ZitatAlles anzeigenSpiegel.de: Wie ein Toter die Todesstrafe kippen könnte
Von Friederike Freiburg
Roger Coleman starb am 20. Mai 1992 in Greensville auf dem elektrischen Stuhl. Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Justiz könnte nun ein DNA-Test posthum die Unschuld eines Exekutierten beweisen. Hinrichtungsgegner erhoffen sich viel von dem Fall: den Anfang vom Ende der Todesstrafe.
Richmond - Als Brad McCoy am 10. März 1981 um kurz nach elf Uhr abends nach Hause kommt, findet er das Grauen in seinem Haus in der Kleinstadt Grundy im Südwesten Virginias. Auf dem Boden des Schlafzimmers liegt seine Frau Wanda. Sie ist tot, der Kopf ist beinahe vom Rumpf abgetrennt. Jemand hat sie den Spuren zufolge von der Haustür in den Raum geschleift. Der Täter hat dem Opfer Pullover und BH über den Kopf gezogen, die Unterhose hängt noch am linken Knöchel. Sie wurde vergewaltigt. Als ihr Mann sie findet, blutet der geschändete Körper noch.
Für die Ermittler ist schnell klar: Der Täter muss der Schwager des Opfers, Roger Keith Coleman, sein. Zum Zeitpunkt der Tat ist er 22 Jahre, und er ist bereits einschlägig vorbestraft. 1977 versucht er, eine Lehrerin zu vergewaltigen. Zwei Monate, bevor Wanda McCoy stirbt, entblößt er sich öffentlich vor einer Bibliothekarin, die ihn daraufhin anzeigt. Im Laufe der Ermittlungen finden die Beamten ein Schamhaar an Wandas Leiche. Es gleicht Colemans Haar sehr stark. Ein DNA-Test ergibt: Das Sperma, das an der Toten gefunden wurde, ist mit großer Wahrscheinlichkeit von Coleman. Einen Lügendetektortest am Tag seiner Hinrichtung besteht er nicht. Die Fahnder entdecken keinen Hinweis darauf, dass der Täter sich gewaltsam Zutritt zum Haus der McCoys verschafft hat. Sie gehen also davon aus, dass Wanda ihren Mörder kannte und ihm die Tür geöffnet hat.
"Eins und eins zusammenzählen"
Doch ist der Mörder wirklich Roger Coleman? Diese Frage steht nun erneut auf dem Prüfstand. Tom Scott jedenfalls, der damals an den Ermittlungen beteiligt war, meint: ja. "Wenn man all diese Beweise betrachtet, muss man ja nur noch eins und eins zusammenzählen", sagt Scott. Von einem neuerlichen DNA-Nachweis hält er nichts. "Wenn die Probe von damals irgendwie beeinträchtigt wurde, hätten wir ein Ergebnis ohne Aussagekraft", findet er. "Und das würde nichts bringen."
Colemans Verteidiger sehen das naturgemäß anders. Die Anwälte hatten damals argumentiert, ihr Mandant habe gar keine Zeit gehabt, die Vergewaltigung und den Mord zu begehen. Zudem hätten Tests ergeben, dass das Sperma von zwei Männern in der Leiche von Wanda McCoy gefunden wurde. Ein anderer Mann soll sich außerdem mit dem Mord gebrüstet haben.
Fast 25 Jahre nach der Bluttat beschäftigt der Fall Anwälte, Todesstrafengegner und Politiker noch immer. Coleman hat stets seine Unschuld beteuert. In Fernsehshows und Zeitungsinterviews stellte er seinen Fall dar, Tausende Menschen setzten sich mit Briefen und Aufrufen für seine Begnadigung ein - vergebens. Mark Warner, der Gouverneur von Virginia, hat nun, weniger als zwei Wochen vor Ablauf seiner Amtszeit, verfügt, dass die DNA-Probe erneut untersucht werden soll. Zum ersten Mal in der US-Justizgeschichte könnte so bewiesen werden, dass ein Unschuldiger hingerichtet wurde - die schlimmste Befürchtung jedes Hinrichtungsgegners und gleichzeitig das stärkste Argument gegen die Todesstrafe.
Zustimmung zur Todesstrafe sinkt
Menschenrechtler erhoffen sich von der Klärung des Falls Coleman eine entscheidende Wende auf dem Weg zur Abschaffung der Todesstrafe. Die Stimmung in der Bevölkerung wendet sich seit Jahren immer mehr gegen die weltweit beinahe überall geächtete Praxis. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup im vorigen Oktober ergab, dass nur noch 64 Prozent der US-Amerikaner die Todesstrafe gutheißen - das ist der niedrigste Stand seit 27 Jahren.
In Virginia war es bislang üblich, dass Gerichte und Behörden nachträgliche DNA-Tests rundheraus ablehnten, wenn das Urteil in dem Fall schon ergangen war. Auch Fälle von bereits Hingerichteten wurden nie überprüft. Gouverneur Walker hat dieser Praxis mit seiner Entscheidung nun ein Ende gesetzt. Der Demokrat, der als möglicher Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2008 gehandelt wird, begründet seine Entscheidung damit, dass die modernen Untersuchungsmethoden nun endlich Licht in den Fall bringen könnten. "Ich glaube, wir sollten uns immer an die verfügbaren Tatsachen halten, wenn wir beurteilen müssen, ob jemand schuldig oder unschuldig ist", sagt er.
Der Falsche auf dem elektrischen Stuhl?
Dass im Mai 1992 der Falsche auf dem elektrischen Stuhl starb, davon ist Menschenrechtler Jim McCloskey überzeugt. Er ist Chef der Centurion Ministries, einer gemeinnützigen Organisation aus New Jersey, die sich mit der Aufklärung von Justizirrtümern befasst. Er hat Roger Coleman wenige Stunden vor der Hinrichtung versprochen, seinen Fall zu klären. Er halte Coleman für unschuldig. "Wenn ich falsch liege, dann liege ich eben falsch", sagt er der "Washington Post". "Aber mit den Tests werden die Wahrheit herausfinden."
Die Ergebnisse des Tests könnten schon in dieser Woche vorliegen. Sollten die Tests ergeben, dass Coleman unschuldig ist, wird die Diskussion um Für und Wider der Todesstrafe vermutlich tatsächlich eine neue Wendung nehmen, auch wenn Zweifler, die an Manipulation der DNA-Proben glauben, sich vermutlich schon in Stellung bringen.
Sollte der Test Colemans Unschuld beweisen, könnte sich damit sein letzter Wunsch erfüllen. Als Roger Keith Coleman, zum Tode verurteilt wegen Vergewaltigung und Mordes an seiner Schwägerin, am Abend des 20. Mai 1992 auf dem elektrischen Stuhl im Gefängnis Greensville festgeschnallt wird, liest er einige Worte von einem Papier ab. "Ein Unschuldiger wird heute Abend ermordet. Ich hoffe, dass, wenn meine Unschuld bewiesen ist, die Amerikaner begreifen, wie ungerecht die Todesstrafe ist - so wie es alle anderen zivilisierten Länder begriffen haben."
Todesstrafe - pro/contra und News
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Warum wird beim Thema Todesstrafe eigentlich (fast) immer nur über die USA gesprochen ?
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Weil die USA so tun, als seien sie eine zivilisierte Großmacht.
Dass in China, Iran, Taiwan usw. auch so ein Mist gemacht wird, macht die Sache zwar nicht besser, aber da wundert es doch keinen... -
Vor allem behauptet die Regierung der USA laufend, auf der ganzen Welt Demokratie, bürgerliche Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen und notfalls dafür militärisch zu kämpfen. So blöd es klingt, aber erstmal muss man vor der eigenen Türe kehren.
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Original von Mr. Mo
Demokratie, bürgerliche Freiheit und Menschenrechte.und nebenbei (oder vielleicht doch hauptsächlich?) werden neue märkte erschlossen und abhängigkeiten geschaffen. aber das ist ja schon wieder ein anderes thema.
in der oberstufe in politik hatten wir mal das thema menschenrechte. da waren die usa doch tatsächlich unter den "zivilisierten" nationen aufgeführt (gab drei abstufungen) auf einer weltkarte. durch die todesstrafe in mehreren bundesstaaten der usa habe ich diese einteilung in frage gestellt, was meinen lehrer doch sehr gefreut hat. ich sehe es wie donpilmon und mr.mo, weltpolizei spielen ist unter diesen umständen etwas fragwürdig (aber gleichsetzen mit den staaten die die menschenrechte noch weniger achten, möchte ich die usa selbstverständlich nicht!). -
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Teheran: Vergewaltigungsopfer erhält Todesstrafe
Die 18-jährige Nazanin wurde im Mai 2005 zusammen mit ihrer Nichte von zwei Männer überfallen - sie versuchten die beiden jungen Mädchen zu vergewaltigen, so der Bericht der Zeitung "Etemad".
Nazanin verteidigte sich jedoch und verletzte dabei einen der beiden Männer tödlich mit ihrem Messer. Sie wurde dafür am vergangenen Samstag von einem Gericht in Teheran zum Tod verurteilt.
Die junge Frau schilderte im Verhandlungssaal den kompletten Vorfall und schwor, dass sie nur ihre Nichte und sich selber verteidigen wollte und nicht den Tod des Angreifers gewollt hatte.
Quelle: http://www.metimes.comhätte ich auch in den unglaublichen schlagzeilen threat posten können...
so was bescheuertes
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Und unter anderem einer der Unterschiede zwischen den USA und dem Iran, wenn es um Fragen eines Rechtsstaates geht. Widerlich -- das ist doch quasi eine Einladung, Frauen zu schänden, wenn sie sich nicht wehren dürfen. Ich denke aber genau deshalb, dass dieses Urteil auch innerhalb der islamischen Gemeinschaft nicht unumstritten sein dürfte.
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In der islamischen Gemeinschaft haben doch nur Männer was zu sagen, glaube kaum, dass da eine große Protestwelle anrollt.
Ich war übrigens neulich bei einem Vortrag von Rüdiger Nehberg, der z. Zt. intensiv darum kämpft, (überwiegend islamische) Frauen in Afrika vor der Genitalverstümmelung zu retten/zu bewahren. Es gibt leider viele Stämme/Untergruppierungen, die tatsächlich der Meinung sind, dass die Klitorisamputation mit anschließendem Vagina-Zunähen im Koran steht. Der Islam ist m. M. n. gar nicht so schlimm, viel schlimmer sind die unterschiedlichen Interpretationen dieser Religion in einzelnen Teilen dieser Welt. Im Koran steht ja auch nicht drin, dass man den Amis in die Hochhäuser fliegen soll...
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Ein generelles Problem mit Religion bzw. der Auslegung bei Buchreligionen. In der Bibel steht ja auch nicht drin, dass man Kreuzzüge führen soll. Nach moderner Lesart sogar das genaue Gegenteil (Hello Mr. Bush!). Was dem Islam aber im Vergleich zum Christentum bislang fehlt, ist so etwas wie eine Reformations- und später Aufklärungsbewegung, wie wir sie ungefähr seit dem 16. Jahrhundert hatten. Da müssen die aber leider selber drauf kommen... ich schätze mal, dass man das im Iran gefällte Urteil bei entsprechender Auslegung auch mittels des Koran widerlegen könnte, bin aber leider kein Koranexperte. Das Problem ist mMn, dass sich die Geistlichen im Islam wesentlich dogmatischer und scholastischer an überlieferte Interpretationen halten. So wie das in Europa bis weit in die Neuzeit hinein auch meist der Fall war. Gegenteilige Meinungen sind dann eben Häresie und Ketzerei. Ich denke aber z.B., dass ein solches Urteil wie im Iran insbesondere in der Türkei, aber auch in anderen islamischen Ländern nicht gefallen wäre.
Von Frauenbeschneidung steht im Koran aber mit Sicherheit nix drin: Da braucht man sich nur anzusehen, wann und wo der Koran geschrieben wurde. In Mekka und Medina gab es damals viel, aber gewiss keine Frauenbeschneidung.
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ein jammer dass überhaupt diverse religionen (bzw. deren dogmatiker) sich immer wieder soviel macht und einfluss in der bevölkerung sichern konnten, egal ob christentum oder islam oder sonsts irgend eine glaubensrichtung. zum glück befinden wir uns zumindest in unserem kulturraum in einem prozess der die religion zur politischen randerscheinung für diejenigen die unbedingt glauben wollen degradiert (tendenzen der politischen einflussnahme durch die neue christliche rechte in den usa gefallen mir da allerdings gar nicht, ich hoffe der mist schwappt nicht in dem maße über den großen teich zu uns wie es manche befürchten).
macht und herrschaft die sich auf empirisch nicht beweisbare transzendentale wesen beruft, hat selten zu etwas gutem geführt. jedenfalls kann ich mir spontan nichts positives bei herrschaft einer priesterkaste als oberstes organ zur ausübung von macht vergegenwärtigen. -
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Grundsätzliche Zustimmung Schneppe, nur braucht scheinbar ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung mit dünnen IQ auch Orientierung, um einige elementare Regeln des Zusammenlebens zu verinnerlichen.
Ich bin aus Gründen der Nichtakzeptanz einer göötlichen Offenbarung (und damit auch der vermeidlichen von Jesus) aus der Kirche ausgetreten, beklage jedoch die völlige Beliebigkeit die sich hierzulande bei vielen breit gemacht hat. Dass ohne Kenntnis der eigenen relgiösen Herkunft (und hier schließe ich auch weit gefasst die Reformation und Aufklärung als Ereignis des christlichen Europas ein) andere Angebote willfährig aufgenommen werden ist eine bittere Folge dessen. Denken wir nur an zahlreiche Frauen, die in Deutschland zum Islam konvertieren, weil der Mann Überzeugungen mitbringt, gegen den manche Mädels nicht den Ansatz von Gegenrede bieten können.
Die wenigen Moslems, die hierzulande zum Christentum konvertieren sind doch an einer Hand abzuzählen und häufig ein Leben lang auf der Flucht ihrer Verwandschaft. -
Religion an sich ist mMn schon etwas Gutes, weil es Orientierungspunkte und einen gemeinsamen Verhaltenskodex im Leben geben und -- wie bei uns im "Abendland" das Christentum -- eine ethische Grundlage für das Zusammenleben erzeugen kann. Auch viele Akademiker sind ja durchaus gläubig (so wie ich z.B., auch wenn ich keiner Kirche angehöre). Gerade bei Astronomen und Physikern soll das sogar recht verbreitet sein, da sie angesichts der vielen Fragen und geistig unbegreiflichen und unerklärlichen Dimensionen, auf die sie bei ihrer Arbeit stoßen, so nicht durchdrehen, sondern im Glauben einen Halt finden.
Problematisch wird es erst dann, wenn Religion für Machtstreben missbraucht bzw. für egoistische Zwecke ausgelegt wird. Da reicht es übrigens schon, sich den Nordirland-Konflikt anzusehen: Auch wenn die Verteidigung der jeweiligen Religion immer wieder angeführt wurde, ging und geht es doch letztlich nur um Machtfragen. Über die religiöse Linie lassen sich Menschen leicht verführen und fanatisieren. Insbesondere dann, wenn sie Zukunftsangst haben oder in großer Not und Armut leben, während nicht weit entfernt (und in unserem Zeitalter gibt es keine großen Entfernungen mehr) im Überfluss gelebt wird. Dazu stand heute auch ein Essay auf Spiegel Online, dem ich zwar nicht in allen Punkten zustimme, der aber durchaus zu einigen mMn richtigen und interessanten Aussagen kommt: http://www.spiegel.de/kultur/g…aft/0,1518,394248,00.html
Um beim Thema Todesstrafe zu bleiben: Gerade hier zeigt sich, wie sehr dies religiös betrachtet Auslegungssache ist. Schließlich ist die Todesstrafe auch in den eindeutig christlichen Ländern Westeuropas erst im Lauf des 20. Jahrhunderts abgeschafft worden.
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Spiegel.de: US-JUSTIZ
76-Jähriger in Kalifornien hingerichtet
Clarence Ray Allen war nur einen Tag und eine Minute lang 76 Jahre alt. Dann starb der blinde, herzkranke Mann in einem kalifornischen Gefängnis durch die Giftspritze. Alle Gnadengesuche des wegen Mordes verurteilten Rollstuhlfahrers waren gescheitert.
San Francisco - Eine Sprecherin des Gefängnisses San Quentin verkündete den Tod von Clarence Ray Allen um 0.38 Uhr. Der Supreme Court der Vereinigten Staaten hatte das letzte Gnadengesuch für den Todeskandidaten und vierfachen Mörder Allen abgelehnt, teilte eine Sprecherin des kalifornischen Generalstaatsanwaltes Bill Lockyer gestern Abend mit. Der herzkranke, blinde und im Rollstuhl sitzende Verurteilte wurde eine Minute nach dem Ende seines Geburtstages um kurz nach Mitternacht Ortszeit mit der Giftspritze hingerichtet.
Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hatte ein Gnadengesuch bereits am Freitag abgelehnt und dies damit begründet, dass Allen ein Verbrecher der "gefährlichsten Sorte" sei. Mitte Dezember hatte der aus Österreich stammende Schwarzenegger auch ein Gnadengesuch des zum Tode verurteilten ehemaligen Bandenchefs Stanley "Tookie" Williams abgelehnt. Er setzte sich damit über zahlreiche Gnadenaufrufe aus aller Welt hinweg.
Allen war vor knapp drei Jahrzehnten für schuldig befunden worden, im Gefängnis einen dreifachen Mord organisiert zu haben. Allens Anwälte hatten Schwarzenegger gebeten, ihren Klienten im Gefängnis sterben zu lassen. Sie betonten, der zuckerkranke Gefangene sei extrem geschwächt, seit er im September einen fast tödlichen Herzschlag erlitten hatte. Einen blinden, alten und verkrüppelten Mann in die Hinrichtungskammer zu rollen, käme einem "bizarren Spektakel gleich, welches das Gewissen erschüttern und die elementaren Regeln menschlichen Anstands beleidigen würde", so die Juristen.
Nach Ansicht der Strafverteidiger stellte Allen für niemanden mehr eine Gefahr dar. Der Generalstaatsanwalt hatte hingegen erklärt, gerade Allens Verbrechen zeigten, dass er selbst im Gefängnis noch eine Bedrohung bedeute.
Der Delinquent war einst Geschäftsmann, bevor er zum Chef einer Diebesbande in San Joaquin Valley "aufstieg". 1977 verurteilte ihn ein Gericht zu lebenslanger Haft, weil er drei Jahre zuvor einen Killer beauftragt hatte, die Freundin seines Sohnes zu töten. Die Frau starb.
Während er seine Haftstrafe verbüßte, ordnete Allen im Jahre 1980 acht weitere Morde an - unter anderem an Zeugen der Anklage aus dem ersten Verfahren. Der damalige Auftragsmörder, Billy Ray Hamilton, tötete drei der anvisierten Opfer und sitzt heute ebenfalls in der Todeszelle.
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[URL=http://tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5114404_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]Nach Hinrichtung, jetzt Freispruch? [/URL]
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Kalifornien
Ärzte verweigern Todesspritze
Weil zwei kalifornische Narkoseärzte ethische Bedenken gegen die Hinrichtung durch Giftspritzen haben, wurde die Exekution eines Mörders nun abgesagt. Große Hoffnung kann sich der Delinquent aber kaum machen.
Zwei Ärzte haben aus ethischen Gründen die Beteiligung an einer Hinrichtung im US-Staat Kalifornien verweigert. Sie wurde daraufhin auf Anweisung der Gefängnisleitung verschoben. Der verurteilte Mörder Michael Angelo Morales sollte nun am Dienstagabend, Ortszeit exekutiert werden - etwa 20 Stunden später als ursprünglich vorgesehen.
Die Anwälte des Häftlings hatten zuvor bei einem Bundesgericht geltend gemacht, dass die inzwischen in den USA übliche Hinrichtungsmethode durch eine Giftinjektion eine "grausame Bestrafung" darstelle und somit gegen die Verfassung verstoße. Entgegen allgemeiner Annahme könne der Tod durch den Chemikalienmix extreme Schmerzen verursachen, wenn der Delinquent nicht ausreichend betäubt sei.
Der zuständige Richter hatte daraufhin die Anwesenheit eines Anästhesisten und zusätzlich eines Vertreters bei der ursprünglich eine Minute nach Mitternacht am Dienstagmorgen angesetzten Exekution angeordnet. Der Arzt sollte sicherstellen, dass der Häftling nichts spüre. Als mögliche Alternative verfügte der Richter, Morales nicht durch einen Giftcocktail, sondern durch eine Überdosis an Barbituraten - also Beruhigungsmittel - zu exekutieren.Die Anästhesisten lehnten dann jedoch eine Beteiligung an der Hinrichtung ab. Sollten sie gezwungen sein, aktiv einzugreifen, wenn der Häftling Schmerzen spüre oder aufwache, würde dies klar gegen die "medizinische Ethik" verstoßen, erklärten die Ärzte. Die Gefängnisleitung entschied daraufhin, das Leben von Morales nun durch Barbiturate zu beenden - eine Methode, die bislang noch nie in den USA angewendet worden war.
DPA -
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Original von donpilmon
Hmm, man liest oft davon, dass Exekutionen eine Minute nach Mitternacht durchgeführt wurden? Warum? Hat das historische Gründe, praktische oder juristische?
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13. Juni 2006
Zu klug: IQ-Ticket zum Schafott
Von Gabriele ChwallekDas dramatische Tauziehen um Leben oder Tod eines US-Häftlings, der in der Zelle «zu klug» wurde, geht in eine neue Runde. Zum zweiten Mal soll eine Geschworenenjury entscheiden, ob der 28-jährige Daryl Atkins intelligent genug ist, um wegen Mordes hingerichtet zu werden oder ob er verschont bleibt, weil er geistig behindert ist. Insgesamt ist es schon der vierte Prozess um das Schicksal des Schwarzen, der vor vier Jahren Justizgeschichte schrieb.
Anhand seines Falles entschied nämlich 2002 das höchste Gericht der USA, dass die Exekution geistig Behinderter verfassungswidrig und damit verboten sei. Aber weil Atkins mittlerweile in der Zelle hinzugelernt hat, droht ihm selbst die Hinrichtung - ausgerechnet jenem Mann, dem dutzende andere Todeskandidaten indirekt ihr Leben verdanken.
Schicksal in der Hand der Experten
Was für eine Achterbahn für Atkins, der im Dezember vergangenen Jahres bereits kurz vor der Hinrichtung stand. Er war 18 Jahre alt, als er zusammen mit einem Komplizen im Staat Virginia einen Mann entführte, ihn dazu zwang, Geld von einem Bankkonto abzuheben und ihn dann erschoss. Der Mord brachte ihm die Todesstrafe ein. Ein Verfahrensfehler führte zu einem neuen Prozess, der mit dem gleichen Urteil endete. Dann aber ergab ein Test, dass Atkins nur einen Intelligenzquotienten von 59 hat - ein Wert deutlich unterhalb von 70, nach gesetzlicher Definition in Virginia die Grenze für geistige Behinderung. Mit dieser Begründung focht die Verteidigung das Todesurteil an, und der Streit landete schließlich vor dem höchsten US-Gericht, das aber nur eine Grundsatzentscheidung traf und den Fall Atkins selbst an niedrigere Instanzen zurückwies.
Mittlerweile ergaben aber weitere Tests neue Werte: erst 67, dann 74 und 76. Die Verteidigung erklärte die verbesserten IQ-Ergebnisse zum einen damit, dass Atkins mittlerweile so häufig getestet worden sei, dass er eine Art Routine erworben habe. Außerdem habe er sich in der sicheren strukturierten Gefängnisumwelt Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben angeeignet - wenn auch auf dem Stand eines Fünftklässlers. Zudem sei er durch den ständigen Umgang mit seinen Verteidigern intellektuell stimuliert worden wie nie zuvor in seinem Leben und habe sich sogar einige juristische Fachbegriffe angeeignet - sämtlich Errungenschaften lange nach dem Mord.
Anklage lässt nicht locker
Eine - ausschließlich weiße - Geschworenenjury in Yorktown (Virginia) sah das aber anders. Im August vergangenen Jahres kam sie in einem Prozess um die Kapazitäten des Häftlings zu dem Schluss, dass Atkins nicht geistig behindert sei, und der Staat handelte dann rasch: Er setzte die Hinrichtung für den 2. Dezember an. Fast in letzter Minute erreichte der Delinquent wiederum einen Aufschub, und in der vergangenen Woche hob das höchste Gericht in Virginia die Entscheidung der Jury wegen Verfahrensfehlern auf, durch die Atkins' Recht auf einen fairen Prozess verletzt worden sei.
Die Staatsanwaltschaft könnte nun auf einen neuen Prozess verzichten und eine lebenslange Haft für Atkins beantragen. Aber das kommt für sie nicht in Frage, wie die zuständige Anklägerin Eileen Addison bereits mitteilte. «Wir werden es wieder tun», wurde sie in der «Washington Post» zitiert. «Selbst mit dem größten Vorstellungsvermögen liegt auf der Hand: Atkins ist nicht geistig behindert.» Absolut falsch, kontert die Verteidigung, die unter anderem ein Beispiel aus Atkins' Schulzeit anführt: Als Zehnjähriger habe er eine Prüfungsarbeit von einem Schulkameraden abgeschrieben, von A bis Z komplett - inklusive des Namens des Mitschülers. (N24.de, dpa)
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Soll man jetzt Mitleid haben ?
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Mitleid? Nein, bestimmt nicht. Trotzdem die Todesstrafe verurteilen? Ich tue das...
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