• seltsam, in meinen Gedanken kam Jones gar nicht vor. Wo habe ich da was geschrieben? Ich erinner mich, auf Locke reagiert zu haben. Vielleicht unsensensibel, aber er ist ja auch bei mir immer überzeugt davon, dass ich sein Angehen schon verstehe bzw. verkünden kann.


    🤔

  • Zum Thema:


    Ich wurde gestern nach 7 Wochen (hatte eine Woche Verlängerung bekommen) aus der Tagesklinik am Welfenplatz entlassen.


    Ich kann jedem, der auch nur ansatzweise mit diesen Scheiß Depressionen zu tun hat, dazu raten, so eine Möglichkeit zumindest auszuprobieren. Mir hat es zumindest privat sehr geholfen. Ich bin eh ein Fan davon, Sachen bildlich zu erklären, daher fand ich das Akku-Modell bei mir sehr passend, noch passender als das Fass, das ständig voll ist. Ich hab dabei zwischen zwei Akkus unterschieden, dem Privat-Akku und der Arbeits-Akku. Der Arbeits-Akku war Anfang des Jahres leer und hat sich dann schnell und kräftig beim Privat-Akku bedient. Anfang Februar, als ich dann die Reißleine gezogen hab und zum Arzt bin, war der Arbeits-Akku leer und der Privat-Akku vielleicht noch bei 5%. Als es dann Anfang Mai in der Klinik losging, hatte ich den Privat-Akku wohl wieder auf 20% geladen, Arbeits-Akku war bei 5% und reichte nur zum Mails verschicken und zwei kurze Vorstellungsgespräche.


    Nun, am Ende der Klinik bin ich noch lange nicht wieder bei 100%. Privat würde ich den Akku bei 60-70% einordnen, Arbeit sind vielleicht 15%. Und da liegt die Sorge, das der ganz schnell wieder leer ist und sich beim anderen bedient. Daher hat mich meine Hausärztin erstmal weiterhin aus den Verkehr gezogen. Denn beim Hauptproblem, meinem aktuellen Arbeitsplatz, konnte mir die Klinik natürlich nicht helfen. Ich bin nun aber privat wieder einigermaßen gestärkt, so das Frau und Kinder wieder fast normal mit mir umgehen können, ich kam wieder gut gelaunt nach Hause, ich hatte wieder Freude am Zeit mit denen verbringen, wollte mich nicht mehr alleine einigeln. Ich bin wieder stressressistenter, meine Nerven liegen nicht mehr blank, ich bin achtsamer geworden.


    An Tag 1 der Klinik dachte ich noch "Oh Gott, Gruppentherapie... und was die hier alle so von sich Preis geben". An Tag 2 saß ich dann selbst schon da und erzählte mir noch fremden Leuten Dinge, mit denen ich ausser mit meiner Frau noch mit niemanden beredet hatte. Und nun bin ich nun also gestern entlassen worden und werde vor allem diese ganzen Gruppensachen vermissen... die Mittagsrunde, die Abschlussrunde, spaßige Sachen wie Wikinger-Schach oder einfach mal ne Stunde Musik hören, Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen, etc. ... die Einzelgespräche, die ich vorab so herbeigesehnt hatte, werden mir aktuell am wenigsten fehlen. Aber auch diese haben geholfen. Bei anderen anderen wohl mehr als bei mir, aber sie waren definitiv nicht nutzlos.


    Vor mir sind ja schon 7 andere Mitpatienten nach und nach entlassen worden und ALLE haben nur gute Worte für die Tagesklinik empfunden. Bei manchen war sogar eine deutliche, positive Veränderung nach der gemeinsamen Zeit zu bemerken. Auch die Leute, die nach mir anfingen und mich nun gestern verabschiedet haben, werden alle etwas sinnvolles und wichtiges für sich selbst mitnehmen, das hab ich jetzt schon gemerkt.


    In den 7 Wochen hatte ich nun zuletzt nur eine Mitpatientin, die das alles nicht so annehmen wollte, nun zwei Tage gefehlt hat und die wohl keinen Nutzen aus der Klinik ziehen wird, schade.


    Aber auch, wenn ich wie einige andere nicht wegen Selbstwertproblemen da war, so wurde ich auch in diesem Bereich gestärkt. Aber mir hat wohl gerade dieses Gruppengefühl gut getan, dazu natürlich nun auch, das man diese Krankheit ein klein wenig besser versteht, achtsamer ist, sich und seine Gefühle mehr hinterfragt und noch mehr auf sich selbst achtet. Nur von PMR werde ich weiterhin kein Fan :D alle anderen finden das soooo toll, ich nicht.


    Wenn ihr alle anderen, die leider von dieser Scheiße betroffen sein, hier darüber schreibt, mit jemanden darüber redet, zum Arzt geht, etc... dann habt ihr schon einen wahnsinnig wichtigen Schritt für euch selbst gemacht. Bleibt dran, gebt nicht auf. Das Leben ist es wert und ihr seid es wert, das ihr wieder lebt, die schönen Dinge genießt. Es ist nicht einfach aber es lohnt sich!

  • Schön, dass Du gute Erfahrungen mit der Tagesklinik gemacht hast!


    Was ich zudem bekräftigen will, ist, dass Du hier auch rechtzeitig die Reissleine gezogen hast. Bei mir war es so, dass es viele Jahre immer irgendwie gut gegangen ist -- bis es dann eben nicht mehr gut gegangen ist. Den Zusammenbruch, den ich dann hatte, wünsche ich niemandem.


    Lieber rechtzeitig krank schreiben lassen und die Auszeit akzeptieren. Der erste Schritt zur Besserung ist, zu erkennen, dass es nicht mehr geht und entsprechend zu handeln. Auch wenn es auch dann noch ein langer Weg ist.

  • D2K, sehr schön, dass du so viel aus dem Aufenthalt mitnehmen kannst. Heb' dir den Ordner auf, der kann manchmal positive Gefühle zurückholen.

    Die Situation mit deinem Arbeitgeber wird auch besser, da bin ich mir sicher (auch wenn ich nicht weiß wann). Vielleicht wird es ja ein anderer AG.

    Toi Toi Toi

  • Gab es hier jemanden, der als Alternative zu einer Tagesklinik mal was von einer Art Reha geschrieben hat? Irgendwie meine ich, dass ich hier mal was gelesen habe, kann aber auch sein, dass ich mich täusche.

  • Es gibt zwei Arten von Reha: Die eigentliche Reha, die von der zuständigen gesetzlichen Rentenversicherung bezahlt wird (ich schreibe hier nur mein Verständnis runter. Alle Angaben ohne Gewähr, Korrekturen willkommen) und die "akut-stationäre Unterbringung", die, meine ich, idR von der Krankenkasse bezahlt wird.


    Ersteres gilt technisch als "Vorsorgemaßnahme" zu Sicherung der langfristigen Arbeitsfähigkeit. Das ist das, was eigentlich unter "Reha" bekannt ist. Es gibt hier von Antragstellung einen Vorlauf von einigen Wochen. Tatsächlich ist diese Reha nicht so auf Vorsorge ausgerichtet, wie man annehmen könnte, sie kommt z.B. auch bei längeren Krankschreibungen (Monate) gerne zum Einsatz, die Krankenkassen wollen dann oft, dass man an sowas teilnimmt.


    Die "akut-stationäre Unterbringung" (das musste ich googeln, ich kenn das nur als "Akut-Reha") ist meinem Verständnis nach nicht dasselbe wie sich oder jemand anders akut in die Psychiatrie einzuliefern, sie ist quasi ein Zwischending zwischen Reha und Psychiatrieaufenthalt wegen einer akuten Krisenlage. Diese Maßnahme wird dann von der Krankenkasse genehmigt und bezahlt, meine ich. Sie findet normalerweise auch in Reha-Kliniken statt, und dort bin ich damit in Kontakt gekommen, dass es nämlich zwei Arten von Patienten gab: "Normale" Reha und akut. Akut-Patienten warten auf diese Maßnahme nicht so lange, wie auf die andere. Dafür gibt es im Reha-Betrieb in der Regel stärkere Einschränkungen und stärkere Kontrollen. (In meiner letzten Reha mussten die Akut-Patienten z.B. immer als Gruppe Essen gehen.)


    Wie genau das Verfahren für die Akut läuft, da fehlt mir die Erfahrung. Was die klassische Reha angeht, ist das Stellen des Antrags durch einen Facharzt (Psychiater) extrem sinnvoll. Meistens geht es dann im ersten Anlauf durch, wohingegen Anträge von Hausärzten nach meinem Informationsstand oft erstmal abgelehnt werden, in dem Fall sollte man es nochmal versuchen.


    Ich hatte zwei Rehas. Die erste hat mir sehr geholfen, sie war für mich ein absoluter Wendepunkt, der mir geholfen hat, ein Verhältnis zu meiner Depression zu kriegen und mir Mittel an die Hand gegeben, daran zu arbeiten. Das war allerdings auch 2011. Die zweite Reha war, muss ich sagen, ziemlich schlecht. Der Unterschied hängt mit unterschiedlichen Häusern zusammen (man kann durchaus einen Vorschlag machen, wo man hin will und es kommt vor, dass das klappt), aber ich fürchte auch damit, dass das Gesundheitssystem unter mehr Kostendruck ist, was sich direkt auf die Qualität und Stimmung in einigen Häusern (zumindest) auswirkt.


    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu unübersichtlich geworden. Fragen gerne auch per PN, falls das hier zu öffentlich ist.


    Aufgrund der Wichtigkeit meiner ersten Reha empfehle ich das grundsätzlich jedem Depressionspatient. Man muss auch nicht akut krankgeschrieben sein, um eine Vorsorge-Reha zu beantragen.

  • Ich war mal 10 Wochen in naja Reha war es nicht in einer Klinik. Kannst gerne fragen wenn du magst. War im berghaus in Rinteln

  • Es gibt im Bereich der psychischen Erkrankungen die psychosomatische Reha, die im Allgemeinen über den zuständigen Rentenversicherungsträger finanziert wird. Dazu muss gemeinsam mit einem behandelnden Arzt ein Rehaantrag bei der Rentenversicherung gestellt werden, der ggf. auch abgelehnt wird. Die Bearbeitung dauert meist einige Wochen, dann kommt noch eine unterschiedlich lange Wartezeit bis zur Aufnahme. Es gibt stationäre und teilstationäre Reha (= Tagesklinik).


    Ziel einer Reha ist grob eine Einschätzung der qualitativen und quantitativen Leistungsfähigkeit, um mit entsprechenden Maßnahmen dafür zu sorgen, dass jemand möglichst bis zur Altersrente den Lebensunterhalt selbst verdienen kann und nicht vorzeitig berentet werden muss. Die Dauer des Aufenthaltes ist durch die Rentenversicherung von vonherein klar vorgegeben mit einer gewissen Verlängerungsmöglichkeit um meist zwei Wochen.


    Dann gibt es den psychosomatischen Akutbereich. "Akut" dient eigentlich nur zur Unterscheidung der Bereiche Reha (Kostenträger = Rentenversicherung) und Akut (Kostenträger = Krankenkasse). Im psychosomatischen Akutbereich gibt es ebenfalls stationäre und teilstationäre (= Tagesklinik) Behandlungen. Ein Antrag beim Kostenträger ist nur bei Privatpatienten nötig, für gesetzlich Versicherte reicht eine normale Krankenhauseinweisung des Hausarztes oder Psychiaters, da muss nichts genehmigt werden. Mit der Einweisung (oder auch schon vorher) kann man sich an eine entsprechende Klinik wenden und nach dem dortigen Aufnahmeprocedere erkundigen. Meist gibt es ein Vorgespräch und eine gewisse Wartezeit.


    Ziel einer solchen Behandlung ist die Heilung bzw Stabilisierung und Besserung der Erkrankung. Die berufliche Seite spielt eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Reha. Die Aufenthaltsdauer richtet sich nach der medizinischen Notwendigkeit und liegt im Bereich von Wochen bis wenigen Monaten.


    Zum Akutbereich mit dem Kostenträger Krankenkasse gehört außerdem die Psychiatrie. Hier gibt es einige Überschneidungen mit der Psychosomatik (die z.B. keine Suchterkrankungen, keine suizidgefährdeten Patienten, sehr schweren Depressionen oder Psychosen behandelt). Es gibt auch viele gemischte psychiatrisch-psychosomatische Abteilungen, es gibt stationäre Psychiatrie oder Tagesklinik, aber keine Reha. Dafür ist bei schweren Erkrankungen eine sofortige, kurzfristige oder sogar notfallmäßige Aufnahme möglich, die Zuständigkeit richtet sich dann nach dem Wohnort (sog. Sektorversorgung). Eine geplante Aufnahme in eine psychiatrische Klinik läuft ähnlich wie in der Akutpsychosomatik mit Krankenhauseinweisung, Vorgespräch und Wartezeit.


    Ziel ist die Heilung bzw Stabilisierung und Besserung der Erkrankung. Die Aufenthaltsdauer richtet sich nach der medizinischen Notwendigkeit im Bereich von Wochen bis Monaten.


    Die Bettenzahl in Akutkliniken (Psychiatrie oder Psychosomatik) wird vom Land vorgegeben bzw genehmigt, dazu gibt es eine jährlich aktualisierte Bedarfsplanung des jeweiligen Bundeslandes. Mehr Behandlungen als es offizielle Kapazität gibt, werden von den Krankenkassen nicht bezahlt. Bei der Reha steuert die Rentenversicherung über das Genehmigungsverfahren selbst die Zahl der Behandlungen. Und es gibt natürlich noch Privatkliniken für Selbstzahler und Privatpatienten.

  • Dafür liebe ich das Forum. Es gibt immer jemanden, der einem Tipps geben kann. :herz:


    mabuse : Das ist klar. Die Person möchte das.


    Es geht um meine Freundin. Wir arbeiten auch im gleichen "Unternehmen". Sie ist seit Ende April krank geschrieben. Vorläufige Diagnose einer Psychotherapeutin Panikstörungen (oder so ähnlich). Sie hat immer wieder Panikattacken.

    Habe letze Woche lange mit ihr gesprochen. Sie hat eine Supervisorin (von der Arbeit "gestellt") und eine Therapeutin, bei der es aber nicht so viele Termine gibt...nächste Woche einen Termin bei einem Psychiater, der auch nochmal eine Diagnose stellen soll.

    Bei Tageskliniken hat sie schon ein bisschen recherchiert, alle mega lange Wartezeiten...daher dachte ich an die Alternative Reha. Scheint aber auch dort lange Wartezeiten zu geben.


    Ich denke, ihr würde es gut tun, irgendwo eine längere Zeit zu sein, um dort zu lernen mit diesem Attacken umzugehen.

  • Wie wäre es mit einer Selbsthilfegruppe?

    Sicherlich kein vollwertiger Ersatz, aber schaden wird das sicherlich nicht...

  • Ja, auch eine Idee.


    Irgendwie hab ich aus den letzten Beiträgen noch nicht ganz verstanden, was der Unterschied zwischen "Akut Reha" und einem stationären Aufenthalt ist.

  • Eigentlich hatte ich versucht, das oben darzulegen. Also was es in der Praxis bedeutet. (Es bedeutet in erster Linie: An eine Akut kommt man schneller, es ist aber reglementierter. Dauer habe ich übrigens vergessen: Eine normale Reha ist idR auf 6 Wochen angelegt, bei Akut scheint das meinem Eindruck nach so zu sein, dass es von der Verbesserung abhängt. Einige waren kürzer da, andere viel länger.)


    Ich würde in beschriebenen Fall empfehlen, tatsächlich eine normale Reha zu beantragen. Ja, da sind Wartezeiten, aber oft geht ein halbes Jahr dann schneller, als man denkt. Ich würde mir von der Reha folgendes erhoffen:


    - Auszeit vom Stress, in der man von allen Alltagspflichten befreit ist und sich auf sich konzentrieren kann

    - Kennenlernen anderer mit ähnlichen Problemlagen

    - Edukation, d.h. Aufklärung über das Krankheitsbild und Umgangsweisen

    - Im Idealfall: Bringt auch die Therapie dort was. (Stark abhängig vom Therapeuten).


    Am Wichtigsten finde ich aber, dass ein Termin mit einem Psychiater ansteht. Der sollte sie weitergehend beraten können.

  • Danke für die weitere Erklärung. Langsam wird es ein bisschen klarer.

    Hoffe auch, dass der Psychiater da nächste Woche gut beraten kann.