Religionen, Fanatismus, Kampf der Kulturen

  • Die Katholiken haben die Beichte. Sie haben somit die Möglichkeit sich ihrer sie erdrückenden Sünden zu entledigen (um diese danach gleich wieder zu begehen).

    Stimmt, ein weiterer Pluspunkt bei der Wahl der richtigen Kirche. Einschränkend muss man aber beachten, dass die Beichte nur bei einfachen Vergehen wie bspw. Mord und Totschlag möglich ist, schwere Sünden wie Scheidung und Wiederheirat sind davon ausgeschlossen.

    Naja, inzwischen ist Rom aber auch da flexibler:

    Sie zog damit die Konsequenz aus dem päpstlichen Schreiben über Familie und Liebe „Amoris Laetitia“ vom Frühjahr 2016 – einem 304-seitigen Traktat voller Kirchenschwurbel, das die taz damals eher kritisch beurteilte, das aber die (für einige) bahnbrechende Erkenntnis enthält: Auch Geschiedene gehören irgendwie doch zur Kirche dazu. Sie sind nicht automatisch exkommuniziert. Nach streng katholischer Auffassung ist die Ehe nämlich unauflösbar, jeder sexuelle Kontakt mit einer anderen als der erstmals vermählten Person ist Ehebruch. Geschiedene in neuer Ehe leben also „in schwerer Sünde“.

  • Das "gemeinsame Schuldbekenntnis" ist das "Vater unser" in der Kirche zu beten?


    Falls, also wenn, ja dann sind die Evangelen ihre Sünden ja noch viel einfacher los. Cool.

  • Als dummes Schaf weiß der Mensch doch gar nicht was Gott als Sünde ansieht.

    Daher reicht es wohlwollend an der Veranstaltung teilzunehmen, den Rest erledigt dann der entsprechende Gott.

  • Ohne innere Haltung, die aber niemand sieht, wird man seine Sünden - welche auch immer - nicht durch 96 Beichten und nicht durch 125 Vaterunser los. Da besteht kein Unterschied zwischen katholisch und evangelisch.


    Das ist so ähnlich wie bei Euren Wappenküssern.

  • In Köln ist doch der Zusammenhang zwischen Fastelovend und Aschermittwoch mit all den dazugehörenden Ritualen offensichtlich.


    4no1: es geht mir eher um den pragmatischen Umgang mit Beichte und Absolution. Da waren meine Ferienaufenthalte in Bayern prägend. ;)

  • Als dummes Schaf weiß der Mensch doch gar nicht was Gott als Sünde ansieht.

    Im Gebetbuch gab es deshalb im Anhang eine Art Sündenregister. Da hab ich mir früher vor der Beichte immer 2-4 Sünden aus verschiedenen Kategorien ausgesucht. Nie was schlimmes gemacht und auch nichts peinliches, wie „ich hab mich unkeusch angefasst“.

    • Offizieller Beitrag

    Beichten reicht ja nicht. Es bedarf auch ernsthafter Reue.

    Ansonsten ist die katholische Kirche aus katholsicher Sicht natürlich die einzige wahre Kirche ("Ich glaube an die heilige katholische Kirche..."). Die Protestanten sind aus dem Schoße der katholischen Kirche geflohen, weil sie es anders machen und ihre eigene Kirche machen wollten (aus vielen aus protestantischer Sicht guten Gründen).

    Das anzuerkennen ist im Grunde aus katholischer Sicht widersinnig.

  • Die Protestanten sind aus dem Schoße der katholischen Kirche geflohen, weil sie es anders machen und ihre eigene Kirche machen wollten (aus vielen aus protestantischer Sicht guten Gründen).


    Das ist übrigens eine katholische Sicht.

    Die evangelische Kirche begreift sich durchaus als dieselbe Kirche, die vor der Reformation bestand. Allerdings ist ihr Selbstverständnis, dass sie auf den richtigen Weg zurückgefunden hat, während die Katholiken (aus ihrer Sicht) weiterhin den falschen Wegen folgt.


    stscherer : Die evangelische Kirche spendet keine Vergebung durch Sakramente o.Ä., wie in deinem Zitat beschrieben. Auf jeden Fall nicht die lutherische.

    Sünden vergeben kann nur Gott. Die Rechtfertigungslehre Luthers ist eine der prägenden Lehren der Kirche. Wir werden nur durch Gott rechtfertigt und nicht durch Kirchen, Pastoren, Jiri Stajner oder Sakramente.

    Die Sünden werden ein Leben lang mit sich getragen. Allerdings gibt es die sichere Perspektive, dass diese Sünden nach dem Tod von Gott vergeben werden, auch ohne Beichte oder sonstiges Gedöns.

  • Das ist übrigens eine katholische Sicht.

    Natürlich ist es das. Deshalb schrieb ich auch "aus katholischer Sicht" (na gut - ich schrieb "aus katholsicher Sicht")

    :lookaround:


    Das ist ja wohl nicht dasselbe, da bin ich kleinlich. :D

    Und es war natürlich nur als Anspielung auf deinen Vertipper gemeint.:lookaround:

    Nein, muss ich überlesen haben, sorry.

  • So mal rein pragmatisch gedacht, finde ich den Ansatz, "Sünden", also Handlungen, die den moralischen Wertevereinbarungen einer Gemeinschaft zuwider handeln, im Falle aufrichtiger Reue zu vergeben, gar nicht schlecht. Bedingt es doch, das der Sünder selbige erkennt, sprich sein eigenes Handeln reflektiert und als falsch einstuft.

  • Die für mich entscheidende Frage ist, wer die Definitionshoheit zum Thema „Sünden“ hat. Wer möchte, dass ich was unterlasse und warum?

  • Und stimmt es, dass ein Neugeborenes auch schon sündig ist?

    Ernstgemeinte Frage, ich weiß es nämlich nicht. Aber irgendwie klingelt da was im Hinterkopf....

  • Das Ding mit der Erbsünde ist durch!
    Als ich auf Pilgerfahrt in Jerusalem war, wurde mir in der Grabeskirche erklärt, dass im Inneren des Golgathafelsens der Schädel von Adam liegt. Nach der Kreuzigung von Jesus auf eben jenem Felsen soll ein Erdbeben den Felsen gespalten haben. Das heilige Blut des Erlösers Jesus Christus ist dann durch die Felsritzen auf Adams Totenschädel geflossen und dadurch wurde Adam von der Erbsünde im Paradies befreit. Für mich sind seine Nachkommen damit auch aus der Haftung.

  • Und stimmt es, dass ein Neugeborenes auch schon sündig ist?

    Ernstgemeinte Frage, ich weiß es nämlich nicht. Aber irgendwie klingelt da was im Hinterkopf....

    Alle Menschen sind vor Gott Sünder, ob jung oder alt.

    Erbsünde!

    Da muss man sich bei Adam und Eva beschweren.


    Psalm 51,7

    Siehe, in Schuld bin ich geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen.


    Die katholische Kirche hat 2007 ein wenig Hoffnung gemacht, dass auch ungetaufte Kleinkinder ewiges Heil erfahren und ncht in der Vorhölle schmoren müssen.

    Aber sicher sind die sich nicht, kann gut sein das die Lütten Fegefeuer samt Zähneknirschen erleiden müssen.

  • Die Bibel taugt nicht unbedingt als Quell der Erbsünde. Der Übeltäter heißt Augustinus von Hippo. Der hat der Kirche dieses Dogma im 5.Jahrhundert untergejubelt. Wenngleich Augustinus natürlich seine Lehren mit Bibelexegese zu rechtfertigen versuchte.


    Augustinus ist auch wesentlich schuld an der zweifelhaften Sexualmoral der Kirche, unter der “gute” Christen bis heute leiden.

    Damit sich seine Lehre durchsetzt, hat Augustinus angeblich sogar den Kaiser mit 80 Hengsten bestochen. Der gute Augustinus hat übrigens insgesamt eine spannende Biographie und war religiös erst wankelmütig, um dann um so radikaler zu werden. Tja, kennen wir ja zu genüge, dass konvertierte, spät erweckte oder wiedergeborene Gläubige oft die schlimmsten Fanatiker sind.


    Da Luther Augustinermönch war und Augustinus als Vorbild für seine Lehre ansah, ist der Unsinn der Erbsünde leider auch in den reformierten Kirchen sinnstiftend.


    Beide große Westkirchen sind das Thema allerdings in der jüngeren Vergangenheit theologisch angegangen und haben es entschärft.