrug im Fußball

Zitat

Originally posted by Red Storm
Vor allem weil es ein Spieler mit einem Gehalt von Bayern München nun erst recht nicht nötig hat.

Aber das ist doch genau das Perverse. Es wurde bislang nicht dementiert, dass er gewettet hat. Und warum sollte ein Bayern-Spieler hohe Summen auf Spiele wetten? Da hängt dann auch gleich der Gedanke dran, dass die mit ziemlicher Sicherheit ihr Geld besser anlegen können, als mit Wetten, es sei denn... natürlich...

Ich hab' das auch schon vor einem Jahr nicht verstanden, dass Schiedsrichter offensichtlich wetten dürfen, und es auch tun. Das ist bei Spielern nicht anders, die sollten meiner Meinung nach nicht auf Spiele "in ihrer Nähe" (Spielklasse) wetten dürfen, und wenn überhaupt, dann nur begrenzt.

Dass hier nie bestimmt nichts bewiesen werden wird, darauf kann man wetten. Was nicht heißt, dass nichts dran ist, und was nicht heißt, dass ich es in Ordnung finde, dass diese Verflechtung von Schiris und Spielern mit Wetten nicht thematisiert wird.

EDIT: Nicht dementiert wurde bislang, dass Schweinsteiger gewettet hat.

Zitat

Original von ExilRoter
EDIT: Nicht dementiert wurde bislang, dass Schweinsteiger gewettet hat.

Doch, genau das wurde direkt in der ersten Stellungnahme ausdrücklich dementiert. Da hieß es, daß Schweinsteiger noch nie in seinem Leben auf ein Fußballspiel gewettet habe.

Zitat

Schweinsteiger habe dem FC Bayern erklärt, er "habe nie in seinem Leben auch nur einen Euro auf ein Spiel gesetzt".

Quelle

Und ja, natürlich kannst Du jetzt antworten, daß er dann eben in Schweizer Franken gewettet habe...

Edit:

Zitat

Original von ExilRoter
Und warum sollte ein Bayern-Spieler hohe Summen auf Spiele wetten? Da hängt dann auch gleich der Gedanke dran, dass die mit ziemlicher Sicherheit ihr Geld besser anlegen können, als mit Wetten, es sei denn... natürlich...

Grundsätzlich könnte man zum Beispiel auf irgendwas wetten, weil es einfach Spaß macht und es auf den Einsatz bei dem Einkommen ja sowieso nicht ankommt. So wie ja auch die Spieler des FC Chelsea gerade über 700.000 Euro beim Pferderennen verwettet haben. Man kann Geld auch besser als in schnelle Autos oder reichlich Alkohol anlegen, tun aber trotzdem genug Otto-Normalbürger.

wie wird eigentlich der zeitgleiche rücktritt des herrn auer und die einbeziehung von zwei 60ern in den wettskandal bewertet.
normal glaube ich ja nicht an solche zufälle, zumal herr auer seine gesundheitsbeschwerden durchaus hätte auskurieren und die geschäfte einem vertreter überlassen können.
in so einer brisanten situation verläßt eigentlich kein chef das sinkende schiff!

Konstuir doch mal deine Märchenstunde
Der ist schon vor erscheinen des Artikels ins KH eingeliefert worden.

Hat er es also als erster gewusst.

Zitat

Original von MurphysDr
Der ist schon vor erscheinen des Artikels ins KH eingeliefert worden.

ich frage auch nach dem rücktritt und nicht nach seinem bluthochdruck!

Zitat

Dr. Willi Widenmayer: „Herr Auer leidet an einer akuten Dekompensation des Bluthochdrucks, Stoffwechsels und der Herzkreislauffunktion. Eine weitere Belastung in diesem Ausmaß würde eine erhebliche Gefährdung der Gesundheit bedeuten.“

Auer befindet sich seit Donnerstag, 9. März 2006, zu diagnostischen Untersuchungen im Krankenhaus. Dabei stellte sich heraus, dass sofortige, umfangreiche und länger anhaltende Reha- und Therapiemaßnahmen erforderlich seien.

also zufall, oder wie?

nein. er hat vor kurzem aus frust gegen einen mülleimer im vip-bereich getreten und versucht sich auf diese art den knüppeln zu entziehen.

Gut, dann habe ich das Dementi, dass er jemals auf Fußball gewettet hätte, nicht mitbekommen, und verzichte hiermit darauf, ihn an die Wand zu stellen oder lebenslang einzusperren. (Vorausgesetzt das stimmt.)

Zitat

Grundsätzlich könnte man zum Beispiel auf irgendwas wetten, weil es einfach Spaß macht und es auf den Einsatz bei dem Einkommen ja sowieso nicht ankommt. So wie ja auch die Spieler des FC Chelsea gerade über 700.000 Euro beim Pferderennen verwettet haben. Man kann Geld auch besser als in schnelle Autos oder reichlich Alkohol anlegen, tun aber trotzdem genug Otto-Normalbürger.

Ja. Von mir aus können sie ja auch Wetten, wie sie wollen. Auf Sportangel, Schach oder Wetthäkeln. Aber nicht auf sich selber oder Mannschaften, gegen die sie spielen, oder Leute, die sie gut kennen. Nenn mich altmodisch, aber ich halte das für eine schlechte Konstellation, die tendenziell verführt und die meinem Empfinden nach unmoralisch ist.

Zitat

Original von ExilRoter
Ja. Von mir aus können sie ja auch Wetten, wie sie wollen. Auf Sportangel, Schach oder Wetthäkeln. Aber nicht auf sich selber oder Mannschaften, gegen die sie spielen, oder Leute, die sie gut kennen. Nenn mich altmodisch, aber ich halte das für eine schlechte Konstellation, die tendenziell verführt und die meinem Empfinden nach unmoralisch ist.

Sehe ich auch so, könnte sogar gern verboten werden. Nur Dein Beitrag

Zitat

Da hängt dann auch gleich der Gedanke dran, dass die mit ziemlicher Sicherheit ihr Geld besser anlegen können, als mit Wetten, es sei denn... natürlich...

handelt ja vom Wetten allgemein. Wobei ich auch genug Argumente für saubere Fußballwetten durch Fußballer (Fachwissen) und Wetten speziell auf den FC Bayern (Erfolgsgarantie) finden würde.

Nein, es handelt von Geld anlegen bzw. Umgang mit Geld. Dass man rein zum Vergnügen wettet, wollte ich niemand abspenstig machen, aber auf Vergnügen kann man dann im eingeschränkten Maßstab verzichten, wenn man den Eindruck von auch nur "Insider-Geschäften" vermeiden will. Dass sie ihr Fachwissen beim Fußball nicht nutzen können, ist ja hauptsächlich dann ein Verlust, wenn man das Wetten von der finananziellen Seite betrachtet.

Aber ich denke, wir sind uns in der Sache weitgehend einig, wenn auch nicht in der Drastizität. Mein Anliegen war in jedem Fall, mal unabhängig vom Manipulationsvorwurf darauf hinzuweisen, dass es IMHO nicht okay ist, wenn Spieler und Schiedsrichter auf Fußball wetten.

Von mir aus können sie auf alles setzen, was sie wollen, abgesehen von ihrer eigenen Liga. Wenn ein Erstligaspieler auf Spiele in der Zweiten Liga, Bezirksliga Hannover Nord oder im Ausland setzen will, dann soll er das gerne tun. Seine Sache und sein Geld. Das sollte man irgendwo verbindlich festschreiben (Ehrenkodex reicht einfach nicht) und Punkt. Für Schiedsrichter gilt das Gleiche; da sie außerdem in mehreren Ligen pfeifen, sollten sie meiner Meinung nach nur in Ligen wetten dürfen, die über ihrer eigenen stehen.

Dennoch wäre es intelligenter, als Spieler/Schiedsrichter überhaupt nicht auf Fußballergebnisse zu setzen, um sich gar nicht erst irgend eines Verdachtes auszusetzen.

Im Übrigen halte ich die Vorgehensweise der "TZ" mittlerweile (und v.a. nach Lesen der mMn argumentativ sehr dünnen Rechtfertigung der "TZ") für höchst zweifelhaft. Worin besteht der Sinn, Namen zu veröffentlichen, wenn nicht mal im Ansatz ein Verdacht besteht? Doch wohl nur in Sensationsgeilheit. Interesse an einer Aufklärung bzw. an der zweifellos vorhandenen Kontrollfunktion der Medien in der Gesellschaft scheidet jedenfalls aus.

Denn gute Journalisten würden erstmal ohne Meldung weiterrecherchieren, bis sie was Konkretes haben oder sich das Ganze als Niete herausstellt. Im ersten Fall erst dann Veröffentlichung, im zweiten Fall ab in die Tonne mit der Sache. Schlechte Journalisten hingegen veröffentlichen Namen, sobald sie sie haben und die entfernteste Möglichkeit besteht, dass sie was mit der Sache zu tun haben. Wäre ja auch blöd, wenn sich bereits investierte Arbeit und Gelder am Ende als nutzlos herausstellen würden. Da die Wahrscheinlichkeit in diesem Stadium aber extrem hoch ist, dass die Spieler tatsächlich unschuldig sind, halte ich es sogar für mindestens grob fahrlässig im Hinblick auf eine Rufschädigung. Denn es bleibt immer irgend etwas hängen. Daher kann ich den Ärger des FC Bayern und der betroffenen Spieler zum jetzigen Zeitpunkt auch gut verstehen.

Zitat

Original von RenHoek96
Mich kotzt das Verhalten von den DFB-Pfeifen und den Bayern-Wixx0rn auch derbe an, Hoeneß macht einen auf dicke Hose und den Wohltätigkeitsvereinen schon Hoffnung auf Millionen, aber klar is, dass da was im Busch is, was is wenn demnächst rauskommt, dass Schweinbesteiger doch verwickelt is, dann wär Hoeneß endgültig am Arsch, oh wär das geil

Und damit hat die TZ genau das erreicht was sie wollen. Ohne kleinsten vedacht seitens der justiz muss sich ein Spieler auf einmal verteidigen.

Mag die Bayern ja auch nicht, aber in diesem Fall finde ich die Reaktion voll in Ordnung. Solchen Berichterstattungen muss entgegengegangen werden.

Hoeneß hat auch bereits gesagt, das evtl. vor Gericht erstrittenes Geld gespendet werden soll, aber hauptsache auf Bayern draufhauen.

Ich denke mal die "Tz" hat russisches Roullete gespielt.
Die hatten da eine Info bekommen die, wenn sie wahr ist, für einen hammer Skandal sorgen würde.
Jetzt ist die Frage: Bringen wir das jetzt ohne vorher nochmal gründlich alles abzuklopfen? oder vorher nochmal genau nachhorchen?
Aber dann könnte ja jemand anderes uns zuvor kommen.
Also riskieren wir es jetzt mal einfach und bringen das.

Ich könnte mir gut vorstellen das so in etwa der Gedankengang war bei den leuten von der "tz".
Tja leider scheint es zum jetztigen Zeitpunkt so als wäre das ganze aber mal gründlich nach hinten losgegangen.
Selber Schuld kann man da nur sagen.

Für die betroffenen Spieler tut es mir wirklich leid. Ich denke eine persönliche Entschuldigung der Journalisten und der Zeitung wäre das mindeste. Vorrausgesetzt natürlich es war wirklich alles nur eine Ente. Aber wie gesagt, zum jetztigen Zeitpunkt gehe ich davon aus.

Aber man sollte sich echt mal Gedanken darüber machen wie das im Profifussball weitergehen soll.
Überall wo man hinschaut "Betandwin", "wetten.de" usw. usw.
Bei Premiere, I-Net, Zeitungen, Dsf, ÜBERALL!

Ob das so förderlich ist für einen "sauberen Fussball" stelle ich auch mal in Frage...

Zitat

Original von IlStajner96
Hoeneß hat auch bereits gesagt, das evtl. vor Gericht erstrittenes Geld gespendet werden soll, aber hauptsache auf Bayern draufhauen.

Vielleicht für die Opfer des vom FC Bayern beworbenen Mittels "Bolzplatz in Kapseln": http://www.tagesschau.de/aktue…gen/0,,OID5313378,00.html

Zitat

Stecken chinesische Triaden hinter der jüngsten Affäre um Wettbetrug? (Spiegel Druckausgabe 12/06)

Die Spur des jüngsten Wettskandals führt ins Zockermilieu: Wollten Triaden in der Pfalz ein illegales Glücksspiel-Netz aufbauen?

Das Ereignis war den Lokalzeitungen nur ein paar Zeilen wert: "Mehrere zehntausend Euro Schaden bei Gaststättenbrand" hatte am 7. Juli des Vorjahres die Deutsche Presse-Agentur gemeldet. Keine große Sache, nicht einmal für die beschauliche Kurstadt Bad Dürkheim. Die Täter, offensichtlich Profis, hatten in jener Nacht die Türen des frisch- eröffneten Wasserpfeifen-Cafés "Oriental Sayed" geknackt und an mehreren Stellen gleichzeitig Feuer gelegt.

Warum die Spelunke zum Ziel eines Brandanschlags wurde, blieb rätselhaft - auch wenn das Lokal, das zuvor Bistro Croupier geheißen hatte, einen zweifelhaften Ruf genoss: Vis-à-vis der staatlichen Spielbank gelegen, galt es unter Zockern als diskretes Etablissement, in dem zu später Stunde gewisse "Herren in Schwarz" nach Casino-Schluss noch mal das Glück herausfordern.

Auch als die Asche des Ladens abgekühlt war, hielt die Pechsträhne seines Geschäftsführers an: Sayed G., 23, wurde auf offener Straße mit einer Pistole bedroht, dann sprachen drei muskulöse Männer nachts an seiner Wohnungstür vor und zertrümmerten, offenbar zur Bekräftigung ihres Anliegens, die Heckscheibe von G.s grünem Mercedes CLK mit einem Baseballschläger.

Erneut aktenkundig wurde das aufregende Leben des G., der von Freunden gern als "kleiner Bruce Lee" bezeichnet wird, im September. Aus einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen ausländischen Gruppierungen in Ludwigshafen ging der Libanese mit einem Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung heraus.

Ein halbes Jahr später fügen sich all die Begebenheiten um G. zu einem Puzzle, aus dem die Beamten des Landeskriminalamts Wiesbaden mit höchstem Druck ein klares Bild machen wollen. Denn es geht, 14 Monate nach der Enttarnung des korrupten Schiedsrichters Robert Hoyzer und 12 Wochen vor dem Beginn der Weltmeisterschaft, um die Glaubwürdigkeit und das Ansehen des deutschen Fußballs.

Sind es Wichtigtuer, die sich bei der Redaktion des ARD-Magazins "Plusminus" melden und anonym über Profis - darunter einen deutschen Nationalspieler - raunen, die in illegale Wettgeschäfte verwickelt seien? Oder befindet sich, unter der glänzenden Oberfläche des prosperierenden Unternehmens Bundesliga, tatsächlich ein Sumpf aus Lug, Trug und Schiebung?

Die wilden Spekulationen um Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger lenkten den Blick ab vom eigentlichen Schauplatz der Affäre: dem wenig glamourösen Milieu der Regionalliga. Der wahre Wettskandal, dokumentiert in drei schlichten Leitz-Ordnern der Frankfurter Staatsanwaltschaft, war bis Freitag voriger Woche eine Geschichte ohne große Namen, ohne Star-Appeal und das Reizwort Nationalspieler. Statt in Münchner Discotheken führt die Spur des Kriminalstücks in eine knallharte Zockerszene mit skrupellosen internationalen Akteuren.

Sayed G., der Mann mit der auffälligen Kopfnarbe, zählt nach den Ermittlungen der Kripo zu jener Schattenwelt des Profisports, die sich in anderen Ländern schon lange etabliert hat. Seit vorvergangener Woche sitzt der Libanese, in Beirut geboren, in Deutschland aufgewachsen, in Untersuchungshaft. Fahnder der Abteilung Organisierte Kriminalität des hessischen LKA hatten ihn im Hinterzimmer des Bad Dürkheimer Side Kebap Hauses, wo er gerade eifrig telefonierte, festgenommen. Seit geraumer Zeit war Sayed G., der keine Arbeitserlaubnis besitzt, bei örtlichen Maklern auf der Suche nach einer repräsentativen Eigentumswohnung, für die er rund 100 000 Euro anzulegen gedachte.

Am selben Tag gingen drei weitere mutmaßliche Mitglieder der Pfälzer Gang ins Netz: Ein Spezialeinsatzkommando in Mannheim nahm vor der Pizzeria Augusta den serbischen Spielerberater Dragan A., 42, sowie einen Asiaten fest, der sich mit einem malaysischen Pass als William Bee Wah L. auswies und mehrere Identitäten verwendet haben soll. Der Geschäftsmann residierte in Bad Dürkheim unweit eines Chinarestaurants mit dem programmatischen Namen Xin Ya - zu Deutsch "Neue Freunde".

Michael S. schließlich, der aus Polen stammende Fahrer des mysteriösen Asiaten, wurde gestellt, als er einem verdeckten Ermittler in Carlsberg einen alten Mercedes 190 verkaufen wollte.

Es riecht nach Mafia in der Pfalz - und die Ermittler überprüfen die Hypothese, wonach Triaden womöglich in den illegalen deutschen Wettmarkt drängen wollten und dort auf den Widerstand der bisherigen Herrscher aus Südosteuropa trafen - ein Globalisierungskampf um die Kontrolle des illegalen Glücksspiels sozusagen, wobei ein Syndikat das andere feindlich zu übernehmen suchte.

Sollte sich dieser Verdacht erhärten, ist die Polizei wohl keinen Tag zu spät gekommen: Die Gruppe um William L., der sich "Mike" nennt, sei gerade dabei gewesen, so glauben Fahnder, ein Netz aus illegalen Wettbüros aufzuziehen. Aus diesem Grund hätten die Beschuldigten Wohnungen und Gaststätten zur Tarnung gesucht, dazu Chinarestaurants, die für das Waschen der Einnahmen hilfreich gewesen wären.

Denn keine drei Wochen nachdem in Bad Dürkheim das Café von Sayed G. abgebrannt war, übernahm "Mikes" Chauffeur S. in Mainz das Restaurant China-Town, das sich in der Nachbarschaft einer chinesischen Sportvermarktungsagentur befindet und nach Ansicht der Ermittler zu einem neuen Wettlokal der Gruppierung ausgebaut werden sollte.

Wenig später soll "Mike" auch den serbischen Ex-Fußballer Dragan A. erstmals getroffen haben. Dieser erklärt, dass man schnell auf das Thema Fußball gekommen sei und dass er fortan, gemeinsam mit Freunden, hohe Sportwetten bei "Mike" platziert habe. Dabei habe er besonders geschätzt, dass es bei dem asiatischen Buchmacher kaum Limits gab und dass ihm auf Wochen Kredit gewährt wurde - für Wetteinsätze bis zu 10 000 Euro. Dragan A. räumt inzwischen ein, zahlreiche Fußball-Kollegen um Tipps gebeten zu haben, bestreitet jedoch, jemals Bestechungsgelder angeboten oder gar gezahlt zu haben.

Sicher scheint indes, dass die Bande nicht nur Wetten vermitteln, sondern auch selbst mit Gewinngarantie zocken wollte. Dazu braucht es weder begnadete Kicker noch bedeutende Spiele, sondern vor allem attraktive Quoten und die Aussicht, einen Fußballer als Komplizen gewinnen zu können. Das belegt die Auswahl der Personen, die von der Gruppe um "Mike" angesprochen wurden: In Eschborn machten sie sich an den Senegalesen Ousseynou Dione heran, in Kaiserslautern war es der Kongolese Dominick Kumbela, in Karlsruhe waren es der gebürtige Südafrikaner Sean Dundee sowie der Albaner Edmond Kapllani und in Stuttgart zwei Spieler aus Schwarzafrika.

Die Spur zum Trainingsgelände der Stuttgarter Kicker ist noch besonders frisch. Ende Februar wurden Bashiru Gambo, 27, und Emmanuel Akwuegbu, 27, von Mitspielern darauf aufmerksam gemacht, dass jemand auf dem Parkplatz in einem silbernen Mercedes auf sie warte. Die beiden Spieler klopften nach dem Training gerade den Dreck aus ihren Stollen, und Gambo witzelte: "Vielleicht will der uns ja zum AC Mailand bringen."

Der Fremde, laut Gambo ein großer, muskulöser Mann mit jugoslawischem Akzent, bat die beiden in ein Café in Degerloch, man fuhr in getrennten Autos dorthin. Der Ghanaer Gambo, der 1996 aus Kumasi zu Borussia Dortmund gekommen war, lehnte eine Einladung zum Mittagessen ab - donnerstags fastet der praktizierende Muslim. Dann kam der Unbekannte, der sich als "Ali" vorstellte, zur Sache: "Gutes Geld" sei zu verdienen, 5000, sogar 15 000 Euro, wenn die Kicker am folgenden Samstag gegen den VfR Aalen für ein Unentschieden oder gar eine Niederlage der eigenen Mannschaft sorgen würden. Die beiden lehnten ab, staunten jedoch über eine Liste mit Telefonnummern von etwa 40 Spielern, wohl überwiegend aus der Regionalliga Süd, die "Ali" bei sich führte.

Mehrfach wurde Gambo am selben Abend noch angerufen, von dem Fremden gefragt, ob er es sich nicht noch mal überlegen wolle. Doch der Ghanaer hielt stand, informierte am nächsten Tag seinen Trainer und gab seine Begegnung mit dem Anwerber am 28. Februar beim DFB in Frankfurt zu Protokoll.

In dieser Woche sollen die vier Beschuldigten erstmals vernommen werden. Zur Sprache kommen dürfte auch jene Woche im März 2004, als der mutmaßliche Bandenchef "Mike" in der Dürkheimer Spielbank an drei Tagen beim Roulette 350 000 Euro gewonnen haben soll.

Die Croupiers erinnern sich noch gut an den Asiaten, der sie an seiner Glückssträhne teilhaben ließ. Sie kassierten das höchste Trinkgeld in der Geschichte des Casinos.

SVEN RÖBEL, ALFRED WEINZIERL

Alles anzeigen

Zitat

Stellvertretende Chefredakteur und Sportchef Gerald Selch übernimmt Verantwortung - 23.03.2006 21:19

Personelle Konsequenzen bei der "tz"

Die Berichterstattung der Münchner Tageszeitung "tz" über den Fußball-Wettskandal hat nun neben einem neuerlichen Widerruf auch personelle Konsequenzen. Der stellvertrende Chefredakteur und Sportchef Gerald Selch ist im gegenseitigen Einvernehmen aus der Redaktion ausgeschieden.

"Wir widerrufen die diesbezügliche Berichterstattung, die wir zutiefst bedauern, und entschuldigen uns bei allen Betroffenen ausdrücklich", heißt es in der am Donnerstagabend vorliegenden Freitag-Ausgabe. Bereits in der Montag-Ausgabe hatte die "tz" Behauptungen über eine angebliche Verwicklung von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger vom deutschen Meister FC Bayern München und zwei Profis des Lokalrivalen TSV 1860 München in den Wettskandal zurückgenommen.

"Gleichzeitig teilen wir mit, dass der stellvertretende Chefredakteur und Sportchef Gerald Selch die Verantwortung für die Berichterstattung übernommen hat und im gegenseitigen Einvernehmen aus der tz-Redaktion ausscheidet", heißt es in der mit dem Wort "Entschuldigung" überschriebenen Erklärung auf Seite 1. "Eine einseitige Schuldzuweisung für die gemeinsam getragene Entscheidung zur Veröffentlichung der Berichterstattung bedeutet dies aber nicht", so Redaktion und Verlag.
Quelle

Alles anzeigen