Bundeswehr oder Zivi!?

  • Meines Wissens nach reicht das Geld, das im Zivildienst bezahlt wird, zum Leben aus. Große Sprünge gehen zwar nicht, das ist aber auch nicht Sinn der Sache. Es gibt ja analog zur Kaserne Zivi-Wohnheime; ein WG-Zimmer ist finanziell oft auch zu wuppen und viele leisten den Dienst eh dort, wo die Eltern wohnen. Das Problem ist für mich eher marginal.


    Bei der Gerechtigkeitsfrage/Schwangerschaft bleibe ich dabei, dass ein Pflichtdienst für eine Mehrheit der Frauen eine nicht faire zusätzliche Belastung wäre.


    Vielleicht haben wir uns missverstanden: Ich bin für Abschaffung des Dienstes an der Waffe als Pflicht, aber für einen sozialen Pflichtdienst für alle Männer. Die soziale Verantwortung sehe ich sowohl ideell als auch materiell. Zum einen ist es eine Chance, wieder mehr Gemeinschaftssinn und Solidarität herzustellen, wenn man den Sinn des Ganzen deutlich vermittelt. Es macht schlagartig klar, dass etwa geistig behinderte Menschen uns alle etwas angehen.
    Zum anderen entlastet es die Gemeinschaft von Kosten, die im sozialen Sektor anfallen, und es entlastet hauptberufliches Personal von leicht erlernbaren Tätigkeiten. Für die Zeit des Kalten Krieges und einer realen Bedrohung würde ich den Verteidigungsdienst auch als Dienst an der Gemeinschaft bezeichnen. Mittlerweile ist das aber obsolet. Das einzige Argument, das mich bislang noch zu einem Befürworter der Wehrpflicht macht, ist die offene Frage nach den Alternativen für den Zivildienst. Unklar ist mir, inwieweit die mal vorgesehene "Kontrollfunktion" der Wehrpflicht (also Verhinderung des Entstehens eines Staates im Staate wie weiland die Reichswehr) tatsächlich auf diesem Wege erreicht werden kann. In der Tat laufen bei der Bundeswehr einige sehr national eingestellte Leute mit wenig Hirn herum (auch im Offizierskorps), und deren Zahl sollte gerade in einer Berufsarmee nicht zu groß werden.

    • Offizieller Beitrag

    Die Lebenswirklichkeit bezüglich des Geldes für (in meinem Fall) Wehrpflichtige stellt sich leider oft anders da. Nicht jeder hat Eltern, nicht jeder hat zuvor einen ausgeglichenen Kontostand gehabt. Und vor allem bekommt nicht jeder seine Wohnung bezahlt! Was macht man mit Seiner Zwei-Zimmer-Großstadt-Wohnung, wenn man zum Bund/respektive Zivildienst muss? Aufgeben und in die Kaserne/ das Wohnheim ziehen. Na toll.


    Zur Gerechtigkeit Mann/Frau habe ich mir noch immer keine wirkliche Meinung gebildet. :)


    Die Wehrpflicht wegen des Zivildienstes zu befürworten halte ich - wie schon zig Einträge über unseren geschrieben - für schizophren. Schlimm genug, dass ein Sozialwesen auf die Zivildienstleistenden angewiesen ist. Aber gerade diese Beschreibung und die Feststellung, dass eine Menge zusammenbrechen würde wenn es die Zivildienstleistenden nicht mehr gäbe, ziegt doch auf wie wohl dieser Bereich in Zukunft aussähe wenn es das freiwillige Pflichtjahr gäbe: Getragen von den Verpflichteten. Ich bleibe dabei (weil ich davon überzeugt bin): Das wird Arbeitsplätze kosten. Was schade ist, denn ansonsten bin ich ja für das soziale Jahr für alle (tendenziell für alle ;) ).


    Zur Kontrollfunktion der Wehrpflicht: Das kann ich ehrlich gesagt nicht richtig beurteilen, da ich ja nie in einer Armee ohne Wehrpflicht gedient habe. Was ich für meinen Bereich sagen kann, ist folgendes: Zu Beginn meiner Dienstzeit waren die Mannschaften fast alle Wehrpflichtige, am Ende meiner Dienstzeit waren Wehrpflichtige die Ausnahme. Zeitsoldaten und freiwillig länger Dienende prägten das Bild. Was war der Unterschied? Die Soldaten wurden sozusagen "gemittelt". Es sind keine mehr dabei, die sich nicht selbst die Schuhe zubinden können, oder die die Uhr nicht lesen können. Dafür gibt es aber auch weniger, mit denen man eben wirklich dialektische Probleme erörten könnte. Es gibt sie aber immer noch. Die Menschen selbst haben sich grundsätzlich in der Zeit nicht verändert. Ansonsten ist die Bundeswehr in den Jahhren, die ich dabei bin (fast: war) schon deutlich anders geworden. Anfang der 90er gab es noch deutlich mehr rechte Spinner als heute. Damals gab es Bereiche, in denen die das nicht mal verstecken mussten. Das ist heute zum Glück anders. Natürlich gibt es trotzdem noch "national eingestelle Leute mit wenig Hirn (auch im Offizierkorps)" - keine Frage. Die gibt es schließlich überall. Leider. Aber offen zur Schau stellen können sie es zum Glück nicht mehr, weil sie dann nämlich fliegen (sofern beweisbar). Ihre Zahl sollte übrigens nirgendwo zu groß werden, nicht nur nicht in einer Berufsarmee.


    Nochmal Kontrollfunktion: Die Türkei hat auch eine Wehrpflichtarmee. Dies alleine ist also kein Indikator für das Demokratieverständnis einer Armee, bzw. derer Angehöriger.

  • Ich bin für Abschaffung des Dienstes an der Waffe als Pflicht, aber für einen sozialen Pflichtdienst für alle Männer. Die soziale Verantwortung sehe ich sowohl ideell als auch materiell. Zum einen ist es eine Chance, wieder mehr Gemeinschaftssinn und Solidarität herzustellen, wenn man den Sinn des Ganzen deutlich vermittelt. Es macht schlagartig klar, dass etwa geistig behinderte Menschen uns alle etwas angehen.

    was macht man dann mit denjenigen, die für bestimmte aufgaben nicht geeignet sind oder sich bewußt aus abneigung vor pflichtdiensten dumm anstellen? sollen diese dann 12 monate irgendein flur halbherzig fegen - so als strafe? eine (professionelle) putzkraft wird dann wohl trotzdem antreten müssen, um für vernüftige sauberkeit zu sorgen. ist es dann tatsächlich gerechtfertigt demjenigen 12 monate seines lebens zu nehmen, um ihm gemeinschaftssinn und solidarität aufzuzwingen?


    mir wurde ja auch mehrfach der mangelnde blick auf die praxis vorgeworfen. wenn ich jetzt aber an die ganzen härtefallanträge denke - weil der eine in seiner gemeinde keine seinen fähigkeiten entsprechende stelle angeboten kriegt, er aber wegen eigener wohnung oder pflege eines verwandten etc. auch keine 50km weiter reisen kann, darf, will. der wird dann auch zum fegen abkommandiert und pimmelt 12 monate seines lebens rum. richtig nachfegen muss dann trotzdem jemand. oder noch viel schlimmer ist derjenige, der sich über die 12 monate quatschdienst aufregt und irgendwo als betreuer - auch mal unbeaufsichtigt - nen kranken, behinderten oder einfach nur alten die zeit mit gesellschaftspielen verschönern soll. dem stopft er dann die damefiguren in mund und lacht sich einen ab. solche ärsche gibts wirklich.


    klar, man könnte jetzt ne riesenverwaltung aufziehen, damit alles schön sauber kontrolliert wird und alle individuellen probleme, wehwehchen oder fähigkeiten bedacht werden und auch garantiert keine belästigungen stattfinden. aber was das kooooooostet.....!!!!


    ich glaube ja, dass das bei dir anders gewirkt hat und du auch den umständen entsprechend engagiert warst. auch das du dir den selben effekt für alle anderen wünschst. ist das aber nicht vielmehr ein hoffnungsloser wunsch? warum soll man zwanghaft das leben der anderen verbessern wollen?


    freiwilliges engagement ist doch nicht verboten und wird in form von ehrenamt und fsj doch millionenfach genutzt. sollte man sowas nicht viel eher fördern als unsoziale und unsolidarische zu ihrem glück zu zwingen?

  • Tja, und all den Problemen wird man also durch maximalen Individualismus/Egoismus und dessen gesellschaftliche Sanktionierung besser Herr?


    Vielleicht ist es auch hier wieder eine Frage der vorhergehenden Bildung, die u.a. das Ziel einer sozial verantwortungsbewussten Integration in die Gesellschaft zum Ziel haben sollte?


    Die Alternative besserer Anreize für FSJ/FÖJ hatte ich im Übrigen bereits in den Raum gestellt.

  • Das mit der Begrenzung eines Pflichdienstes auf Männer fände ich nicht richtig. Es verletzt sozusagen mein Gerechtigkeitsgefühl. Den Bezug zur Schwangerschaft habe ich allerdings bisher noch nie in meine Überlegungen mit einbezogen. Hm. Da ist was dran.


    Das war mal die Begründung dafür , dass nur männern der "Gemeinschaftsdienst" Zivildienst oder BW verordnet wurde.Die Frauen schenken der Gesellschaft ja den nachwuchs.
    heute obsolet. Einmal angesichts der tatsächlichen geburtenzahlen andererseits wegen der möglichkeiten der lebensgestaltung , zu denen mittlerweile ja auch gehört, dass männer Vaterzeit nehmen.





    Zitat

    Da ich ja für den Wegfall der Wehrpflicht bin, weil er als "Dienst an der Gemeinschaft" nicht mehr notwendig ist (es gibt eben zur Zeit nicht mal mehr ein abstraktes Verteidigungsszenario), sehe ich auch in o.g. Begründung keine Rechtfertigung dafür.



    Warum solle eine , wie kleine auch immer,(Wehrpflichtigen) Armee nicht nicht notwendig sein. Solange es nationalstaaten gibt, ist ein Verteidigungsszenario denkbar.und wie wir gelernt haben, ist der Faktor "Abschreckung" nun mal was wert, ob wir das gut finden oder nicht.Kurzfristige An- und Ausblicke sind dabei wohl wenig hilfreich. zwischen Waterloo und derEntente lagen keine 100 jahre, kann heut noch schneller gehen.




    Zitat

    Darüberhinaus bleibe ich dabei: Ein soziales Pflichtjahr, eine signifikante Erhöhung der Zahl der "Zivildienstleistenden" (oder wie immer das dann auch heißen wird) wird Arbeitsplätze kosten. ?


    Dieses Arbeitsplatzargument, das komischerweise immer für oder gegen alle hehren oder nichthehren Ideen herhalten muss, sollte dabei keine Rolle spielen.
    Grundsätzlich steht erstmal die Gerechtigkeitsfrage im Vordergrund. Entweder alle machen was( 1Jahr Gemisnchaftsdienst), oder alles wird professionell organisiert.Dass jetzt noch 30 oder 40 % über die Wehrpflicht "erwischt" wird und die mädels ganz aussen vor sind, ist kein wirklich haltbarer zustand.

  • Mo


    welche probleme? die von mir aufgezählten? die entstehen ja erst durch den pflichtdienst. also: kein pflichtdienst, keine probleme.
    mit 12 monaten sozialen pflichtdienst wird auch aus einem unsolidarischen und unsozialen sonderschüler kein mr.mo. der wird - wenn er einfach keinen bock drauf hat - 12 monate irgendwo irgendwie rumpimmeln, bestenfalls ohne andere zu piesacken oder auf den geist zu gehen. dafür kriegt er dann (bisschen) geld. jetzt könnte man natürlich sagen: ohne pflichtdienst würde er auch nur irgendwo irgendwie rumpimmeln und algII kassieren. den vorteil hat aber in dem fall die einrichtung, die sich - bei vorhandenem pflichtdienst - um eine beschäftigung für ihn kümmern müsste.


    deine in den raum gestellte alternative ist deutlich vorzugswürdiger ;)

    Einmal editiert, zuletzt von pasza ()

    • Offizieller Beitrag

    [...]
    Warum solle eine , wie kleine auch immer,(Wehrpflichtigen) Armee nicht nicht notwendig sein. Solange es nationalstaaten gibt, ist ein Verteidigungsszenario denkbar.und wie wir gelernt haben, ist der Faktor "Abschreckung" nun mal was wert, ob wir das gut finden oder nicht.Kurzfristige An- und Ausblicke sind dabei wohl wenig hilfreich. zwischen Waterloo und derEntente lagen keine 100 jahre, kann heut noch schneller gehen.


    Beachte bitte: Eine Armee halte ich durchaus für notwendig! Nur eine Wehrpflicht eben nicht. Aus den von Dir genannten Gründen, kann man eine Armee natürlich nicht abschaffen. Es gibt nur nach dem Ende des Kalten Krieges keinen (für mich) nachvollziehbaren Grund mehr für eine Wehrpflichtarmee. Eine der üblichen Begründungen lautet ja immer, dass man somit im Notfall Zugriff auf jede Menge vorausgebildeter Soldaten habe. Das allerdings stimmt so nicht. Oder kann z.B. einer derjenigen, die über 30 sind mit einem G36 schießen? Mit einem SEM 93 funken? Einen Puma fahren? Einen Boxer? Satellitenfunkgeräte bedienen? Usw, usf...

    Zitat


    Dieses Arbeitsplatzargument, das komischerweise immer für oder gegen alle hehren oder nichthehren Ideen herhalten muss, sollte dabei keine Rolle spielen.
    Grundsätzlich steht erstmal die Gerechtigkeitsfrage im Vordergrund. Entweder alle machen was( 1Jahr Gemisnchaftsdienst), oder alles wird professionell organisiert.Dass jetzt noch 30 oder 40 % über die Wehrpflicht "erwischt" wird und die mädels ganz aussen vor sind, ist kein wirklich haltbarer zustand.


    Unter anderem deswegen meine ich ja, dass man die Wehrpflicht abschaffen sollte. Ob man dann eben dieses soziale Jahr einführt, oder nicht muss man sich überlegen. Es gibt viele gute Gründe dafür. Aber auch welche dagegen. Das muss dann eben abgewägt werden.
    Der Vergleich müsste also lauten: Gar keinen Dienst, oder Sozialdienst. Wehrpflicht ist raus.

  • zivi als absolutes muss halt ich auch nicht so wirklich fuer die idealloesung. gibt auch einfach menschen, die es nicht auf die reihe kriegen nicht scheisse zu anderen zu sein. hatte in meiner zivi-stelle einen vorgaenger, den ich dann ersetzt habe, der einen kleinwuechsigen jungen (88 cm mit 11 jahren) in der regelschule begleiten sollte. der hat mit ihm und der klasse nur scheisse gemacht und nach mehreren gespraechen wurde das nur noch mehr scheissieger.

  • Warum gibt es eigentlich noch irgendeine Pflicht?


    Dieser Wehrdienstkram und als auch der Zivildienst gehören endlich abgeschafft.

    Einmal editiert, zuletzt von aschi ()

  • weil ohne zivi der gesamte soziale bereich einfach mal einbrechen wuerde. wies beim bund ist weiss ich nicht. mal stephan fragen. wenn der bund abgeschafft wird, gibts dann keine kriege mehr? ;)

  • Man kann doch aber Leute nicht verpflichten 6 Monate in einem sozialen Bereich zu arbeiten.


    Ich kann mir aktuell nur schwer vorstellen, dass der gesamte soziale Bereich zusammenbrechen würde.
    Dann müsste man eben auf reguläre Arbeitskräfte zurückgreifen und diese entsprechend entlohnen.

  • Man kann doch aber Leute nicht verpflichten 6 Monate in einem sozialen Bereich zu arbeiten.


    Sag ich ja.



    Dann müsste man eben auf reguläre Arbeitskräfte zurückgreifen und diese entsprechend entlohnen.


    Das erklaer mal den Leuten die dafuer dann bezahlen muessten. Aber das regelt sicher der markt :)

  • Man hat es nicht gemacht, weil Zivis schöne billige Arbeitskräfte sind.


    Reguläre Arbeitskräfte können dort ja auch auf 600 EUR-Basis arbeiten. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von aschi ()

  • Vll. müssen auch langfristig einfach die Preise für Pflege steigen, damit dort auch faire Löhne bezahlt werden?


    In einem überspitzen Vergleich sind die Zivis die Kinderarbeiter in Bangladesch, die günstig die Kleidung für Kik fertigen.

    Einmal editiert, zuletzt von aschi ()

  • Grundsaätzlich mehr Geld für den sozialen Bereich locker machen, am besten über Steuern.


    Vorteil:


    Arbeitsplätze
    sozialer Frieden
    weniger Krankheitstage
    mehr Gerechtigkeit
    Wehrpflicht wird obsolet
    Schritt in Richtung Weltfrieden

    • Offizieller Beitrag

    wenn der bund abgeschafft wird, gibts dann keine kriege mehr? ;)


    Dann müsste man eben auf reguläre Arbeitskräfte zurückgreifen und diese entsprechend entlohnen.


    Grundsaätzlich mehr Geld für den sozialen Bereich locker machen, am besten über Steuern.


    Das gibt von mir dreimal ein: "Das wäre schön, wenn das so einfach ginge!"