• Delantero. Puh. Ich würd' gern was dazu sagen, Du erwischst mich hier aber tatsächlich in dem Sinn, dass ich mal nicht weiß, was ich beitragen kann.


    Erstmal: Hartz IV ist Scheiße, aber kein Weltuntergang. Ich weiß, wie es ist, auf sowas zuzulaufen, das ist extrem stressig. Aber normalerweise lässt sich alles regeln und das Leben geht weiter. Wenn Du konkrete Fragen dazu hast, schreib' mich gerne per PN an.


    Eine Vermutung: Was Dir ganz generell vielleicht helfen könnte, ist, zu versuchen, weg von der Einzelkämpfersituation vor dem leeren Blatt wegzukommen und zu sehen, dass Du mehr persönliche Kontakte bekommst, stärker eingebunden bist. D.h. zwar möglichst viele Bewerbungen raushauen, aber auch mal zum Hörer greifen, fragen, ob, wann und was benötigt wird, etc. Einfach, weil man ohne Kontakte alleine mit seinem Kopffilm ist. Geht man in die Interaktion, ist bestimmt auch mal eine schlechte Erfahrung dabei, aber früher oder später auch gute. (Wie z.B. bei Dvdscot, der offensichtlich im Bewerbungen begleitenden Kontakt auf neue Ideen gekommen ist.) Raus aus der Isolation, wenn irgendwie möglich.


    Ich denke, das könnte Dir auch im Arbeitsleben gut tun. Ich kenne mich im PR-Bereich nicht aus, aber das könnte ein Bereich sein, der Dir entgegen kommt: Du kannst Schreiben, das kannst Du dort einsetzen, um was Konkretes darzustellen, gleichzeitig musst Du die Firma und die Menschen kennenlernen, um das zu tun. Das ist nicht unbedingt abgehoben/isoliert.


    Mit hochgradig problematischen Chefs habe ich auch Erfahrungen. Es hört sich so an, als sei das wirklich ein extrem ungesundes Umfeld gewesen. Zum Kotzen.


    Drücke die Daumen für das Erstgespräch!

  • Hier würde ich dann trotzdem Konfrontationstherapie in Eigenregie empfehlen.


    Es kann helfen, wenn sich am Anfang jemand danebensetzt, z.B. die Frau, um Feedback zu geben.

  • Puh, na gut. Da sind wir wieder mal gegensätzlicher Meinung. Er kann das aktuell wohl einfach nicht. Das muss begleitet werden von Fachleuten. Hört sich für mich eher so an wie 'nu los, schaffst du schon' um es mal vorsichtig zu formulieren. Wenns so einfach wäre, solche Probleme über ein paar Sätze in einem fussball forum zu lösen, wäre das super.

  • ich möchte mal generell was fragen.

    hätte es sinn, wenn sich betroffene hier zu einer art selbsthilfegruppe treffen? in regelmäßigen abständen, meinetwege auch online? das beschäftigt mich schon länger, bin aber zu unqualifiziert, um die sinnhaftigkeit zu beurteilen.

  • Erstmal: Hartz IV ist Scheiße, aber kein Weltuntergang. Ich weiß, wie es ist, auf sowas zuzulaufen, das ist extrem stressig. Aber normalerweise lässt sich alles regeln und das Leben geht weiter. Wenn Du konkrete Fragen dazu hast, schreib' mich gerne per PN an.

    Vielen Dank, ich komme ggf. gern drauf zurück!

  • Konfrontationstherapie halte ich nicht in allen Fällen für sinnvoll.


    Ich bin damals nach dem Tod meines Vaters wegen Panikattacken im Rahmen einer solchen Therapie die Strecke Hannover-Wunstorf (ja, ist nur kurz) mit dem Zug gefahren und jedes Mal beinahe gestorben vor Panik. Nach einigen Versuchen habe ich für mich entschieden, dass es keine Angst vorm Zug fahren ist, sondern ein Problem in mir selbst, was dadurch nicht gelöst wurde.

  • ExilRoter

    Ich freue mich, wenn du tolle Beiträge schreibst, aber ich halte Tipps von einem Laien für falsch. Das soll keine Kritik sein, aber delantero sollte das lieber erstmal mit dem Psychologen bereden.


    @zlf

    Darüber denke ich auch schon nach und suche ja auch händeringend nach einer Gruppe, nur weiß ich nicht wie und ob es sinnvoll mit verschiedenen krankheitsbildern sich in eine Gruppe zu organisieren. Das werde ich morgen mal erfragen

  • Sich den Ängsten zu stellen, ist gut, aber nur in kleinen Schritten und sinnvoller Weise halt begleitet von einem Psychologen. Mein Psychologe vor vielen Jahren wollte mit mir immer mal zum Kröpke...U-Bahn fahren. Da war der Beginn dieser Mammutaufgabe mit der Vorstellung, welchen Weg man denn gehen müsste, um dort hin zu kommen. Also den Weg gedanklich durchspielen. War mir einfach nicht möglich. Aus Angst. Irgendwann wären wir zusammen wenigstens mal raus gegangen. Dann vielleicht die Rolltreppen runter. Und iiiirgendwann vielleicht auch mal Bahn gefahren. Ich hab den Psychologen irgendwann gefragt, wann wir denn das mit der U-Bahn probieren...Er sagte, "niedersachse1896, davon sind wir noch ganz weit entfernt".


    Unbegleitet ist die Psyche oft Stärke als der Wille, die Konfrontationstherapie allein zu schaffen. Und dann steht man ganz unten. Weil man nicht mal das geschafft hat. Vorsichtig mit solchen Alleingängen.

  • Natürlich werde ich Tipps geben. Ich habe mehr als 10 Jahre Erfahrung mit klinischer Depression und insbesondere die Situation, in der Delantero ist, kenne ich aus eigener Erfahrung.


    Dass ich Laie bin, ist ja bekannt und kann so eingeschätzt werden.

  • Es tut auf jeden Fall gut zu lesen, dass sich einige in meiner Situation wieder finden. Ich hab irgendwie immer unweigerlich das Gefühl, dass ich damit relativ allein bin und andere eher denken "Boah, die Person hatte jetzt ein Jahr lang Zeit, sich was zu suchen. Wenn man will, findet man, es ist also Faulheit!"

    Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass mir direkt nach dem Studium vom Jobcenter und dann nochmal in der Fortbildung gesagt wurde, wer so ein "Orchideenfach" (Literaturwissenschaften sind doch eigentlich gar nicht SO exotisch?!) studiert, würde, mal unter uns, doch gar nicht wirklich arbeiten wollen!

  • Einige hier sehen sich durch Deine Beiträgen halt sofort an ihre eigenen Phobien erinnert. Und schreiben vor dem Hintergrund darüber, und ergänzen/korrigieren mich und das ist gut so.


    Ich habe aber keine Erfahrung mit klinischen Phobien. Aber ich sehe in dem, was Du schreibst, Dinge, mit denen ich sowohl selber zu kämpfen hatte als auch Dinge, die ich im Umfeld oft gesehen habe. Ich kann Dir von daher vor allem sagen, dass das sehr viel häufiger vorkommt, als Du offensichtlich annimmst.


    Was es jetzt ist -- das wollen und werden wir im Forum nicht diagnostizieren, aber glücklicherweise hast Du ja auch einen Termin bei einem Profi.

  • Eben. Die Erkenntnis, dass man nicht der einzige ist, der sich selbst für besonders bescheuert hält, ist doch ganz brauchbar.


    Dass es da eine Schamgrenze gibt, wegen der man nicht alles ausbreiten will oder kann, womit man kämpft, ist doch auch verständlich. Da ist es gut, wenn man das Gefühl hat, die ZuhörerInnen nehmen einen ernst.

  • Ich hatte heute einen schönen Abend. Es war herrlich mit den alten Kumpels im Biergarten unserer Kneipe gesessen zu haben dazu lecker sambalschnitzel und doch drei weizen. Wir haben Spaß gehabt und mehr geklönt als fusi geschaut. Das war eigentlich der Plan, ist super aufgegangen. Tut gut

  • Ich denke auch, dass es eine soziale Phobie ist. Ich hab schon als Kind gern allein gespielt und mich nie gelangweilt. In großen Gruppen fühl ich mich unwohl, ich hatte nie viele Freunde und wenn, hab ich sie lieber einzeln getroffen. Das Weihnachtsfest bei meiner Frau überfordert mich jedes Jahr (zwei Brüder + Frauen + jeweils ein Kind + Schwiegereltern). Ich bin nervös, bevor ich jemanden treffe, egal wen. Wenn Handwerker kommen, möchte ich nicht alleine zu Hause sein und dem Postboten mach ich nur im Notfall auf. Einkaufen hab ich, gerade in überfüllten Läden, schon vor Corona gehasst. Andererseits, und das passt gar nicht, geh ich aber gern auf Konzerte und ins Stadion...

    Ich bin auch sehr lärmempfindlich. Das geht von lauter Musik im Auto bis zu den im Nachbargarten lärmenden Nachbarn.

    Da finde ich mich so wieder. Diese Lärmempfindlichkeit macht mich wirklich mürbe. Das Schnarchen des Nachbarn unter mir, das Telefonieren und Fernseher der Nachbarn neben mir, das laute Lachen der Nachbarn im Garten bis 23 Uhr. Die Vögel, die wie Wecken klingen morgens um 4. Das Schlimmste sind Tauben. Die machen mich fertig. Ich bekomme da Bauchschmerzen sobald die anfangen. Und als Reaktion von Leuten kommt immer nur "Du stellst Dich zu sehr an."


    Ich kann auch nicht abschalten. War letztens mit Freunden am Strand und abends konnte ich sämtliche Gespräche der vier Gruppen wiedergeben, die um uns rum saßen, obwohl ich auch gelesen und mich mit meinem Freunden unterhalten haben. Meine Freunde haben gesagt, sie haben von all dem überhaupt nichts mit bekommen, ich weiß einfach nicht, wie man das einfach ausblenden kann? Ich hab auch noch keine Ohrstöpsel gefunden die da irgendwie helfen. Es prasselt immer laut von draußen rein wenn ich Ruhe will.

    Und was hilft mir da eine Diagnose, eine Krankenkasse wird mir schlecht einen einsamen Bungalow bezahlen...


    Zu Konzerten und ins Stadion geh ich übrigens auch gerne, wahrscheinlich weil man das bewusst macht und es zeitlich begrenzt ist und man eben (fast) nur das erfährt was man auch will, da wird der Rest wirklich mal ausgeblendet...

  • hochsensibel wurde bei mir auch diagnostiziert. Da gibt es wirklich viele Bücher zu. Die helfen können. Ich suche mal welche raus

  • Stell dich nicht so an.

    Nimm das doch nicht persönlich.

    Du kannst gar nicht lieben.

    Das bildest Du dir ein.

    Du machst dir was vor.

    Worüber Du dir immer so Gedanken machst.

    Mach dir das Leben doch nicht selber so schwer.

    Deine Wahrnehmung ist gestört.

    ...


    Das könnte ich wahrscheinlich unendlich weiter ausführen.

    Ich nahm das leider 50 Jahre ernst. Dann erkannte ich endlich durch eine Begegnung mit einem Gleichen, nein.


    Ich habe mir nichts eingebildet.

    Es war tatsächlich öfter persönlich gemeint, als sie meinten.

    Sie waren nicht in der Lage, zu sehen oder fühlen was ich sah oder fühlte.

    Die Wahrnehmung ist nicht gestört, nur anders. Ich nehme Dinge anders wahr und ich nehme andere Dinge wahr, schon immer. Mein Gehirn tut das einfach. Und das wichtigste, ich habe das nie bekämpft oder unterdrückt. Ich habe das zugelassen, weil es sich nach "ICH" anfühlte.


    Ich musste über den Ratio lernen, warum andere Dinge tun. Ich musste mich immer mit ihren Motiven auseinandersetzen, um folgen zu können, um kommunizieren zu können, um "mit leben zu können". Das habe ich von Beginn meines Lebens getan.

    Die anderen haben sich diese Mühe nie gemacht, sie waren ja die "Normalen", sie hatten keine Notwendigkeit.


    Ich musste mir Strategien überlegen, um nicht irre zu werden.

    Die anderen haben mich dafür in den Boden getreten und meine Erklärungen, warum ich die Dinge tue, wie ich sie tue und nicht so tue, wie sie sie tun mit obigen Bemerkungen bedacht.

    Einfach weg gewischt. Irrelevant. Ich sollte auf ihre Art glücklich werden, normal eben.

    Heute, mit viel Abstand zu Menschen dieser Art, geht es mir gut. Ich bin hier gern allein mit mir. Kein Stress mehr, Freiheit.


    Im Senegal habe ich einen Mann, der meiner Person mehr Respekt entgegenbringt, als es hier vorher einer getan hat.

    Wohl, weil er auch von meiner Sorte ist.


    Und dort bin ich nie allein und ertrage das erstaunlicherweise.

    Lärm, viele Menschen, es stört mich nicht.

    Und wird es doch mal zu viel, ich beherrsche den inneren Rückzug und keiner dort beschwert sich darüber. Anders, als ich es hier erlebt hab. Sie verstehen es nicht, sie reden sicher darüber, aber sie lassen mich, wie ich bin.


    Ein großer Vorteil, zugegeben, mein Verständnis ihrer Sprache ist viel zu gering ausgeprägt. Ich versteh zu wenig, als dass es mich nerven könnte.


    Und mein Mann ist froh darüber, dass ich "das dumme Zeug", das seine Leute so erzählen nicht verstehe.


    Hier hab ich es mit Kommunikation versucht und bin gescheitert. Die Sprache war gleich, das Denken leider zu verschieden. Keine Verständigung möglich.


    Dort, keine gleiche Sprache, man verhält sich einfach. Einfacher.


    Meine Mutter erinnert sich nicht mal mehr daran, dass ich als Kind sehr viel weinte und mein zweiter Name Heulsuse war. Meine Geschwister haben damit gern gespielt. Keiner fragte, warum ich das tu. Ich war eben entweder das Sensibelchen oder die verwöhnte Jüngste.


    Keiner sah die Überforderung durch die Umgebung, totale Reizüberflutung.


    Freiwillig bin ich nach der Schule noch recht lange für zwei Stunden dem Mittagsschlafen nachgegangen, während draußen der Lärm spielender Kinder tobte. Ich war platt von all den vielen Eindrücken.

  • Ich hatte heute einen schönen Abend. Es war herrlich mit den alten Kumpels im Biergarten unserer Kneipe gesessen zu haben dazu lecker sambalschnitzel und doch drei weizen. Wir haben Spaß gehabt und mehr geklönt als fusi geschaut. Das war eigentlich der Plan, ist super aufgegangen. Tut gut

    Stark Waldi! Gut, dass der Rudi keine Zeit hatte, sonst wäre das bestimmt leicht eskaliert. ;)