Religionen, Fanatismus, Kampf der Kulturen

  • Heu, ich hatte einige mehr als naheliegende Suchbegriffe eingegeben, und alle Wörter gab's hier angeglich nicht. Hoffentlich nicht so'ne Geschichte wie bei Prickelpit mit den Smileys.

  • spon


    Das macht einen irgendwie sprachlos, ist aber wohl leider in vielen arabischen und afrikanischen Staaten normal, Schwulsein zu kriminalisieren.


    Hatten "wir" allerdings auch, ist noch nicht so lange her. Bis 1994 waren homosexuelle Handlungen in den alten Bundesländern unter 18 strafbar.


    Gesetze zur Homosexualität

  • Mein Gott, andro, der § 175 StGB wurde doch auch davor schon ewig nicht mehr angewandt, außer war nicht das Schwulsein per se verboten, sondern "nur" sexuelle Handlungen eines Mannes mit einem männlichen Minderjährigen.

  • Soweit, so richtig.
    Aber die Diskriminierung war schon ein Thema, denke ich. Klar, mit anderen Auswirkungen letztendlich...
    Aber ich fand es 1988 beim Bund bezeichnend, dass es z.B. kein Btl. 175 gab (gibt?), da das Anlass zum Spott böte, dort 'Mitglied' zu sein.

  • Diskriminierung hat es immer gegeben, und den Begriff des "175ers" haben ja eher so Leute wie Else Kling benutzt. Heutzutage ist der Begriff ja so gut wie ausgestorben. Es ist eher ein Problem der Gesellschaft und nicht des (heutigen) Gesetzgebers. Deshalb geht ein Satz wie "Das hatten wir bis 1994 auch" fehl.

  • Hast recht, was die 'Ecke' der Problematik darstellt.
    Es ist definitiv eine Sache der Gesellschaft und nicht der Gesetzgebung.
    Ist schon ein Unterschied, ob Dir der Staat Sanktionen androht/antut (-> Drtittes Reich z.B.), oder ob Du auf dem Weg zum CSD angepöbelt wirst...

    • Offizieller Beitrag

    Soweit, so richtig.
    Aber die Diskriminierung war schon ein Thema, denke ich. Klar, mit anderen Auswirkungen letztendlich...
    Aber ich fand es 1988 beim Bund bezeichnend, dass es z.B. kein Btl. 175 gab (gibt?), da das Anlass zum Spott böte, dort 'Mitglied' zu sein.


    Gibt es immer noch nicht. Wobei das allerdings daran liegt, dass es auch keine Brigade 17 mehr gibt (zu der dann das Artillerie-Bataillon 175 gehören würde)
    Das entsprechende Btl wurde bei seiner Gründung in den 50ern entgegen der üblichen Numerierung für ArtBtle (eben immer 5 am Ende) 177 getauft - aus genau dem von Dir genanntem Gund. Wurde bis zur Auflösung Mitte der 90er auch nicht umbenannt.


    Das mit der Diskriminierung war früher eben so. Kein Ruhmesblatt für unsere "Vorfahren" (oder so) - aber aus dem heutigen Standing heraus, kann man auch niemandem Vorwürfe machen. Solange wir inzwischen wissen, wie es richtig geht. Finde ich.

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  • Die Diskriminierung von Schwulen gibt es heute immer noch, wenn auch nicht mehr im "öffentlichen Leben". Nicht umsonst gilt "schwul" in bestimmten Kreisen immer nocht als abwertendes Adjektiv. Hat offensichtlich auch kaum jemand etwas gegen. Interessant wäre es zu sehen, was passieren würde, wenn "schwul" durch "jüdisch" ersetzt würde, oder sowas... aber egal.


    Ansonsten war die Lage zwar unschön für Schwule, seinerzeit, aber ihr Leben, was so denke ich nie in Gefahr, und das kann mann vom Iran beispielsweise nicht behaupten. Ich fürchte auch, eine vollständige Emanzipation von Schwulen und Lesben wird es nicht geben, wir kriegen ja nichtmal die Gleichberechtigung der Frauen auf die Reihe, auch wenn die fortschritte durchaus groß sind.


    Ich mach mich jetzt auf den Weg zur Verwandschaft...Frohes Fest allen. :)

  • Wenn ich bedenke, wie lange das mit dem Weg von Feudalismus über Humanismus, Aufklärung bis zum heutigen Gesellschafts- und Rechtssystem gedauert hat und dass die Gleichberechtigung der Frau erst seit dem späten 19. Jahrhundert richtig auf dem Programm stand, glaube ich schon, dass wir eines Tages dort hin kommen können. Gilt auch für Homosexuelle. Es braucht viel Geduld und permanenten Druck, und das über sicherlich noch weitere ein, zwei Jahrhunderte. Für mich könnte es auch schon heute so weit sein, aber bis sich kollektiv alles dorthin verändert hat, dauert es eben.


    Und perfekt wird es sowieso nie. Bestimmte Elemente der mittelalterlichen Rechts- und Gesellschaftsordnung wird man garantiert auch heute noch finden, und wenn es implizit ist. Das Prinzip von Herr und Vasallen gibt es doch in anderer Form weiterhin.

  • so lange sie menschen diskriminieren die anderen nichts antun was diese selber nicht wollen, sollten "traditionelle" denkweisen schon wenigstens mal überdacht werden. gilt für gesinnungen im religiösen wie auch sexuellen kontext.

  • Man muss evtl. auch fragen, ob "traditionelle" Denkweisen immer überdacht werden müssen...


    Klar muss man das fragen. Für die beiden skizzierten Dinge ist meine Antwort klar: gut so, dass sie überdacht werden und sich etwas ändert.

  • Mein Gott, andro, der § 175 StGB wurde doch auch davor schon ewig nicht mehr angewandt, außer war nicht das Schwulsein per se verboten, sondern "nur" sexuelle Handlungen eines Mannes mit einem männlichen Minderjährigen.

    Genau ein solches Handlungsverbot ist es aber auch auf das sich Sharia Recht bezieht. Um nich falsch verstanden zu werden: Das was zb im Iran abgeht ist großer Scheiß. Die Behauptung aber der islam/islamisches Recht verbiete das "schwulsein" ist grade verkehrt und geht an der Sache vorbei.


    Stattdessen ist eine konkret umschriebene sexuelle Handlung (nicht zu verwechseln mit einem Konzept sexueller Identität), nämlich liwat das was bestraft wird. Im iranischen Gesetzbuch liest sich das dann zB so:

    Letztlich muss in dem Kontext erwähnt werden, dass es lange Zeit eine im Vergleich zu Europa deutliche Offenheit islamischer Gesellschaften (nicht unbedingt der herrschenden Politik dort) gegenüber mann-männlicher Liebe gab. Diese äußert sich unter anderem in zahlreicher homoerotischer Dichtung aus dem islamischen Raum oder wird daran deutlich, dass europäische Schwule noch bis ins frühe 20 Jahrhundert in den Orient pilgerten um dort ihre Sexualität auszuleben. (Prominente Beispiele: André Gide, Oscar Wilde, E. M. Forster und Jean Genet).


    Das islamistische Spinner heute behaupten ihre Tradition sei völlig frei von mann-männlicher Sexualität und diese vielmehr "westliche Dekadenz" liegt vielmehr entweder daran, dass diese oft ihre eigene Tradition genauso wenig kennen wie diejenigen die heute vom Westen aus den Kulturkampf anstacheln oder ist schlicht politische Propaganda.


    Eine ganz gute Einführung in das Themas bietet der Wikipedia Artikel zum Thema Homosexualität und Islam (leider nur der englischen Wikipedia, der deutschsprachige ist deutlich unausgereifter)
    Homosexuality and Islam


    Eine tiefgreifendere Analyse speziell zum Thema Islam und Homosexualität bietet dieses Buch:
    Die Vertreibung aus dem Serail (allerdings nichts für leute mit gender studies Phobie)


    zum Thema Islamismus/Islam generell ist ganz besonders die Abrechnung des französisch/marrokanischen Intellektuellen
    Abdelwahab Meddeb mit dem Islamismus einerseits und der Unwissenheit westlicher Islamkritiker andererseits zu empfehlen:
    Die Krankheit des Islam


    Für diejenigen dies interessiert sei als Einstieg noch auf ein Zeit Interview mit dem Autor zum Thema hingewiesen.