• Hab heute meine erste Tablette (75 mg) genommen und die hat mich evtl. ziemlich umgehauen. Erstmal 3 Stunden gepennt und jetzt gehts mir seit 5 Std. ungefähr wie bei einem grippalen Infekt. Total schlapp auf den Beinen, alles tut weh, Arme und Beine sind schwer, ich stehe leicht neben mir. Wenns mir morgen genauso geht, werd ich das wohl erstmal lassen. Hab ja Mittwoch eh den nächsten Arzttermin. Mit diesen Nebenwirkungen hab ich aber definitiv nicht gerechnet.

  • denyo, alles gute für dich !


    zu deinen kritischen worten über tavor: um es mal sarkastisch zu sagen: das problem ist, dass es so grandios gut wirkt.

    und es ist ja auch ein segen , wenn es als notfallmedikament bei schweren angstzuständen oder völlig dekompensierten und verzweifelten menschen eingesetzt wird , um wirksam entlastung zu schaffen. so wie es bei mir zunächst der fall war. die andere seite der medaille ist die abhängigkeitsgefahr, ich kämpfe nun seit knapp 14 Jahren mit der sucht. deshalb ist deine kritische sicht darauf natürlich sehr vernünftig.


    ich hoffe, dass du dich stabilisierst und bessere zeiten kommmen.:)

  • Ich möchte hier jedem, der sich hier öffnet oder zu dem Thema beiträgt, herzlich danken!

    Es bringt Einblicke in diese für nicht-(direkt-)betroffene diffuse und manchmal unerklärliche Krankheit.


    Dieser Thread ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten dieses Forums. Ich fände es schade, wenn ich in dem Sinne nicht mehr teilhaben dürfte - nicht aus Voyeurismus - sondern um den Versuch des Begreifen Könnens. Ich verstünde das - nur fände ich das (für mich persönlich) sehr schade.


    Thx

  • Ich habe die Diskussion um den geschützten Bereich ja wieder angestoßen, deswegen möchte ich noch kurz etwas dazu schreiben:

    Die "Nur-Interessierten" haben doch die Möglichkeit, sich einzuloggen und zu lesen/schreiben. Da wird doch niemand ausgeschlossen. Aber es wäre halt nicht für die ganze Welt einsehbar.

    Ob dort dann andere Themen angesprochen werden? Kann sein, bzw. sogar gut möglich. Aber muss das gleich nach hinten losgehen? Ich verfolge den Faden seit dem ersten Post. Ernsthafte Sorgen habe ich mir noch nie gemacht. Bisher fand ich den Umgang sehr rücksichtsvoll und aufmerksam. Aufmerksam im Sinne von "Das übersteigt die Unterstützung durch uns. Hole dir bitte externe Hilfe/Rat." Daher befürchte ich keine negativen Auswirkungen. Vielleicht wird der Austausch eher angeregt. Wäre ja auch möglich.

    Andererseits hat auch die öffentliche Diskussion einen großen Vorteil. "Nur-Leser" (nicht registrierte also) bekommen Informationen zu dem Thema Depressionen (und ich meine jetzt nicht die user-bezogenen Infos). Dies könnte sich auf den Umgang mit Depressionen positiv auswirken. Vielleicht erkennt die Person, dass im eigenen Umfeld betroffene sind und reagiert entsprechend einfühlsamer. Oder die Person erkennt, dass sie selbst betroffen ist und wird bestärkt, sich helfen zu lassen. Oder die Person erkennt, dass Fußball die schönste Nebensache der Welt ist, aber eben nur eine Nebensache.

    Ich möchte die Diskussion um einen nicht-öffentlichen Bereich aber auch nicht in diesem Faden ausufern lassen. Inhalte zum Thema Depressionen selbst sind hier sinnvoller aufgehoben. Und mein Seelenheil ;) hängt nicht davon ab.

  • Ah, das mit dem geschützten Bereich hatte ich als Unterforum aufgefasst, dass nur bestimmten Forenbenutzern und nicht allen zugänglich ist. So wäre das tatsächlich ein guter Mittelweg.

  • Heftig. Unter anderem genau das, nämlich diese Abhängigkeit, meinte ich. Das Zeug (was natürlich ein Segen sein kann, keine Frage) wird so schnell und so häufig verschrieben und birgt so ein enormes Suchtpotenzial :(


    Drücke dir die Daumen, dass dein Kampf bald erfolgreich sein wird.

  • Nehme ich nun schon seit Jahren.

    Komme da sehr gut mit klar.

    Nebenwirkungen habe ich bisher noch nie gehabt.

  • Ich nehme den Beitrag hier mal beispielhaft.


    Danke, dass man sich hier so "öffnen" darf. Das hilft sehr.

    Danke für dieses Forum.

  • Ich bin jetzt 6 Monate zuhause. Seit dem 18.09.2020.


    Nach 6 Monaten Homeoffice (seit Mitte März) mit ziemlich wenig Zeit im Büro (2x die Woche für ein paar Stunden, um Post zu checken) sollte ich wieder Vollzeit ins Büro, weil so viel anliegen würde, und meine Anwesenheit wäre auch vonnöten. Das ging mir in der Tat auch so, dachte ich. Ich habe gemerkt, dass ich zuhause auch fahriger und unkonzentrierter wurde. Wir haben monatelang alles rund um die Kinder organisiert, haben es alles hinbekommen, irgendwie. Wir haben funktioniert, wir haben vieles spontan regeln müssen. Aber es hat mir gefehlt, mein normaler Tagesablauf im Büro, dachte ich.


    Als ich dann wieder da war, wurde es von Tag zu Tag schlimmer. Ich merkte, es geht überhaupt nichts, ich wurde immer stiller, habe teilweise nur noch reglos vorm Bildschirm gesessen. Ich kam mit den Abläufen nicht mehr klar, mit dem ganzen drumherum. Hab dann an einem Donnerstagnachmittag, der richtig mies lief, gedacht, dass ich morgen noch Homeoffice mache, und gehe zum Arzt und lass mich mal 2 Wochen aus dem Verkehr ziehen. Und dann bekam ich eine Art Blackout beim Einkaufen nach Feierabend. Bin ziellos durch den Laden gelaufen und stand plötzlich mit dem leeren Wagen an der Kasse. Ich habe mich erstmal da auf eine Bierzeltgarnitur von der Oktoberfest Deko setzen müssen und angefangen zu weinen. Habe es dann aber doch noch geschafft mich aufzuraffen, und den Rest zu erledigen. Zuhause dann habe ich bei einer Kollegin angerufen und ihr das gesagt, dass ich erstmal raus bin.


    Am nächsten Morgen hatte ich das Glück in meiner Hausarztpraxis einen Termin bei einer Ärztin zu bekommen, deren Fachgebiet Psychosomatik ist. Das Gespräch war brutal, grad weil ich auch das erste Mal in meinem Leben gefragt wurde, ob ich schon einmal Suizidgedanken hatte. Das hat mich völlig perplex gemacht, und natürlich habe ich das verneint. Gab also erstmal 2 Wochen Krankschreibung und die Empfehlung, eine Gesprächstherapie anzufangen, und wegen des „Black Outs“ nochmal bei einem Neurologen vorstellig zu werden, um eine eventuelle körperliche Ursache auszuschließen.


    Habe mir dann übers Wochenende ein paar Psychotherapiepraxen rausgesucht, und hatte gleich bei der zweiten Glück. Da gab es eine Therapeutin, die freie Kapazitäten hatte. Und bei ihr bin ich auch jetzt noch. Wirklich Glück gehabt.


    Im Laufe der ersten Woche ging es mir dann aber immer schlechter, ich wurde immer trauriger, hab schlechter geschlafen, und dann bekam ich Freitag Mittag einen Anruf von meiner Hausbank. Wir mussten vor ca. 1 ½ Jahren ziemlich viel in unser gekauftes Haus investieren, was so nicht geplant war, und das hat uns finanziell ziemlich reingeritten. Und dann sagte mir die Bank, dass alles am Limit ist, und dringend geregelt werden muss. Das hat mich dann vollends aus der Bahn geworfen. Ich musste dann nachmittags noch einkaufen und da hat es mich dann erwischt mit der ersten Panikattacke meines Lebens. Stand an der Kasse und wollte nur noch weg. Habe innerlich gezittert und mir war schweißnass. Habe nur die Sachen schnell gepackt, bezahlt (was zum Glück noch ging) und dann ins Auto. Ein paar Minuten oder so durchgeatmet, dann nach Hause. Auf dem Weg dann habe ich völlig unkontrolliert angefangen zu weinen. Habe es aber noch nach Hause geschafft, bin dann nur rein und habe mich aufs Sofa gelegt und konnte nicht mehr aufhören. Irgendwann hat mich dann mein Großer gefunden und dann laut gerufen: „Mama, Papa liegt auf dem Sofa und weint ganz doll.“


    Da wusste ich irgendwie, dass es wohl nicht mit 2 Wochen getan ist. Und danach hatte ich diese Panikattacken fast täglich, und völlig willkürlich.


    Der Besuch bei der Neurologin dann war ziemlich ernüchternd. Beim EEG gab es Unregelmäßigkeiten, und es bestand der Verdacht auf Epilepsie. Bei einem weiteren EEG 2 Wochen später war es immer noch sehr undeutlich, und mir wurde empfohlen, mich in Bielefeld im Epilepsie Zentrum vorzustellen.


    Das habe ich dann Ende November gemacht. Diese Ungewissheit war natürlich total kräftezehrend und ich war auch mit meiner Kraft am Ende. Aber irgendwie war ich jetzt auch noch im Modus funktionieren zu müssen. Hatte viele verschiedene Arzttermine, immer war irgendwas. Ich kam auch nicht wirklich zur Ruhe. In Bielefeld hatte ich erneut ein EEG und wieder war das Ergebnis nicht eindeutig. Also sollte ich stationär aufgenommen und einmal komplett durchgecheckt werden. Ich sag euch, ein 42 Stunden Langzeit EEG mit Elektroden am Kopf und Bewegungsfreiheit zwischen Bett-Tisch-Toilette und ständiger Kameraüberwachung, ist alles andere als entspannend. Aber zum Glück war die Diagnose dann positiv, ich hatte keine Epilepsie. Ich musste also nur an einer Front kämpfen. Diese Erleichterung darüber hat ziemlich genau eine Woche gehalten und dann ist alles das hervorgekommen, was die Wochen zuvor durch die bange Erwartung, ob Epilepsie oder nicht in den Hintergrund getreten ist. Die Depression hat voll zugeschlagen, und ich habe sämtlichen Antrieb und Freude verloren. Das ging dann sogar so weit, dass ich nach einem Besuch bei meiner Mutter so fertig war, dass ich zu einem Teich gefahren bin, und gedacht habe: Ob mich wohl jemand vermissen würde, wenn ich jetzt abhaue, oder hier rein springe.“ Letzteres habe ich gleich wieder verworfen, weil ich ja schwimmen kann, und außerdem ist das Wasser ja viel zu kalt.


    Am nächsten Tag hatte ich dann zum Glück einen Termin bei meiner Ärztin, und wenn ich bei ihr auch nur einen Funken Erleichterung über die Suizidgedanken gezeigt hätte, sie hätte mich sofort eingewiesen. Und ja, Zeit für Medikamente, die wir bisher noch nicht wirklich in Betracht gezogen haben, weil ich trotz meiner Panikattacken doch recht stabil wirkte…


    Über Weihnachten kamen bei einem Spaziergang am Kanal wieder die Gedanken auf und ich war dann wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen.


    Dass ich es trotzdem geschafft habe, mich um einen Reha-Platz in einer psychosomatischen Klinik zu kümmern, wundert mich irgendwie immer noch. Da war ich dann ab Mitte Januar für mehrere Wochen.


    Einerseits wollte ich so unglaublich gerne allein sein, weg von allem, keine Verantwortung übernehmen, gleichzeitig aber hatte ich auch eine Scheiß Angst davor. Und da war der Aufenthalt in Waren auch ein guter Test. Die erste Woche war grauenhaft. Ich hab meine Familie so sehr vermisst, dass es richtig weh getan hat. War aber auch eine Art Aha-Erlebnis. Danach ging es dann, auch weil die Gespräche gut getan haben. Und als ich gerade soweit war, dass ich mich so runtergefahren habe, dass ich es geschafft habe, die ersten Schlüssel in meinem Kopf zaghaft in die richtige Richtung zu drehen, bäm. Eine Therapiesitzung, grad mal ein paar Augenblicke haben ausgereicht, um mich zu zerstören, und die Ursache und Auslöser und alles sichtbar gemacht haben. Das hat mich so getroffen und zerstört, dass ich seitdem bis auf wenige Ausnahmen wieder so fühlte wie um Weihnachten rum, nur dass der Felsbrocken noch riesiger war, und dieser Brocken hat es nicht zugelassen, dass man auch nur ein kleines bisschen von ihm entfernt.


    Was war passiert? Wir sollten in einer Therapie spielerisch etwas weitergeben und der andere konnte entscheiden ob er das annimmt oder nicht. Das hat sich dann so verselbstständigt, dass ich jede Ablehnung persönlich genommen habe, und dann reichte ein Satz vom Therapeuten aus, und ich wusste, was es ist. Das war ein Nein, eine Ablehnung zu viel. „Olli, du bist nicht gut genug.“ Das alles hat mich schon so viele Jahre in so vielen Situationen begleitet, aber noch nie ist mir das so bewusst geworden und das hat mir halt diesen Schlag versetzt.


    Und daran arbeite ich gerade, dass ich das wieder hinbekomme. Mit Schematherapie, mit psychiatrischer Begleitung. Es wird Zeit brauchen, und momentan sind es eher 2 Schritte zurück und einer voran, aber ich habe die Zeit. Hoffentlich.

  • Puh. Dich hat es hart getroffen, Kassen-Meyer. Super verständlich geschrieben.


    Diese Frage bezüglich des Selbstmordgedanken ist übrigens ab einem gewissen Grad der Erkrankung völlig normal. Auch das gehört zu dieser Krankheit dazu. Es können sich nämlich ganz schnell Berge an schlechten Gedanken anhäufen zu dieser Zeit und dann wird man erschlagen und sieht keinen Ausweg mehr in der akuten Depression. Ist irgendwie auch verständlich.


    Diese Panikanfälle sind wirklich mies und sie kommen leider immer mal wieder. Nicht ganz so schlimm wie damals bei mir, aber es ist doch schon so, dass ich mich mich selbst immer wieder wundere, wie es mich doch wieder einholt.


    Kassen-Meyer, die richtige Therapie inkl. der medikamentösen Therapie kann und wird dir helfen, dein Leben wieder angenehm zu gestalten. Wie weit, im Bezug auf volle Arbeitsfähigkeit usw., ist erst mal nachrangig. Aber Selbstmordgedanken, das Gefühl der Ablehung...all das kannst und wirst du in den Griff bekommen!

  • puh. So ein wenig seh ich mich bei Kassen-meyer wieder. Jetzt hat es gestern unsere komplette Heizungsanlage inkl. Warmwasser zerlegt und schuld hat der heizungsinstallateur. Gerade ging es bergauf jetzt zerlegt es mich wieder.

  • Kassen-Meyer, ich kann dir keine Garantie dafür geben, aber bei mir war es in der Therapie anfänglich auch so, dass ich sehr viele "Rückschritte" erfahren musste, bis ich dann endlich auch Fortschritte erkannt habe. Das war ein langer Prozess. Halte durch!


    Chief96, auch dir alles Gute! Das ist ein Problem, dass dich unerwartet trifft, aber du hast doch bestimmt schon so viele Probleme bewältigt. Dieses schaffst du (bestimmt hast du auch Unterstützung) auch.

  • Kassen-Meyer danke für deine offenen, ehrlichen Worte.


    Ich habe jedes Wort deines Postings gelesen und bin wieder einmal schockiert, was diese Krankheit mit einem machen kann.


    Ich wünsche Dir (und allen anderen Betroffenen) alles erdenklich Gute, dass Ihr dieser Krankheit ordentlich in den Arsch treten werdet!!!!