Peter Braund

  • Vor allem überzeugt das nicht, wenn das Scouting-System auf persönlichen Kontakten aufbauen soll. Denn in zehn oder zwanzig Jahren sind diejenigen, die damit mal angefangen haben, doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr damit beschäftigt.

  • Vor allem überzeugt das nicht, wenn das Scouting-System auf persönlichen Kontakten aufbauen soll.


    Aber wie sonst soll es funktionieren?
    Es ist ein extrem Beispiel, aber was Leverkusen unter Calmund in Brasilien geschaffen hat, ist ein positives Beispiel. Auf diesem Martkt gehören sie wahrscheinlich zu den Besten in Europ und das kommt nicht von ungefähr. Sie haben Scouts bzw. Beziehungen zu Scouts die dort leben, Spiele und Spieler beobachten und immer wieder schaffen große Talente dazu überzeugen zu einer mittelmäßigen bis guten Werkself in Deutschland zu wechseln, darunter ein Ze Roberto, Emerson, Lucio, Juan oder auch Renato Augusto.
    Da hat sich auch gezeigt, dass durch Kontinuität im scouting zu erreichen ist.
    Ob durch Personalentscheidungen im Verein, sich etwas an den Beziehungen ändert kann ich nicht beurteilen. Bei Leverkusen ging es jedoch auch ohne Calmund weiter. Dennoch ist natürlich im Scouting eine Kontinuität von Nöten, denn geht ein Scout nimmt er natürlich sein Wissen mit selbst wenn Kontakte bestehen bleiben. Ich bin mir sicher, dass sich sowas nicht von heute auf morgen entwickelt sondern seine Zeit braucht. Selbst auf dem nationalen Markt muss das Scouting intensiviert werden.


    Ein kurzer interessanter Artikel ist der hier über Norbert Ziegler.


    Denn in zehn oder zwanzig Jahren sind diejenigen, die damit mal angefangen haben, doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr damit beschäftigt.


    Ein Nachfolger kann sich auch in die Position arbeiten und mit den Kontakten weiterarbeiten.


    Noch ein interessanter Artikel LINK




    Zitat

    Waren Sie auch der Erste, der in Brasilien einen Fuß in der Tür hatte?
    Aus der Bundesliga ja, aber die spanischen Klubs waren damals auch schon vor Ort. Als ich dort jemanden von Valencia kennenlernte entstand ein Kerngedanke meines Konzepts – die Langzeitbeobachtungen. Dazu muss man aber auch sagen, dass ich das anfangs nur nebenberuflich gemacht habe. Das war der Wahnsinn in den ersten Jahren. Ich habe damals bis Freitags noch in der Bayer AG gearbeitet und bin abends nach Brasilien geflogen. Dort habe ich mir Spiele angeschaut und war Montag wieder im Büro. Das haben wir geändert, weil man so keinen Markt erobern kann.



    Zitat

    Ist nur Hoffenheim ein Konkurrent für Sie?


    Ja, hauptsächlich Hoffenheim. Bayern München zum Beispiel geht einen anderen Weg, die können warten, bis sich ein Spieler noch weiter entwickelt hat. Was aber die Vision angeht, bei einem jungen Spieler das internationale Potenzial zu sehen, sehe ich Hoffenheim als größten Konkurrenten.


    Hoffenheim scheint in der kurzen Zeit ein hervorragende Scouting-Abteilung hochgerissen zu haben. Mich würde interessieren, wie sie das in der Kürze der Zeit geschaffen haben.


  • ...
    Hoffenheim scheint in der kurzen Zeit ein hervorragende Scouting-Abteilung hochgerissen zu haben. Mich würde interessieren, wie sie das in der Kürze der Zeit geschaffen haben.


    ganz einfach: die haben vor zwanzig jahren damit angefangen! :anmachen:

  • Normalerweise wirbt man für sowas Mitarbeiter von Konkurrenten ab, wenn man mal schnell aus dem Nichts was aufbauen will.


    EDIT: Dass der Hopp weiß, wie man gute Teams aufbaut, würde mich jetzt nicht so wundern. Erstaunlicher ist, dass Kind offenbar als "erfolgreicher Unternehmer" das nicht gebacken kriegt, bzw. - und der Eindruck könnte sich aufdrängen - über erstaunlich wenig Gespür und Wertschätzung für gute Mitarbeiter verfügt.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Ich habe ja an anderer Stelle schon mal geschrieben, wie das Scouting in der Regel funktioniert. Es gibt ein systematisiertes Verfahren, was aus Spielersichtung, Datenerhebung und Analyse besteht. Ein Scout verpflichtet keine Spieler und hat auch kein wirkliches Vetorecht. Er ist vielmehr in die initierten Personalentscheidungen bzw. Vorbereitungen eingebunden oder ergreift maximal die Initiative, in dem er Spieler von sich aus vorschlägt. Die Verantwortung trägt aber der Manager/ Sportdirektor, ggf. auch mal gemeinsam mit dem Trainer. In der Regel sitzen zu den Transferzeiten also Manager, ggf. Trainer und Scoutingabteilung zusammen und beraten, welche Spieler sie für welchen Mannschaftsteil holen wollen (ggf. auch unter Beteiligung der kaufmännischen Leitung, die immer eingebunden ist, wenn es um die finanzielle Machbarkeit geht). Aufgabe des Scouts ist es, für jeden Mannschaftsteil die entsprechenden Analysedaten parat zu haben oder eben die Spieler dann auf Wunsch zu beobachten und zu bewerten, die sich das Management oder der Trainer ausgeguckt haben. Mit der Nichtverlängerung des Vertrages wird dieses System kaum verlassen werden. Es gibt vorhandene Strukturen und weitere Scouts.


    Ich wünsche Peter Braund alles Gute.

  • Fakt ist folgendes. Mein Nachbar ist früher Jugendscout für 96 gewesen. Unter der Ära Rangnick. Dort wurde ein System entwickelt, nach dem Prinzip Stuttgart. Vereine wie Bremen und Wolfsburg haben ihre Leute hier her zum Hospitieren geschickt. z.B. ist der Chefscout für die Jugendabteilung Wolfgang Geiger gewesen. Einer derjenigen, der seit Jahrzehnten für Rangnick arbeitet. Mit der Entlassung Rangnick's ist das ganze Konzept zusammen gebrochen und den Endgültigen Rest hat damals Neururer der gesamten Jugenabteilung gegeben. Der hat nämlich komplett dadrauf geschissen. Ein Hochstätter und Hecking haben in drei Jahren dort null bewegt. Vereine wie Wolfsburg, Hamburg und vor allem Bremen sind der 96 Jugend klar überlegen. Es gibt immer mal wieder einzelne Truppen, die mithalten. Aber gesamtbetrachtet sind diese Vereine uns um Jahre überlegen. Ob nun Infrastruktur, Scouting, Ausbildungsmöglichkeiten, Internat usw. ... Hier hat man bei 96 Jahrelang gepennt. Hätte man das Rangnick Konzept weiter entwickelt und die Leute machen lassen, wäre 96 heute mit führend in Deutschland.

    Einmal editiert, zuletzt von hedrouse ()

  • Was Du hier schilderst, Hedrouse, klingt für mich verdächtig nach dem Ergebnis einer eingehenden Analyse von Martin Kind...

  • Du hast mich mißverstanden, Hedrouse. - Ich meinte das von Dir geschilderte Ergebnis klingt nach Kinds Analyse.

  • Eigentlich ist es aber kein Ergebnis oder Feststellung, sondern die traurige Realität...


    Der Rangnick hat da einfach echt was auf'n Kasten und legt viel Wert auf Jugend.


  • zehn bis zwanzig jahre??? was soll denn in der zeit alles passieren?


    Netzwerke aufbauen. Habe ich doch gesagt. Glaubst Du im Ernst, in Leverkusen oder Bremen sind die guten Kontakte nach Südamerika über Nacht entstanden? Glaubst Du, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Leuten vor Ort funktioniert nach zwei Monaten? Es dauert im Übrigen auch, das Ganze zu systematisieren und einzuspielen. Und noch etwas: Wenn man heute einen konzeptionellen Wechsel in der Nachwuchsarbeit beginnt (die ja mit der C-Jugend, also den 12-14jährigen, erst so richtig beginnt), kann man sechs, sieben, acht Jahre einplanen, bis sich das auf den Seniorenbereich ernsthaft auswirkt. Diese ganzen Entscheidungen haben langfristige Wirkung. Dehnt ein Verein sein Scouting z.B. nach Skandinavien aus, dann braucht es doch erstmal zwei, drei Jahre, bis die Leute vor Ort halbwegs einschätzen können, was für Spieler dieser Verein braucht. Gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, dauert immer ein paar Jahre. Es kann und wird Rückschläge geben oder der Beobachter vor Ort abgeworben werden oder sich mit der Zentrale überwerfen oder sich als nicht geeignet herausstellen. Es nützt auch nichts, einfach jemanden anzusprechen, nach dem Motto, "ey, guckst mal für uns Spieler an, ne." Das müssen qualifizierte, ungebundene Fußballfachleute sein, und man braucht optimalerweise schon ein gewisses Startvertrauen, sprich: persönliche Kontakte zu den Leuten. Gute Leute kosten im Übrigen Geld, also kann man natürlich nicht überall gleichzeitig aktiv sein. Also muss man Zeit oder viel Geld einplanen.


    Zitat

    sorry, aber das halte ich für blödsinn...


    Ich nicht. Man muss noch nicht mal viel über Scouting gelesen haben. Vertrauen ist die Grundlage für kontinuierlich gute Arbeit in einem Scoutingsystem. Vertrauen aufzubauen, bei dem man sich blind auf den Vertrauenspartner verlassen kann, dauert lange. Das kann Dir jeder Wirtschaftsmanager bestätigen, der mit anderen Unternehmen zusammenarbeitet.


    Zitat

    wenn ich ein paar fachkundige leute "mit auge" habe, die sich bestimmte zielgebiete, ligen oder was weiss ich vornehmen, muss so etwas viel schneller gehen - was hindert einen guten scout denn daran, bereits nach einer woche, einem monat oder einem jahr arbeit ein talent zu entdecken (oder mehr)?


    Nochmals: Es gibt eine Zentrale vor in Hannover, in der hauptamtliche Leute die Aktivität der Scoutingabteilung koordinieren. Der größere Teil aber, nämlich die Leute, die vor Ort tatsächlich über die Plätze tingeln, wird auf Honorarbasis oder nebenberuflich eingebunden. Diese Leute müssen zum einen über ein erhebliches Fachwissen verfügen, zum anderen muss wie gesagt ein Vertrauensverhältnis entstehen. Gerade am Anfang ist dabei übrigens der persönliche, informelle Kontakt von hoher Bedeutung. Man kann den Prozess sicherlich beschleunigen, wenn man die Scoutingabteilung finanziell und personell gut ausstattet und Leute holt, die schon persönliche Kontakte haben. Hat der ExilRote ja schon gesagt. Ist ein Verein allerdings klug, versucht er, diese Personen unter allen Umständen zu halten. Machen Unternehmen ja nicht anders. Die kriegt man also nur noch mit sehr guten Bedingungen. Hopp hat das vermutlich erkannt und blättert entsprechend etwas hin. Kind erkennt sowas halt nicht. Außerdem wächst gutes Personal für das Scouting, ob haupt- oder nebenamtlich, leider nicht auf Bäumen. Das Angebot ist eher knapp. Das ist das Problem, und deshalb dauert es realistisch betrachtet auch so lange.


    Ach ja, und außerdem schläft die Konkurrenz nicht. Man ist also nicht der einzige Verein, der eine bestimmte Region wie Benelux oder Skandinavien oder Nordafrika oder Mittelamerika im Auge behält und die qualifizierten Beobachter an sich bindet. Man braucht also gute Leute, etc. etc. (siehe oben)


    Zitat

    hier wird manchmal so getan, als ob man erst das rad neu erfunden müsste, um so etwas zu initiieren! nehmen wir doch einfach mal ein beispiel, das uns allen bekannt sein sollte (und wo scouting, wenn man es in dieser situation so definieren möchte) auf anhieb funktioniert hat: neuaufbau der damaligen regionalliga-mannschaft...man nehme zwei leute "mit auge" (fanz & franz), schaue sich hier, da und dort um (eigene jugend, amateurbereich in hamburg, hessen und sonstwo...) und schon hatte man eine tolle mischung zwischen hoffnungsvollen talenten und erfahrenen haudegen, die allesamt heiss und erfolgshungrig genug waren, um der mannschaft ihren stempel aufzudrücken!


    Das war 1996 und es war die Regionalliga. Damals herrschten schlicht andere Verhältnisse als heute. Eben weil Spieler wie Addo, Asamoah, Kehl... heute vermutlich schon vorher von anderen Clubs angeworben worden wären. Meine Güte, die Welt ist doch seit damals nicht stehen geblieben. Der DFB hat nach der WM 1998 das ganze Nachwuchsförderungssystem umgekrempelt. Erste Erfolge? WM 2006. Bei der EM 2000 musste man sich noch fragen, wer überhaupt den Adler tragen kann. Heute muss man sich wieder fragen, wen man leider zu Hause lassen muss. Man muss nicht das Rad neu erfinden, aber man muss es erstmal zum Drehen bringen. Das ist das Problem.


    Zitat

    ergo: warum soll bitteschön der aufbau eines scouting-systems zehn bis zwanzig jahre dauern? :???:


    Siehe oben.


    Normalerweise wirbt man für sowas Mitarbeiter von Konkurrenten ab, wenn man mal schnell aus dem Nichts was aufbauen will.


    EDIT: Dass der Hopp weiß, wie man gute Teams aufbaut, würde mich jetzt nicht so wundern. Erstaunlicher ist, dass Kind offenbar als "erfolgreicher Unternehmer" das nicht gebacken kriegt, bzw. - und der Eindruck könnte sich aufdrängen - über erstaunlich wenig Gespür und Wertschätzung für gute Mitarbeiter verfügt.


    Genau so sieht das aus. Kind scheint mir der klassische Typ des patriarchalischen Unternehmers zu sein. Zeigt sich ja auch an anderer Stelle. Da ist eben manchmal wenig Platz für Modernes oder für Dinge, die von außen kommen.


    Dank auch an Matzemilla für die Links.

  • Stephan535

    Hat das Thema geöffnet.
  • Kurz nachdem er ging, begann die erfolgreichste Phase der Neuzeit. Cleverer Schachzug, ihn jetzt einzustellen, um ihn danach direkt wieder zu entlassen.

  • Kurz nachdem er ging, begann die erfolgreichste Phase der Neuzeit. Cleverer Schachzug, ihn jetzt einzustellen, um ihn danach direkt wieder zu entlassen.

    Erstmal braucht er ein wenig (mehr) Zeit zum scouten, dann wird er gehen/gegangen, kurz danach beginnt erneut die erfolgreichste Phase der Neuzeit. ;)