kicker: Neururers Pragmatismus: Qualität interessiert nicht

  • Hannover: Im Rennen um den UEFA-Cup-Startplatz - 20.03.2006 12:28
    Neururers Pragmatismus: Qualität interessiert nicht



    Es war der Tag des totalen Glücks in Hannover. Personifiziert durch Robert Enke, der mangels Kölner Initiativen unter Kurzarbeit während der 90 Minuten litt, hinterher jedoch in den Blickpunkt rückte.



    Der Torwart feierte den Erfolg gegen das Schlusslicht nach vier sieglosen Spielen auf seine Art. Das Bild der Glückseligkeit, das durch die Liga ging: Enke hielt sein kleines Töchterchen im Arm, die 16 Monate alte Lara, die eine schwere Operation am Herzen überlebt hat und erstmals im Stadion war.


    Lara als Glücksbringer für 96 im Jubiläumsspiel, dem 600. in der Vereinsgeschichte, das wie nach Plan lief, zumindest was den Ausgang anbelangt. Nach ihrer "Mini-Krise" gelang den Niedersachsen der Pflichtsieg gegen den Letzten. "Egal, wie", wiederholte Peter Neururer hinterher, was er schon vor dem Anpfiff gesagt hatte. "Wir müssen gewinnen, die Spielqualität interessiert mich nicht." Beim Kampf um die klitzekleine Chance, mit dem fünften Platz und der Qualifikation für den UEFA-Cup das mit einem einstelligen Tabellenplatz angesetzte Saisonziel zu toppen, hat sich dieser Pragmatismus durchgesetzt. Auch Thomas Brdaric, mit seiner Rhetorik oft verblüffend, denkt so: "Lieber weniger elegant 1:0 gewinnen als ein Superspiel abliefern und leer ausgehen." Der Nationalspieler jedenfalls sieht 96 "wieder in der Lostrommel für Platz fünf". Gegen erschreckend schwache Rheinländer verpassten die Neururer-Mannen neben der Pflicht allerdings eine Kür-Demonstration. Mit zunehmender Spielzeit passten sie sich dem von den Gästen diktierten miserablen Niveau an, nachdem sie zuvor mit ihren Möglichkeiten gewuchert hatten. Was Neururer mit einer ihm eigenen Sprachschöpfung benennt: "Wir haben kein Stürmer-Problem, nur ein Quotenproblem."


    Der schwarze Fleck bei den Hannoveranern am Tag des Glücks. So empfanden es vor allem auch Silvio Schröter (nach Mittelfußbruch) und Daniel Stendel (nach Knieverletzung), denen Neururer zu Comebacks verhelfen konnte. "Eine tolle Sache", so Kollege Steven Cherundolo, "dass die beiden wieder auf dem Platz stehen."



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