• Heute vor 2 Jahren hatte ich meinen letzten Arbeitstag. Der Unterschied könnte nicht größer sein.


    Ich habe Energie, Pläne, bin klar in meinen Gedanken. Ab und zu meldet sich der Kopf nochmal und bremst mich, aber im Gegensatz zu früher nehme ich das an und ernst, und schiebe es nicht beiseite. Ich bin wesentlich selbstbewusster und stehe mehr für mich und meine Familie ein, weil ich weiß was ich kann.


    Ich weiß um mein Privileg als Beamter. Die finanziellen Probleme die wir hatten, waren auch ein nicht unwesentlicher Baustein, und die Absicherung zu haben, mit fortlaufender Gehaltszahlung und auch jetzt mit meiner Pension, hat mir nicht nur im übertragenen Sinne das Leben gerettet. Ich wäre sonst nicht mehr hier.


    Auch der Jackpot mit meiner Therapeutin, mit der es von der ersten Sekunde an gepasst hat, ist etwas wofür ich ewig dankbar sein werde. Wir haben jetzt noch 2 Sitzungen und dann sind wir fertig. Es ist so krass, dass dieser wöchentliche Termin, um den ich in den letzten Jahren alles drumherum geplant habe, und der mir so unheimlich wichtig war, plötzlich lästig ist. Dass ich mit meiner Zeit besseres anfangen könnte.


    Ich kann ohne Einschränkung sagen: Es geht mir gut.

  • Morgen habe ich meinen ersten Tag in der Tagesklinik. Ich empfinde seit Tagen ein enormes Stressgefühl und merke, dass mir das alles nicht leicht fallen wird, ohne genau zu wissen, was überhaupt auf mich zukommt.


    Was ich aber weiß ist, dass es unbedingt notwendig ist, etwas zu verändern. Wo auch immer die Reise dann hingeht.

  • Ich schreibe das mal hier rein, auch wenn es genauso gut in den "Was hat euch heute gefreut"-Thread passen würde:


    Habe den ersten Tag gut gemeistert. Auch wenn es "nur" ein Vorgespräch und ein PCR-Test waren und der erste volle Tag morgen ansteht, bin ich für heute froh, es geschafft zu haben und wirklich da gewesen zu sein. Mir geht schon ordentlich die Pumpe wenn ich an morgen denke. Ich habe das (bei Depressionen ja nicht untypische) Gefühl, es verlernt zu haben, mich in bestehende Gruppen zu integrieren. Morgen um 16.00 Uhr mache ich drei Kreuze.


    Und ich habe Tickets für Blink 182 nächstes Jahr in Hamburg bestellt. Da freue ich mich so unfassbar drauf!


    Es tut sehr gut zu wissen, dass hier Leute mitlesen und sich für alle unterschiedlichen Geschichten und Verläufe interessieren, wenn einem einfach mal danach ist, seine aktuelle Gefühlslage zu beschreiben. Vielen Dank dafür an jeden einzelnen! :herz:

  • Ich bin mir sicher, dass Dir die Tagesklinik extrem gut tun wird. Die Aufregung vorher ist völlig normal und jeder deiner Mitpatienten wird die auch haben. Ich wünsche dir viel Spaß!

  • Schön, dass du da warst! Einen Schritt nach dem anderen. Ich glaub, du kannst dich wunderbar in eine Gruppe integrieren. Du musst nur sein, wie du bist bist und dann läuft das. Es könnte das Problem sein, dass du denkst, das würde nicht reichen, was wiederum normal ist bei Depressionen. Ich bin gespannt, wie es läuft! Wenn dir danach ist, schreib ruhig regelmäßig hier davon. Was meinst du, wie viele das super gern lesen. Aus diversen Gründen.

  • Alles Gute stillalive. Bleib stark und weiter immer weiter. Ich drücke alle Daumen. Du packst das und helfen wird es dir auch. Alles alles gute

  • Habe den ersten vollen Tag heute gut gemeistert. Ich bin angenehm überrascht, wie sensibel alles abläuft und wie "gleich" alle Menschen in einer solchen Gruppe (10 Personen) sind, obwohl nahezu alle Altersgruppen und soziale Schichten vertreten sind.


    Das wichtigste für mich ist die Erkenntnis, dass ich morgen früh ohne Stress hinfahren werde und merke, wie ich anfangen kann mich auf die nächsten Wochen zu konzentrieren, die vor mir liegen.


    Vorwärts nach weit!

  • Vor meinem Tagesklinikaufenthalt war es die Gruppe, vor der ich "Angst" hatte, wollte lieber nur Einzelgespräche.


    Am Ende war es die Gruppe, die mir wahnsinnig gut getan hat und die mir am Ende fehlte. Die Einzelgespräche brauchte ich am Ende nicht mehr unbedingt.

  • Vor meinem Tagesklinikaufenthalt war es die Gruppe, vor der ich "Angst" hatte, wollte lieber nur Einzelgespräche.


    Am Ende war es die Gruppe, die mir wahnsinnig gut getan hat und die mir am Ende fehlte. Die Einzelgespräche brauchte ich am Ende nicht mehr unbedingt.

    Das kann ich mir gut vorstellen. Deine Gefühle im ersten Absatz sind genau die, die mich die letzten Tage dominiert haben.

  • Ich frage hier mal für einen Freund...


    ... der Freund war jetzt 8 Monate arbeitslos. Hat nun endlich wieder Arbeit gefunden, hatte am Ende sogar 2 Jobangebote. Nach langem grübeln hat er sich dann für das eine entschieden und dem anderen abgesagt. Er hat sich so auf die neue Arbeit gefreut, war so motiviert. Und nun, nachdem 4 Tage rum sind, ist er total unmotiviert. Er hat sich bei der Arbeit was total anderes vorgestellt, kann sich absolut nicht damit identifizieren, langweilte sich schon ziemlich viel, eine wirkliche Einarbeitung findet anscheinend nicht statt, es gibt keinen einigermaßen geregelten Ablauf, was ihn total nervt, Ende des Monats kommt noch ne total nervige Zusatzaufgabe dazu, von der er vorab wusste, die er aber gern in Kauf genommen hat, weil er dachte dass der Rest schon passen wird. Er ist jetzt 4 Tage in Folge ziemlich unglücklich nach Hause, sein Kopf rattert die ganze Zeit.


    Was würdet ihr diesem Freund raten? Ich würde ihm ggf dazu raten, das Gespräch mit dem Personalrat zu suchen. Da dürfte trotz Probezeit am wenigsten passieren, da ja Verschwiegenheit. Evtl. gibts ja noch eine andere Tätigkeit im Haus? Selbst kündigen kommt halt aufgrund der dann folgenden Sperrzeit nicht in Betracht. Vor Vertragsunterzeichnung hatte er sich noch woanders beworben, da finden die Gespräche aber frühestens Ende November statt, WENN mann denn überhaupt eingeladen wird.


    Ich pack meinen Beitrag aus dem Arbeits-Thread mal hier rein...


    Es ist Wochenende und mir gehts echt nicht gut. Gedanken kreisen sich nur um die neue Arbeit und wie ich da wieder rauskomme. Ich bin traurig, unzufrieden, unmotiviert, antriebslos. Ich fühle mich fast wie in dem schwarzen Loch, in dem ich Anfang 2021 steckte.


    Aber was soll ich tun? Alle, mit denen ich bisher drüber geredet habe sagen, dass ich dem neuen doch eine Chance geben soll, 4 Tage wären ja noch nix, das kann sich ja noch bessern. Aber 1. Was ist, wenn nicht? Und 2. kann ich meine Gefühlslage ja nicht wirklich beeinflussen. Stand jetzr würde ich gerne am Montag zum Arzt und mir ne Überweisung zum Psychologen holen. Wenn da nicht so viel dran hängen würde, vor allem finanziell. Und da gehts uns nach 8 Monaten Arbeitslosigkeit natürlich auch nicht so toll. Krank in den ersten 4 Wochen bedeutet auch kein Arbeitsverdienst, dann würde es Krankengeld geben?! Eine Kündigung nach nur 4 Wochen wäre mir gerade sowas von egal. Aber wie gesagt, das Geld... und wie schauts dann mit der Arbeitsagentur aus? Eigene Kündigung würde ja auf jeden Fall ne Sperrzeit bedeuten... oder? Gibt es da einen "Schutz" wenn man durch die Kündigung einer möglichen Depression vorgreift? Ich bin gerade echt verzweifelt. Gestern Abend dachte ich mir noch "geb dem ganzen doch noch ne Woche Zeit, bevor du da mit Personalrat oder so redest" ... mein Kopf macht da aktuell aber nicht mit und ich habe echt "Angst" vor Montag.


    Ich möchte doch nur wieder arbeiten, möglichst 8 Stunden am Tag beschäftigt sein und was zu tun haben, nach Feierabend auch das Gefühl haben etwas geschafft zu haben, nicht nur meine Zeit absitzen, nicht jeden Tag dran denken wie man hier schnellstmöglich wieder wegkommt. Das zieht mich so enorm runter gerade. Meine Frau und meine zwei Kinder sind wohl momentan mein einziger Halt, aber da ist halt altuell auch nur dieses "ich muss funktionieren" Gefühl.

  • Zum Thema Sperrzeit oder Kürzung.


    Ich wurde mal bei einem Discounter extrem ausgenutzt und war am Ende komplett fertig. Physisch wie psychisch. Ich habe dann selbst gekündigt und natürlich auch Angst wegen so etwas gehabt. Ich musste mich dann auch erklären und hatte dies ausführlich getan. Die Folge war, dass es eben keinerlei Konsequenzen für mich hatte.


    Es kann also etwas passieren, muss es aber nicht. Letzten Endes haben die Sachbearbeiter bei Agentur für Arbeit und beim Jobcenter ja auch einen gewissen Spielraum für eigene Entscheidungen. Und dann ist halt die Frage, an wen Du da gerätst, wie offen und ehrlich Du das rüber bringst und ob man das als Grund akzeptiert.


    Es wäre dafür aber sicherlich besser, wenn Du wenigstens noch etwas durchhalten könntest und nicht wirklich schon nach ein paar Tagen das Handtuch wirfst. Vielleicht nach 2-3 Wochen und wenn Du auch noch mal Gespräche geführt hast, um vielleicht noch etwas verändern zu können. Oder halt die Gewissheit hast, dass sich da nichts Nennenswertes ändern dürfte.


    Oder halt erst mal bei der Agentur für Arbeit anrufen, die Situation schildern und sagen, dass Du wegen der Angst vor neuen Depressionen die Reißleine ziehen willst. Besser mit Vorwarnung, als erst zu kündigen und sich dann beim Amt zu melden.

  • Was rät dir denn deine Frau?

    Sie scheint ja die Person zu sein,die dir am nähsten steht und dich wohl am besten kennt.



    Ganz aus der Ferne würde ich auch (leichtfertig?) raten, dass Du deinem neuen AG Zeit geben solltest.


    Ich drücke dir sehr die Daumen, dass du aus diesem Tief rauskommen wirst.

  • Was rät dir denn deine Frau?

    Die sagt auch "vielleicht wirds ja besser", "guck dir das erstmal weiter an" und "warte erstmal noch ne Woche ab".


    Würde ich wahrscheinlich jedem anderen auch raten, ich kann mich selbst aber gerade gar nicht damit anfreunden. Ich will auch nicht zu lange warten... wie oben erwähnt, das Gespräch mit dem Personalrat sollte da gar keine Auswirkungen haben, was negative Folgen angeht. Ist halt nur die Frage, wie ich dieses Gespräch führe. Ob ich da nur über die Arbeitssituation rede (Probezeit ist ja für beide Seiten zum abchecken und auf die Stelle habe ich mich ja nicht beworben, sie wurde mir angeboten, auch mit der Frage "ob ich mir das vorstellen könne"), oder ob ich da auch ehrlich mit dem Thema Depression reingehe. Vom letzten Jahr erzähle und von der aktuellen Sorge. Das ich aber arbeiten will! Mit das erste, was mir meine neue Chefin im Gespräch sagte war, dass Arbeit ja auch in Gewisser Weise Spaß machen soll.

  • Vorweg: Ich habe keine Expertise in Sachen Depression, darum beziehe meine Antwort bitte rein auf die Sachebene in Bezug auf den Job.


    Ich würde auch eher bei denjenigen einstimmen, die sagen, dass Du Dir das lieber noch (zumindest kurz) ansehen und ausprobieren solltest. Ich selbst hatte zu Beginn verschiedener Tätigkeiten auch oft gedacht, dass das nichts ist, aber nach kurzer Zeit stellte sich das dann doch anders dar. Und für mich persönlich hat es einen extrem großen Einfluss auf die Freude an der Arbeit, wie es so mit den Kolleginnen und Kollegen ist. Das kann auch eine weniger erfüllende Tätigkeit mehr als kompensieren (andersherum geht das in meinen Augen hingegen nicht). Daher würde ich auch ein Augenmerk darauf richten, die Kolleginnen und Kollegen noch etwas kennen zu lernen. Vielleicht kommt darüber auch der Spaß. Und auch mit der Routine (wenn die schlechte Einarbeitung dann auch keine Rolle mehr spielt).


    Wenn ich an Deiner Stelle zum jetzigen Zeitpunkt jemanden ansprechen würde, wäre es wohl eher nicht der Personalrat (was konkret erhoffst Du Dir von ihm?), sondern Deinen/Deine Vorgesetzte(n) oder ein/-en Kollegen/Kollegin, weil es ja konkret um die Arbeitsorganisation bzw. die Einarbeitung geht. Kannst Du es denn genauer beschreiben, was Dich inhaltlich stört?

    Alle, mit denen ich bisher drüber geredet habe sagen, dass ich dem neuen doch eine Chance geben soll, 4 Tage wären ja noch nix, das kann sich ja noch bessern. Aber 1. Was ist, wenn nicht?

    Die Frage ist recht einfach zu beantworten. Wenn nicht, dann kannst Du es dann ja immer noch beenden. ;) Wenn Du jetzt nach 4 Tagen aufhörst, besteht dann nicht die Gefahr, dass Du im Nachhinein doch noch damit haderst und denkst, dass Du Dir es zumindest noch kurze Zeit hättest "angucken" sollen? Wenn Du Dir selbst ein Limit wie zum Beispiel bis zum Ende des Monats setzt, wäre damit ja auch ein "Licht am Ende des Tunnels" - dann weißt Du, dass es maximal so lange geht und Du spätestes dann ja immer noch "aussteigen" kannst.

  • Ich formuliere dazu mal vorsichtig meine Gedanken. In den letzten vier Tagen hast du eine Veränderung deiner Lebenssituation erlebt, den Übergang von Erwerbslosigkeit in Berufstätigkeit. Viele Menschen werden durch Veränderung jeder Art erstmal unsicher und vorsichtiger ("ist ja alles neu"), dem einen macht das mehr zu schaffen, dem anderen weniger.

    Du kommst jetzt nach vier Tagen zur Ruhe, weil Wochenende ist, bzw du nicht arbeiten musst.

    Gepaart mit deiner Vorgeschichte, setzt jetzt ein Grübeln ein.


    Ich würde dir auch eher vorschlagen, weiterzuarbeiten und aktiv deinen Arbeitsplatz mitzugestalten. Da gibt es ja einige Möglichkeiten.

    Kontakt zu deinem behandelnden Arzt herstellen, der ja vermutlich deine Vorgeschichte kennt und mit ihm, vielleicht auch gemeinsam mit deiner Frau einen Termin vereinbaren und das zu besprechen.

    Du beschreibst ja deine Frau und deine Kinder als Halt und für einen Behandler kann es hilfreich sein, wenn eine nahestehende Person, der du vertraust, mit in die Behandlung einbezogen wird.


    Die Robert-Enke-Stiftung hat eine Beratungshotline, leider ist diese am Wochenende nicht besetzt, aber auch dort kann man sich beraten lassen, wenn einen solche Gedanken quälen wie dich gerade.


    Falls nix mehr geht, Gesundheit hat Vorrang.


    Arbeitsrechtlich kann ich da Traumheld nur recht geben. Sanktionen können erfolgen, müssen es aber nicht. Den Ermessensspielraum gibt es. Ich formuliere es mal etwas salopp: Wenn man die Spielregeln der Agentur für Arbeit einhält, Termintreue, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit stehen da ganz oben.

  • Ist halt nur die Frage, wie ich dieses Gespräch führe. Ob ich da nur über die Arbeitssituation rede (Probezeit ist ja für beide Seiten zum abchecken und auf die Stelle habe ich mich ja nicht beworben, sie wurde mir angeboten, auch mit der Frage "ob ich mir das vorstellen könne"), oder ob ich da auch ehrlich mit dem Thema Depression reingehe. Vom letzten Jahr erzähle und von der aktuellen Sorge. Das ich aber arbeiten will! Mit das erste, was mir meine neue Chefin im Gespräch sagte war, dass Arbeit ja auch in Gewisser Weise Spaß machen soll.


    Das letzte ist eine Floskel und nicht so gemeint. Bzw. kann man das nicht mit Sicherheit ernst nehmen, weil das viele Leute sagen, denen dann aber völlig egal ist, wie es Dir bei der Arbeit geht.


    Ob ein Vorgesetzter gut ist oder nicht, zeigt sich darin, wie er dann wirklich mit Krisen umgeht, also dann, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Worte und Eindrücke können täuschen. Vorschußvertrauen kann sich - leider - bitter rächen.


    Zum Gespräch mit dem Personalrat: Es sollte natürlich so sein, dass die Vertraulichkeit des Gespräches gewahrt wird. Es sollte so sein, dass der Personalrat mit psychischen Erkrankungen kompetent umgeht. Ich wäre da dennoch vorsichtig, ich denke, in der Realität kann man sich hier auf beides auch nicht verlassen.


    Deswegen schlage ich vor, folgende Gesprächsstrategie zu erwägen: Genau beschreiben, welche Umstände an der Arbeitssituation problematisch sind und warum, d.h. als aus der Luft gegriffenes Beispiel: "Ich sehe, dass hier der Arbeitsdruck umständebedingt sehr hoch ist und wir ziemlich viel Routine im Akkord abarbeiten müssen. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass ich nicht sehr gut auf Dauer mit solchen Situationen klarkomme." (Dann noch hinzufügen: Diese Dinge hast Du erst nach Einstellung erfahren, es wurde Dir ein anderes Bild vermittelt.) Ich kriege das gerade nicht plastisch gut dargestellt, aber was ich meine: Das problematische der Arbeitssituation und Deine antizipierte Reaktion genau beschreiben, aber ohne auf den Begriff "Depression" oder die ausführliche Vorgeschichte einzugehen. (Bzw. wenn man die Vorgeschichte heranzieht, konkrete Detailerfahrungen, die dicht am praktisch auftretenden Problem bleiben.)


    Man kann über psychische Erkrankungen reden, wenn das Vertrauen erstmal da ist. Ich denke aber, man sollte vorsichtig sein, weil sie de facto weiterhin stimatisiert sind. Und weil sich in vielen Einrichtungen dann doch viel schnell rumspricht.


    Dieses Vorgehen würde Dich auch dazu zwingen, möglichst präzise die Probleme in Worte zu fassen, sowohl die Probleme der Arbeitssituation als auch, was für Folgeprobleme Du bei dir psychisch befürchtest. Ich würde denken, das kann Dir auch helfen, für Dich genauer Deine Grenzen zu definieren.


    Wozu das ganze nicht führen sollte, ist, dass Du die Probleme runterspielst oder verharmlost, das bringt Dich nicht weiter. Es ist also von daher wichtig, das ganze begrifflich so gut und scharf wie möglich in den Griff zu kriegen, aber am konkreten Phänomen bleibend. Das ist nicht einfach, das ist Arbeit. Deswegen hatte ich oben vorgeschlagen, dazu ruhig mit Papier und Stift (oder Computer) zu arbeiten.


    Allgemein möchte ich anmerken, dass ich den Eindruck habe, dass Du durch Deine Erfahrungen ein Stück weit traumatisiert bist. Das wäre für mich sehr nachvollziehbar. Wie ich schon schrieb, habe ich selber verschiedene arbeitsausgelöste Depressionsschübe gehabt, und insbesondere der erste Zusammenbruch war für mich traumatisch. Das heißt aber: Es werden Ängste aktiviert, die nicht unbedingt mit der realen Situation zu tun haben.


    Ich weiß ein bisschen praktisches aber wenig theoretisches über den Umgang mit Trauma, deswegen kann ich da nichts konkretes wirklich raten. Aber meiner Erfahrung nach ist es schon sinnvoll, sich klar zu machen, dass man traumatisiert ist, weil man dann doch mehr Möglichkeiten hat, damit umzugehen.