Meines Wissens nach reicht das Geld, das im Zivildienst bezahlt wird, zum Leben aus. Große Sprünge gehen zwar nicht, das ist aber auch nicht Sinn der Sache. Es gibt ja analog zur Kaserne Zivi-Wohnheime; ein WG-Zimmer ist finanziell oft auch zu wuppen und viele leisten den Dienst eh dort, wo die Eltern wohnen. Das Problem ist für mich eher marginal.
Bei der Gerechtigkeitsfrage/Schwangerschaft bleibe ich dabei, dass ein Pflichtdienst für eine Mehrheit der Frauen eine nicht faire zusätzliche Belastung wäre.
Vielleicht haben wir uns missverstanden: Ich bin für Abschaffung des Dienstes an der Waffe als Pflicht, aber für einen sozialen Pflichtdienst für alle Männer. Die soziale Verantwortung sehe ich sowohl ideell als auch materiell. Zum einen ist es eine Chance, wieder mehr Gemeinschaftssinn und Solidarität herzustellen, wenn man den Sinn des Ganzen deutlich vermittelt. Es macht schlagartig klar, dass etwa geistig behinderte Menschen uns alle etwas angehen.
Zum anderen entlastet es die Gemeinschaft von Kosten, die im sozialen Sektor anfallen, und es entlastet hauptberufliches Personal von leicht erlernbaren Tätigkeiten. Für die Zeit des Kalten Krieges und einer realen Bedrohung würde ich den Verteidigungsdienst auch als Dienst an der Gemeinschaft bezeichnen. Mittlerweile ist das aber obsolet. Das einzige Argument, das mich bislang noch zu einem Befürworter der Wehrpflicht macht, ist die offene Frage nach den Alternativen für den Zivildienst. Unklar ist mir, inwieweit die mal vorgesehene "Kontrollfunktion" der Wehrpflicht (also Verhinderung des Entstehens eines Staates im Staate wie weiland die Reichswehr) tatsächlich auf diesem Wege erreicht werden kann. In der Tat laufen bei der Bundeswehr einige sehr national eingestellte Leute mit wenig Hirn herum (auch im Offizierskorps), und deren Zahl sollte gerade in einer Berufsarmee nicht zu groß werden.