Krankheiten

  • Ja, das hatten wir auch schon beansprucht, aber mit so einem Flitzer wäre es doch einfacher/schöner.


    Leider steht bei den Kleinanzeigen gerade nichts passendes.

  • Kein besonderer Anlass, ich habe als Akademiker einfach mordsmäßigen Respekt vor Handwerkern. Bist du doch, oder? Und was du da so machst, kann der Arzt in der Regel nicht, ich schon gar nicht.

  • Wer Interesse hat, kann hier nachvollziehen, welche schrulligen Wendungen und Auswüchse die Psyche machen und haben kann, wenn das Leben Dir einen Sack Malefizsteine in den Weg legen möchte...


    Meine Liebste (und Verlobte) sitzt nun seit ca. 3 Jahren im Rolli, Eingeweihte kennen die Hintergründe. Da ihre Krankheitsgeschichte aber schon 2014 begonnen hat, reden wir hier von 5-6 Jahren extremen Anpassungen im Leben, die natürlich nicht nur sie, sondern auch die Angehörigen, nicht zuletzt ich an ihrer Seite, erlebt haben und immer noch erleben.

    Ich neige zu extremem Verantwortungsbewusstsein und ebensolcher Disziplin, wenn die Umstände es 'verlangen' (bzw. ich glaube, dass sie es verlangen). Das ist erstmal ok, führt aber auch dazu, dass ich mich selber dabei vernachlässige und meine Bedürfnisse vergesse und hintenan stelle. Ich nehme an, der ein oder andere hier wird sich in so einem Verhalten wiedererkennen...


    Vor ca. 8 Monaten haben mein Umfeld und ich erkennen müssen, dass es anfing, mir psychisch und auch physisch ziemlich beschissen zu gehen. Psychosomatik, das steckt ja auch im Namen, sieht den Menschen immer als eine Kombi aus Psyche (Seele?) und Körper. Bei mir hat sich das u.a. durch extreme Schlafstörungen gezeigt. Das wiederum führte zu Konzentrationsstörungen, heftiger Gereiztheit, Magenproblemen, dauerhaften Kopfschmerzen, und einigen andern Symptomen. Irgendwann war klar, dass ich das nicht mehr im Griff hatte und ohne Hilfe untergehen würde.

    Die Psyche hat sich mit, das habe ich dann auf der Reha gelernt, einer mittelstarken Depression gemeldet.

    Antriebs- und Lustlosigkeit, Angstzustände, Panikattacken, kaputtes Selbstwertgefühl und diverse anderen klassische Symptome einer solchen Depression haben mein Leben (und das der Menschen um mich herum) sehr schwierig gestaltet.


    Mit meinem Arzt habe ich dann im März bei der Rentenversicherung einen Antrag auf 'Reha zum Erhalt der Erwerbsfähigkeit' gestellt, der natürlich erstmal abgelehnt wurde. Nach Widerspruch und Besuch beim Amtsarzt (Psychologe) bekam ich dann eine Reha in der Berolina-Klinik Löhne (Bad Oeynhausen) zugesprochen. Und da habe ich nun 5 Wochen zugebracht...

    Die Klinik ist der absolute Hammer! Großartige Therapeuten und Therapieansätze, die Enstpannung, Selbstfürsorge, Achtsamkeit(!) lehren und fördern. Dazu ist man in einem Ponyhof mit Vollpension, hat keine Verantwortung zu tragen und findet unglaublich viel Luft, um über sich und sein Leben nachzudenken. Die Denkanstöße kommen von den Therapeuten, oder auch von den Mitpatienten, und führen (sofern man sich darauf einlässt) zu erhöhter Selbstreflexion. Mir hat das so unglaublich gut getan, dass ich am Ende Rotz und Wasser geheult habe, als die Bezugsgruppe, mit der man 5 Wochen intensivst Zeit verbracht hat, sich voneinander verabschiedete.


    Meine Zeit habe ich dort mit Gruppen- und Einzeltherapie (Depression, Achtsamkeit, Entspannung nach Jacobsen, Qigong) zugebracht, garniert mit einer so unglaublichen Menge an Sport, dass ich 5 kg verloren und ein Kreuz wie Hulk aufgebaut habe. Sport ist eines der Dinge, die mir als Ventil für Aggressionen und Frust dienen können, und die ich lange vernachlässigt hatte. In der Reha bin ich täglich 1.500 - 2.000 m geschwommen, bin tierisch viel spazierengegangen (macht die Birne schön frei!) und habe die Muckibude intensiv genutzt. Gerade dann habe ich das verarbeitet, was ich in den Therapien erfahren und gelernt habe.

    Dazu habe ich verstanden, wie wichtig es ist, in sich reinzuhören und auf den Bauch zu schauen. Wenn der grummelt bei einer Entscheidung, sollte ich definitiv noch einmal darüber nachdenken. Achtsamkeit ist eine Tugend, die ich weiter verfolgen werde, denn wenn ich nicht achtsam zu mir bin, verliere ich wieder den Bezug zu mir. Achtsamkeit, als das bewusste Wahrnehmen des Hier & Jetzt ist eine tragende Säule für Zufriedenheit habe ich erkannt.


    Meine Liebste hat in den Wochen ihren Alltag großartig organisieren können, sodass wir beide verstanden haben, dass ich mich nicht um jeden Scheiß kümmern muss, denn vieles kann sie gut alleine, auch wenn es mühselig ist und lange dauert. Aber so behält sie die Selbständigkeit und wir als Paar die Augenhöhe! Macht für alle Beteiligten das Leben einfacher und schöner.


    Jetzt bin ich wieder zuhause, habe die Birne voll mit Gedanken (kein Gegrübel, sondern strukturierte Gedanken) und verstehe viel besser als zuvor, was meinem Leben gut tut, und was nicht. Zum Beispiel werde ich weg von der 40-Stunden-Woche, 4 Tage Arbeit sind genug.

    Ich kann nur jedem, jedem, jedem empfehlen, sich um eine solche Reha zu bemühen, wenn das Leben schwer erträglich und dunkel geworden ist!

    Gerade in der Berolina Klinik wird Euch besonders geholfen, ich empfinde die Wochen dort als eine der besten Episoden der vergangenen Jahre in meinem Leben!


    Bei Fragen könnt Ihr mir gerne eine PN schicken.

  • Meine Diagnose lautete übrigens 'Depressive Anpassungsstörung'. Das ist eine Depression, die nicht durch einen Mangel von Botenstoffen im Hirn ausgelöst wird, sondern durch Umstände im Leben, die man für sich nicht gut verarbeiten kann.

    So eine Depression kann man durch die oben genannten Therapien, Ruhe, Entspannung und Sport gut angehen.