Todesstrafe - pro/contra und News

  • Einmal editiert, zuletzt von donpilmon ()

  • Weil die USA so tun, als seien sie eine zivilisierte Großmacht.
    Dass in China, Iran, Taiwan usw. auch so ein Mist gemacht wird, macht die Sache zwar nicht besser, aber da wundert es doch keinen...

  • Vor allem behauptet die Regierung der USA laufend, auf der ganzen Welt Demokratie, bürgerliche Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen und notfalls dafür militärisch zu kämpfen. So blöd es klingt, aber erstmal muss man vor der eigenen Türe kehren.

  • Zitat

    Original von Mr. Mo
    Demokratie, bürgerliche Freiheit und Menschenrechte.


    und nebenbei (oder vielleicht doch hauptsächlich?) werden neue märkte erschlossen und abhängigkeiten geschaffen. aber das ist ja schon wieder ein anderes thema.
    in der oberstufe in politik hatten wir mal das thema menschenrechte. da waren die usa doch tatsächlich unter den "zivilisierten" nationen aufgeführt (gab drei abstufungen) auf einer weltkarte. durch die todesstrafe in mehreren bundesstaaten der usa habe ich diese einteilung in frage gestellt, was meinen lehrer doch sehr gefreut hat. ich sehe es wie donpilmon und mr.mo, weltpolizei spielen ist unter diesen umständen etwas fragwürdig (aber gleichsetzen mit den staaten die die menschenrechte noch weniger achten, möchte ich die usa selbstverständlich nicht!).

  • Zitat

    Teheran: Vergewaltigungsopfer erhält Todesstrafe


    Die 18-jährige Nazanin wurde im Mai 2005 zusammen mit ihrer Nichte von zwei Männer überfallen - sie versuchten die beiden jungen Mädchen zu vergewaltigen, so der Bericht der Zeitung "Etemad".
    Nazanin verteidigte sich jedoch und verletzte dabei einen der beiden Männer tödlich mit ihrem Messer. Sie wurde dafür am vergangenen Samstag von einem Gericht in Teheran zum Tod verurteilt.
    Die junge Frau schilderte im Verhandlungssaal den kompletten Vorfall und schwor, dass sie nur ihre Nichte und sich selber verteidigen wollte und nicht den Tod des Angreifers gewollt hatte.
    Quelle: http://www.metimes.com


    hätte ich auch in den unglaublichen schlagzeilen threat posten können...


    so was bescheuertes :wut: :nein:

  • Und unter anderem einer der Unterschiede zwischen den USA und dem Iran, wenn es um Fragen eines Rechtsstaates geht. Widerlich -- das ist doch quasi eine Einladung, Frauen zu schänden, wenn sie sich nicht wehren dürfen. Ich denke aber genau deshalb, dass dieses Urteil auch innerhalb der islamischen Gemeinschaft nicht unumstritten sein dürfte.

  • In der islamischen Gemeinschaft haben doch nur Männer was zu sagen, glaube kaum, dass da eine große Protestwelle anrollt.


    Ich war übrigens neulich bei einem Vortrag von Rüdiger Nehberg, der z. Zt. intensiv darum kämpft, (überwiegend islamische) Frauen in Afrika vor der Genitalverstümmelung zu retten/zu bewahren. Es gibt leider viele Stämme/Untergruppierungen, die tatsächlich der Meinung sind, dass die Klitorisamputation mit anschließendem Vagina-Zunähen im Koran steht. Der Islam ist m. M. n. gar nicht so schlimm, viel schlimmer sind die unterschiedlichen Interpretationen dieser Religion in einzelnen Teilen dieser Welt. Im Koran steht ja auch nicht drin, dass man den Amis in die Hochhäuser fliegen soll...

  • Ein generelles Problem mit Religion bzw. der Auslegung bei Buchreligionen. In der Bibel steht ja auch nicht drin, dass man Kreuzzüge führen soll. Nach moderner Lesart sogar das genaue Gegenteil (Hello Mr. Bush!). Was dem Islam aber im Vergleich zum Christentum bislang fehlt, ist so etwas wie eine Reformations- und später Aufklärungsbewegung, wie wir sie ungefähr seit dem 16. Jahrhundert hatten. Da müssen die aber leider selber drauf kommen... ich schätze mal, dass man das im Iran gefällte Urteil bei entsprechender Auslegung auch mittels des Koran widerlegen könnte, bin aber leider kein Koranexperte. Das Problem ist mMn, dass sich die Geistlichen im Islam wesentlich dogmatischer und scholastischer an überlieferte Interpretationen halten. So wie das in Europa bis weit in die Neuzeit hinein auch meist der Fall war. Gegenteilige Meinungen sind dann eben Häresie und Ketzerei. Ich denke aber z.B., dass ein solches Urteil wie im Iran insbesondere in der Türkei, aber auch in anderen islamischen Ländern nicht gefallen wäre.


    Von Frauenbeschneidung steht im Koran aber mit Sicherheit nix drin: Da braucht man sich nur anzusehen, wann und wo der Koran geschrieben wurde. In Mekka und Medina gab es damals viel, aber gewiss keine Frauenbeschneidung.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr. Mo ()

  • ein jammer dass überhaupt diverse religionen (bzw. deren dogmatiker) sich immer wieder soviel macht und einfluss in der bevölkerung sichern konnten, egal ob christentum oder islam oder sonsts irgend eine glaubensrichtung. zum glück befinden wir uns zumindest in unserem kulturraum in einem prozess der die religion zur politischen randerscheinung für diejenigen die unbedingt glauben wollen degradiert (tendenzen der politischen einflussnahme durch die neue christliche rechte in den usa gefallen mir da allerdings gar nicht, ich hoffe der mist schwappt nicht in dem maße über den großen teich zu uns wie es manche befürchten).
    macht und herrschaft die sich auf empirisch nicht beweisbare transzendentale wesen beruft, hat selten zu etwas gutem geführt. jedenfalls kann ich mir spontan nichts positives bei herrschaft einer priesterkaste als oberstes organ zur ausübung von macht vergegenwärtigen.

  • Grundsätzliche Zustimmung Schneppe, nur braucht scheinbar ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung mit dünnen IQ auch Orientierung, um einige elementare Regeln des Zusammenlebens zu verinnerlichen.


    Ich bin aus Gründen der Nichtakzeptanz einer göötlichen Offenbarung (und damit auch der vermeidlichen von Jesus) aus der Kirche ausgetreten, beklage jedoch die völlige Beliebigkeit die sich hierzulande bei vielen breit gemacht hat. Dass ohne Kenntnis der eigenen relgiösen Herkunft (und hier schließe ich auch weit gefasst die Reformation und Aufklärung als Ereignis des christlichen Europas ein) andere Angebote willfährig aufgenommen werden ist eine bittere Folge dessen. Denken wir nur an zahlreiche Frauen, die in Deutschland zum Islam konvertieren, weil der Mann Überzeugungen mitbringt, gegen den manche Mädels nicht den Ansatz von Gegenrede bieten können.
    Die wenigen Moslems, die hierzulande zum Christentum konvertieren sind doch an einer Hand abzuzählen und häufig ein Leben lang auf der Flucht ihrer Verwandschaft.

  • Religion an sich ist mMn schon etwas Gutes, weil es Orientierungspunkte und einen gemeinsamen Verhaltenskodex im Leben geben und -- wie bei uns im "Abendland" das Christentum -- eine ethische Grundlage für das Zusammenleben erzeugen kann. Auch viele Akademiker sind ja durchaus gläubig (so wie ich z.B., auch wenn ich keiner Kirche angehöre). Gerade bei Astronomen und Physikern soll das sogar recht verbreitet sein, da sie angesichts der vielen Fragen und geistig unbegreiflichen und unerklärlichen Dimensionen, auf die sie bei ihrer Arbeit stoßen, so nicht durchdrehen, sondern im Glauben einen Halt finden.


    Problematisch wird es erst dann, wenn Religion für Machtstreben missbraucht bzw. für egoistische Zwecke ausgelegt wird. Da reicht es übrigens schon, sich den Nordirland-Konflikt anzusehen: Auch wenn die Verteidigung der jeweiligen Religion immer wieder angeführt wurde, ging und geht es doch letztlich nur um Machtfragen. Über die religiöse Linie lassen sich Menschen leicht verführen und fanatisieren. Insbesondere dann, wenn sie Zukunftsangst haben oder in großer Not und Armut leben, während nicht weit entfernt (und in unserem Zeitalter gibt es keine großen Entfernungen mehr) im Überfluss gelebt wird. Dazu stand heute auch ein Essay auf Spiegel Online, dem ich zwar nicht in allen Punkten zustimme, der aber durchaus zu einigen mMn richtigen und interessanten Aussagen kommt: http://www.spiegel.de/kultur/g…aft/0,1518,394248,00.html


    Um beim Thema Todesstrafe zu bleiben: Gerade hier zeigt sich, wie sehr dies religiös betrachtet Auslegungssache ist. Schließlich ist die Todesstrafe auch in den eindeutig christlichen Ländern Westeuropas erst im Lauf des 20. Jahrhunderts abgeschafft worden.

  • Zitat

    Original von donpilmon


    Hmm, man liest oft davon, dass Exekutionen eine Minute nach Mitternacht durchgeführt wurden? Warum? Hat das historische Gründe, praktische oder juristische?